Volltext Seite (XML)
Fünf Monate portugiesischer Republik — eine traurige Bilanz. (Von unserem Lissaboner Mita»beiter.) Lissabon, den 7. Mmz 1911. Am 9. März sind es gerade fünf Monate, daß die portugiesischen Republikaner das Haus Braganza stürzten. Es war am 9. Oktober 1910, wo Braga, Machado u. Comp, an die Armee und an die republikanische Partei einen Appell richteten, das verhaßte Herrscherhaus aus dem Lande zu jagen, „damit in Portugal wieder Ordnung und Ruhe herrsche und damit die traurigen finanziellen und wirt schaftlichen Zustände eilt Ende nähmen". Gleich nachdem die Eroberer die Zügel der Regierung ergriffen hatten, ließen sie pathetisch verkünden, daß eine neue Lera der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ange brochen sei usw. Diese mit vielen Phrasen gespickten Expektorationen der Machthaber in Lissabon lösten in der großen internationalen Judenpresse sofort ein freudiges Echo aus. Besonders die Londoner „Times" konnte nicht genug Worte des Lobes für die „umsichtige, taktvolle Ne- sormarbeit der Republikaner" finden. Aber der Katzenjammer nach dem Siegesrausch blieb den Königsstürzern nicht aus. Das perfide heuchlerische Manöver der Freimaurer wurde nur zu bald durchschaut. Während noch die ganze „gut informierte" Freimaurerpresse der ganzen Welt die Kulturtaten der neuen republikanischen Regierung verkündete, ist es zur offenbaren Tatsache ge worden, daß sowohl die politischen als auch die wirtschaft lichen Verhältnisse in Portugal trauriger sind denn je. Von den versprochenen Reformen in Verwaltung und Justiz findet man nicht das geringste vor. Dagegen ist eine Aera des Spitzelwesens, der Denuntiation und der Anarchie an gebrochen. Der berüchtigte Machado hat bis zur Stunde feine Wahlreform noch nicht eingebracht. Die Wahlen, die vor der Tür stehen, sollen nach einem eigenartigen System „freie Wahlen" sein. .Schon jetzt bereisen bezahlte Agenten das Land, um das „freie Volk" für die bevorstehenden „freien Wahlen" zu gewinnen. Mit Geld und Ver sprechungen wird nicht gespart. Der Justizminister Alfonso Costa, welcher anfa-gs feiner Amtstätigkeit für die Reform des Jnstizwesens un zählige Lanzen gebrochen hatte, bricht sich jetzt den Kopf, wie er die gemachten Versprechungen ungeschehen machen kann. Vorderhand bestehen die Reformen darin, daß jeder Richter seines Amtes enthoben und strafweise nach den Kolonien versetzt wird, falls er nicht blindlings den Be fehlen des republikanischen Zentralkomitees folgt. Einige Richter, die sich erkühnten, monarchisch gesinnten Personen in Zivilprozessen recht zu geben, wurden nach Lissabon zitiert und ohne Verhör eingesperrt. Preßfreiheit und Ver sammlungsfreiheit sind hierzulande unbekannter denn je. Monarchische und katholische Blätter werden nicht geduldet; deren Redaktionslokale werden programmähig jede Woche gestürmt und die katholischen Journalisten sind keine Stunde ihres Lebens sicher. Das Versammlungrecht gilt nur für Republikaner. Die Polizei, die nach Verschwörern fahndet, ist eifrig auf der Suche nach Hochverrätern. Wie der Verschwörungskoller der Polizei entartet, zeigt folgende Geschichte: Tagtäglich erschienen gegen 10 Uhr abends einige Männer in einem Privathause und verblieben dort mehrere Stunden. Die Polizei beschloß natürlich, das Haus zu belagern. Vorsichtig rückte die heilige portu giesische Hermandat 60 Mann hoch aus, umzingelte das Ge bäude, drang bis vor die Türe vor, wo die Missetäter ahnungslos saßen, und horchte. Drinnen wurden die Worte König, Dame, Reiter leise, aber in leidenschaftlichem Tone gesprochen . . . Kein Zweifel mehr, hier hauste eine Ver schwörerbande, die Republik war in Gefahr. Kurz ent schlossen, Revolver und Säbel in der Hand, stürzte die Polizei in das Zimmer und fand dort einige Hasardspieler, die dem Macao huldigten . . . Die ausländischen Blätter, die hierher gelangen, wissen immer von aufgedeckten Verschwörungen zu melden. Bei uns in Lissabon ist nichts davon bekannt. Wir glauben aber ganz gerne, daß die Machthaber absichtlich solche Schaudermärchen verbreiten lassen, um ihre rücksichtslosen diktatorischen Ausschreitungen wenigstens einigermaßen zu rechtfertigen. Unruhe, Verfolgung, wirtschaftlicher Niedergang, Er starkung der Anarchie, das ist die Bilanz des republi kanischen Regimes in Portugal. Vermischtes. V Gerade keine übertriebene Vor- stellung von den Genüssen für Gaumen und Magen macht ein Bericht eines Missionärs von der nörd lichsten Missionsstation Amerikas, in Mary's Jgloo, auf der alaskischen Halbinsel Seward. Seinem an fesselnden Einzelheiten reichen Brief, der in dem neuesten Heft der „Katholischen Missionen" (Herder, Freiburg, jährlich 12 Hefte 6 Mark) veröffentlicht ist, entnehmen wir fol gendes: „Ich bin hier in Mary's Jgloo ganz allein und zur selben Zeit Oberer, Prokurator (eine böse Sache), Koch und einziger Abnehmer seiner Leistungen. Ich muß selbst mein Brennholz schlagen und oft zwei bis drei Fuß Schnee weg- schaffen, um das Buschwerk, das zur Feuerung dient, frei zu legen. Im ersten Jahre hatte ich nicht einmal Geld ge nug, uni mir etwas Speck zu kaufen. Der Speisezettel be steht hier vorwiegend aus Fisch, Seehundssleisch, Speck und etwas Erbsen und Reis. Die Nahrung widersteht einem schließlich wegen ihrer ewigen Einförmigkeit. Das See hundsfleisch zumal schmeckt wie in Rizinusöl eingemachte« Kalbfleisch. Um es hinunterzubringen, muß man tüchtig Salz und Pfeffer daran tun und es rasch essen, so lange der Mut anhält. Es ekelt einen derart, daß nur die Not dazg treibt, immer wieder danach zu langen. Meine kleine Kabine, die 6 Meter lang und 4,25 Meter breit ist. dient! gleichzeitig als Schlafzimmer, Speisesaal, Sprechzimmer, Werkstatt, Küche, Vorratskammer und Hundespital. Ich kann sie wärmen, so viel ich will, sie bleibt so kalt, daß. wem, ich Wasser auf den Boden schütte, es sofort gefriert. Ich darf deshalb beim Sitzen die Füße nie auf dem Boden ruhen lassen. Die Einrichtung umfaßt einige Stühle bezw. Kisten, einen Tisch und ein Bett, d. h. eine mit Heu und einer Pelzdecke bedeckte Pritsche. Leintücher braucht man keine, da man beim Schlafen außer dem Oberkleid und Halskragen alle Kleider anbehält. Das Klima ist hier oben natürlich hübsch frisch, sinkt doch das Thermometer bis auf 70 Grad I'' unter Null (gleich — 56,6 Grad 6) herab." An anderer Stelle heißt es dann aber auch: „Die klima tischen Verhältnisse dieser Striche machen das Missionsleben freilich reich an Entbehrungen und Strapazen, aber der Eifer der Eingeborenen macht es auch reich an geistlichen Tröstungen. Die Leute sind gut veranlagt und sehr auf merksame und lernbegierige Schüler, und zeigen, sobald sie einmal die Bedeutung und Schönheit unserer heiligen Reli gion erfaßt haben, einen Eifer und eine Liebe zu Gott, die wirklich rührend sind." Vom hohen Norden führt unS das- selbe Heft der interessanten Zeitschrift in anderen Artikeln unter die glühende Sonne Zentralafrikas, nach Madagas kar, Vorderindien, China und Japan, nach Ozeanien, Mesopotamien, Palästina, dem Balkan usw. Die Zeitschrift ist von kaum zu überbietender Vielseitigkeit. vDer P a p i e r v e r b r a u ch der Kulturvölker wächst in einer die Wälder aufs schlimmste bedrohenden Weise! weiter. Die Vereinigten Staaten allein verbrauchen nach dem „Prometheus" im Jahrs 2,73 Millionen Tonneie Papier, d. h. etwa 32,6 Kilogramm ans den Kopf der Be völkerung. Deutschland folgt in sehr weitem Abstande mit einem Verbrauch von 937 000 Tonnen, d. h. etwa 14,5 Kilo gramm für den Kopf. Etwas größer als in Deutschland ist der Papierverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung in England, wo er etwa 16,3 Kilogramm beträgt. Der Fran zose verbraucht dagegen nur 10,5 Kilogramm Papier im Jahre und der Oesterrcicher 7 Kilogramm. 7. H«1«I Iiiieii ÜLerHiolinelien V. Vornehme» moclernst eingerielitete» VLinilien - Hotel H.8ckönrocks ^ZckfolZer 8äiulg35se 1 5ct)ulg35se 1 :-: hleues starbaus :-: - 811 2ur Kommunion emplelilen 3>8 bür NääLken: Lciiriürstiefel ksin Ldromlsclor, mit uncl okne back- ksppsn la Lliromlecler — Oerb>schnitt — mit I.ackkappen, amerik. ttorm uncl ^bsatr eckt koxkalk, mit bsckksppen >0.50, 9.50 civil ^ ttackkappen .... 9 50, 920 ecvt Lvevreau, m. kackkappsn 10.50, 950 ovne kackksppen „Original - Oooävenr-VVelt" -Aus führung in neuesten Aoclekormen 12 50 VVeilZe Zctinürsliefel in eleganter Ausstattung 8.50 6^ ^50 >790 Z50 1100 600 bür Knaben Zetinürstiefel in kräftigen bsclerarten . . . .750 mit backkappsn, inocierne LtraÜenstiötsI 10.50, 10.30, 9.90, 9.30 kein koxlecler, in modernen, bequemen Normen 9.80, 8 80, 8.20 eckt Loxkall, vorrüglicve Konkirmanclen- stiekel 10.90. 9.80, 9.40 „Original - Ooockveur ->VeIt" -äus- kübrung, vocveleg. Fassons, >2.50, 11.50 6'0 ^50 ^50 8«o 1100 LI kouraä 7aek H Lie. 8e>»iIiMelilsIM Siiig b. Uzglisbg. öeacltten 8ie bitte unsere Zciululensler. VerkttuklittiiL OroLäon i tternsprecver dir. 5113. - I^r Gegründet 182S Vergrößert 1860 Volljtändig erneuert 1S09 VSSIKSUS d« ,, ftrssckva, 'kijstterstr. 8/10, nückstv MV« «Ivr Icatd. Uokklrcdv Kernsprcchcr Nr. 2879 ch empfiehlt ch Fernsprecher Nr. 2879 freundliche Zimmer mit vorzüglichen Betten von 1 Mark an. n HVstnr» liiiel»« chchchchchchchchchchchch»chch chchchchchchch chchchchch chchchchchchchchchchchchch ch AINel»- u. ! ^ von d * RI. ^ Varkkmkaümtl. >koIkvrsi-krockuktv t'«ln»t« Nollivivl- * l'Lkelduttvr.—^uk^Vuimok lävkorunj; kroi in» tlku» chchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchchch»ch 4ü«vlirS«i» «leck «11« Kostenlose Stellenvermittelung I von Ost rmädchcn durch den » e»avndui»ck empfohlen. > Sprechstunden: Mittwoch« von 4 - v Nhr Käufferstr. 4, l. Schrift liche Anfragen sind beim Hausmeister dortselbst abzugcben Restaurant kulmbacher Hot Gmpfehle meine Lokalitäten mit Vereinszimmer. Ausschank von Bieren der l. Kulmbacher Aktien-Brauerei sowie Radeberger Pilsner. 18S4 4>«Hv»Ick und ÄMSiilim lliW MMliim ltsclil. „n»,ck«n. Sk».»«,..« smpüsvlt als bosouclvrs prsisrvsrts 8ortou: „aäl«r ststnnror" . . ä S Lk. ll .,0s5to AnnnsokaN ä Lktt. „UnsortlortoHoxilro" L7kk. sj „kranr losopti' . . älvkt. dvi Lutuaviuo von 100 8tüok kroissrmülliguvg. Sninskns-Vissnill«» ^ 2S 8tüok 70 kk., 100 8tück 2.70 AK. krovo au5vt»til n stnuok-, U»u- u. 8oknupft»dakon. -W» LS8VL8 st1stst-stst8'1'^k)st^1' Ob)st stst8IV8^2 »0LU 1>kä.0«k. 8NN- l7. W^l81'1NU^l7887'irXS2N Akdtll 0,75 1,25 1,75 A/rstk 08LX11 l10t'b'A-kd.'ds Lacke und Farben für jeden Zweck. Spezialität: vsllmrdea in allen »«ancen Zuverlässige, erprobte Oualiiälen. Fachmännische Bedienung Billige Preise. b Lar! bokneillsi' kavlif. Mv 8ekimpf, m Telephon 1844. vevVck«» Pirnaische Gegründet 18S8. Straße «4.