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-er Verband Hand in Hand mit anderen auf gesetzlichem Boden stehenden Organisationen und Einzelpersonen an einer gesetzlichen Verbesserung der Heimarbeitsverhältnisse ausgiebig initgetvirkt habe und zur Zeit noch alles daran setze, um vor allem auch die Lohnverhältnisse in der Heim industrie zu heben. Auf unsere Unterstützungskassen machte sie aufmerksam, die schon heute einer jeden Heim arbeiterin ermögliche, sich für den Fall einer Krankheit eine ausgiebige Unterstützung zu sichern, so lange die ge- fetzliche Versicherungspflicht noch nicht besteht, und wies be sonders aus die in die Augen springende Höhe der Unter stützungssätze gegen andere Heimarbeiterinnenorganisatio nen hin, die zum Teil mehr als das Sechsfache betrage«. Hierzu kommt noch, das; die katholische Heimarbeiterin in einen katholischen Standesverein gehört, da sie wohl kaum in der Lage ist, außer dem Standesvereine noch einer reli giösen Vereinigung anzugehören. Im Anschlüsse an die Berufsversainmlung fand eine Vollversammlung des Ver- eins statt, in der Herr Dr. Pa chel in liebenswürdiger Weise einen Vortrag über Weltanschauungen übernommen hatte und in würdiger Weise den leider anderweit beschäftig ten hochw. Herrn Präses vertrat. Seinem Gedankengange, dem er in so leicht verständlicher, klarer und überzeugender Weise Ausdruck verlieh, folgte die Versamnilung aufmerk sam, und haben sich die Mitglieder aufs neue bestärkt in der Ueberzengnng. es gibt nur eine christliche Weltanschau ung, die katholische, und eS gibt auch daher nur eine Orga nisation für katholische Arbeiterinnen, nämlich die auf dem Boden dieser christkatholischen Weltanschauung stehende. Reicher Beifall lohnte den lehrreichen Vortrag und der Tank, den die Vorsitzende, Fr. Mattner, allsdrückte, war allen Anwesenden aus dem Herzen gesprochen. ts Chemnitz. (Kulyol. Jünginigsvelein.) Sonntag den 12. Mälz nachm, 4 Uhr MvncitLverß'.mmlung mit Vortrag Im Piarrtzanle 7 tNoßnm'k!». 8 Chemnitz. (Verein erwerbstätiger grauen und Mädchen.) Am 8. d. M. fand unsere März-Ver sammlung bei zahlreichen! Besuche der Mitglieder statt. Das Protokoll versetzte »ns noch einmal in die Festver- samnilung vom ltz. Februar, wo unsere verehrte Verbands- leiterin Frl. v. Schalscha vor einer Anzahl geschätzter Gäste und vollzählig versammelten Mitgliedern unsere Verbands prinzipien zum Vortrag brachte und an Beispielen ans der Praxis die vielseitige Wirksamkeit desselben zugunsten der katholischen Erwerbstätige» der verschiedensten Berufe an führte. Tie Sekretärin gab sodann ein Resultat aus einer der ersten Berufsversanimlnngen bekannt, die in Sachsen stattfanden. Es handelte sich um eine Arbeitsordnung einer grössere,, Fabrik, die eine große Anzahl Paragraphen ent hielt, welche der Arbeiterschaft nachteilig waren. Auf Vor stelligwerden bei der hierzu vorhandenen gesetzlichen In stanz sind in Kürze diese beanstandeten Paragraphen durch einen neuen Nachtrag beseitigt und gemildert worden. Ein Beweis, welchen Nutze» die BernfSversammlnngen haben! In» weiteren Verlause nahm der Herr Präses das Wort zu kurzem Berichte über den so schön verlaufenen Bezirkstag und schloß daran eins Aufklärung über die kirchlichen Fast- und Abstinenzgebote, erinnerte zugleich noch einmal an den am l2. d. M. im „Anker" stattsindenden Vortrag zur Vor bereitung ans die heilige Osterkoinmnnion und bat um vollzählige Beteiligung an derselben am „Bußtag" den 15. März. Belehrende Erzählungen ans der Franeiiarbe'.t und zuletzt ans einer christliche» Zeitschrift bereicherten die Tagesordnung. Tie Vorsitzende, Fra» Heeg, sorgte für Abwechslung durch Einschiebnng von Liedern, gab vier Nen- nnmeldnngen bekannt und forderte alle Mitglieder ans, für zahlreichen Besuch des am 20. d. M. im kleinen Saale der Linde stattfindenden Elternabend zur Werbung der zur Entlassung kommenden Jugend zu sorgen. Herr Schul direktor ttzrohinann hat hierzu einen Vortrag zugesagt. Einen weiteren übernimmt die Sekretärin. 8 Grima», 10. März. Vergangene» Sonntag ward hier die zweite Versammlung des Volktzvereins für das k a t h. D e n t s ch l a n d abgehalten, die wiederum wie die Vorwand war. Tiefer Ansicht ist auch der Kirchenhistoriker Schröck, „Gemeiniglich nennt man alle diese Emigranten evangelisch. Es ist aber längst bemerkt worden, daß Wohl nur ein kleiner Teil derselben diese» Namen im strengen Ver stände verdienen mochte." «Lndw. Elarns, „Tie Auswande rung der protestantisch gesinnten Salzburger in den Jahren >731 und 1702", Innsbruck >80 l, D. 7l 70.) „Unter solchen Begleiterscheinungen wnßten die Kathv liken, Fii'sten, Klerus und Volk, von Anfang an mit völliger Bestimmtheit, daß sie selber unterdrückt werden würden, so bald nur die Partei der neuen Religion sich stark genug dazu fühle. Sie führten einen Kamps der Selbst- lrhnltnng, indem sie alles ansboten, das Eindringen des Protestantismus in ihr Gebiet abznwehren, den bereits ein- gedrnngenen »nieder ausznstoßen. Sämtliche Reformatoren und Theologen der neue» Lirche» lassen in ihren Schriften nicht den leisesten Zweifel über das Prinzip, daß die katho- !isct>e Religion überall nnsgerottet werden müsse, wo man die Macht dazu habe . . ." lTöllinger, Lirche und Lärchen, München M!1, S. k>0.) Der Fürsterzbischof v. Firmian, der im Salzburgs' scheu Lande als Imst regierte, sah sich also direkt ge zwungen, das Neformationsrecht des Landesherr» anzu wenden, wollte er nicht ans seinem Lande verjagt werden. Er führte dasselbe mit Unterstützung der kaiserlichen Trup pen durch. Als sich der Lönig von Preußen einmischte, wurde diesem erklärt, man habe es nicht mit Lutheranern oder Reformierten, sondern mit Empörern zu tu». Das AnS- wanderungspatent gewährte allen Nichtansässigen eine Frist von acht Tägen. allen Ansässigen eine solche von drei Mo naten: es ist also »»historisch, wenn Schönherr dem Bauern Rott nur drei Tage Frist zur Auswanderung läßt. - Un wahr ist es ferner, daß die Linder im Lande zuriickbleiben »mißten, wie der Autor sagt. Tendenziöse Entstellung ist eS, daß die Soldaten aus Befehl mit Mord und Brand vor gegangen sind, wie Schönherr schildert: bei der Gegen reformation floß kein Tropfen Blut. Die ganze „Grau samkeit" bestand darin: Wer protestantisch bleiben wollte, N'urde des Landes verwiesen, erhielt aber eine angemessene Frist, um sein Hab und Gut zu verkaufen; der zehnte erste gut besucht war. Nachdem der Geschäftsführer die An wesenden begrüßt hatte, ergriff Herr H. Picker aus Zittau das Wort zu seinem Vortrage über die soziale Tätigkeit des Volksvereins: -er Redner hatte indessen noch nicht den ersten Satz gesprochen, als die Versammlung plötzlich in nicht geringe Aufregung versetzt wurde. Ein Stein, von Bube»Hand geschleudert, zertrümmerte eine Fensterscheibe, deren Splitter einem der in der Nähe befindlichen geistlichen Herrn an den Lopf flogen, ohne glücklicherweise irgendlvie zu verletzen. Nachdem sich die Anwesenden wieder beruhigt, konnte Herr Picker seine» Vortrag fortsetzen: er zeigte klar und ausführlich, wie der Volksverein für alle Stände, zu mal die Landwirtschaft, das Handwerk und den Arbeiter stand, stets tätig gewesen und noch immer sei. Im zweiten Teile des Abends schilderte der Geschäftsführer, ausgehend von dein Kampfe um die christliche Weltanschauung, der heute mehr denn je zuvor das ganze öffentliche Leben be herrschte. die Stürme, die im letzten Jahre die katholische Lirche in Deutschland erfahren mußte, wobei er besonders eingehend den Modernismus und Antimodernisteneid be sprach. Herr Pfarrer I. Junge sprach den Wunsch aus, daß alle Männer und Frauen seiner Pfarrgeineinde Mitglieder des Volksvereins werden möchten; die Folge war, daß meh rere neue Mitglieder sich anmeldeten. Um nun auch die Bewohner der Gemeinde Schönfeld mehr wie bisher für den Volksverein zu interessieren, soll die nächste Versammlung voraussichtlich ain 30. April im dortigen Kretschamsaale stattsinden. 8 Leipzig. Sonntag den 13. März hält der Volks- Verein für daS kath. Deutschland, Geschäftsstelle Leipz'q- Zentrnm. Bezirksversammlnng im Saale des Gesellenhauses, Wieseristratze. Herr Pfarrer Schrcpping-Zeitz wird über die „Schulfcaae" sprechen. Beginn abends 3 Uhr. Die Väter und Mütter der Gemeinde sind hierzu aufs herz lichste eincieladcn. 8 Leipzig, (Krcuzbündnis, Verein abstinenter Katholiken.) Sonntag den 12. März nach.niltaas 3 Uhr ist Versammlung. Zahlreiches Erscheinen der Mitglieder wird gewünscht. Gäste sind herzlich Willkomm'». 8 Meißen. Der Katb. Männerg"sangrerein „Eäcilia" hält am Dienstag den 14. März obends Punkt i/„0 Uhr im Gesellenhause seine Generalve:sanimlung ab, wozu alle Passive» Mitglieder frenndlichst eingeladcn sind. 8 Meißen. ES sei nochmals ans die ani heutigen Sonn tage im Schlachthofrestanrant pünktlich schst Uhr abends stnttfindende Versamnilung des Volks ver ei ns für das katholische Deutschland hingewiesen. Die Einladung zu dieser Versammlung, sowie die Tagesord nung befinden sich im Inseratenteile der heutigen Nummer. Ter 'Besuch der Versammlung wird allen Mitgliedern der katholische» Gemeinde warm ans Herz gelegt. Denn abge sehen von de,» zeitgemäßen und lehrreichen Vortrage des Herrn Kaplan Nengebaner aus Dresden über „Katholische Lirche und moderne Lnltur" ist es vor allen Dingen auch der Bericht über das Gemeinde- und Schulleben, welcher jeden zur Sache haltenden Katholiken zur regen Anteil nahme an der Versammlung veranlassen wird. 8 Ostritz. Nächsten Sonntag den 10. März soll hier im „Weißen Roß" die Frühjohrs-Bezirkeversammluiig des Volksvereins für das lalh Deutschland statt finde». in der u. a. Herr Stadtpsarrer Dr. Olle aus Greiffenberg i. Schlesien. V elen bereits von der K.Embken» verfammlnng in Breslau und den» letzten Katholiken! - ge in Görlitz als glänzender Redner bekannt, sprechen wird. Alle Katholiken der Ostritzer Pflege seien schon jetzt zu dieser Veranstaltung deS VolkkvereinS herzlich eingeladen. 8 SchirgtSwlildc. Sonntag den 10. März abends 7 Uhr findct im „Eibgcricht" eine Vnsannulnng des Volksverein S für das kath Deutschland statt. In dieser wird Herr ReichsgerlcltSrat Bnrlage »Leipzig) über „Wir K.'-ihalikeii und unsere Zeit" sprechen. Daher werden alle Mitglieder und alle Katholiken von Schirgiewalde und Umgebung schon jetzt zu recht zahlreichem Erscheinen «»'gefordert. Kirche und Unterricht. k „Babylon und Christentum" lautet das Thema, über das Prof. Dr. Delitzsch neulich etnrn Vortrag t» Königsberg gehalten hat. Seine Ausführungen gipfelten tu dem „Nachweis" nicht nur des babylonischen Ursprungs einer Menge von äußerlichen Einrichtungen der christlich»,» Kirche und speziell des katholischen Kultus, sondern auch deS Einflusses, den der BabyloniSmu» auf die Haupt dogmen deS Ehrt cntnniS ausgeübt hat. Diese neuen Hypothesen gehen sogar der Deutschen Israelitischen Zeitung (Nr. 8 S, 6) zu weit, indem sie die Unhallbmkeit derselben in folgender Weise darlegt: „DaS Christentum ist mit Babylon gar nicht in Be- rührung gekommen. Zur Zeit der Entstehung des Christen- tumS war Babylon längst zerstört. Der Ursprung des Christentums sowie der Einrichtungen der katholischen Kirche mit Ausnahme der Trinität ist der Hauptsache nach das Judentum, also die Bibrl. Daß aber die Bibel von Babel abhängig sei, hat Professor Delitzsch wohl bkweisen wollen, aber nicht veimocht. Besonders hinsichtlich des Monotheismus und des Sabbath ist ihm dies völlig miß- lungen. (Bergt. Contra Delitzsch von Dr. S. Mcv.'r. 1. und 2. HZt.) Dadurch, daß die Firma „Bibel und Babel" nunmehr in „Babylon und Christentum" abgeändeit wird, wird setzt nicht richtig, was im Jrhre 1903 falsch war." Sehr richtig. Mißverständlich ist freilich die Auffassung der D. Israel. Ztg., daß das Judentum der „Ursprung" des Christentums gewesen sei. und unrichtig die Behauptung über die Trstiltät. >< Schulbudget für London. Das von dem Komitee für Schulen dem Londoner Grafschaftsrate vorgelegte Budget für die von der Londoner Schulbehörde zn unterhaltenden Schulen weist für das Jahr 1011-12 die Summe von Pfund Sterling 4 051 IlO (101 Millionen Mark) auf. Es zeigt gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme von 213 930 Pfund Sterling (4,3 Millionen Mark). Von dieser Riesensumi».' sind 4 002 170 Pfund Sterling für die Volksschulen be stimmt, während der Rest für die höheren Schulen gewidmet ist. In der Differenz ist inbegriffen eine Vergrößerung der Lebrergebalte »in 100 000 Pfund Sterling (2 Millionen Mark), 20 400 Pfund Sterling für Schullinderinahlzeiten und 20 805 Pfund Sterling (493l)00 Mark) für frei? ärztliche Untersuchung. Fürwahr, diese Zahlen geben einen Begriff von der riesigen Ausdehnung Londons. Aus der Frauenwelt. t Wünschen die englischen Frauen die Wnhlberech- tigung? Ter nationale Verein zur Erkänipfnng des Wahlrechtes der Frauen niiternahni vor kurzem eine Art Volksabstimmung darüber, ob die Frauen selbst dieses Recht wünschen. Zu diesem Behufe wurden alle Frauen, die das Gemeindewnhlrecht haben und die daher, wenn die dem Parlamente vorgeschlagene Eonciliationsbill zum Ge setz würde, das Wahlrecht für das Parlament erhalten würden, befragt, wie sie zu dieser Frage stehen. Und als überraschendes Resultat erhielt die obengenannte Ver einigung, die 41 000 Frauen in verschiedenen Grafschaften befragte, von 18 850 die Antwort, daß sie nicht für die Ein führung des Frauenwahlrechtes seien, während nur 5570 sich dafür anssprache». Tie restlichen 12 021 Frauen, die die Frage nicht beantwortet haben, kann inan ruhig als Gegner dieser Bewegung gusehen, dem» wegen sie Suffragetten wären, hätten sie bei dieser Gelegenheit sicher zugunsten des Wahlrechtes der Frauen abgestimmt. Katholisches Ärberlersekretarir-L Dresden Altstadt, Florastraste R7, l. ,fernsprect.er DW- Wegen schwerer Erkrankung des Arbeitersekretärs bleibt das Sekretariat bis anf weiteres geschlossen; drin gende Sachen bittet man an das Zcntralsekrctariat in Berlin <1, Kaiscrstraste 27, zu richten. Ä Pfennig „inßte als Abzugsgeld erlegt werden. Der „Kom mission" »mir eine Schntzwache beigegeben, mn sie vor den Insulten der fanatischen Menge zu schlitzen. Das Jammern und Klagen ans der Bühne über die Verfolgung des hei ligen Evangelii war gar nicht so schrecklich. Denn wen traf meist die Ausweisung? Khevenhiller, ein nnvcrdächtiger Zeuge, erzählt uns: „Die meisten der Auswanderer hätten sagen können. Omni» nn-ii m,-m,in >,<>l-tn (Alles, was ich besitze, trage ich mit mir), deren Name» in den Büchern der Wirt- und Laiiflent geschrieben standen und nicht bezahlen knnnten ... Sie gaben hernach im Römischen Reiche ans, daß sie Hans »»d Hofs (die sie nie besessen) der Religio» halber hätten verlassen müssen, »in bei ihren Glaubensgenossen durch mitleiden das zu erhalten, was sie durch ihr Thun und Lassen sonst nicht hätten erlangen können." - Es war den Emigranten auch deshalb gar nicht so schmerzlich, anszuwandern, weil ja: „Der König von Preußen den Sglzburgern fruchtbares Land, Geldnnter- stütznng, Steuerfreiheit auf Zeit »sw. anbot," (Wolfgang Menzel, „Neuere Geschichte der Deutschen", III., 145) nn» sich eine Kolonie für die in dem letzten Polen- und Schweden krieg entvölkerten Ostseeprovinze!» zu verschaffen. Wir wollen aber dem Tragödiendichter Schönherr diese poetische Lizenz anf die Tränendrüsen des PnbliknniS verzeihen. Auch der Kampf um die Bibel sei ihm vergeben, uni derent willen die Sandpergerin erstochen wird; das ist dramatisch wirksam, wiewohl geschichtlich unwahr, denn der Protestant i durfte Bibel und Bücher behalten, nur für die Katholiken war der Besitz einer lutherische» Bibel nicht aber einer katholischen — untersagt. Trotz diesen historischen Unrichtigkeiten unterschieben »vir dem Autor die Absicht nicht, den Konfessionshader er regen zn wollen. DaS lag ihm fern — aber ebenso ein gründliches Studium unparteiiscl>er Geschichte. Solche Bilder einer unseligen Vergangenheit, in der der konfessionelle Zwist himmelschreienden Jammer über Deutschland brachte, wären wohl in der Lage, die Fanatiker unserer Tage zu bewegen, das Schwert deS NeligionShaderS zu -erbrechen. Ist aber unser Publikum so geklärt in seinem Empfinden? Wird das Drama SchönherrS so ausgesaßt? Es spielt vor nnS ein Märtyrerdraina, das epische, klärende Moment ging in der Realistik unter, — Wir hörien nach der Vorstellung Urteile von verschiedener evangelischer Seile. Alle aber nannten das Stück tendenziös, einer fürchtete sogar, daß es kanalisiere. Ob es diese Wirkung hervcn- bringt? Bei einem gebildeten Publikum sicherlich »ielit. weil die dramatischen Uebertrcibungen zu derb real sind, um aufs Gemüt zu wirken. Wohl ist der Glaube der An- stolz des Geschehens und Leidens, aber er entfaltet sich nicht im Menschen, enthüllt nicht seinen ethischen Inhalt, bis zimi Schluß die christliche Idee der Feindesliebe aufleuchtet. Schönherr ist unbestritten ein Genie; doch kehrt in sei nen Stücke» so manches wieder, so der Mühlbach, der die dramatischen Lösungen erzeugt. Seine Volkstragödie» werden von Schicksnlsnotwendigkeiten getragen, unter der die Helden schwer keuchen und erliegen. Realistik, aber wenig poetische Gedanken finden »vir. Von der Aufführung möge heute mir das eine gesagt werden: deutlicher sprechen, sonst wird der Dialekt vom Publikum nicht verstanden, und weniger schleppend spielen, da manche Längen direkt zur Langeweile heransfordern. Hans Wahlberg tRott), Adolf Mütter (der alte Noll). Marie Lichtencgg (Sohn), Hermann Träger (Kaiserlicher Reiter) und Lncie Lissl (die Nottin) gaben ihre Hauptrollen sehr gilt wieder; auch die übrige» Darsteller lösten ihre Aufgabe mit viel Geschick. Der Beifall des fast ausver- kauften Hanfes war stark beeinflußt von einer gewissen Elnqne und erst am Schluß allgemeiner und herzlicher. Vorurteilsfrei muß allerdings die Direktion des Kgl. Hofthenters genannt werden, »veil sic dieses Stück zur Am- führnug brachte. Sie hat daö Dresdner Publikum als frei von FaiiatiSinnö eingeschäht. Möge sie recht behalten, möge der Erfolg ein Zerbrechen deS Schwertes eines unseligen NeligioiishadcrS sein, der noch in maiichen Seelen schlum mert; iiiöge eö beitragen, daß Katholik und Protestant sic!' vorurteilsfrei die Hand zur Versöhnung reichen iin Anblick der traurigen Geschichte vergangener Jahrhunderte, wo mlt Feuer und Schwert der Dentfche den Deutschen wegen seiner Religion verfolgte! N»««»-.