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I A»«a«t>» x mit »r«<den und gaiu in Oesterreich 4,-13 I«»»»adeS DreSi vrM»«pr»t«> «eüaae dterieijLkrNch »,1» Jn l Deutsch laich frei Hau» «,8» A; s >«a»e » viert,NlchrNch 1.8« X, In I Dresden und aan, Deutschland frei Hau« »,»» > in Oesterreich 4,V» X, — Lin^l-Nummer 1« 4. I Wochentags erscheint die Zeitung reg^mützig in den ersten! «achmittagSstunden; Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit «nit Anterhaltungsdeilage Die illustrierte Zeit Anzeigen 1 I Annahme von DeschliftSanietacn dt» 1« Uhr, von Familien- > mizeiaen bi« 11 Uhr, prel» für di- Petit-Spaltzeile »« 4, «in R-Namelell »0 , Zur undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ir I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit die Richtigkeit de» Teile» nicht übernehmen, e: I« k "— ^-1 it flir l RedaklionS-Sprechsiunde bi» 11 Uhr vormittag». Rr. IW Geschäftsstelle und Redaktion Dresden« A. IS, Holbelnftratz« 4« Freitag de« 27. August 1915 Fernsprecher 21386 14. Jahrg. Zunr Fall von Bvest-Litowsk Der Jall von Brest-Litowsk, den wir gestern mittag noch melden konnten, hat begreif- licberiveise überall lebhaften Jubel und große Freude her- oorgerufen. Der deutsche Siegeszug im Osten ist nnauf- t.lltsam, ja, er ist von einer unvergleichlichen Großartigkeit, er erfolgt mit einer Pünktlichkeit und Genauigkeit, daß man nur so staunen muß. Kaum ist eine russische Festung belagert, da ist sie auch schon genommen. Dem deutschen Drang nach vorwärts widersteht der Feind nicht. Das war schon zu Anfang des .Krieges so im Westen, und dieses herr liche Schauspiel wiederholt sich nun im Osten. Es geht Dchlag auf Schlag. Kein Bollwerk hält stand und wenn cs noch so fest und so stark befestigt ist und noch so tapfer ver teidigt wird. Brest-Litowsk w a r die stärkste und modernste Festung der Russen, ausgestattet mit allen Mitteln der Ver- teidigungskunst. Es war versehen mit viel Munition, vielen Geschähen und viel Mannschaften. Auf die Uneinnehmbar- teit dieser Festung legten die Russen einen großen Wert. Und als die Belagerung begann, leisteten sie einen kräf tigen Widerstand, ja, sic glaubten, daß Wochen erforderlich wären, um in das Bollwerk eine Bresche zu schlagen. Brest- Litowsk sollte der Beherrscher des Eingangs zun« allrussischen Gebiete bleiben. Nun ist es gefallen und zwar schnell ge fallen, schneller als die Russen es für möglich hielten und schneller als wir selbst es ahnten. Die Bedeutung des Falles dieser Festung liegt darin, daß hier klar bewiesen wird, unsere Truppen sind erfüllt von den« ernsten Willen, vor wärts zu kommen, und Rußland kann keinen ernsten Wider stand mehr leisten. Wir dürfen mit berechtigtem Stolze den Fall von Brest-Litowsk feiern, er wirft den letzten Russen ans Polen hinaus, er zeigt Deutschlands ungebrochene Kraft und er beweist Rußlands Zerrüttung. Diesmal waren es Ungarn, die den ersten Streich vollführten. Der öster reichisch-ungarische Tagesbericht sagt darüber: „Die ungarische Landlvehr des Generals v. Arz entriß gestern dem Feinde das südwestlich der Festung gelegene Dorf Kobyläny, durchbrach damit die äußere Gürtel linie und fiel dem zunächstliegenden Werk in den R ä cken: westgalizische, schlesische und nordmährische Hecres-Jnfanterie erstürmte gleichzeitig ein Fort südlich der Lrtschaft Koroscyn. Deutsche Truppen bemächtigten sich dreier Werke an der Nordwestfront und besetzten heute früh die an der Bahnbrücke gelegene Zitadelle. Unterdessen drängten die Verbündeten den Feind auch über die Lesna und im Wald- und Sumpfgcbiet südöstlich Brest-Litowsk zurück, und unsere von Kowel nordwärts verfolgende Rei terei warf russische Nachhuten bei Bucin und Wyzwa." Unsere Verbündeten schufen uns im Verein mit den Unsrigen den Freudentag. Beide Heere haben ein neues, herrliches Ruhmesblatt zu verzeichnen. Brest-Litowsk war schon einmal der Schauplatz lebhafter Kämpfe. ThaddäuS Kosciuszko, der edle Pole, kämpfte dort vor 120 Jahren um die Befreiung seines Volkes von dem Nussenjoch. Katha rina U. hatte den Polen keine Freudentage bereitet. Ein Aufstand folgte und Polen atmete auf. Die Halbasiaten waren geschlagen. Doch nicht lange sollte die Freude dauern. Katharina hatte inzwischen die ihr Land beunruhigenden Türken vertrieben und nun sandte sie große Streitmassen gegen die aufständischen Polen. Zwischen Brest-Litowsk und Kruptschitz kam es am 18. und 19. September zur Schlacht. Suwarow, der bedeutende Feldherr der Kaiserin, schlug die sich tapfer wehrenden Polen vollständig. Sie zogen sich auf Brest-Litowsk zurück, wo sie erneut geschlagen wurden. Polens Freiheit war dahin und jetzt nach 120 Jahren ist es den Deutschen vergönnt, sie ihnen zu bringen und an derselben Stelle, an der damals die Russen die Polen besiegten, die Russen hinauszuwerfen. So sehen wir aus der Geschichte, wie sich alles auf Erden rächt. Die Russen, die damals die stolzen Sieger waren, sind jetzt auf der Flucht — aber, so heißt es in dem deutschen Tages bericht, die Verfolgung ist in vollem Gange. Me Sieges beute wird wohl in kurzer Zeit mitgeteilt werden. Sie wird gewiß unsere Erwartungen befriedigen. Keine Festung hat in diesem Feldzuge dem deutschen Sturme lange widerstanden. Lüttich fiel in überrumpelndem Sturm, Namur nach fünftägiger, Maubeuge nach zweitägiger Beschießung, Antwerpen, die „stärkste Festung der Welt", nach zwölftägiger Belagerung durch verhältnismäßig schwache Truppen. Einen Teil der westlichen Festungen und Forts verteidigten die Franzosen überhaupt nicht. Ein anderer Teil wurde nach nur kurzer Beschießung genommen. In mehreren Fällen war ein Jnfanteriesturm nicht mehr nötig. M «M m W (Tagcsberkchl siehe Seite S) Das zurülkgczogene Ehrenwort Frankfurt, 26. August. (W. T. B.) Tie „Franks. Zeitung" meldet aus Bern: Ter geflüchtete französische Flieger Gilbert hat sein der Militärbehörde gegebenes Ehrenwort zwar auf schriftlichem Wege zurückgezogen, aber so spät, daß er vor Ergreifung schärferer Bewachungs maßregeln entweichen konnte. Gestrandet Haag, 26. August. (W. T. B.) Ter „Nicuwe Cour." meldet aus Hoek van Holland, daß am Oester ein dänischer Dampfer gestrandet sei. Explosion P a r i s, 26. August. (W. T. B.) Der „Temps" mel det: Eine fürchterliche Explosion in einer pyrotechischen Fa brik bei St. Germain-en-Laye hat sich gestern nachmittag ereignet. Die Fabrik war lange Zeit in Rauchwolken ge hüllt. Drei Arbeiter und eine Arbeiterin wurden getötet. Der Minister Malvy begab sich au die Unglücksstellc. Die Ursache der Katastrophe ist Unvorsichtigkeit. Unterschleife in den Putilow-Wcrken Stockholm, 26. August. In den Putilow-Werken in Petersburg, den größten russischen Jndustriewerken für Kriegsbedarf, wurden außerordentlich hohe Unterschleifen entdeckt. Der russische Kriegsminister hat eine Revision der gesamten Geschäftsführung und namentlich auch der artille ristischen Geheimzeichnungen der Werke ungeordnet. Tic Freude unserer Verbündeten Wien, 26. August. Ter Fall von Brest- Litowsk hat in Wien um so größere Freude her vorgerufen, als die Einnahme dieser starken Festung nicht so bald erwartet worden war. Die Stadt legte Flaggen schmuck an. Vor dem Kriegsministerium kam es zu einer Kundgebung. Die Volksnicnge stimmte die österreichische Dolkshymne und die Wacht am Rhein an. Allgemeine Freude herrscht darüber, daß auch österreichisch-ungarische Truppen an der Eroberung der Festung Teil hatten. Wien, 26. August. Die „Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt zum Fall von Brest-Litowsk: Brest- Litowsk, das stärkste Bollwerk des Zaren, ist nnn auch vom Schicksal ereilt. Brest-Litowsk gefallen! Ein furchtbarer Schlag hat abermals Rußland getroffen. Mit Jubel wird die neue Freudenbotschaft bei uns und unseren Verbündeten ausgenommen. Wohl noch niemals haben in so rascher Reihenfolge vernichtende Schläge das russische Riesenrcich er reicht, wie cs durch unseren und der Deutschen ununter brochenen viermonatigen Siegeszug jetzt geschehen ist. Alle Trostgründe, mit denen die Entente sich über die Nieder lagen Rußlands hinwegzusetzen versuchte, erscheinen haltlos gegenüber der furchtbaren Sprache der Ereignisse. Die Phrase des Beispiels von 1812 erscheint wohl jetzt jedem als leeres Gerede. Vor 100 Jahren zogen sich die Russen widerstandslos zurück, während sie jetzt mit äußerster Kraft- anstrengung versuchten, den Vormarsch der Gegner zu ver hindern. Von einer russischen Festung nach der anderen wird das Georgbanner herabgeholt, unerbittlich vollzieht sich das Schicksal, welches die eroberungssüchtige rücksichts lose Politik Rußlands über das eigene Land herauf beschworen hat. Italienische Fahnenflüchtige Wien, 26. August. Die „Reichspost" meldet aus Lugano: Vom 1. bis zum 15. August sind 960 italienische Deserteure auf Schweizer Gebiet übergetreten. Der Heilige Krieg gegen Italien Chiasso, 26. August. „Gazetta dcl Popolo" meldet, daß der Scheich ul Islam in Konstantinopel den Heiligen Krieg gegen Italien ausgerufcn habe. Ganz ähnlich ist es nun auch im Osten ergangen. Libau, llkozan, Pultusk, Lomza, Ostrolenka und Ossowiec sind ohne regelrechte Belagerung gefallen. Warschau gaben die Russen preis, als die Blonie-Stellung von unseren Truppen genommen war, und auch Praga eroberten sie nach vier Tagen. Jwangorod wurde am 13. Tage nach Beginn des Angriffes besetzt, Kowno nach zwölftägiger Beschießung. Aber mich die Einnahme der großen Festung Nowo- Georgiewsk mit ihren mehr als 700 Geschützen und über zwei Armeekorps Besatzungstruppen hat wenig länger ge dauert. Am 7. August fiel schon das Fort Tembe, am 19. August der ganze Platz in unsere Hände. Bei Brest-Litowsk wurde eine Woche lang um die Vor stellungen gekämpft und dann die ständige Befestigung so fort im Sturm genommen. Wie weit diese Erfahrungen, die sich so auffallend nach dem Ablauf des ersten Kriegsjahres erneuern, bereits einen allgemeinen Schluß auf den Wert der Festungen im Kriege der Gegenwart zulassen, kann späteren Erörterungen Vorbe halten bleiben. Uns mag vorerst die erfreuliche Tatsache genügen, daß unsere Gegner keine auch nur annähernd ähn lichen Erfolge im Kampfe gegen Festungen aufzuweisen haben. Tsingtau und Przeinhsl sind erst nach einer monatelangen Belagerung voll heißer Kämpfe ruhmreich ge fallen. Die Feste Boyen ist uneinnehmbar geblieben. So sehen wir, was deutsche und österreichisch-ungarische Tatkraft vermögen. Den wackeren Truppen ist der heiße Dank sicher. lieber die Festung Brest-Litowsk ist noch zu sagen: Die Festung Brest-Litowsk ist das wichtigste Glied in der zweiten russischen Verteidigungslinie Kowno, Grodno, Brest-Liowsk, Luck, Dubno, Noivno, die den Aufmarsch der russischen Armee gegen Deutschland oder ihre Ncnformie- rung decken soll. Sie hat die wichtige Aufgabe, den Ueber- gang über den Bug, der hier 120 Meter breit und 2 bis 4 Meter tief ist, zu decken. Außerdem bildet die Festung einen der größten und wichtigsten Knotenpunkte des ge samten russischen Eisenbahnnetzes. Kreuzen sich doch hier die Bahnverbindungen Brest - Litowsk—Minsk—Moskau, ferner Brest-Litowsk—Bjelostok—Petersburg und Brest- Litowsk—Kiew. Die Festungswerke wurden im Jahre 1831 angelegt, sind aber in den letzten Jahrzehnten verstärkt und erweitert worden. Tie Forts verteilen sich auf die beiden User des Bug und sind, ebenso wie eine Brückenbefestigung „Graf Berg", die zwischen dem eigentlichen Fcstungskern und dem Fortgürtel am rechten Bug-Ufer liegt, mehrere Kilometer weit vorgeschoben. Als natürliche Befestigung hat die Stadt im Osten die Rokitnosümpfe, die nach der größten Stadt in dem engeren Sumpfgebiet auch die „Sümpfe von Pinsk" genannt werden. Die Forts der Festung liegen auf beiden Ufern des Bug verteilt. Die Zitadelle oder Festungskern — wie der Generalstabsbericht sie nennt — und die meisten Werke sind geschickt in Sumpfgelände hineingebaut, das hier auf beiden Ufern des Bug weite Strecken bedeckt. Es sind elfForts vorhanden, von denen zwei, die Forts Nr. 6 und 7, auf dem Westufer, die übrigen auf dem Ostufer des Bug liegen. Fort Nr. 1, 8 nnd 2 decken die Nordseite, Fort Nr. 9 und 10, das letztere bis ans 8 Kilometer vor die Stadt hinausgeschoben, befinden sich an der nach Shabrnka fübrenden östlichen Bahnlinie. Fort 3, ebenfalls im Osten, deckt die Straße nach! Kobrin, Fort 4, eines der wichtigsten der Lage nach, erhebt sich im Südosten zwischen der von Kowel und Cholm heran- führenden Eisenbahnlinie. Fort 5 endlich liegt im Süden der Zitadelle, 3 .Kilometer von ihr und wenig mehr als 1 Kilometer vom Ostnfer dos Bug entfernt. Schließlich bleibt noch das Fort Graf Berg mit der großen Batterie und einem starken Jnfanteriewerk, das unmittelbar im Norden der Zitadelle die Bugbrücke der von Lukow nach Brest-Litowsk führenden Eisenbahn beschützt. Auf der West seite des Flusses, zwischen den obenerwähnten Forts 6 unk» 7, liegt der kleine Vorort Terespol, nach dem die Westfront der Festung ihren Namen führt. Me eigentliche Stadt Brest-Litowsk hat 80 000 Ein wohner und liegt etwa 2 Kilometer östlich des noch ganz nach alten Methoden mit Mauerwerk aufgebauten Festungs kernes, einer reinen Militärstadt, und ist mit ihm und der Bahnhofsvorstadt Terespol durch eine Drahtseilbrücke ver bunden. lieber den Fortgürtel hinaus liegen von dem Festungskern rund 15 .Kilometer entfernt die mehrfach er wähnten Vorfeldstellungen, in die Mackensen schon am 18. August den Feind zurückgeworfen hat.