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«Freitag dm S. April 1S20 ^»chsisch, v,U«»,it»«g Nr. 80. ««t» t tionen der Im Ruhrgebiete stehenden keil« der Reichswehr. Die B«. sprcchung. an der auch der Rei ch «wehrminister und »er Mi- Ni st er GieSbertS teilpenommen haben, besaht« sich mit »er seht gegebenen Lage und den weiterhin zu treffenden Maßnahmen. Ls ist vorgesehen, dah am Freitag die Vertreter des Ruhrgebietes mich mit den Vertretern der Gewerkschaften und der beiden sozialdemokratischen Parteien eine Aussprache haben werden. G.nkehrendc Orrwnritt km Ruhrqebket Münster, 8. April. Bis Mittwoch früh waren von Truppen de- ReichSwehrkonimandoS Münster im Ruhrrevier 21S bewaffnete Plünderer sestgenommen worden. Sie sind dem ReichS- Ivinmissar zur weiteren Verfügung überstellt. In Oberhaufen ist nach vorläufigen Schätzungen durch d.e Stadtgemeinde bei den zwei tägigen Plünderunaen durch die Noten ein Schaden von fast vier Mil lionen Mark verursacht worden. In Recklinghausen wurde gestern abend noch erbittert gekämpft. Die Entscheidung der Kämpfe dürste, der „Heiner Zeitg. zufolge, erst in den letzten Tagen der Woche fallen da die Rote Armee de» gesamten Artilleriepari — man spricht von 30 bis 45 Geschütze» — rückwärts in Sicherheit bringt. In Bochum ist der Streik der Eisenbahner beendet. Der Verkehr nach allen Richtungen ist wieder ausgenommen. Die Forderungen der Ei senbahner lind restlos erfüllt. Auch im Essener Bezirke ist der Eisen bahnverkehr wieder ausgenommen worden — Die Lebensmittel versorgung ist wieder in Gang gebracht worden, Zunächst sollen 21 Waggons Kartoffeln eintroff'n, die den am meisten geschädigten Städten zugcsührt werde». Weitere Lebensmittelzusubren stehen in Aussicht. Fast überall liegt die Leitung der städtischen Geschäfte wie der in der Hand der regulären Körperschaften. Einer Belanntmachung des DeaustragtkN der Hohen interalliierten Rheinlandskommission ge mäß müssen sich alle aus dem Ruhrgebiete kommenden Flüchtlinge, die sich im lritisch besetzten Gebiete befinden, sofort nach ihrer Ankunft bc: der Ortspolizeibehörde melden Gegen d>e Zuweisung der Eit.nbahn Raeren-Kaltenherberqe an Belgien Berlin, 8. April. Der Reichskanzler hat heute zwei Ab ordnungen ans dem Kreise Monschau und au« der Stadt A a ch e n empfangen Beide haben eindringlich auf die schweren Nachteile hink» gewiesen, die dem Kreise Monschau »nd der Stadt Aachen daraus er wachsen würden, wenn die van der deutsch-belgischen Grenzkomnüssivn beschlossene Zuweisung der Eisenbahn Raercn — Kal te »herverge a» Belgien Tatsache werden sollte. Tie Stadt Aachen verliert damit die Verbindung mit ihren: letzten Gebiet land wirtschaftlicher Erzeugnisse, der Kreis Monschau wird zur wirtschaft lichen Verkümmerung verurteilt, weil er nicht mehr in der Lage sei. seine Erzeugnisse auf dem einzig möglichen Absatzmarkt der Stadt Aachen zu verwerten. Der Reichskanzler hat den Abordnungen erwidert, daß alles getan werde um den Beschluß der Grenzkommission, mit dem diese ihre Befugnisse überschritten habe, rückgängig zu mache». Die deutsche Negierung werde die Zuweisung der Eisenbahnstrecke und des von ihr umschlossenen Gebietsteiles an Belgien niemals als z» Recht bestehend anerkennen. Aufkö^irns dnr Eirtrsshirerwehren Bult». 8 April. Der Reichsminister des Inner» hat den deut schen Landesregierungen die gestern veröffentlichte Note des Generals Rollet über die Einwohnerwehren mitgeteilt und folgendes hinzu- gesügi: Wenn auch die Ausführungen der Note, die von dem militä rischen Charakter der Einwohnerwehren spreche», zum großen Teile aas unzutreffenden Voraussetzungen leruhcn, so sieht sich die Rcichsregierung zu ihrem Bedauern doch nach Lage der Verhält nisse gezwungen,, von erneuten aussichtslosen Gegenvorstellungen ab zusehen und die Regierungen der Lander zu ersuchen, die Auslübrnng des Verlangens alsbald in die Wege zn leiten. Anderseits aber muß anerkannt werden, daß die Verhältnisse sich infolge der letzten Ereig nisse vielerorts so verschärft haben, daß eS heute mehr denn je un möglich ist, der Bevölkerung den Selbstschntz zu ver weigern. Auch wird in den Städten die Rücksicht aus die große,, vorhandenen öffentlichen Vorräte und wirtschaftlichen Werte, sowie >«f dem Lande die Sorge für die Erhaltung der Nahrnngsmittcl zu Kr Prüfung nötiaen. wio die erforderliche Sicherheit gewährleistet wer ten kann. Es wird deshalb anheimgegeben, dort wo ei» genügender Schutz durch Reichswehr, Sicherheitspolizei und andere Polizeiorqane »icht gegeben ift, gleichzeitig einen Eilatz durch eine nach den örtlichen kerbältniffen zn gestaltende anderweitig? Schutzorganisatio» zu sorge», hierbei ist genau darauf zn achten, daß jeder Anschein vermieden wird, »er aus Verletzung der in dem Schreiben de» Generals Rollet angeführ ten Bestimmungen de» Friedensvertrages schließen lasse» könnte, ins besondere ist die Bewaffnung mit Militärgewehren, bie nach dem Friedensvertrag abzuliefern find, unzulässig «nd ,S ist auf rin« andere Art der Bewaffnung Bedacht zu nehmen. Jede mili tärische Uebunq ist unter allen Umständen zu unterlassen. Aus eine erweiterte Zuziehung aus Kreisen der arbeitenden Bevölkerung wird besonders Bedacht zu nehmen fein, wo dieses bisher nicht geschehen ist. Berlin, 8. April. Das preußische Staatsministerin,n hat heute beschlossen, dse Einwohnerwehren aufzu lösen. Tie Ob?r- präsidenten sind sofort entsprechend angewiesen worden. Einberufung der Nationalversammlung Berlin, 8. April. Infolge der durch die Besetzung von Frankfurt usw. eingetretenen Verhältnisse ist die Nationalver sammlung am Montag den 12. April nachmittag« 3 lihr zu einer Sitzung zusammenbernfen worden. Eine Erklärung des deuischen Veamienbundes Berlin, 8. April. Der deutsckie Beamtenbund erstickt un» um Verbreitung folgender Mitteilung: Nachdem die Leitung des deutschen VcamtcnbundeS die Beamtenschaft anfgesordert hatte, sich der Streikbewegung aegen dar Kapp-Llittwitzregiemont anzu schließen, war bis zur Durchführung dieses Beschlußes ein Zu sammenwirken mit den Gewerkschaften durchaus geboten. Der Aktionsausschuß hatte dementsprechend mit den Gewerkschaften der Arbeiter und Angestellten Fühlung genommen und bei der Auf stellung von Forderungen, die nach Lage der Dinge die Voraus setzung für den Abbruch des Generalstreikes bilden mußte, seine Mit wirkung nicht versagt. Nachdem der Streik beigelegt ist, haben die Gewerkschaften die Verhandlungen zum Teil unter Teilnahme ein. zelner politischer Parteien fortgesetzt und Beschlüsse gesoßt, die fast ausschließlich politisches Gebiet berühren. Der Gcschaftsführende Vorstand dcS Beamtenbundes hat dieser Sachlage gegenüber in eine Prüfung der Frage eintreten müssen, ob unter solchen Umständen bie porteipolitische Neutralität de« BeanitenlmndeS gewahrt werden könne. Al« Ergebnis wurde festgestellt, daß die Vertreter des VeamteubuudeS unter keinen Umständen mehr irgendwelche Kundgebung unterzeichnen sollten, die neben den Gewerk schaften auch die politischer Parteien tragen. Iiu übrigen hält der Vorstand trotz i er Bereitwilligkeit niit allen Gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeitnehmer in gemeinsamen Angelegenheiten zihammenzuarbrbeite», eß sür zweckmäßig, sich nicht mit rein politischen Angelegenheiten zu befassen, deren Erledigung den politischen Par teien überlassen bleiben muß. Der neue Polizeipräsident von Berlin Berlin, 8. April. Die preußische SiaatSregiernng hat in ihrer hcniigen Sitzung beschlossen, den bisherigen Polizeipräsiden ten von Berlin Eugen Ernst zur Disposition zu stellen «nd an seine Stelle den Polizeipräsidenten von Eharlottcnburg Richter zugleich znin kommissarischen Polizeipräsidenten von Berlin zu ernennen. Verbot der Lebensm LteZanssuhr ans Oberschlesien? (Eigener Drahtberichl der „Sächs. Volkszeitung*) Sppcln, 9. April. Wie ans Kreisen, die der Enlentekom- mission nahestehen, mitgeteilt wird, soll die Volksabstimmung?. kommission in Obcrschlesicn in den nächsten Tagen eine Verordnung erlassen, die die Ausführung aller Lebensmittel und Fntterariikel aus Oberschlesien nach Deutschland verbleien wird. Es wird vor ist eine Bestätigung dieser unolaiiblich erschciiiciidcn Nach richt avznwarten sein. Friede mit Por^r^al Paris» 8. April. Nach einer Havasnieldung aus Lissabon erklärte ein Dekret den Kriegszustand zwischen Portugal und Deutschland sür beendet. Sireikurnu-ien in IiaUeri Mailand 8. April. „Eorriera della Sera" vernimmt ans Rom, ; daß die innere Lage Italiens mit einiger Besorgnis beurteilt wird, s Gründe dazu bieten die Proklamation des Streiks in Bologna »nd s anderen VcrkehrSzentren. „Avanti" veröffentlicht folgende Erklärung: ! Die Leitung der sozialistischen Partei Italiens nimmt an, t daß die fortdauernde Vergewaltigung und die Exzesse, die sich in ve» Generalstreik Nachtbildcr Von Dr. Herschel, M. d. M. Am 15. März Uiütt, nachts. ES ist 10 lihr abends. Im Dunkeln tappe ich die Frstckrichstraße Ldwärts, zwischen Schifsbauerdamm und Linden. Hier strahlte vor k'vl Kriege eine Ueberiülle von Licht. Später war der Weg Hinreichend »leuchtet. Heute herrscht dichte Finsternis und unnatürliche Etitle, wo rüher lautester Straßenlürm war. ch Generalstreik sür Berlin und Deutschland als sofortige Folge der Gegenrevolution. Als Abwehr und Ucberwindung der Militärdiltatur kavp Lüttwitz gedacht. Der erste wirtliche allgemeine Streik, weil er über alle Betriebe und über da? ganze Reich sich erstreckt. Eine furcht bare Masse, aber zweischneidig. Je länger nngewendct. desto gefähr licher auch für de», der sie braucht. Der Generalstreik ist schnell ent fesselt worden. Wird man ihn ebenso leicht beenden können? Wenn dicht, was dann? Langsam taste ich mich vorwärts. Eine bekannte Familie hatte -lir Gastfreundschaft geboten. Sonst hätte ich heute abend hungern müssen. Die meisten Gaststätten, in denen Kellner bedienen, sind ge schloffen. Ebenso die meisten Läden. Wo soll der Abgeordnete etwa? laufen, wenn er als Fremder die spärlichen Quellen nicht lennt? Es brennt kein Gas und nur an ganz vereinzelten Stellen elek trisches Licht. Doch gibt es seit gestern toeniqstenS wieder Wasser. Kein Straßenbahnverkehr, weder Vororts- noch Fernzüge. Es heißt, die Nationalversammlung werde nach Stuttgart einbcrnsen. Wie soll man dcrthin gelangen? Gemütlicher mag es dort ja sein als hier. Be sonders setzt. -X . lieber dem Stadtbahnbogen ein eitriges rotes Licht. Ein Halle- siAttäl. Sonst wand sich Zug um Zug wie eine feurige Schlange über ine Brücke. Run ist alles wüst und leer im Bahnhöfe, wie dicht um Ihn Herrn». Nach den Linden zu aber wird es belebter. Aus der Straße huschen kleine glühende Punkte hin und her. Das Taschenlampen. Laternen und Ächter m Papicrdüten, die einzelne gäuger tragen. Lenchikäserchen, so möchte man meinen. Aber wir micht in icknoülcr Sommernacht in einem Garten, sondern auf dem gefleckten Pflaster der Großstadt an einem kühlen Märzabend. AilS.weui.re« Fenstern, zumeist der oberen Stockwerke, dringt jetzt von reckt« und Iraks mitunter ein schwacher Lichtschimmer auf die Straße. Man begrüßt ihn mit Freuden, denn er verbessert, wenn auch nur für ein paar Schritte, das Fortkommen. «Ol-n snnkeln die lieben Sterne in unbeschreiblichem Glanz. Neh- sir. lnteil an unserem Schicksal? Laste« sie es Voraussagen sei es nur für die nächsten Stunden? -Der Herrscher Jupiter steht stolz in dem Gewimmel uül An, ster- chn Als srnnstild der Macht, um die.hier unten, zunächst wirtschaft- ucb. gerungen,wird. Nnheiltündcnd blink! rot der kriegerisch« Mars. Haben tHr blutige Kämpfe zu erwarten? Steht etwa im Hintergründe thrr-VEchewiSmus wir ein wies Gespenst? Da strahlt wie ein "risteShtstz Sisüts silbern durch die Nacht. Nock wird Verbandelt. e überlegene Staatsmannskunst Blutvergießen vermeiden. Ver- > .«e Nnvennmst meistern »nd ein erträgffches Ende herbeiführen. ^Leider gab c- schon hier und da Tote bei Einzeljchießereien. Noch ureö No heil droht. Die Stunde ist düster wie der Ausblick auf traße m»r„n». Hoffentlich kommt e« Hum Rücktritt der Unrecht en GetmrltAäber. Der Waffenkampf zwischen Militär und Ar- ier,chap2«»st vayu stffen »erden. Der wirtschaftlich, schon Werks 'Wi chnnn haben M« nr Nikkte. Da» HNbiqe End, schiedenen Teilen Jtalim« immer wiederholen, »u einem revol«. tionärenAuSgang führen müssen Deshalb hält die Parteilei tung es für dringend notwendig, daß sich da« Proletariat aus -ine g e- schlossen- Aktion vorbereitet „Secolo* berichtet a»S Mo. dena. daß e» am Mittwoch zwischen der Menge und den Karakn- nieriS zu neuen Zwischenfällen gekommen sei,, wobei es vier Tote »nb 50 Verwundete gegeben haben soll. Rom, 8 April. Die Blätter berichten, daß in Bari ungefähr 10 000 Landarbeiter in die Staaisdomänen eingedrungen sind. Trup- pcn haben die Arbeiter umzingelt. Man befürchtet, daß es zu Zwi schenfällen kommen werde. - » Die UnabhSnqlqkeltsbewcJUnq in Ueoyp.'eir (Eigener Trahtbericht der .Sächs. Volkszeitung*) Rom, 9. April. Dem Messag ero wird gedrahtet: Nach, dem die ägtzptische Kammer, wie mitgeteilt wird, in nicht osfiz öser Sitzung die Unabhängigkeit Aegypten? pp», klamiert hatte, fanden vor dem Palast de? Sultan? Kund gebungen unter dem Rufe: Nieder der NolkSverrätcr! statt. Gleichzeitig erschien vor dem Palast ein Zug muselmanischer Flauen in Kohorten und stieß Vivatrust aut den Sultan ans. Die Polizei mußte die Mengen, welche die Fenster de» Palaste» einwarstn, zersprengen. Nachrichten ans Sachsen — De? neue Finanzminister Dr Reinhold ist gestern vom Ministerpräsidenten Dr. Gradnaner in sein Amt eirgckührt worden- — Der sozialdemokratische Abgeordnete La st an ist, wie wir »rfabnn, nach Dresden berufen worden, um hier mit Ministe» Heldt militärische Fragen zn beanlworlen. — Der Lande,an»sch«st der sozialdemokratische« Partei Sachsens beruft die ordentliche Landeskonferenz sür den 25. und 26 d. Mis. »ach dem Hamburger Hos in Meißen ein. Auf der Tagesordnung steht «in Bericht über die politische Laae in Sackpen von Karl Sindermann und ein solcher über die bevorstehenden Wahle» von Otto Kühn. — Leipzig, 8. Aptil. Wie die Abendblätter melden, ist der bekannte ehemalige StaalSrechlS- und Strafprozcßlehrer der Uni- oersität Leipzig, Professor Dr- Karl Bin ding in Freibnrg im Breisgau, wo er seit Jahren wohnte, im Alter von 78 Jahren ge- starben. Gemeinde- und Versinsnachrick'ten 8 Dreade«. Kathok. Frauenbund. Die beli-bte Kaffee- stunde findet nächste» Dienstaa, den 13. April, wie immer n» Ge- jcllenhaus. 1. Stock, statt. Wegen wichtiger Mitteilungen wird am zahlreich-- Beteiliauiio oebet-n. ß Ostritz. Der VolkSv«rein für das kalh. Deutschland vrr- anstaltet Sonntag den 11. April, abends 7.30 Uhr im BereinS- Hause eine große Versammlung, in der Herr Dr Iehne sprechen wird. Um zahlreiche« Erscheinen wird gebeten. Parteinachrichten Sächsische Zenten»ispartei, Ortsgruppe Lepzig Am Montag den 12. April, abends 7.30 Uhr im „Burgleller". Naschmark!. Generalversammlung der Ortsgruppe Leipzig Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles der Tagesordnung wird Herr Universitätsproiessor Dr Strieder über „das Belriebsrätegesetz" sprechen. Vollzähliges Erscheinen der Mitglieder dringend er wünscht. (Siehe Anzeige.) ZentrumSwahlvcrcin Ortsgruppe Lönigshai« Sonntag den 11. April nachmittags 4 Uhr tn der , Bergschänle" große öffentliche Versammlung, Als Redner ist Herr Hauvtschristleiter Heßlein - Dresden gewonnen worden. Alle Mitglieder und Panei- j freunde sind herzkchst eingeladen. ^ ! Verantwortlich für den redaktionellen Teil: !. Vertr.: Friedrich - Korin g; für den Inseratenteil: Peter Schieber. — Druck ? und Verlag der „Saxonia-Buchdrnckerc: G. m. b. H," zu Dreede» des Streiks ist dringend zn wünschen, sollen »icht die Gesundheit und die wirtschaftliche Kraft des Volles weiteren schwersten Schaden neh men. Sie sind durch die letzten Jahre schon schwer erschüttert, Nach oben blickend, denke ich des Worte? von Kant: Zwei Dinge müssen nnS immer wieder mit Ehrsurcht erfüllen, der gestirnte Himmel über »ns. das ewige Lilteugesetz in uns. Halen die seine Stimme gehört, die mit diesem Staatsstreich so emsetzlichc, übersehbare Möglichkeiten über das deutsche Bol! hcransbc- schworen? Man kann darüber zweifeln, was- größer war, ihre Dumm heit oder ihr Verbrechen. Haben sic nicht vielleicht eine starke Be wegung nach links, dem Bolschewismus zu, entfesselt? Sie brachen die beschworene Verfassung, Sie verleiteten Untergebene zum Eid bruch Das ist mehr als die Verletzung menschlichen Rechte? als ein bloßer Anschlag gegen die Staatsform, so schwer dieser auch wiegt. Gerade begann sich das deutsche Wirtschaftsleben zn erholen, die Währung zu steigen. Ruhe und Ordnung wiederznlehren. Die Ar beitslust erwachte langsam. Man lonntc ansangen, wieder Pläne sur die Zukunft zu fassen. Das Ausland schien VeArauen in »ns zn gewinnen. Soll das alles dahin sein wegen der verbrecherische» Untat ein zelner? Es ist dabin. wenn eine Bewegung einsetzt die alles das zu nichte macht, was so hoffnungsvoll zn keimen begann. Wenn der Ge neralstreik nicht so bald als möglich zn Ende geht, hat Deutschland eine furchtbare Zukunft. Von Zeit zn Zeit rennt man, wie die Gedanken an der harten Wirklichkeit sich stoßen, im Dunkel einen Mcnsch-n an. Das ist nickt angenehm, aber doch bester, als wenn man in den Stachsldraht gerät, der- vielfach über die Straßen und Bürgersteige gespannt ist. Vorbin traf ich in der Artilleriestraße einen alten Herrn in trauriger Vor sassurrg. Er staub mit blutenden .Händen und zerrissenem Ueberz!eb-r vor der Kaserne des früheren Alexandcrregiments. da? setzt die grüne Sicherheitswach? beherbergt, am Stacheidraht. Hier dagegen werden nur nnveiständlicke Worte gemurmelt und man tappt weiter, oline Schaden genommen'zn haben. " ' Vor und unter den Linde» die schwach bel'uck'-t sind, steh?» Menschenhaufen. Zwanzig, dreißig, fünfzig Personen um?,rängen einen Redner oder lauschen lebhaften Unterhaltungen Hier dort man die Stimmung und Verstimmung de« Volke« über di- letzwn Ereig nisse Man soll daran? lernen Das wäre etwa? sür die Minister. So ging Harim-al.Raschid unerkannt durch die Straßen von Bagdad, um bermnznhorcheit. Häkle die Regierung nicht mell-ichr dock recht zeitig die heranziehende Gefahr erkennen und abwinden können? Re giere» heißt ja voraussehen. Nur wenige Redner treten für da-? allernruesie Snstem ein. Sie werden abgelehnt, zumeist mit Lacken un? höhnischen Bemerk»cigezi. Nur. wer cmkffenntische Wendungen braucht, findet a- und iw Anllang. Die iodenseindliLe Strömung ist offenbar groß, aber die Wut über den Staatsstreich und die Furcht vor der Entwicklung -um Bolschewis mus ist größer Einige streiten über ihn. .Er ist Heller Wahnsinn. Wie kann ein vernünftiger Mensch überhaupt fo denken?" .Erlauben Sie. jeder ist doch bloß der Sklave seiner Gehirntätigkeik." „Wenn die aber iricht snnktioniert wo« dann?" So'n OncNich'" Einzelne sind skeptisch: „Die olre Regier mm ba' gelogen die neue Hgt auch!" sag! einer M einem Suvpfchen Erlaße, Ein anderer: „Ob Willem. Eberl oder Kapp zn söffe« n«Le» wir lzaben." Daraus eine an: ^Woll' Se so eene« Prinz««, der im Adlon mit die Mäi'er t?" .Ach was Hauptsache die Juden mästen weg!" .Ra. Sie . M doch nicht wffchlagen" .Nein, aber sie brauchen doch nicht 7» dicht Gl der Regierung P> stk«,.' .Diese Bolschewisten d»n recht« sind viel schlimmer wie die Juden." .Warten Sie nur. bis die richti gen Bolschewisten lammen." So schwirrt es durcheinander. „Straße srci!" Ei» scharses Kommando. Eine Streisschar im Stahlhelm, das Hakenkreuz des judenstindlichen Hammerbundes daranj gemalt, treibt die Gruppen auseinander. Murren und Hohn Offen bar herrscht schon starke Mißstimmung gegen das Militär, Aber min gehorcht noch, wenn auch zögernd. Das ist einer der gefährlichen Augenblicke, wo die G wehre so leicht losgehen, Besonders wenn zur Nichtb.'achtnng dcS Besehls noch irgendwelche unbesonnene Aeußerung oder a.m Handlung der Menge tritt. Diesmal laust es, Gottlob, noch gut a> In vielen anderen Fällen aber nicht Eben erzählt einer von Toten vor dem Halle schen Tor, — Es fehlt nicht an komischen Zwischeniäll-n Au rer Krarzler- Ecke sieht ein junm-S Mädchen mit psissiacn Angen „Weiter gehn!" ruft ihr ein Solda: zu. „Ich lann nicht," sagt ffe. Warum?" „Me n Pava bat gesagt ich soll ihn hier erwarten," Gelächter, Der Srtzmi weiß nichts zn erwidern und geht selbst weiter. „Doos, doos (dun»»'" schallt es ihm nach. „Wal mag det sor'n Papa sind?" fragt einer. Erneutes Lachen Die Situation ist gerettet. Man zerstreu! sich, um sich ck» paar Schritte weiter wieder lin ?>., m Redn»r zu sammckn. Jenseits der Linde» werden auf der hier wieder dunklen Fiicd- richslraße Bücher seilgeboten: „Das Leben Kaiser Wilhelms ll i» Amerongen " Mit Bildern: Soweit ick sehe, kaust sie niemand „Es scheint also doch ein monarchistischer Putsch zu sein," sagt ein alter Herr, „obwohl die „Negierung" das Gegenteil versichert." Aus der Leipziger Straße brennen die Bogenlampen in der Milte, einzelne nur sehr schwach. Die Schaufenster tragen hier alle eisernen Gittorschutz, Lastautos mit Maschinengewehren und Bewaff neten jagen bin und her. Der Fußgängerverkehr ist nicht stark, wächst aber, je mehr man sich dem Leipziger und Potsdamer Platz nähert. Dort berrscht Unruhe dos siebt «an ickon von weitem Es ist ia sooft auch lebhaft in de Gegend. Gerade bin ick am Eingang des Warenhauses von Werihds«, da knallt es scharf herüber. Sechs oder sielen Schüsse falle». Alkffs sucht Deckung in Haustüren und hinter den Säulen des Portals. Manch, werken sich nieder. Jin Laufschritt flüchten junge Burschen und Mäd chen die Straße entlang. Mötzlich Ruhe nach dem Aufruhr, Dann Hupensignal?, Ein Krankenauto mit dem roten Kreuz auf der wehm den weißen Fahne rast heran, dem Potsdamer Platz zu. Ob sie Ov'-r der Schüsse auf-nbeben haben ist von un? an* nickt zu sehen. Es gelingt mir. die Belletuiestraße «> erweichen und von da die Bellcvueallee. Schweigen und Dunkel empfängt «ick nun im Ti r- gaAen Ab und zu nur kuscht ein Heller Schein über un? durch die Vannie. Farbige Leuthtrakten und bleiche Scheinwerfer Dann wieder dickte Finsternis neck kiele Stille. Ne tul so wvbl nock dw Aiffnegnng von Ä>ea> lieber den Wipfeln glärzzt auch hier Sirius Vierzig Jab re dra>«bl das gedankenschnelle Lick: um von ihm auf die Erde zu ge langen. Wer von dort heralbLckcn Tunte mbe die Narrheit und kjn- rast dieser Tage erst, wcun bie meiste» von uns nicht mehr sein wrrdon die ihren Sturm mid Drang durchleben müssen Wer daran denkt, besten Seele muß stiller werden. Das Vergängliche verschwindet vor der erhabenen Unendlichkeit. Neber all? Sterne hinweg Wölfen die Geßakken des Giusawen u, dem. 8er den Weltenraum und «userr kleine Erde geschaffen, k o, Krieg Revolution und Gegenrevolution zngrlasien hat Er sagt: Mei» Gedanken sind »Mt eure Gedanke«. Eure Wege sind nicht meiste West».