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Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied der Sächsischen und des Deutschen Zeitungrverleger-Dercinr (E. V) — Verlagsort Waldenburg Sachse». Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags 'j,3 Ahr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sä., Obergaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richler; in Langenchursdorf bei Lcrrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn LinuS Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelin Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen- öruch, Störungen im Betrieb der Truckcret oder unserer Lieferer, bat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung oder. Rückzahlung des Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch Fern» sprecher ansgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr: Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkes, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M. 211 Fmlag, den 9. ScMmbcr 1927 50. Jahrgang. Einreichung des polnischen Vorschlags durch mehrere Mächte. Das Rcichskabinett wird sich am Sonnabend mit Be- soldunffsfragen beschäftigen. Ter Acltestenrat des Reichstags ist auf den 14. Sep tember cinbernfen worden. Könnecke hat jetzt den Funker Robert Lerche als Be gleiter für seinen Ozeanflng ausersehen. Der Katholikentag in Dortmund wurde am Dienstag geschlossen. Belgien hat seine Wiederwählbarkeit für den Völkers bmidsrat beantragt. Briand hatte g-Arn im Hotel Metropol in Genf eine Umerredung mit Stresemann. Die englischen Gewerkschaften erklären sich gegen den Kommunismus. Der russische Ort Kocke, eine Stadt von -M-O Ein wohnern, wurde durch eine Feuersbruust gänzlich ver nichtet. Der Ansstand in der Ukraine breitet sich aus. Das in Old Orchard (Maine) zu einem Fluge «ach Rom gestartete Flugzeug »Old Gloy" sandte drahtlos Hilferufe. Durch eine Neberschwcmmungskatastrophe wurde« zwei rumänische Städte sortgeschwemmt. In Sibirien wurde die Stelle ausgefunden, wo 1908 ein Meteorstein von IO Millionen Zentnern Gewicht niedergegangen ist. In Japan ist ein neues Erdbeben ausgetreten. "Waldenburg, 8. September 1927. Nun hat Genf doch noch seine Sensation bekom men, eine Sensation, die keiner erwartet hatte. Im Verlaufe der allgemeinen Aussprache über den Jahres bericht, die durch unwesentliche Reden eines Inders und eines Persers eröffnet worden war, machte der holländische Außenminister Beelaert van Blokland ganz unvermutet einen Vorstoß, der mehr oder weniger darauf abzielt, das sagenhafte „Genfer Protokoll" von 1924, das die schiedsgerichtliche Erledigung von Streit fällen vorsieht, wieder aufleben zu lassen. Der Völker bund war seinerzeit sehr stolz darauf gewesen, daß er dieses Protokoll zustandegebracht hatte; nur schade, daß sich nachher die maßgebenden Regierungen, insbe sondere die englische, weigerten, es zu ratifizieren. Seitdem spricht man in Genf nicht gern davon. Selbst der polnische Delegierte Sokal hielt es für nötig, aus drücklich zu erklären, daß er bei seinem Vorschlag eines Ostlocarnos nicht auf das Genfer Protokoll zurück greifen wollte. Jetzt hat indessen der holländische Außenminister den Stier bei den Hörnern gepackt. Ohne daß er vor her irgendwie mit anderen Delegationen Fühlung ge nommen hätte, brachte er im Rahmen einer langen Rede einen Entschließungsantrag ein, den man als Niederschlag seiner Ausführungen betrachten kann. In dieser Entschließung heißt es: In der Ueberzeugung, daß, ohne Wiederaufrollung der Erörterungen über das Genfer Protokoll vom Jahre 1924, es wünschens wert ist, z-u prüfen, ob der Augenblick nicht gekommen sei, um das Studium der Grundsätze wieder aufzu- nehmen, die die Basis dieses Protokolls gebildet haben, und in der Erwägung, daß es außerordentlich wichtig ist, daß die Versammlung die Arbeiten des Vorberei- tüngsausschusseS der Abrüstungskonferenz fördert, beschließt die Versammlung, die Prüfung der wesent lichen Grundsätze des Genfer Protokolls und die Schluß folgerungen des Vorbereitungsausschusses den zustän digen Versammlungsausschüssen zu überweisen. In großen Zügen zeichnete Beelaert van Blokland die gesamte Entwicklung des Abrüstungsproblems, die angestellten Versuche und die erlebten Rückschläge, um unter Anerkennung des Kurses von Locarno als des Höhepunktes des bisher Erreichten die Gedankengänge des Genfer Protokolls als die wünschenswerte Grund lage für den allgemeinen Aufbau eines Sicherungs- spstems zu bezeichnen, das von der moralischen Ab rüstung ausgehen und die materielle zur Folge haben müßte. Die Völkerbundsversammlung, so führte der holländische Minister unter anderem aus, mag sich ihrer großen Verantwortung bewußt sein. Im Augen blick scheint eine Verwirklichung der Herabsetzung der Rüstungen unmöglich, wohl aber scheint eine Beschrän kung der Rüstungen schon heute erreichbar. Mit Bezug auf das Genfer Protokoll meinte Beelaert van Blok land: Es ist nicht begraben, es schläft nur. Weiter plädierte der holländische Außenminister für die Ver wirklichung der Forderungen der Weltwirtschaftskon- serenz, denn die wirtschaftliche Abrüstung sei neben der moralischen das wirksamste Mittel, um zur mate riellen Abrüstung zu gelangen. Wie wenig man auf diesen holländischen Vorstoß gefaßt war, geht schon daraus hervor, daß Dr. Strese mann während der Rede im Saale nicht anwesend war. Auch die englische Delegation war sichtlich über rascht. Jedenfalls ist durch die von Beelaert van Blokland eingebrachte Entschließung zur Zeit selbst der polnische Ostlocarno-Plan in den Hintergrund ge drängt worden. Durch die Bezugnahme auf das Gen fer Protokoll sind allerlei alte Streitfragen wieder auf gerührt worden, und es ist damit zu rechnen, daß der holländische Vorschlag in den nächsten Tagen nicht nur offiziell in der großen Völkerbundsdebatte, sondern auch hinter den Kulissen eifrig besprochen werden wird. Der holländische Antrag ist offenbar einer weit verbreiteten Mißstimmung der kleinen Staaten ent sprungen, die unzufrieden damit sind, daß sich die Großmächte stets nur unter sich verständigen, zur Siche rung des Weltfriedens im übrigen aber nichts tun. Besonders peinlich ist offenbar Chamberlain durch den holländischen Vorstoß überrascht worden. Der Genfer Sonderberichterstatter des „Matin" meint, nach Lage der Dinge könne Chamberlain nichts annehmen, was dem Wiederaufleben des Genfer Protokolls ähnele, weil er sonst desavouiert werde und bei seiner Rückkehr nach London demissionieren müßte. Man müsse nun wissen, ob England das seltsame Spiel weiter spielen könne, a"! die Gründerin des Völkerbundes zu er scheinen, den Namen seines Staatssekretärs in die Texte des Friedensvertrages von Versailles einschreiben zu lassen und sich trotzdem jeder Initiative entgegenzu stellen, die die normale Entwicklung des Völkerbundes sicherstellen könnte. Jedenfalls herrscht zur Zeit in Genf Hochspan nung, und infolgedessen ist auch die für Freitag an gesetzte Reise Stresemanns nach Berlin wieder in Frage gestellt worden, da der weitere Verlauf der Aussprache Stresemanns Anwesenheit in Genf notwendig machen könnte. ——— Schien beansprucht Wiederwahl. Zu Beginn der Völkerbundssitzung vom Mittwoch vormittag verlas Präsident Guani einen Brief des belgischen Außenministers, mit dem Vandervelde unter Berufung aus die entsprechenden Artikel des Regle ments für die Wahl der nichtständigen Ratsmitglieder den Antrag aus Aussprechung der Wiederwählbarkeit Belgiens stellt. Die Wiederwählbarkeit eines nicht ständigen Ratsmitgliedes mutz auf Grund des im vorigen Jahr geschaffenen Wahlreglements, und zwar mit Zweidrittelmehrheit der Versammlung, vor der Wahl selbst ausgesprochen werden, in allen Fällen, in denen ein nichtständiges Ratsmitglied die Absicht hat, ohne Unterbrechung seiner Tätigkeit im Rate für ein neues dreijähriges Ratsmandat zu kandidieren. Im übrigen brachte die Sitzung nichts Bemerkens wertes. Zu Wort kamen ausschließlich Vertreter nor discher und baltischer Staaten. Die Kundgebung der verschiedenen baltischen Staaten zugunsten einer all gemeinen Entschließung für den holländischen Vor schlag zeigte eine recht verschiedene Nuancierung. Der polnische Vorschlag. Während der Sitzung der Völkerbundsversamm lung hatte der polnische Delegierte Sokal Besprechungen mit Briand, Sir Austen Chamberlain und mit Reichs außenminister Tr. Stresemann, dem er hierbei den nunmehr formulierten Polnischen Vorschlag überreichte. Der Vorschlag geht von einer Empfehlung der letzt jährigen Völkerbundsversammlung auf erweiterte An wendung von Schicdsverträgen ähnlich den in Locarno abgeschlossenen aus und erklärt dann jeden Krieg als „außer den Gesetzen" stehend. Mit dieser Formel werde an eine Vervollständigung des Artikels 15 des Völker bundspaktes gedacht, der in einem Konfliktsfall, über den kein einstimmiger Spruch des Völkerbundsrates erreicht werden kann, den Mächten die Berechtigung zur Ergreifung solcher Maßnahmen gibt, die ihnen, für die Verteidigung ihres Rechtes notwendig er scheinen. Eine Erklärung Chamberlains. Uebrigens wird jetzt auch von französischer Seite die Frage aufgeworfen, ob die Diskussion, die der pol nische Vorschlag Hervorrufen mußte, nicht im jetzigen Zeitpunkt gefährlich sei. England verhält sich jeden falls dem Plane gegenüber schroff ablehnend. So erklärte Chamberlain, noch ehe ihm der polnische Vor schlag in seinen Einzelheiten bekannt war, seine Ansicht sei, daß kein Vorteil darin bestehen würde, irgend ein neues Dokument oder einen neuen Vertrag über die Sicherheitsfrage für die allgemeine Unterschrift der- Mitglieder des Völkerbundes im gegenwärtigen Augen blick vorzuschlagen. Chamberlain fuhr fort: Wir haben bereits die Sicherheit, die jedes Mitglied durch die Völkerbundssatzung erhält. Es bestehen mit Bezug auf die Grenzen Ost- und Westeuropas örtliche Verein barungen, die diese Sicherheit vermehren und durch die die in Betracht kommenden Parteien die feierlichste Zusage geben, zu keinem Angriff überzugehen. Ich kann mir nicht vorsteNe«, welche weitere Sicherheit durch irgend ein neues Abkomme« gegeben werden würde, und ich bin der Ansicht, daß es de« Gipfel der Unklugheit sei« würde, den Anschein zu erwecke«, als ob man die Stärke der Sicherheiten unterschätzt, die wir bereits besitzen, indem man neu« schafft, die im wesentlichen nichts hinzufügen und tat sächlich die andere« beeinträchtige« würden. Politische Rundschau. Deutsches Reich Die Sitzung des Reichskabinetts wird trotz der Ver hinderung Stresemanns am Sonnabend stattfinden, jedoch werden deine entscheidenden Beschlüsse gefaßt werden. Die bayrische Regierung hat erklären lassen, daß die finanziellen Mehrbelastungen durch Erhöhung und Um gruppierung der Beamtengehäller nicht tragbar seien. Bayern will die Besoldungsreform dazu benutzen, um die Frage des Finanzausgleichs mit den Ländern wieder aufzurollen. Die deulschoölkische Freiheitsbewegung hält ihre dies- diesjährige Vertrelertagung am Sonnabend und Sonntag in Porta bei Minden (Westfalen) ab. Wegen einiger Ausschreitungen, die bei einem Stahl- Helmumzug vorgekommen sind, hat der Polizeipräsident bis auf weiteres olle Versammlungen des Stahlhelm» unter freiem Himmel, sowie alle Umzüge verboten. Die Hetzschrift von Mertens gegen Deutschland, die von Professor F. W. Förster mit einer Einleitung ver sehen worden ist, wurde in vielen Hunderten von Exemp laren in Genf an die Delegationen verteilt. Die Schrift trägt den Titel: »Die Vorbereitung zum Kriege in Deutsch land." Gegen diese Hochverräterei sollte doch vom Staats anwalt energisch eingeschritten werden. Das Reichskabinett wird am Freitag zu einer Sitzung zusammentreten, auch wenn Dr. Stresemann wegen der Wendung der Dinge in Genf nicht daran eilnehmen kann. Auf der Tagesordnung steht haupt- ächlich die Besoldungsfrage. Eine weitere Kabinetts itzung ist für Dienstag vorgesehen, an der dann auch Dr. Stresemann teilnehmen soll. Am Freitag findet auch eine Besprechung der Finanzmtnister der Länder über die Besoldungssrage statt. Zur Frage der Preußischen NesolduugSreform teilt der Amtliche preußische Pressedienst mit, daß im preußischen Finanzministerium eine Reihe von Reform entwürfen ausgearbeitet worden sei, und ähnlich sei im Reiche Verfahren. Ueber diese Entwürfe sei oaiur zwischen dem Reichsfinanzminister und dem preußischen Minister verhandelt worden und es sei mit einer grund sätzlichen Einigung über die Aufbesserung der vergleich, baren Besoldungsgruppen zu rechnen. Weiter heißt es: Der von Bcamtenkorrespondenzen und Zeitungen veröffentlichte „vorläufige Referentenentwurf" Preu-