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Deutscher Reichstag. Sitzung vom 10. März 1 Uhr 20 Minuten. Die zweite Lesung des Postetats wird fortgesetzt und »war mit der Abstimmung über die zum Titel Staats sekretär gestellten Resolutionen betr. Postassisteuten usw. Abg. Freiherr v. Ga mp (Np.): Die Geschäftsordnung bestimmt, daß solche Resolution frühestens am dritten Tage erfolgen darf', ich beantrage, demgemäß zu verfahren. Die Resolutionen Beck-Heidelberg und Eickhoff sind wörtlich übereinstimmend mit Beschlüssen der Budgetkommission. (Lebhaftes Hört!) Das ist bisher noch nie vorgekomme». lHörtl) Wie können einzelne Parteien solche Anträge für sich abschreiben und hier einbringen? (Hört!) Der Abge ordnete Beck hatte kein Recht, diese Resolution für sich einzu- bringen I (Sehr gut!) Ich ziehe aber meinen Antrag zu- rück, wenn die Nationalliberalen ihren Antrag zurückziehen, dann kommt die Resolution der Budgetkommission auch zu ibrem Rechte. (Beifall rechts und im Zentrum.) Abg. Bassermann (Ntl.): Der Abg. v. Gamp hat in sehr scharfen Worten (Stürmische Rufe: Nein!) Vorwürfe gegen uns erhoben. Solche aber sind unbegründet. Das Zentrum hat die Materie in einer Resolution statt zu Titel 22 zu Titel 1 gestellt, daraufhin haben wir auch unseren Antrag zu Titel 1 gestellt. Ich stelle den Antrag, die Re solution der Budgetkommission vorzuziehen. Der Zen trumsantrag hat die Sachlage verschoben. Ich weise die Vorwürfe des Abg. v. Gamp als vollkommen unbegründet zurück. Ich stelle den Antrag, die Abstimmung auszusetzen bis zur dritten Lesung und bitte um Unterstützung durch 30 Mitglieder. Xbg. Dr. Dröscher (Kons.): Wir schließen »ns der Kritik des Abg. v. Gamp in allen Teilen an Der Antrag des Zentrums enthält neue Materien. Ich Hobe den An trag betr. Postassistenten in der Kommission gestellt uni mit den beiden Antragstellern Beck und Eickhofs. Und nun gehen diese her und bringen hinter unserem Rücken diesen Antrag hier ein. Das ist unerhört. (Beifall.) Abg. Eickhoff (Vp.): Bassermann hat alle Vorwürfe auf? glänzendste widerlegt. Abg. Dröschcr oriff unseren Gedanken in der Kommission auf. Das Zentrum hat d^nn denselben jetzt ini Plenum anfgegriffen und da mus : m wir den erwähnten Antrag einbringen. Abg. Beck-Heidelberg (Ntl.): Das Zentrum wollte durch seine Resolution den Beschluß der Budgetkommission außer Kurs setzen. Abg. Gröber (Ztr.): Die Behauptungen des Abg. Eickhoff sind falsch: Freisinn und Zentrum waren in dieser Frage geteilt, Nacken stimmte dafür. Dove (Vp.) dagegen. Sie schießen hinüber, die Rechte herüber; wir im Zentrum bleiben ruhig. Die Frage der Postassistenten ist zuerst von Rednern der Linken angeschnitten worden; dann mußten wir dazu Stellung nehmen. Das geschah durch den Antrag des Zentrums: wir wollten nicht nur die Postassistenten berücksichtigen, sondern auch die schlechter gestellten Post beamten. Unser Antrag ist ein einheitliches Ganzes. (Beifall.) Abg- Freiherr v. G a in p (Np.) protestiert gegen die Angriffe des Abg. Bassermann. Abg. Drösche* (Kons.): Wir wollen sämtliche Reso lutionen bei Titel 1 erledigen, aber nur unter der Voraus setzung. daß die Liberalen ihre Resolution zurückziehen und daß die Resolution der Budgetkommission vorgeht. Der Abg. Beck ist illoyal vorgegangen. (Präsident Graf Schwe - r i n rügt das.) Ich habe zuerst den Gedanken der 300 M '.rk angeregt. Abg. Latt mann (W. Verg.): Die Nationall'berab'u haben ihren Antrag der Resolution der Vndgetkomniinl.'n abgeschrieben: sie haben aber niemand gefragt. Die '-5e- ralen Abgeordneten mögen sich freuen, das; sie mimun si.'d, sonst würden sie wegen unlauteren Wettbewerbes bestraft werden. (Stürmische Heiterkeit.) Abg. Bebel (Soz.): Die Geschäftsordnung Iißt i »r fünf Minuten Redezeit zu; aber Gröber hat heute selbst 16 Minuten gesprochen; diese Bestimmung ist unhaltbar und wir werden ihre Abänderung beantragen. Präs. Graf Schwerinist für diesen Hinweis dankbar. Abg. Fürst Hatzfeld (Rp.) stellte am liebsten den An trag auf Schluß der Debatte, aber es gehe nach der Ge schäftsordnung nicht. Abg. Eickhoff (Vp.) ist mit nner gemeinsamen Ab stimmung über die Resolution eiiwo-sttuid'n. Abg. Beck-Heidelberg (Ntl.): Wir treiben keine» un lauteren Wettbewerb. Abg. Bassermann (Ntl.): Die Budgetkommission hat ihre Resolution nicht einstimmig angenommen, sondern mit 14 gegen 13 Stimmen. Wir können die Abstimmung bei Titel 22 vornehmen. Abg. Freiherr v. Gamp (Np.): Diese Abstimmung kann sofort geschehen, wenn die Budgctkommissionsresolu- tion zuerst an die Reihe kommt. Abg.'Gröber (Ztr.): Es hängt davon ab, welche Re- solution weiter geht und dieses ist die Resolution des Zentrums Abg. Dr. W i e m e r (Vp.) wünscht, daß die freisinnig- liberale Resolution zuerst angenommen wird. Es folgt die Abstimmung über die Resolutionen. Tie Resolution Gröber betreffend Rechtsverhältnisse wird angenommen. Folgende Resolution Giesberts: „Den Herrn Reichs kanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß n) die vor dem 1. Januar 1000 in den Dienst getretenen Postassistenteu, Oberpostassistenten usw. nach 24jähriger etatsmäßiger Dienstzeit eine persönliche Zulage von 300 Mark jährlich erhalten; b) die nichtetatmäßigen Unterbeamten der Neichs- post — die Klasse der Landbriefträger ausgenommen — nach lOjähriger Dienstzeit etatsmäßig angestellt werden" wird abgelchnt, da die Konservativen aus Versehen dagegen stimmen: es entsteht großer Lärm. Nun folgt die Abstimmung über die Resolution der Budgetkommission betreffend 300 Mark Zulage für die Postassistenten. Ter Antrag wird mit 256 gegen 35 Stim men angenommen. Die liberale Resolution ist damit erledigt. Zum Titel O b e r p o st s ch a f f n e r wünscht Abg. Werner (Antis.), daß diese in die niedere Beamtenklasse eingereiht werden. Staatssekretär Krätke legt dar, daß dies nicht geht. Es folgt die namentliche Abstimmung über folgende Resolution der Sozialdemokratie: „Der Reichstag wolle! beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine Re vision des Beamtenbesoldungsgeietzes in dem Sinne vorzu bereiten, daß eine angemessene Erhöhung der durchaus un zulänglichen Bezüge der Postunterbeamten eintritt." — Diese wird mit 130 gegen 100 Stimmen abgelehnt. Eine Reihe von Titeln wird genehmigt. Nach kurzer Debatte wird folgender Antrag der So zialdemokratie abgelehnt: „Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Arbeiten und Liefe rungen für die Reichspostverivaltnng nur an solche Firmen zu vergeben, welche in Beziehung auf die Arbeitsbedingun gen die gesetzlichen Vorschriften einhalten und sich verpflich ten, zur Regelung und Sicherung der Lohn- und Arbeits bedingungen auf den Abschluß von Tarifverträgen hinzu- wirken." Zum Kapitel Betrieb der Telegraphie be gründet Abg. Wiedebe g (Ztr.) eine Resolution auf Ausbau der Arbeiteraussc!' isse bei den Telegraphenarbei- te». Eine Pensionskasse sei für diese zu errichten. Nach kurzer Debatte wird der Antrag Wiedeberg an genommen. Der Rest des Etats wird ohne erhebliche Debatte an« genommen. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr. Etat des Reichs« mntes des Innern. Schluß 7 Uhr. Gemeinde- und Vereiusnachrichten. * Schirgiswaldr. Einen ganz reizenden, wahrhaft künstlerischen Schmuck hat die idylliscl>e, am Abhänge deS sogenannten Melzerberges gelegene Endlersche Kapelle er halten. Es wurden daselbst dieser Tage sieben geradezu wundervolle und farbenprächtige Bilder, die sieben Schmer zen Marias darstellend, angebracht, die wir der Stiftung: eines kunstsinnigen Wohltäters verdanken. Der überaus zur Andacht stimmende Bilderzyklus besteht aus sieben Aguarellgravürcn nach Gemälden des bekannten belgischen Malers Joseph Janssens. Jeder Besucher der Kapelle wird sich gewiß an den schönen Bildern, in denen die sieben schmerzlichsten Ereignisse aus dem Leben Mariens zur Dar stellung gebracht sind, erbauen können. Zur Ergänzung eines früheren Berichtes über die Anschaffung einer neuen großen Glocke für die hiesige katholische Kirche ist noch nach« zntragen, daß nicht der Ton II, sondern der Ton U end gültig für dieselbe gewählt worden ist. Obwohl die Kosten einer solchen noch größeren Glocke (sie wirb 72 Zentner? wiegen) bedeutend höhere sein werden, hat man sich doch (ini Vertrauen auf die Mithilfe edler Wohltäter) zu der» Mehrausgaben entschlossen, und zlvar vor allem aus den« Grunde, weil bei einer II-Glocke nicht sämtliche Glocken unseres schon bestehenden Geläutes auf einmal geläutet! werden könnten, sondern die jetzige kleine Glocke schweigen müßte; das ist eben bei derli-Glocke nicht der Fall. AuA diesem Grunde dürfte die Wahl des Tones U seitens der! Vertretung unserer Kirchgemeinde Wohl die Zustimmung aller Kreise unserer Bevölkerung finden. 8 Dresden. Ter Deutsche Verein vom heiligen Lande beabsichtigt einen Diözesanverbano für das König reich Sachsen i> S Leben zu insen. Zu diesem Zwecke findet am Abend des 20. März 8 Uhr im Saale des Käthol Gesellenhauses. Käufferstraße 4. eine Veisammlung statt, zu welcher alle Katholiken Sachsens herzlich eingladen werden. Graf v»n Schönburg Glauchau und Monsignore Richen-Köln, Generalsekretär des Vereins vom hl. Lande, werden Ansprachen halten über das heil. Land, den Verein und seine Tätigkeit. 8 Dresden - Altstadt. (Kathol. Jünglingsverein.) Sonntag '^8 Uhr erster Familienabend verbunden mit großer Pfannkuchenverlosung im großen Saale des GcseÜen- hauses, Käuffcrstraße 4. Zu diesem an musikalischen, theatralischen und turnerischen Darbietungen reichen Abend laden wir alle Freunde und Gönner des Vereins, ins besondere die schulentlassenen Knaben und deren Angehörige aufs herzlichste ein. Programme im Verein und an der Kasse. — Sonntag früh ^8 Uhr Dereinskommunion. Gelegenheit zur hl Beichte Sonnabend abends '/„8 Uhr in der kath. Hofk.rche. Zahlreiche Beteiligung dringend erwünscht. Nachmittags 6 Uhr Esperanto-Kursus. 8 Dresden. (Heimarbeiterinnen des Ver eins erwerbstätiger kath. Frauen und! M ä d ch e n D r e s d e n s.) Am 5. März fanden sich die im> obigen Vereine organisierten kath. Heimarbeiterinnen zul einer Bernfsgruppensitzung im Vereinslokale Friedrich« straße zusammen, wo die Bezirkssekretärin einen Vortrag für dieselben abhielt. In kurzen Umrissen zeigte sie dis durch die Berliner und Frankfurter Heimarbeitsausstellung offenkundig gewordene traurige Lage der Heimarbeiterin« neu. die unter schlechten gesundheitlichen Verhältnissen, be? langer Arbeitszeit niedrigen Lohn erzielen und dabei keines Krankenversicherung teilhaftig werden. Sie schilderte, wiS „Glaube und Heimat." Die Tragödie enicS Volkes in 1 Aufziigea von Karl Lchvnhcrr. Ein jedes Volk hat in seiner Vergangenheit rühmliche Taten, in Freud und Leid vollbracht, die den Poeten zur Schilderung begeistern. Ebenso hat jede Konfession solche Geschichtsblätter, die sie gern der Gegenwart vorhält, um der Väter Tugenden in Erinnerung zu bringen. Der Katholik verübelt es daher dem Protestanten nicht, wenn er in Kunst und Literatur auf diese zurückgreift: es geschieht ja auch von seiner Seite. Aber ein Erfordernis muß diese Schilderung der Vergangenheit haben, sie muß histo risch treir sein und nicht mit tendenziösen Unwahrheiten arbeiten. Am 0. d. M. wurde Karl SclwnherrS „Glaube und Heimat" zum ersten Male im König!. Schauspielhaus auf geführt. Das Stück spielt, wie der Theaterzettel besagt, zur Zeit der Gegenreformation in Oesterreich. In welchem Jahre und in welchem Lande sagt der Verfasser nicht. Es ist aber Salzburger Dialekt, der gesprochen wird, und es wurden unter dem Schutze von kaiserlichen Truppen die Emigranten an die Landesgrenze gebracht. Das Stück spielt also im Salzburgischen zwischen 26. August 1731 und Ende 1732, wo der Kaiser den Fürsterzbisckwi v- Firmian öster reichisches Militär zur Verfügung gestellt hatte, weil dieser mit seinen eigenen paar Hundert Soldaten die AuSwande- rung nicht erzwingen konnte. Das Stück führt nnS die Leibes- und Seelennot von lutherischen Bauern vor Augen. Es war das Patent er lassen worden, daß sie katholisch werden oder ausivandern sollten. In drei Tagen sollen die Truppen die Emigranten über die Grenze schaffen. Der Christof Rott und sein 82- jähriger Vater sind verkappte Lutheraner. Wenn nachts die Fensterscheiben verhängt sind, holen sie die Bibel unter der Diele hervor und lesen darin. Und dann fällt eS schwer auf ihr Gewissen, daß sie, um nicht aus der Heimat wandern zu müssen, ihren Glauben öffentlich verleugnen. Seine Frau wird als fanatische Katholikin hingestellt, die nicht einmal eine Henne von der lutherischen Nachbarin als Ge- j schenk annimmt, weil sonst ihre Hühner den Pips bekommen könnten. Als aber diele Nachbarin von einem Reiter er stochen wird, weil sie die Bibel nicht hergebeu will, da be kennt sich Rott als lutheri'.h und kommt auf die Liste der Emigranten. Doch seinen ininderjährigen einzigen Bub müsse er zurücklassen, um der selig machenden Lehre bewahrt zu werden — so gebiete es das Gesetz. Das ist das Schwerste für des Vaters Herz. Der Junge aber will mit fort, und weil ihn die Soldaten halten wollen, so springt er in den Mühlbach und gerät unter das große Schaufelrad. Da packt die Wut den Rott, er reißt den Reiter zu Boden und würgt ihn, während sein Weib die Holzaxt herbeischleppt, damit ihn der Mann erschlage. Um Christi Lehre willen aber bietet er dem wildeil Reiter die verzeihende Hand und schiebt dann mit seiner Frau den Karren fort, worauf er seine Habe und den entseelten Knaben gelegt hatte. Der Reiter aber ist innerlich vernichtet von dem hochdraniatische» Ausgang und tritt sein Schwert vor dem Muttergottesbilde entzwei. Im „Dresdner Anzeiger" lesen wir heute: „Die große Gebärde des Schlusses soll auch uns lehren, das Schwert zu zerbrechen, wofern »vir es nicht schon längst zerbrochen haben: das Schwert des Koufessionshaders." Der Ge danke ist schön: aber bei Beantwortung der Frage, ob das Stück Schönherrs dies Ziel erreicht oder „ob die glimmende Flamme des Konfessionshasses nicht dadurch aufs neue ent facht werde» kann", möchten wir dre Gegenfrage ausiverfen: Was lwt der Autor damit bezweckt? Wir haben eingangs bereits gesagt, daß wir das Zurückgreifen auf historischen Stoff und die Geschichte des Protestantismus »inc- iru vt »ctnckio begreiflich finden, eines vorausgesetzt, daß die historische Wahrheit nicht tendenziös zu unguiistcn der Ka tholiken gefälscht wird. Da müssen wir das Schönherrsche Stück zunächst an der Hand der Geschichte betrachten. Wir können es um so eher tun. als der Autor selbst die „Tragödie eines Volkes" mit seinem Stück vor Augen führen, also historische Treue bewahren will. Daher müssen wir sein Stück an der Hand der geschichtlichen Tatsachen prüfen. Wenn in katholischen Ländern Ztvang angewendet wurde, um den eingedrungenen Protestantismus anSzll- stoßeu und die Freiheit der Kirche wieder herzustellen, sol hatten die Protestanten kein Reckst, sich zu beklagen, weil jol nur ein von ihnen zuerst ausgestelltes und mit der größten Rücksichtslosigkeit ausgeführtes Prinzip „Wessen das Land, dessen der Glaube" gegen sie angewendet wurde. Dis Fürsten und Obrigkeiten hatten auch nach dem Augsburger Religionsfrieden vom 26. September 1566 „das Reckst, den Glauben ihrer Untertanen zu bestimmen, Duldung eine« anderen Religio» lag den Protestanten ebenso fern, wie den Katholiken. Den Untertanen, die sich nicht fügen wollten, wnrde nur das Recht zugesproche», ihre Güter zu verkaufen und auszuwai'dern". So sagt Alf. Huber lGeschichte Oester« leichs, Gal ha 1802, Band 4. S. lll). In den österreichischen Ländern, besonders in Böhmen. Steiermark, Krain nnd Salzburg, trat noch ein besonderes Umstand dazu, welcher die Fürsten zur energisch» Durch führung des Grundsatzes re-glo, «j»8 rcstilrio zwang, cs war die a n f r ü hrerische Bewegung, welche mit dev neuen Lehre Hand in Hand ging. Wie heutzutage, hatte damals die Los-Von-Rom-Be>veg»»g eine hochverräterische Loswon Oesterreich-Bewegung in Begleitung. Mit eines kaum glaublichen Keckheit gingen diese Leute in den Dörfern und Städten aus Werk, die Pfarrer wurden verjagt, Priester von der Kanzel heruntergerisseu, Prozessionen ge« sprengt. Kirchen geplündert und gewaltsam weggenommen» Katholiken mißhandelt, ja der Pastor Jeremias Hombergev in Graz wagte es öffentlich, das Fronleichnahmsfest al8 vure Abgötterei zu bezeichnen, die herzogliche Familie wäre insgesamt verflucht. In dem Buche „Berichte von den Salzburgische» EmigrativnSakten", von Moser herausge geben, finden wir, daß die Unruhestifter ini Sinne hatten, „den katholischen Landesfürsten zu verjagen und einen evan- gelisck>en Regenten anzunehmen", „die Katholisck-en nieder zuwerfen und auszutilgen". „Anjetzo ist unser Fürst schon gebunden nnd lodern ihm die Hose», und wenn er nicht! schon fort ist, so muß er noch fort." „Die katholischen Köpss werden bald unter unser» Füßen rumkugeln und in Blut! schwimmen." (IX. Stück. S. 162- 173.) Es stellte sich heraus, daß die Unzufriedenen keine korrekten Lutheraner, sondern nur Unruhestifter waren, denen die Religion blosj