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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 21.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192209211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19220921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19220921
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-21
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
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Gin ornlsch-französtsches Abkommen. 40000 deutsche Arbeiter nach Frankreich. V « rl 1«, 21- E«pt- Awisckxn der Lyambr« fynd<«al« de» con> ftructturö «»- «-m«n» armS, d«r 88 der bedeutrndsten französische« »auunterncymergruppen ««gehören, vertreten durch ihren Präsi denten Brich«, und der Lehrer von Tiemens Kalkbansteinind«- stri« Berlin und Düsseldorf, vertreten durch Herrn Kommerzienrat Lehner, ist, wie wir der Nachtausgabe deS «Tag- entnehmen, am 14- September in Paris ein Vertrag abgeschlossen worden be treffs «ineS gemeinsam aufzustellenven Programms für de« Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, dem im wesentliche« folgende Abmachungen zugrunde liegen: 1. Li« Lehrer von SiemenS-Kommanditgesellschaft übernimmt die Veschaffung der gesamten Baumaterialien; 2. Di« Lehrer von Siemens-Kommanditgessllschast (Lesh) über «imt die deutsche Noll« deS in der Acrord Gillet vorgesehenen Man- datärS, dem «S insonderheit obliegt, die amtlichen dentschen For malitäten deS SachleistungSabtommenS zn erledigen einschliesslich »er endgültigen Ab.echnung. Di« französischen Unternehmerver- »änd« gründen zu diesem Zwecke «ine besondere Daumatcrtal- zeschaffungSgesellschaf« sLoctete international« deS JmportationS). 3. Die französische« Unternehmerverbänd« verpslichten sich, all« ihnen im zerstörte« Gebiet übertragenen Arbeiten gemein- schasttich mit deutschen und internationalen Uuternehmergruppen a«S,«führen. Di« französisch« Grupp« hat am IS. September ihrer Regi«, tttng von di«s«m Abkommen Mitteilung gemacht und di« Zusiche ¬ rung wirksamster Unterstützung erhalten. Di« deutsche Grupp« v«rpslicht«tt sich gl«ichfaUS, den in Frage kommenden Ber liner amtlichen Stellen hiervon Kenntnis zu geben. Di« Verhand lungen der französischen und deutschen Gruppe mit einem neutra len Finanzkonsortium stehen vor ihrem unmittelbaren Mischlus;. Von ganz besonderer Wichtigkeit erscheint schliesslich di« Tatsache, daß daS französisch« Wicderausbauministerinm einer Verwendung deutscher und internationaler Arbeitskraft« bis zu SV Prozent der gcfamten Arbeiterzahl ,»gestimmt hat. Uebcr di« Verwendung und eventuelle Entsendung der in Frage kommenden deutsche» Ar beitskräfte sind di« Verhandlungen mit den Gewerkschaften bereits ausgenommen. Li« werden, wie wir hören, in durchaus ent gegenkommendem Geist« g«führt. ES soll sich dabei um «twa 40 000 deutsch« Arbeiter handeln. Hierzu wird weiter gemeldet: Brrlin, 21. Sept. Eine Reihe bedeutender französischer Ge sellschaften haben für daS nächste Jahr zwecks Ausführung der Bauten in Höh« von 3ZS Millionen FraneS ihre EinzelvertrSge mit der Lesh (Lehrer- und von LiemenS-Kommanditgesellschast) abgeschlossen, damit di« vorber«itunge« für di« Materiallieferun gen, Einfuhr und industriell« Unternehmungen in di« Wege gelei tet werden können. Für den 22. Septmber ist ein« Zusammen kunft zwischen deutschen und französischen Gewerkschaftsvertretern in Köln angrkündtgt, wo die Frag« der Entsendung der deutschen Arb«itSkrSfte zur Besprechung steht. Schatzwechsel und Neparationskommissian. Aufstellung des deutschen Ainanzplanes. Brrlin, 21. Sept. Der »Tag" berichtet: Wie wir erfahren, bat die Reparationskommission sich am Mittwoch aus Grund einer Mitteilung d«« b«lgtsch«n Regierung mit der Regelung der deutsch, delgischen Angelegenheit beschäftigt. Im Lauf« de» gestrigen Ta- ge» trafen in Berlin v«rschied«ne Rückfragender ReparationS- lmnmiffion über di« formale Behandlung der Schatzwechsel ein. Di- Antwort der zuständigen M<ffor«S der ReichSregiernng ist bereits nach Parts abgegangen. Man erwarte« auf Grund der Rückfragen der ReparationSkommtsiion und auf Grund der gegebenen Ant- Wort, dah nunmehr sämtliche Schwierigkeiten auS der Welt geschafft sind und die Ausstellung der Schatzwechsel morgen oder übermorgen erfolgen kann. Vorher mus; di- Rcpa- rattonSkommisslon noch ein« offizielle Mitteilung über di« Rege lung der ganzen Anglegenhett nach Berlin geben. * Hierzu wird von gut unterrichteter Seite weiter gemeldet: Berlin, 21. Sept. In der deutsch-belgischen Angelegenheit find in Berlin neu« Nachricht«« nicht eingetroffen. Dc- züglich der besonderen Abmachungen zwischen der Reichöbank und der englischen Finanzwelt ist zu erwarten, dass di« Negierung schon bald einen Ftnanzplan zur Deckung der Zahlungen an dl« R«ichSbank aufstclltn wird. Für diesen Finanzplan dürste» sich dl« vom Reichskanzler in seiner B«sprechung mit den Gewerk schaft«« ang«kündigt«n Massnahmen — Steigerung der Ausfuhr durch Mehrproduktion, Verringerung der Einkuhr durch Einfuhr beschränkung entbehrlicher Waren — alS notlvendig erweisen. Tie Abmachungen mit der Bank von England sind im übrigen vollkommen ausgeschlossen, so das, nicht zu erwarten ist, dah Herr v. Havenstein noch einmal nach London reisen Wird. Bevorstehende Neparationsdebatte in Mens. Haag, 21. Sept. Auch englisch- Nachrichten bestätigen, das Frankreich kein Gegner de« Vorschlages sei. den Lord Robert E e eil in der Abrastungskommission des Völkerbunde« gemacht Hai »Md der darauf abzlelt, die Wledergutmachungsfragk vor da« Forum de« Völkerbundes zu bringe«. Di« französische D, legation habe bereit, dem Bölkerbundsrote mitgetcilt, sie wünsche daß sich der Völkerbund mit der Reparatlonsfrag« befaßt. Mederaufbau.Vesprechungen. Berlin, 21. Sept. Halbamtlich wird mitgeteilt: Gestern vor- Mittag hat im Ministerium für Wiederaufbau eine Besprechen" mit dem Vorsitzenden des Verbandes sozialer Baubetriebe statt- gefunden. Der Verband ist von dem EomitS de aetinn des region? libere» devastes zur Beteiligung am Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Nordfrankrcichs aufgefordert worden. Die «rste Zusam menkunft zwischen den beiden Verbänden wird In d-n nächsten Ta gen stattfinden. Es handelt sich hierbei um selbständige Verhand lungen, die neben dem S t i n n e s - L u b e r s a c-Llbkommen ein- hergehcn und in keinerlei Beziehungen zu diesem stehen. Besprechungen zwischen Lerchenselv und StinncS. München, 21. Sept, Zu den bereits gemeldeten Besprechun gen zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten Grafen Ler chenfeld und Hugo Stinnes erfährt die „Bayerische Staats- zeitung", daß es sich um Holzlieferungen zur Ausführung des Sachlieferungsabkommens, das Stinnes mit Frankreich netrof- sen hat, handelte. Da Bayern das holzreichste Land Deutschlands ist, war es naheliegend, daß sich Stin es an die bayerische Regie rung wandte. Der Inhalt der Besprühungen wird streng geheim- lptzciten. Zu den Verhaftungen in Hamborn. Zu der Verhaftung des Kommandeurs der Hnmborner Sicher heitspolizei sowie weiterer Beamter durch die belgische Besatzung?- behärd« erfährt die „Köln. 8m- - das, der belgisch!- General in Duisburg auf Anfrage des.Hamborner „ berbürgrrmcisters erklärte, daß er sich nicht für zuständig Hali«, irgendwelche Erklärungen über di« Verhaftungen abzugeben, da dies Sache des Militärgericht« sei. E» verlaute, daß die Verhaftung mit der Erschießung de» belgi schen Offizier« Graff zusammenhängt, da der damals ebenfalls deutsche Polizeiwachtmeister Chmielewski, der bekanntlich von einem belgischen Polizisten erschaffen wurde, zur Hundertschaft des verhafteten Hauptmanns gehört, der auch dem ebenfalls verhafteten Pollzeileutnant untersteht. Eine Brüsseler Havasmrldung berich- tet in durchsichtiger Tendenz, daß die Haussuchung bei einem Poli- zisten, namens Riehk«, einen Revolver des gleichen Kalibers zu- tage gefördert habe, wie der, mit d-m Graff erschossen wurde. Berlin, 21. S«pt. Die deutsche Negierung hat ihren Geschäfts, träger in Brüssel angewiesen, bei der belgischen Regierung wegen der Verhaftung von Angehörigen der Schutzpolizei in Hamborn zu protestieren. Sie verlangt Aufklärung über den Fall, da ihr über den Grund der Verhaftung nichts bekannt geworden ist. Gleichzeitig hat sie ihren Geschäftsträger angewiesen, darauf hinzu- weisen, daß sie bei Wiederkehr derartiger Fälle nicht in der Lage sei, die Aufrechterhaltung der Ordnung im besetzten Gebiete sichcr- zustellen. Neue Vertelkmng-n a«, dem Saargebiet. Berlin, 21- 6evt. Die Regierungskommission des Saargebiete hat, wie die „D. A. Z. hört, plötzlich ohne Angabe von Gründen den beiden Redakteuren der „Saarbrückener Volksstimme Rausch und Löhmann die Aufenthaltsgenehmigung entzogen. Beide müssen das Saargebiet binnen 24 Stunden verlassen. Freigabe des dc-utsch-n Vermögens in Amerika. B««li«, 21. S«pt- Nach Washingtoner Nachrichten ist vor einiger Zeit im Kongreß der Vereinigten Staaten ein Gesetzentwurf «inaebracht worden, wonach beschlagnahmte deutsche Vermögen tit Zur Höh» von 10 ovo Dollar freigegeben werden j sollen. In gut unterrichteten Kreisen Washingtons verlautet jetzt aber, daß dieser Gesetzentwurf infolge Ueberlastung deS Kongresses mit anderen Arbeiten nicht vor Ende deS Jahres zur Annahme ge langen werde. Tie Orientkrise Stündlich verschärfte Lage. London, 21. Sept. In diplomatischer Beziehung verschärft sich die La^e fast in jeder Stunde. Es ist be zeichnend, daß die englische Regierung die Zurückziehung ger französischen Truppen aus den Zeitungen erfuhr -und erst am Dienstag abend offiziell davon benachrichtigt wor ->en ist. Man bemüht sich an den amtlichen englischen Stcl len nicht, die große Ueberraschung zu perversen, ie durch dieses fr^nz fische Vorgehen in Loudon hervor -erufen wurde. Alle .Hoffnung, doch noch zu einer Ver ständigung zu kommen, knüpft sich nun an den Besuch Lord Curzons in Paris. Von der Oppositionspreffe wird ie Ncgier-'N-Ep-Mjk scharf anaeari^en und die sofortwe Eiitter fnna des Parlaments verlangt Es ist nickst aus- esfilv en da sich aus den le <ei Vo a'm^en eine K a -inettskrisis entw 'elt. Tie Sti "muna der drei en Ve entli:' lest ist 'e'er neuen kr e-eri"" en Verwi'luna entOfieden ungünstig gesinnt, und der Mann auf der Straße ''ll von mil'ff r'sOcn lln'erue' m' u en nichts w llen. — 'Inch die „Cit>" glaubt ni^t an die M ali^keit e-sterBer "ickeüinoen. Besonders scharf ablehnend äußern sich die 'lrbeiterfübrer. Baldig« Einberufung Ver crientkonferenz. Paris, 21. Sept. P o i n c a r s und C u r z o n ka neu in ihrer Unter-edung am Mittwoch in Paris über- -in, so schnell als möglich eine allgemeine Orienttonserenz ünzuberuscn. Kemal vor der neutralen Zone. Am st« «dam, 21. L«pt. Au» London wird g«m«lv«t: Nack, d«n l«tzte« Bericht«« ouS Konstantinopel sind all« Frauen britischer vsftztere und Soldaten angewiesen worden, mit d«n IranSportschifsrn, di« morgen Truppen von Malta bringe« wer de«, die Ttadt zu verlassen. ES hat den Anschein, als wenn die dürken sich in angemessenem Abstand von den Stellungen halte«, di« von alliierten Truppen besetzt sind, unv so haben st« mit diesen noch t«tn« Berührung gehabt. Anatolien von den Griechen geräumt. Paris, 21. Seit. Die lebten griebischen Formatto neu in Anatolien haben sich in AraM am Mittwoch ein eschifft. Seeland und Kanada zur Entsendung von Truppen bereit. London, 21. Sevt. Die Kabinette von Ne"s-eiand und Kanada ha^en die Entsendung von Tmvpen ur Ver -stärk ng der englischen Streitkräfte an den Dardanellen ge nehmigt. Lord CurzonS Verhandlungen. Baris, 21. Sedt. Lord Curwn ist am Mittwoch vormittag am Quai d'Orsay mit Poincarö in eine Unter- redung über die Orientfraae einoetreten. Die Besprechun gen am Vormittag sind über die alloemeine Ausstellung eines Programms für die Nachmittaassitzung nicht bin- ausaekommeu. Graf Sforza hat an der zweiten Be sprechung teilgenommen. Das offizielle Kommunigus, das gestern abend noch nach Abschluß der Konferenz herausgegeben wurde, lau tet: Lord Curzon, Graf Sforza und der französische Mi nisterpräsident baben beute nachmittag um Uhr am Qai d'Orsay eine erste Besprechung gebabt. Sie haben sich über die Nützlichkeit einer so schnell als möglich ein uiberufenden Konferenz geeinigt, zu welcher Eng land, Italien, Frankreich, Japan, Griechenland, Rumänien, die Türkei und Jugoslawien zugezoaen würden, uud in welcher die Neaelnng der Bedingungen des künftigen Frie dens voraenommen worden soll. Admiral Beaty hat einen Bericht über die militärische Lage am Bosporus er stattet. Admiral Crasset hat dazu einiae vervollständi ende Informationen gegeben. Da Lord Curzon dem Wunsche Ausdruck gegeben bat, die Ansicht der britischen Regierung einzubolen, mtrd morgen keine Sitzung stattfin ^en. Die nächste Sitzung findet erst am Freitag nachmit tag statt. Lloyd Georg« un«rwart«t «ach London zurü»g«k«hrt. Amst«rdam, 21. Sept. Ans London wird gemeldet: Lloyd Georg« ist am Mittwoch, am späten Nachmittag, uncr- wartct von seinem Landsitze nach London zurückgekchrt und hat sür Mittwoch abcnd «inen Ministerrat «inberufen. 580 Million«« Goldkronen für Österreich. Genf, 21. Seht. Dis Finanzkommission des Völker- mndeZ nabm gestern von dem endgültiaen Bericht der Finanttachverständigen Kenntnis. Nach dem Plan dieser Sachverständigen beträgt die Kredi 1 su m m e, wel-be Te'-e reich von Frankreich, England, Italien und der ^stt-e^o-Slowakei gewährt werden -oll, 500 Millionen -'old rmen. Als Pfänder sollen die österreichischen stäIle und das T a b a k m a n o p o l dienen. Lie Kon rolle soll von einem Or-an ?eZ Völkerbun ds ausgeübt werden. Da die Antwort der geld^ehenden Mächte noch nicht verliest, wird die Kommiffion die Erledigung der österreichischen Kreditsrage Anfang nächster Woche vorneh men. Für eilige Leser. Der Dollarkurs wurde en der Berliner Dorbörse heute Don nerstag mit 1425 Mark notiert. Die Reichsregierung und Reichsbank haben einen Finanzplan zur Deckung der Schatzwechselzahlungen aufgestellt. Nach Beantwortung einiger Rückfragen der Reparationskom mission durch die Reichsrsgierung wird die Ausstellung der Schatz wechsel morgen oder übermorgen erwartet. Wie aus England verlautet, wird sich der Völkerbund mit der Reparationsfrage tatsächlich beschäftigen. Deutsche und französische Bauunternehmergruppen haben ein Abkommen getroffen, nach welchem 40 000 deutsche Arbeiter zum Wiederaufbau nach Frankreich entsandt werden sollen. Der Reichsfinanzminister hat 14 Milliarden Mark zur Behe bung der Zahlungsschwierigkeiten der Gemeinden angewiesen. Die deutsche Regierung hat in Brüssel gegen die Verhaftung der Hamborner Sipobeamten Protest eingelegt. Die Situation in dec Orientfrage verschärft sich stündlich. Man erhofft durch Konferenz in Paris und auf dem Völkerbund Klärung. > ?I nSwbrttcvereS an anderen Stellen.) Ein Hoffnungsschimmer? Der Dollar ist kern ganz zuverlässiges Wirtschaftsbaro meter, aber es war doch nicht ohne guten Grund, daß er am Dienstag im Kurse zurückgiug. Eine schiedlich-fried- lche Verständigung mit Belgien ist in delt Bereich großer Wahrscheinlichkeit gerückt, uud wenn eine Lösung auf diese Weise zustande kommt, so kann das deutsche Wirtschafts leben sich wenigstens für eine Frist von sechs Monaten von pen bisher gewohnten fortgesetzten außenpolitischen Beun ruhigungen erholen. Di» deutsche Negierung wird nicht von Monat zu Monat a^f der Lauer liegen, damit sie de« --roßenden Fälligkeitsterr»jn nicht verpaßt, und die berufs- mäßige und gelegentliche Spekulation wird für ihre ver derbliche Tätigkeit die fortgesetzte Bedrängnis Deutschlands als dankbares Feld ihrer Tätigkeit wenigstens auf ein malbes Jabr einmal entbehren müssen. Selbstverständlich an» das dicke Ende im nächsten Jahre nachkommen, wenn licht bis dahin in der Entschädigungspolitik eine grund- leaende Aenderung eingetreten ist. Aber hiervon abge sehen — für den Augenblick ist es zweifellos eine Erleich- erung, wenn Deutschland sich durch Wechsel über eine Schonzeit Hinweghelsen kann, und es ist zu verstehen, dah üe Börse in der klaren Erkenntnis dieser Lage am Diens ag den Dollar etwas fallen lieh. Die Abwärtsbewegung des Dollars war nicht so stür misch wie die Sprünge nach oben, die in den verhäng nisvollen Tagen des August erfolgten, in denen die fran- iösische Erpresserpolitik ihre Künste spielen lieh. Auch as ist verständlich. Denn zunächst ist für eine Besserung unserer Wirtschaftslage nur die Vorbedingung gegeben, nd wenn wirklich eine Wendung zum Guten eintreten oll, so muß sie erkämpft werden. Letzten Endes mutz fieser Kampf eine Auseinandersetzung mit der Entente icin, wenn anders nicht im nächsten Jahre auf eine kurze Erholungspause eine um so härtere Erpressung folgen oll. Aber es gibt auch noch andere, weniger hochpoliti sche Gebiete, auf denen gekämpft werden muh, wenn die Möglichkeiten, die jetzt gegeben sind, sich auswirken sol len. Für die Negierung des Reiches und für die Negie rung aller Länder eröffnet sich hier ein außerordentlich lautbares Feld. ES wäre ganz falsch, sich trügerischen Hoffnungen hinzugeben und mit einem großen Preissturz >u rechnen. Die Behauptung, Hugo Stinnes habe ty sei nen Werken durch Anschlag ein baldtges Steigen der Mart mgeknudigt, hat sich bekanntlich als eine Erfindung her- lusgestellt. Aber ebenso richtig ist nach allem, was man weiß, daß Hugo Stinnes eine allmähliche AufwärtSbewe- ung für möglich hält. Und wenn die Hoffnungszeichen ver gegenwärtigen Lage wirklich nicht trügen, so darf man wohl erwarten, daß die Negierung nicht ebenso un tätig als Zuschauer dabei steht, wie es leider bisher der Fall gewesen ist. Wenn unS die sogenannte Reparation-« kommission einmal für eine Weile Ruhe lassen sollte, fo müßte unbedingt verhindert werden, daß eine geradez» verbrecherische einheimische Devisen spekulation das Werk der bisherigen Cntschädi- iumgspolitik fortsetzt und die Mark am Boden hält oder stoch tiefer drückst" Die Negierung hat bisher untätig zu- esel)cn, wie durch alle möglichen Winkelgelegenheiten der privaten Devisenspekulation, d. h. der Einzelbcreicherung auf Kosten der Gesamtheit, immer mehr Tür und Tor ge öffnet wurden. Hier muß jetzt durch «tuen Eingriff der Regierung Wandel geschaffen werden, denn es wäre un erträglich, wenn das Wahlen und Nagen einer verant wortungslosen privaten Spekulation in Deutschland selbst am Bestände der Mark zehren sollte, nachdem wir endlich eine, wenn auch kurze, Schonfrist gegen den Druck von außen erzielt baben. Man konnte die Untätigkeit der Re gierung auf diesem Gebiete bisher schon nicht verstehen. Man w'irde ihre weitere Passivität aufs -schärfste verurtei len müssen, wenn sie den jetzt gebotenen Anlaß nicht be nutzte, eine gründliche Reintgungsarbeit zu schaffen. Auch in anderen Beziehungen, mutz man der Regie rung endlich einmal eine harte, durchgreifende Hand wün- scken. Die freie Wirtschaft soll sie nicht antasten, und wir hoffen, daß sie allen Verlockungen nach dieser Richtung widersteht. Mit solchen Maßnahmen würde nichts erreicht» während die Erleichtcr w.g unserer wirtschaftlichen Schaf« enskraft von dem a - värtigen Druck auch beim freien Spiel der Kräfte dazu fahren wird, daß der Einzelne die Erleichterung verspürt. Aber das hindert nicht, datz ein .fiel schärferes Vorgehen gegen wucherische Ausbeutung cinsetzen muß, als es bisher der Fall war. Handel und Gewerbe werden in ihrer Gesamtheit dadurch nicht be rührt, denn sie sind im Kern ehrlich und gesund geblie» 'en. Aber gegen das aufdringliche Schicbcrtum und den handgreiflichen Preiswucher muß die Negierung unbedingt endlich mit schärfsten Mitteln vorgehen. Es handelt sich da- ei um eine Schicht, die sich im deutschen Wirtschaftsleben leider eingenistet hat, und die in dem Augenblick, in dem vielleicht die Fesseln unserer Kraft etwas aelockert werden, Unbedingt mit rücksichtsloser Faust angefaßt werden mutz, amit sie nicht wieder verdirbt, was auf anderem Weg» gut gemacht wird. Auch für die Beseitigung eines ande ren Nergernisses ist es höchste Zeit. Für jedes gesund« Empfinden bildet das Ueberhandnehmen der Likörstuben, ^er Dielen und der Schlemmerlokale einen, fast ekelerreaen- > en Anstoß. Es ist wie das Wetterleuchten einer näber« .Ummenden sozialen Revolution, wenn öffentlich in Berlin eschlemmt und gepraßt wird, während die Schulen aus Man el an Mitteln für die Kohlenbeschaffung im Winter Oren Betrieb schließen müssen. Solchem Treiben darf di» Negierung nicht weiter untätig zusehen, und es vM Ai
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