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«r. »L». Sächsische ^rschei« »jt«ltch »«ch». mU Nutnadm- der Tonn u,U> K»prage j u«rdl»a»gigerc Freitag, den 30. September 1004. 3. Jahrgang. llNLdbSugiger L-gevlan Nr lvadrdeil. Xecbt u. frewett. werden die «gelvaiiene Petitzeile oder deren Raum m lS Pf. berechnet bei LiederholuiiA bedeutender Pabatt- vuchd»u«e»»t, Sredaktto« «,d t»«sch»ft»f»«0ei DreSd», Etratz« 48. — Kernsprecher «mt I «r 1!«6 Die Koufesfisnsftatistik Deutschlands. Die Ko nfessio n s st atiffti k Deutschlands von Pater H. A. Krose 8. ck. gibt in ihrem zweiten Teil weitere Zusammenstellungen über das König, reich Sachsen. Dieser zweite Teil des genannten Werkes bandelt über die numerische Entwickelung der Konfessionen unter der Reichsbevölkerung. Hatte das Königreich Sach sen im Jahre 1822 bei einer Einwohnerzahl von 1,280,627 Seelen gegen 1,257,000 Protestanten und ungefähr 23,000 Katholiken, so finden wir im Jahre 1858 unter einer Ge samtbevölkerung des Königreiches von 2,122,902 Seelen 2,079,665 Protestanten und 38,709 Katholiken. Die Ergebnisse sämtlicher Konfessionszählungen im Königreich Sachsen von 1834- 1900 sind in nachfolgender Tabelle enthalten: Zählungs jahr. Lutherische Protestanten Reformierte Protestanten Römische Katholiken Israeliten Andere Konfessionen und ohne Angabe der Religion liilberische Proleslanten Bon 100 reformierte Protestanten Bewohnern sind römische § 1kall>oli«eii ! T-rm'Me» > anderer Mmessio» und ohne rlnnabe der Äelitpon 1834 t 565 170 1 620 27 »38 850 IX) »8.09 ! o.io 1.75 0.05 0.01 1837 1 620 393 1 803 28 098 848 72 9808 0.11 1.76 005 0.004 1840 1 673 3l0 1 855 30 104 868 139 98.07 0.11 1.76 0.05 0.01 1843 1 724 342 2 074 30 375 882 127 98.10 0.11 1 73 0.05 0.01 1846 1 799 121 2 569 32 544 988 1 211 97.97 0.14 1.77 0.05 0.07 184» 1 855 242 2 581 .33 725 1 022 1 861 97.03 ! 0.14 1.78 0.05 0.10 1852 — — — — — — ! — — — — 1855 1 905 894 3 459 36 582 1 200 2 041 97.87 0.17 1.79 0.06 0.11 1858 2 076 249 4 170 38 709 1419 2 355 97.80 0.20 1.82 0.07 0.11 1861 2 175 392 4 515 41 303 1 555 2 415 97.76 ! 0.20 186 0 07 0.11 1864 2 27» 882 5 239 47 421 1 964 2 666 97.55 0.23 2.03 0.08 0 11 1867 2 361 867 5 567 51 47«; 2 103 2 573 97.45 0.23 2.12 0.09 0.11 1871 2 484 075 9 347 53 ,113 3 346 5 833 97.18 ^ 0.36 2.10 0.13 0.23 1875 2 664 341 9 851 73 349 5 3M 7 685 96.51 0.36 2.66 0.19 0.28 1880 2 876 138 9 162 72 94«; 6 516 8 043 96.75 0.31 2.45 0.22 0.27 1885 3 064 504 10 193 86 »52 < <!1U 12 539 90.31 j 0.32 2.73 0.24 0.40 1890 3 337 850 12 024 128 500 9 368 14 933 95.29 ! 0.34 3.67 0.27 0.43 18S5 3 611 670 10 538 140 285 9 902 15 293 95.35 ! 0.28 3.71 0.26 0.40 I960 3 »54 132 16 080 197 005 12 416 22 583 94.70 I 0.38 4.69 0.2!) 054 Demgemäß zählt das Königreich Sachsen unter den norddeutschen Staaten nächst Preußen die meisten Bewoh ner kath. Bekenntnisses. Die Zahl der Katholiken im Kö nigreich Sachsen ist in einem Zeitraum von 66 Jahren von 28,s)00 ans 197,000 gestiegen. Ihre Zahl beträgt im Jahre 1900 das Siebenfache ihrer Zahl von 1834. Allerdings hat aber — und das ist zu beachten — in diesem Zeitraum von 66 Jahren auch die Gesamtbevölkernng des Landes um 170 Prozent zugenommen. Der Prozentsatz der kath. Bevölkerung Sachsens ist also nicht in dem Maße gewachsen wie ihre absolute Zahl. Allerdings eine Erhöhung hat der Prozentsatz der Katho- liken erfahren. Von 1,75 Prozent im Jahre 1834 stieg er auf 4,69 Prozent im Jahre 1900. Bemerkenswert ist der Umstand, daß die Abnahme des Anteils der luth. und re formierten Protestanten (von 98,19 auf 94,48 Prozent) größer ist als die Mehrzunahme der Katholiken. Und das rührt daher, daß auch die Israeliten und vorzüglich die Dis- sidenden, d. h. diejenigen, welche weder der luth. Landes kirche noch den reformierten Gemeinden, noch dem mosaischen Bekenntnis, auch nicht der kath. Kirche angeboren, sich stär ker als die Protestanten vermehrt haben. Bis zum Jahre 1861 war die Verschiebung des Anteils der Konfessionen an der Gesamtbevölkerung, wie Krose ganz richtig ausführt, nur eine ganz minimale. (Bei den Katholiken handelt es sich bis zu diesem Jahre nur um eine Zahlenerhöhung von ein zehntel Prozent, bei den Prote stanten rd einen Rückgang von einem viertel Prozent. Auch im folgenden Jahrzehnt ist keine bedeutende Verschiebung der Zahlen der betreffenden Konfessionsangehörigen wahr zunehmen.) Erst mit der Begründung des Reiches — und das ist ganz besonders hervorzuheben, wenn man an den im Reichs tag eingebrachten sogenannten Toleranzantrag des Zen trums denkt — beginnt in Sachsen die Anteilziffer der Ka tholiken beträchtlich zu wachsen. Die einzige Zählperiode, welche seit dem Entstehen des deutschen Reiches eine Aus nahme bildet, d. h. auch nur einen ganz kleinen Rückgang aufwcist, ist die von 1875—80. Im letzten Jahrfünft 1895 bis 1900 erreichte der Zuwachs mit nahezu einem (ganz ge nau 0,98) Prozent seinen Höhepunkt. Auch über die Entwickelung der Konfessionen bezüglich ihrer Zahl in den einzelnen Kreisbauptmannschaften gibt Krose uns ein Bild. Er hat die bemerkenswerten Zählun gen von 1871, 1885 und 1900 ansgewählt und folgende Ta belle aufgestellt, in welcher der Vergleichbarkeit und besseren Uebersicht halber die Zahlen für die ncngebildete Kreis- hanptmannschaft Eheinnitz mit denjenigen der Kreishanpt- mannschaft Zwickau vereinigt sind. KrciShauptinannschaften 18 71 1885 1900 Ans je N O Einwohner kamen Pro testanten Katho liken Pro testanten Katho liken Pro testanten Katho- likcn 18 1 1885 1900 Prot. Kath. Prot. Kath. Prot. Kath. Bautzen 302 477 26 980 324 678 29 846 361 303 41 520 91.62 8.17 91.06 8.37 89.17 10.25 Dresden 659 452 14 682 825 723 28 463 I 132 876 74 744 97.31 2.17 95.95 3.31 93.10 6 ,4 Leipzig 58 l 592 4 812 755 045 12 262 I 014 077 35 30«i 98.68 0.82 97.55 1.58 95.6» 3.33 Zwickau (mit Chemnitz) 950 035 7 168 l 169 311 16 38 l I 463 809 45 435 99.06 0.75 98.19 1.38 96.3» 2.99 Benno-Kalender 1K05*). Die Kalender-Literatur ist sehr groß. Alljährlich wer den Millionen Exemplare auf den Markt geworfen. Auch speziell katholische Kalender gib» es eine große Anzahl. Die -Registrierung derselben füllt eine lange Liste. Es ist selbst- verständlich, daß die Katholiken Sachsens bei Auswahl des Kalenders nur nach einen ausgesprochen katholischen Kalen der greifen. Sie schaffen ja damit für ihre Familie ein Jahrbuch an, ja noch mehr, der Kalender ist ihnen während des ganzen Jahres ein Hausfreund. Da ist cs wahrlich nicht gleichgiltig, ob dieser Hausfreund dieselbe religiöse Ge sinnung wie wir hat, ob er uns aus unserer Kirche das Notwendige und Wünschenswerte mitteilt, ob er in den Tagen des Kummers und der Sorge uns ein Tröster ist, ob er unserer Familie die Religion und Sitte zu erhalten hilft, oder ob dieser Hausfreund, den wir in unserer Mitte ausgenommen haben, uns fremd, ja unserer Gesinnung sogar feindlich gegenübersteht. Die Katholiken besonders der Diaspora werden also unbedingt einen katholischen Volkskalender wählen. Aber in Sachsen tritt noch ein zweiter wichtiger Punkt bestimmend bei der Wahl des Kalenders hinzu: Der Ka lender muß ein Führer und Ratgeber speziell für die so schwierigen kirchlichen Verhältnisse der sächsischen Diaspora sein. Diese Aufgabe erfüllt der Benno-Kalender. Zum 55. Male tritt er bereits in die katholischen Fa milien ein. Wenn irgend ein Kalender als rechter Haus- freund gelten kann, so ist es der Benno-Kalender. Er ist vorerst mit den gewöhnlichen Behelfen ausgerüstet, die das enthalten, was wir im Laufe des Jahres brauchen. Neben den Kalendernotizen finden wir die kirchlichen Nach- *) Verlag der Saxonia - vuchdruckerci. Dresden. Pillnitzer Straße 43. 224 Textselten. Preis drosch. 60 H, gebunden 8V richten für beide sächsischen Diözesen. Der Fest- und Gottesdienstt'alendc'r und die allgemeine Gottesdienstord nung geben ein verläßliches Bild des inneren kirchlichen Lebens. Ter Umfang der einzelnen Scelsorgcbczirke ist genau festgestcllt und die in ihm wirtenden Behörden, Geist lichen und Lehrer angeführt. In einer genau geführten Statistik tritt uns lebendig die gesamte Vereinsorganisation vor Augen. Ein erfreuliches Bild gibt die vielseitige Aus gestaltung der Vereine, kein Zweig ist vernachlässigt, die Be strebungen auf dem Gebiete des religiösen Lebens sowohl als der Wohltätigkeit, der sozialen Einrichtung, der Wissen schaft und Musik und endlich der Geselligkeit finden wir ver körpert. Ein Verzeichnis sowohl der Regierung der katholi schen Kirche, der Kirchenfürsten in Deutschland und Oester reich, als auch der weltlichen Regenten bietet einen inter essanten Ueberblick. In diesem statistischen Material bringt der Benno-Ka lender den Katholiken wissenswerte und notwendige Mittei lungen, die kein einziger katholischer Kalender sonst bietet. Besonders aufmerksam macken müssen wir in dem vor liegenden Jahrgang auf eine höchst interessante Abhandlung unter dem Titel „Die katholische Kirche im Königreich Sach sen" von Philipp Rauer. In der allgemeinen Einleitung führt uns der Verfasser in die Geschichte der konfessionellen Staatsgesetzgebung ein: der erste Teil behandelt die be stehenden Gesetze mit Bezug auf die Seelsorge. Es wird dargelegt, welche drückendem Einschränkungen die staatsgrundgesctzlich gewährleistete Parität durch das Oberaufsichtsgesetz über die katholische Kirche (vom Jahre 1876) in Bezug auf die Vorbildung und Anstellung von Geistlichen, die Abhaltung von Gottesdiensten und die kirch- lichen inneren Angelegenheiten erfahren hat. Im zweiten Teile ist die katholische Schule und die r e l i g i ö s e E r - ziehung besprochen. Nach einer geschichtlichen Einlei. Aus dieser Tabelle ergibt sich, daß die Zunahme der katholischen Bevölkerung gerade dort am geringsten ist, wo dieselbe schon von alters her einen immerhin nicht unbe trächtlichen Bruchteil der kath. Bevölkerung ausmacht, näm lich in der Lausitz. Wenn auch in der Lausitz ihre Zahl und ihr Prozentsatz in den letzten Jahrzehnten — Zittau hat dazu wohl am meisten durch seine Industrie beigetragen — gestiegen ist. u. z. nicht unbeträchtlich, so ist doch die Zu nahme der kath. Bevölkerung in den 3 (4) anderen Kreis- hauptmannsck)aften eine noch bedeutend viel stärkere. Krose fügt dieser Tabelle die zutreffende Bemerkung bei: Nur darf man bei Vergleichung der Anteilziffern nicht vergessen, daß es sich um ursprünglich sehr kleine Zahlen und eine außergewöhnlich stark zunehmende Gesamtbevölkerung handelt. Daß die Zahl der Israeliten, deren Anteil übrigens sonst in fast allen deutschen Staaten zurückgegangen, in Sachsen gewachsen ist, noch mehr aber die Zahl der Dissidenten gestiegen ist, ist aus der ersten Tabelle ohne wei teres ersichtlich. Während der Anteil der Dissidenten im Jahre 1834 nur ein Hundertstel Prozent der Bevölkerung ausmachte, ist dieselbe für 1900 schon auf ein halb Prozent gestiegen. Politische Rundschau. Deutschland. — Ucbcr de« Besuch des Mulisterpräsidenten Giolitti beim deutschen Reichskanzler Grafen v. Bülow in Hom burg v. d. Höhe äußert die Tribuna. die Begegnung der beiden leitenden Staatsmänner habe sehr herzlichen Charakter getragen; Graf Bülow, der für Giolitti große Hochachtung hege, habe eingehende Unterredungen mit ihm gepflogen. Vermutlich werde Giolitti sofort auf dem Wege über Frank reich nach Italien zurückkehren, gleich darauf eine Audienz beim König in Racconigi haben und Sonntag oder Mon tag wieder in Rom sein. — Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein hat als Vertreter des Hauses Angustenburg beim Bundcsrat Protest dagegen eingelegt, daß dem neugewählteu olden- burgischen Landtage gestattet werde, einen Beschluß über die einseitige Regelung der Erbsolgefrage im Großherzog- tum Oldenburg zu fassen und dadurch eine Präjudiz in einer Angelegenheit zu schaffen, die laut Ncichsverfasstmg von den Reichsinstanzeii, in diesem Falle dem 'Bundesrat, zu regeln wäre. — Das Fürstentum Schaumbnrg-Lippe hat Protest erhoben, weil Graf Adolf Lippe-Biesterseld die Regentschaft in Lippe-Detmold angetretcn hat: der Staatsminister da selbst hat den Akt des Antritts der Regentschaft unter zeichnet. So drängt alles dahin, daß die Thronfolge reichs gesetzlich geregelt wird. — Der deutsche Geschäftsträger in Kopenhagen, Prinz Renß, stattete am 28. d. M. Frau Professor Fiuscn einen Besuch ab. um die Teilnahme de? deutsche» .Kaisers, der Kaiserin, des Reichskanzlers Grafen Bülow und des preußischen Kultusministers an der Trauer über den Tod Finsens ans- zudrücken. — Bekämpfung des Mädchenhandels. Die deutsche Nationalkonfercnz zu internationaler Bekämpfung des Mädchenhandels hält am 25. und 26. Oktober in München ihre dritte Tagung ab. Anträge dazu sind bis zmn 1. Oktober bei dein Zentralkomitee in Berlin, Lützow- platz 14. estizureichen. — Der Prozeß des Herzogs Ernst Günther, des Bru- tiing und einer Unterrichtsstatistik werden die Hindernisse dargelegt, welche der Errichtung neuer Schulen entgegen treten, und endlich die schwerwiegenden Folgen des Man gels an katholischem Schulunterricht betrachtet. Erschreckende Tatsachen treten uns da entgegen, die jeden Katholiken mit Trauer erfüllen müssen. Das dritte Kapitel bespricht das P arochiaIl a st e n gesetz , auf Ost und dessen die Ka tholiken zu Abgaben für protestantische Kirchen- und Schul zwecke berangezogen werden, und die Verpflichtung des Staates gegenüber der katholischen Kirche und Schule. Im vierten Kapitel endlich sinden wir die zur Zeit bestehenden V c r e i n s o r g a n i s a t i o n e n höchst interessant zusam- inengestellt und eingehend besprochen. Neben dieser zur Aufklärung in katholischen und diesen nahestehenden protestantischen Kreisen dienenden Abhand lung ist noch eine Reihe anderer belehrender Aussätze im Benno-Kalender enthalten. Vor allem nennen nur die Lebensbeschreibung unseres hochwürdigsten Bischofs Dr. Georg Wn schau Ski, dessen Porträt das Titelbild des Kalenders ziert. Weiter ist Ihrer Königlichen Hoheit der unvergeßlichen Frau Prinzessin Johann 01 e o r g gedacht, die von den Katholiken mit großer Verehrung und Liebe umgeben wird, als eine christliche Frau nach dem Herzen Gottes: ein wohlgelungenes Porträt wird die Erinnerung an die Verewigte in uns lebendig erhalten. Ein Vollbild der zu erbauenden Kirckic von Cotta zeigt die rege Tätigkeit der Katholiken auf dem Gebiete des Kirchenbanes. Wir heben noch weiter die populär gehaltene Belehrung über: „Der Rechtsschutz des Gewerbögerichts" hervor. Auch der Aufsatz ..Erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen" (mit sieben Bildern) von Dr. Friedr. von Esmarch wird als willkom men begrüßt werden. Tie Jabresrnndschan fehlt natürlich auch nicht. Der unterhaltende Teil ist diesmal sehr reichhaltig 'r .-d ^