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setzst? — Der Satz würde dann etwa so lauten: Wieviel Uneinigkeit ubd Zerrissenheit, Streit und Unfriede gibt es doch bei mir, in meinem Leben und in meinem Herzen! Gelt, an diesem Satz hast du zu buchstabieren: der sitzt dir nicht recht und wirkt verblüffend auf dich. Verblüffend, weil du dich möglicherweise zum erstenmal als ein Geschöpf ansehen mutzt, von dem schwarz auf weitz geschrieben steht, daitz es, will's nicht einmal in Gram, Hatz, Nacht und Schrecken enden, einen Helfer und FriedeuMter haben muh. — Diese Offenbarung ickag dir recht un angenehm sein, aber wisse, sie ist notwendig, denn nur der, der sich krank weih, wird nach dem 'Arzt verlangen. Du weiht nun, datz du einem Kranken aufs Haar gleichst Und Heilung brauchst. So wende dich an den rechten Arzt. — Hüte dich vor den vielen, sich anbietenden Pfuschern. Einige derselben will ich dir gleich nennen: Auf dem breiten Markt hat Herr Vergnügen sein Aushängeschild angebracht. Seine Pa tienten behandelt er alle mit den Pillen ,,Stürz-dich-in-dke-Welt". Es ist ein seltsam, buntes Gemisch von fadem Ausredepuloer, grellen Kino kügelchen, gefärbten Theaterscheibchen, Sohlendurchrutschspänchen (Tanz), Kreditstengclchen (Cigaretten) und dergleichen mehr. Alles zusammen hat eine Leib und Seele ausziehende Wirkung. Noch nie ist jemanden damit wahrhaft gedient und geholfen worden. Also hüte dich vor diesem Herrn. — An der Pratzecke haben sich die Herren Gold- und Silberschild niedergelassen. — Alle, die diesen in die Finger lausen, werden wie Sklaven festgehalten. Von Heilung kann hier keine Rede sein. Viel mehr werden die, die dort Heilung suchen, elender. Aechzend und stöhnend gehen sie einher. Trotzdem sie grotze Mengen verschlingen, werden sie doch nie satt. Ihre Augen stieren stets nach unten und stöbern nicht selten Müll- und Kehrichthaufen durch. Freund, von diesen Pfuschern rate ich dir entschieden ab. Richtiger wäre es, wenn jene Herren auf ihrem Re klameschild nicht „Heil", sondern „U nh e i lkü n st ler" anbrächten. — In der Hochnasgasse, nahe am Gehirnsplatz, haben zwei Herren ihre Praris bekannt gegeben. Wenn ich mich nicht irre, heitzen sie „Ehr- und Titeljägcr . Eingezogene Erkundigungen besagen, datz genannte Herren nicht wert sind, den Namen Doktor zu führen, denn auch-sie sind er bärmliche Pfuscher und alle, die sich von ihnen behandeln lassen, magern zusehens ab, altern frühzeitig und sehen zuletzt aus, wie ein Kleid aus unechtem Stofs, das vom Regen durchnäht, nun zusammcngeschrumpft, wertlos am Boden liegt. Also auch diese Schreier können nicht empfohlen werden. — Am Rädcrloch, unten im Hammerviertel steht ein Haus, in dem die beiden Herren Geschüftseifer und Tatendrang seit Jahren sich um die leidende Menschheit bemühen. In der letzten Zeit sollen sie nicht mehr so viel Zuspruch haben, da ihr jüngerer Kollege, Herr Sports mann, ihnen starke Konkurrenz macht. Nun, die beiden Herren am Räder loch haben manchem ein Pflaster au fge klebt, das weder heilend noch lindernd wirkte. Und der von ihnen mit Vorliebe verschriebene Streber tee, angerührt mit Vermehrungssaft, hat manchem Patienten die Nerven zerrüttet. — Ueber Herrn Sportmanns Methode mützte man lachen, wenn's nicht zu ernst wäre. Was dieser Herr darreicht, scheint alles zu übertrumpfen. Freilich an Güte nicht, denn seine Anhänger scheinen zücht- und zügellos zu werden. Ich glaube wohl, datz seine Mixturen stark auf das Gehirn wfrken, denn nicht selten sieht man Menschen, halb nackt, wie Wilde aufeinander los rennen — um nichts und^wieder nichts. Ob's nicht besser wäre, wenn man diesen Springern eine Schippe in die Hand drückte? Wie wür's, wenn sie dann damit den arg zertrampelten Boden gründlich umgraben und ihm Gemüse, Kartoffeln und dergl. nützliche Dinge entlockten? Ich glaube, das würde auch muskel- und nerven stärkend wirken. Wenn dann noch der Ertrag der Arbeit, ich meine die Ernte, armen Witwen, oder armen, kinderreichen Familien für billiges Geld überlassen würde, wahrlich das wäre einen Gotteslohn wert und würde'manche Träne trocknen helfen. Aber genug davon. — Auf un serem Kopfbild sehen wir. wie zwei „eins" und kranke Seelen „gesund"