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Die Organisationen der deutschen Privatbeamten. lieber die Zahl und Stärke der einzelnen Privatbeam- tenvcrbände bringt das Juliheft der „Sozialen Kultur", der Zeitschrift Arbeiterwohl und der Christi Asozialen Blätter Neue Folge (Nt.-Gladbach, Volksvereinsverlag), eine bemerkenswerte statistische Zusammenstellung. Unter- schieden wird hier zwischen kaufmännischen Verbänden, tech nischen Verbänden und verschiedenen. Insgesamt sind in diesen zur Zeit 590 310 Privatangestellte organisiert. Diese verteilen sich bezüglich ihrer Mitgliederzahl auf die vorge nannten Verbände wie folgt: Kaufmännische Verbände: Deutscher Ver- baird kaufmännischer Vereine (Frankfurt a. M.) 90 000', Verein für Handlungskommis von 1858 (Leipzig) 73 502; Verband deutscher Handlungsgehilfen (Leipzig) 77 333; Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband (Hamburg) 90 413; Verband katholisch-kaufmännischer Vereine (Essen) 19 482; Verband reisender Kaufleute Deutschlands (Leip zig) 11 029; Verein -der deutschen Kaufleute (Gewerkverein. Berlin) 15 831; Bankbeamtenverein (Berlin) 11115; Verein der Bankbeamten (Berlin) 2289; Zentralverband der Handlungsgehilfen und -Gehilfinnen (Hamburg) 7082; Verband der- Lagerhalter (Leipzig) 1267; Deutscher Buch- Imndlungsgehilfen-Verband (Berlin) 2138; Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungsgehilfen (Leipzig) 2334; Kaufmännischer Verband für weibliche Angestellte 21 488; Verband katholischer kaufmännischer Gehilfinnen (Köln) 4075; Handlungsgehilfenverein (Breslau) 3511. Summe 433 489. Technische Verbände: Deutscher Werkmeister- Verband (Düsseldorf) 44 700; Gruben- und Fabrikbeamten- Verband (Bochum) 13 500; Bund der technisch-industriellen Beamten (Berlin) 9000; Deutscher Technikerverband (Ber lin) 23 500; Faktorenbund (Berlin) 1800; Deutscher Zeichnerverband (Berlin) 850; Brau- und Malzmeister verband (Leipzig) 1600; Vereine der Kapitäne und Offi ziere der deutschen Handelsmarine 2000; Verband deutscher Seemaschinisten (Hamburg) 2500; Verband deutscher Seemaschinistei: (Kiel) 500. Summe 99 950. Verbände der B u r ea u b e a m t e n : Verband deutscher Rechtsainvalts- und Notariatsbeamten (Wies baden) 2064; Verband deutscher Bureaubeamten (Leipzig) 3404; Verband der Vertvaltungbeamten der Krankenkassen und Bernfsgenossenschaft 2037; Zentralverein der Bureau angestellten (Leipzig) 1000; Bayerischer Rechtsanwalts- gehilfenverband (Augsburg) 570; Verband badischer An waltsgehilfenvereine (Heidelberg) 250; Berliner Orts vereine der Bureaubeamten (Berlin) 900; Zentralverband der preußischen Justiz-Kanzleigehilfen (Berlin) 1500. Summe 11 725. Landwirtschaftliche Verbände: Güter- beamtenverband (Berlin) 7000; Brennmeisterbuird (Berlin) 1344; Verband der Vereine deutscher Molkereibeamten 1600. Summe 9944. Verschiedene: Deutscher Privatbeamten-Verein (Nlagdeburg) 22 002; Zentralverband der Fleisch und Trichinenschauerverbände (Düsseldorf) 6000; Allgemeiner -Organisten-Verein (Köln a. Rh.) 400; Allgemeiner deutscher Privatschullehrer-Verein (Leipzig) 300; Deutscher Privat- cisenbahnbeamten - Verband (Berlin) 6000; Volkswirt- fchftsbeamten-Verband (Berlin) 500. Summe 35 202. Die Privatbeamten haben es ohne Zweifel innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit vermocht, die öffentliche Mei nung, sowie die Volksvereinigungen für ihre berechtigten Standcswünsche günstig zu stimmen. Ein gut Stück dieser Agitations- und Aufklärungsarbeit haben dabei ihre Orga nisation geleistet. Von ihrem weiteren Erstarken und ihrem Ausbau wird es daher auch mit abhängen, wie sich die soziale Fürsorge für die Privatbeamten in Zukunft gestalten wird. Eine Lehre für die Benutzer der Kraftfahrzeuge. (»achdruck vkrdlllen.) Ein Motorradfahrer, der gegen Unfälle versichert tvar. erlitt durch Zusammenstoß seines Motorfahrrades mit einem Fuhrwerk einen tödlichen Unfall. Ta die Der siche- rungsgesellschaft sch zur Zahlung der Versicherungssumme (12 000 Mark) nicht verpflichtet hielt, klagte die Witwe, indem sie hervorhob, daß der Verunglückte gegen alle Un fälle versichert gewesen sei, die „nicht besonders als ausge schlossen in der Police angeführt" sind, also auch insbeson dere gegen solche Gefahren, die zur Zeit des Versicherungs abschlusses noch nicht bekannt tvarrn. Wenn man bei einem Versicherungsanträge Autonwbilnnfälle nicht kennt, könn m infolgedessen solche Unfälle auch nicht bei der Versicherung ausgeschlossen sein. Die Klage der Witwe wurde in allen Instanzen abge wiesen. Auch die Revision wurde vom Reichsgerichte ver worfen. Das Reichsgericht hebt l-ervor, daß die Gefahren, die infolge neuer Verkehrsmittel neu anftauchen, „nicht ohne weiteres" von der Versicherung ausgeschlossen sind. So zum Beispiel würde die Gesell fünft zur Zahlung der Versiche rungssumme verpflichtet sein, wenn der Verunglückte von einem Motorrade verletzt worden wäre. Etwas anderes ist es aber, wenn der Versicherte selbst ein solches neues Der- kehrsmittel benutzt und hierdurch zu Sünden kommt. Ganz besonders muß aber auch der Passus in der Police berück sichtigt werden, wonach von der Versicherung Gefahren aus geschlossen waren, die „durch Fahren ans Velocipeden" ent stehen. Daß man zu den Velocipeden auch Motorräder zu rechnen hat. bedarf keiner Erörterung, denn sie fallen zwei- s-ellos unter den allgemeinen Begriff der Fahrräder. Der Verunglückte wäre also nur gegen Unfälle bei Benutzung eines Automobilrades versichert gewesen, „wenn die Der- sicherung nachträglich auf solche ausgedehnt worden tväre". Allerdings hatte der Verunglückte durch Nachtrag eine Ausdehnung der Versicherung auf „niedere Zwei- und Drei räder" bewirkt, nicht aber auf alle Arten von Fahrrädern. Unter dem Begriff niedere Zwei- oder Dreiräder legt daS Berufungsgericht „nur die gewöhnlichen Tritträder", nicht aber die viel gefährlicheren Motorräder ans. Diese Aus legung wurde vom Reichsgericht auch nicht beanstandet. Letzteres konnte aber auch um so weniger geschehen, als nach der Feststellung des Berufungsgerichtes die Versicherungs gesellschaft für die Ausdehnnug der Versicherung auf Motorräder eine weitere Zuschlagsprämie verlangt hatte, als der Versicherte den Wunsch äußerte, die V rsicherung auch auf Motorräder zu erstrecken. Dieser Fall mahnt wieder jeden Versicherten zur Vor sicht und erinnert insbesondere znr Püfung der älteren Ver sicherungspolicen. AriS Stadt und Land. (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) —* Die Verhandlungen des Deutschen Tanz lehrertages wurden gestern zu Ende geführt. Zu nächst gelangten noch verschiedene Anträge, welche die Hoch, schule betrafen, zur Erledigung. Eine längere Debatte ent spann sich bezüglich der Festsetzung der Quadrille und Fran- yaise. Im allgemeinen wurde die Ansicht ausgesprochen, daß an diesen Längen bezüglich an den einzelnen Touren nichts geändert werden dürfe. Die beiden Tänze sollen heute nachmittag in der Uebungsstunde vorgetanzt werden. Auch bezüglich der vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein herausgegebenen deutschen Tanzkarte fand eine längere Aussprache statt. Die Versammlung blieb auf ihrem früheren Beschlüsse stehen, nachdem die bisherigen franzö sischen Kommandos bei Franyaise und Quadrille so lange beibehalten werden sollen, bis nicht ein vollständiger Ersatz hierfür in deutscher Sprache gesü-affen worden ist. Dem Allgemeinen Deutschen Sprachverein soll hiervon Kenntnis gegeben werden. Interessant sind jedenfalls auf dieser ver deutschten Tanzkarte die abgeänderten Bezeichnungen der einzelnen Tänze. Für Kotillon soll es in Zukunft heißen Spendetanz, Gabentanz, Gesellschaftstanz oder Reigenspiel, für Quadrille a la cour und Lanciers: Höfischer Neigen oder Lanzenreiter, für Mazurka: Masurisch, für Frantzaise: Französischer Neigen oder Gegcntanz, für Polonaise: Auf zug oder Begrüßungszug. für Lyrolienne: Tiroler, für Pas des Patineurs: Schlittschuhläufer oder Eisläufer, für Pas de quatre: Schnittertanz, für Varsovienne: Warschauer Tanz usw. Auch für jedes Kommando bei der Fran^aise und bei der Quadrille enthält diese verdeutschte Tanzkarte deutsche Ausdrücke. — Trotz seiner dringenden Bitte, von seiner Wiedenvahl abznsehen, wählte die Versammlung mit überwiegender Majorität den bisherigen Genossen- sck>aftspräsidenten Hern: Ballettmeister Knoll - Hamburg wieder. Tie Versammlung erklärte sich ferner mit dem Vorschläge des Gesamtvorstandes einverstanden, für das Jahr 1908 einen Internationalen Tanzlehrertag nach Ber lin einzubernfen, der mit dem Deutschen Tanzlehrertag verbunden werden soll. Für diesen Internationalen Tanz- lehrertag sollen Einladungen an alle Tanzlehrer der zivili sierten Welt ergehen. Zum Delegierten für den englischen Tanzlehrertag, der am 29. und 30. Juli in London statt findet, uxihlte die Versammlung den Verbandsvorsitzenden Herrn Rudolf Knoll-Hamburg. Hierauf wurde der dies jährige Deutsche Tanzlehrertag geschossen. Abends fand im Gewerbehanse ein Festmahl statt, an dem sich über 100 Damen und Herren beteiligten. Besonderes Interesse be anspruchten die sich an die Tafel anschließenden Tanzaus- führnngen, die durchweg in künstlerischer Form dargeboten wurden. Zunächst tanzten Herr und Frau Ballettmeister Jnsinger-Weimar eine graziöse Gavotte im Rokokokostüm, worauf Fräulein Gretchm Hoffmann-Berlin mit viel An mut und natürlicher Grazie ein Nendez-vous, das Ballett Sylvia und das bekannte Glühwürmchen-Idyll vorführte. Mit viel Rasse nn-d Temperament tanzte dann der russisch Tanzlehrer Herr Martin Caulin aus Riga im Verein mit Fräulein Hoppe-Berlin eine polnische Mazurka. Hieran schlossen sich eine effektvolle Tarantella, eine Gavotte und ein feuriges Pas des trois rnsse, ein flottes Quodlibet (Gavotte, Walzer und Galopp), ein Prächtiger Rastelbinder- Tänz und ein von dem Königlichen Ballettmeister Glase- mann in Stocklwlm arrganierter Biedermeier-Tanz. Sämt liche Tänze fanden lebhaften Beifall. Die Ausführungen waren erst gegen 1 Uhr früh zu Ende und dann folgte noch ein flotter Ball. Glauchau, 9. Juli. Im benachbarten Niederlungwitz erlitt der Monteur B. heute einen bedauerlichen Unfall. Um zwei Drähte zusammenzudrehen, hatte B. ein Holzstück dazwiichengesteckt. Dasselbe zerbrach jedoch und sprang dem Unglücklichen mit solcher Wucht an den Kopf, daß das Stirnbein über dem rechten Auge eingedrückt und das rechte Auge selbst getroffen wurde, so daß es auslief. Man brachte den Verletzten nach den: Glauchauer Stadt- krankenhaus. Zittau, 10. Juli. Zwecks Lohnerhöhung veranstalteten sämtliche Textilarbeiter von Reickenau zwei große Textil arbeiterversammlungen, an der sich über 700 Arbeiter be teiligten. Der Antrag auf 15 Proz. Lohnerhöhung und Einführung eines einheitlichen Lohntarifs wurde angenommen. Ferner wurde eine Kommission gewählt, welche den Antrag über Lohn- und Arbeitsbedingungen beim Arbeitgeber ver treten soll. Ein weiterer Beschluß geht dahin, den Zehn- stunden-Arbeitstag in allen Betrieben einzuführen. Halle, 10. Juli. Die Zwistigkeiten, die in der hiesigen Studentenschaft zwischen den schlagenden und den kon fessionellen Verbindungen bestehen, haben nunmehr bei dem bevorstehenden Rektoratswechsel auch den Rektor zu einer anderen Stellungnahme veranlaßt. Er gibt durch Anschlag am Schwarzen Brett folgendes bekannt: Angesichts der von einem Teile der Studentenschaft betätigten Intoleranz bitten wir die Herren Kommilitonen, von der am 12. Juli üblichen Anfahrt absehen zu wollen, da wir eine solche Ovation nur von einer einmütigen Studentenschaft dankbar > annehmen können. Die Nietzsche-Krankheit unserer Zeit scheint leider wieder in der Zunahme begriffen zu sein. Buchhändlerische Spekulation glaubt schon den: berühmten „dringenden Bedürfnis" durch Herstellung einer Taschen ausgabe der Schriften des durch eigene Schuld und Aus schweifung geisteskranken Philosophen entgegenkommen zu sollen. Nietzsche ist der Modephilosoph von heute. Mit allen Modeartikeln hat er das gemein, daß er blindlings hinge- nominell wird ohne alles liefere Eindringen in seine eigent liche Gedankenwelt. Sonst ließe es sich wenigstens nicht verstehen, wie gerade die gebildete Frauenwelt, die Loch sonst ein feines Gefühl hat für alles, was die Ehre des weiblichen Geschlechtes schädigt, in naiver Unkenntnis für Nietzsche sclfwärmt. Und gerade für die Achtung und Würde der Frau weist sich die Nietzschemanie der Gegenwart als eine nicht zu er- messende Gefahr und Verderbnis. Man lasse sich doch ja nicht täuschen, wenn schönredne rische Schaumschläger Nietzsches Urteile über die Frau als das „feinste" bezeichnen, was über diesen Gegenstand über haupt gesagt worden ist oder wen:: Frau Elisabeth Förster- Nietzsche als Schwester fleißig arbeitet an der Verherr lichung ihres Bruders, wobei sie viel, sehr viel Zuckerwasser in den Gifttrank ihres Bruders schüttet. Wir wollen hier schweigen von jenem grenzenlosen Zynisnms, nlit dem Nietzsche von der Mutterbestimmnng des Weibes redet. Was wir im Auge haben, ist überhaupt die schmähliche Geringschätzung und wegwerfende Verach tung, mit der er das weibliche Geschlecht behandelt. Kein Wunder übrigens; denn Nietzsches Beurteilung des Weibes entstammt ja nicht dein Umgang mit edler: Frauen nach dem Satze: „Willst du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edler: Frauen an." Nein, ganz anderswo — wo von man in guter Gesellschaft nicht sprechen kann — hat Nietzsche seine Beurteilung des Weibes sich geholt und sie ist denn auch danach, daß man zu ihrer Entschuldigung mit Möbius nur anführen kann, daß sie von einem Manne stammt, den: die Gehirnkrankheit „Scheu und Scham zer stört liatte". Da lxrt das Christentum die Gleichberechtigung des Weibes mit dem Manne in die Welt gebracht. Ist es Zu fall, daß Nietzsche, der Antichrist, die Frau wieder zurück werfen will in die Barbarei der Sklaverei, sie degradiere:: will zu einer der Züchtigung unterworfenen Sklavin des Mannes! Wie verhängisvoll muß hier Nietzschcschwärmerei das Familienleben vergiften, wenn etlva der Mann die Frau beurteilt nur nach der Karrikatnr derselben, die er von seiner Modelektüre in sich ausgenommen. Wir sprechen nicht von bloßen Vermutungen, nein, leider lxrt die Wirk lichkeit von solchen schlimmen Dingen zu berichten: „Mir," so schreibt der Reichsgerichtsrat Dr. Düringer in seinem Buch „Nietzsches Philosophie vom Standpunkt des modernen Rechts", Leipzig 1906, S. 74, „mir sind wiederholt Fälle bezeugt, in welchen eine tiefgehende Ent fremdung zwischen Ehegatten auf den Einfluß der Lektüre Nietzsches zurückzuführen ist. Jetveils war es der Mann, welcher plötzlich in sich „eine Tiefe des Gemütes" entdeckte, von welcher er vorher keine Ahnung hatte und seine Frau mrr in der Karrikatnr wiedererkannte, welche Nietzsche von dem Weibe überhaupt gezeichnet hat. Die Folge war, daß der Mann sich Ausschweifungen außer den: .Hause hingab oder ein Haustyrann wurde. In einem Falle ging der Mann unter ausdrücklicher Berufung auf Nietzsche zu körperlicher Mißhandlung der Frau über." Was aber ein Weib, das an Nietzsche sich berauscht hat, bedeutet, das sehen nur an den modernen Ueberweibern der modernen Theaterstücke, an den Hedda Gabler, Nora und wie sie alle heißen,* die plötzlich än sich das unverstandene geniale Ueberweib entdecken, das den Uebermenschen zu ge bären bestimmt ist, darum heraus muß aus der philiströsen Umgebung und dem langweiligen Leben, in dem die alte hausbackene Moral sie festhalten will, und nun nicht mehr bloß die Salonschlange spielt, sondern alle Gesetze der Sitte und Scham mit Füßen tritt, wenn sie nicht Mann und Kind sitzen läßt und mit einen: anderen in die weite Welt läuft. Das emanzipierte Ueberweib glaubt, in Nietzsche ihren Moralkoder gefunden zu haben. Damit ist indes der Kreis, aus denen der Nietzfcheanis- mus seine Opfer holt, noch nickst erschöpft. Es ist noch die un- und halbgebildete Jugend. Unreife Köpfe in den Krei sen der Gymnasiasten und angehenden Studenten, Künstler und Sckxmspieler, auch in den kaufmännischen Kontoren sitzen solche, die sich Plötzlich als junge Genies erkennen und fühlen und nunmehr sich berechtigt holten, als „Heber- inen scheu" zu leben, so daß man versucht ist, von ihren: „Genie" zu sagen: „Genialisches merk ich nichts an dir, ober verlumpt bist du." Doch wir wollen uns den: Vorwurf ent ziehen, als seien wir Philister, denen die religiöse Moral kein richtiges Urteil gestattet und wollen daher wieder Düringer das Wort lassen: „Charakteristisch," schreibt er (a. a. O. S. 96), „ist die Art und Weise, wie viele dieser jugendlichen Nietzscheaner ihr Uebermenschentum betätigen. An: meisten scheint ihnen -daran gelegen, nicht als „Verächter des Leibes" zu gelten. Sie feiern den Tag mit Faulenzen, weil Arbeit eine Sache der Sklaven und der Herrennatur unwürdig ist. Um so fleißiger besuchen sie Nachtcafäs und Vergnügungslokale. Genußsucht, Schlemmerei, rücksichtsloses, herrisches Auf- treten, Gefühlsroheit und Mitleidslosigkeit wird von ihnen geradezu als Sport gepflegt, und mancher Hausvater, manche bekümmerte Wittve kann ein Lied davon singen, wie ihre eben erlvachsenen Söhne „praktische Nietzsche-Philo- sophie" treiben." Suchen Nur weiter nach praktischen Nachahmern der Nietzsche-Philosophie, so führt uns der Weg direkt in die — Verbrecherwelt. Warum sollten auch gewissenlose Gründer und Ausbeuter des Nebenmenschen, von anderen ganz zu sckstveigen, kurz, tvarum sollten alle Leute mit einem robuste»