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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 06.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192212060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19221206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19221206
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-06
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
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Die Ministerpräsidenten in Berlin. , Berlin, 6. Dez. Am Dienstag nachmittag um 8 Uhr be gannen die Verhandlungen der Ministerpräsidenten der Lände« unter dem Vorsitz deS Reichskanzlers. Di« erst« Sitzung war Er nährung», und wirtschaftspolitische« Krage« gewidmet. Am Mittwoch vormittag werde« di« Besprechung«!« fortgesetzt werden. Am Dienstag abend fand ein Empfang beim Kanzler statt, z« dem die Ministerpräsidenten, führend« Parlam«ntarier und füh rend« Männer der Wirtschaft gelad«« Ware«. Der Scheidemanu-Prozeft. Der Oberreichsanwalt beantragt je 11 Jahre Zuchthaus. Leidig, S. Dez. Auch heute, am zweiten Verhandlungstag, ging die Suche nach den unbekannten „Drahtziehern" weiter, aber mit dem gleichen negativen Erfolg wie gestern. Die Angeklagten selbst traten dabei fast in den Hintergrund. Der Prozeß sollte noch den Ausführungen des Vorsitzenden am Eröffnungstage jedes po litischen Charakters entkleidet sein und doch konnte man während des ganzen Verlaufes wie durch einen leichten Schleier die Politik im Hintergrund« stehen sehen. Die Erfolglosigkeit der Bemühun gen des Verhandlungsleiters, des Reichsanwalts und des Vertei digers, den sich der Nebenkläger Scheidemann mitgebracht hatte, mußte auch der Anklagevertreter zugeben, der in seinem Plai doy er einleitend ausführte: Es sind drei Etappen auf dem Wege, nicht des politischen, sondern des gemeinen Meuchelmordes, drei Ereignisse, die nicht bloß zeitlich zufällig Zusammentreffen, sondern die in engem Zu sammenhang« miteinander stehen. Drei Glieder einer Kette, viel leicht nicht die letzten aller, hervorgegangen aus jener Vergiftungs- atmosphare, wie sie durch eine fortgesetzte Hetze gegen die bestehen den Verhältnisse und die führenden Staatsmänner geschaffen ist und noch geschaffen wird. Ein enger, innerer Zusammenhang, nicht etwa so, daß die Täter in allen drei Fällen die gleichen Persön lichkeiten gewesen wären. Aber andererseits können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, daß in allen diesen Fällen die Täter, die Teilnehmer, die Begünstiger sich stets aus denselben Bevölke- rungsschichten rekrutieren, daß sie alle in engem Zusammenhänge stehen, sich gegenseitig kennen und unterstützen, daß sie alle Mit- glieder gewisser Organisationen und Verbände sind. Es ergibt sich nun die Frage: Ist der Gedanke zur Tat im Hirn der beiden Täter ohne Einfluß von außen entstanden oder stehen hinter ihnen bestimmte Verbände und Organisationen, die sich im Wege der An stiftung oder der Beihilfe beteiligt, den Gedanken zur Tat ein gegeben und die Täter bei der Ausführung der Tat und nachher unterstützt haben? Die Verhandlungen haben auf diese wechsel seitige Frag« keine Antwort gegeben, ähnlich wie im Falle Rathe nau. Man wirft der Anklagebehörde auch diesmal wieder von ge wisser Seite vor, sie hätte die Fäden, die zurücklaufen bis zu die ser oder jener Organisation, nicht aufdscken wollen. Kein Vor wurf ist unberechtigter als dieser. Im Falle Rathenau hatten wir eine Reihe van Helfershelfern und Begünstigerern mit hereingenommen, aber es ist auch damals nicht möglich gewesen, die weiter zurücklaufsnden Fäden auseinanderzuwirren. Das mußte einer umfangreichen, auch jetzt noch nicht abgeschlossenen Un tersuchung überlassen werden. Noch weniger möglich war es hier in diesem Prozesse, weil die prozessuale Lage derartig ist, daß es sich empfohlen hat, zunächst die beiden Haupttäter, die^gestündig wa ren, herauszugreifen und möglichst rasch zur Aburteilung zu brin gen. Die Untersuchung gegen eine Reihe anderer Persönlichkei ten ist im Gange, und es wäre die allergrößte Torheit von uns gewesen, wenn wir hier coram publica dje Teilergebnisse dieser Untersuchung breitgetreten hätten mit der Aussicht, daß dann die beteiligten Persönlichkeiten gewarnt gewesen wären, sich in Sicher heit gebracht und alle Beweismittel beiseite geschafft hätten. Der Oberreichsanwalt ging dann auf die Tat der bei den Angeklagten des näheren ein und beantragte zum Schlüsse sei ner Ausführungen gegen jeden Angeklagten je 11 Jahre Zuchthaus und 11 Jahr« Ehrenrechtoverlust. Rach dem Oberreichsanwalt nahm der Vertreter de» Neben klägers Scheidemann das Wort. Er war bestrebt, die Angeklag ten noch in letzter Minute zu einem Geständnis hinsichtlich ihrer Hintermänner zu bewegen, gegen die er schwer« Anklagen erhob, wahrend der Verteidiger Husterts, Rechtsanwalt Zustizrat Heuß- ler, dem mit aller Entschiedenheit «ntgrgentrat, indem er aus- führte, man solle doch die nicht angeklagten Draußenstehenden aus dem Spiels lassen, da sie sich nicht verteidigen könnten. Nach weiteren Ausführungen der Verteidigung wurde die Ur- teilsverkündung auf morgen mittag 12 Uhr festgesetzt. Zur Konferenz in Lausanne. Gefangenenaustausch und finanzielle Fragen. Lausaune,' 6. Dez. Am Dienstag tagten die Unterkommissionen für finanzielle Fragen und für den Austausch der griechisch-türki- schen Gefangenen. In der Frage des Gefangenenaustausches er klärte der Vertreter der Türken kategorisch, daß die Angoraregie, rung gar kein Interesse daran habe, jetzt den Gefangenenaustausch vorzunehmen, wenn Griechenland darauf bestehe, den Austausch in Konstantinopel vorzunehmcn, während die Türken die griechi schen Gefangenen einfach abtransportieren wollen. Das wiederum wollen die Griechen und Engländer nicht zugeben, weil sie befürch ten, daß die Türken die christlich« und griechische Bevölkerung ganz aus Kleinasien vertreiben könnte. — Die Verhandlungen am Dienstag sind ruhig verlaufen und geben wieder etwas Hoffnung für ein baldiges und friedliches Ergebnis. — Die Finanzkom- Mission arbeitete an dem Plane für die Verteilung der osma nischen Schulden. Man einigte sich im Prinzip dahin, daß der Türkei sehr große Abstriche gemacht werden, die beiläufig 30 Proz. der Schulden betragen sollen. Die Balkanstaaten machen mit Aus nahme Griechenlands keine Schwierigkeiten, die ihnen auferlegte Quote zu übernehmen, dagegen weigern sich die Mandatsmächtc über Syrien und Palästina, nämlich England und Frankreich, hier in Zugeständnisse zu machen. England macht seine Haltung von der Entscheidung in der Meerengenfrage abhängig und Frankreich fühlt sich in dieser Hinsicht an England gebunden und schließt sic ihm an. Dis Verhandlungen über diese Frage werden am Mitt woch fortgesetzt werden. Die geteilte Entente. Laus««««, 6. Dez. Der erst« Ritz der Verbündeten auf der Orientkonferenz ist am Montag abend offenbar geworden. Die Vertrete« der verbündeten Weltmächte hatten am Montag abend i« einer längeren Besprechung eine Rote redigiert, die am Dienstag in Fortsetzung der Verhandlungen über die Meer engenfrage der russischen Delegation als Antwort auf die Montagsrcd« Tschitscherins vorgcl-gt werden sollte. AlS die Not« fast fertig vorlag, erklärte der italienische Delegiert« Gar - roni, datz er die Rote entsprechend seinen Vollmachten nicht «ltcr- zeichneu könnte. Er tverde ein Mitglied der Delegation nach Rom sende«, uni den Ministerpräsidenten zum Anschluss an die Note zu bewegen. Tatsächlich ist Baron Sag» um 11 Uhr nacht» ab gereist. Paris, 6. Dez. Auf Weisung von PoincarL ist der fran zösische Oberkommissar General Pellet aufgefordcrt worden, sich sofort von Konstantinopel nach Lausanne zur Teilnahme an der Konferenz zu begeben. Er wird scholl im Laufe de» Dienstag »lch.dorthrn abreijea. Hilferuf des Papstes an die Orienikonferenz. > Lausanne, 6. Dez. Der Papst hat an die auf der Orientkonfe renz vertretenen Mächte eine Note gerichtet, in der er darauf hinweist, daß unter der Christenheit Konstantinopels eine wahre Pünik ausgebrochen sei und er deshalb die Präsidenten der Kon ferenz anflehe, so rasch wie möglich Maßnahmen zum Schutze Ler schwergeprüften Bevölkerung zu ergreifen. Neue TeuerungSaktion der Staatsangestellten. Berlin, 6. Dez. Einer Abordnung der Gewerkschaften, die am Dienstag im Reichsfinanzministerium um die umgehende Einlei tung neuer Verhandlungen betreffs der Gehälter der Staatsbeam ten und Löhne der Staatsarbeiter bat, wurde vom Vertreter des Ministers zugesagt, daß spätestens in der nächsten Woche eine Be sprechung in die Wege geleitet werden soll. Das Vermögen Erhardts beschlagnahmt. Leipzig, 6. Dez. Der Staatsgerichtshof zum Schutze der Re publik hat di« Beschwerde des Kapitänleutnant» Ehrhardt ge- gea den Haftbefehl zurückgewiesen. Weiter hat der Gerichtshof beschlossen, Ehrhardts gesamtes Vermögen zu beschlagnahmen. Wie verlautet, verfügt der Verhaftete über ein sehr beträchtliches Ver mögen in Bayern. Keine bayerischen Fühler in Brüssel. München, 6. Dez. Gegenüber der Pariser Meldung eines Der- liner Blattes, daß bayerische Monarchisten vor einiger Feit ver sucht hätten, am Brüsseler Hofe Erkundigungen darüber einzu- ziehen, wie die Wiederherstellung de» Königshau ses in Bayern von den Ententemächten ausgenommen werden würde, erfährt die „Tel.-Union" von amtlicher Seite, daß dieser Meldung ein kategorisches Dementi entgegenzusetzen ist. Niemals und auch von keiner Seite sind Warnungsschritte bei der bayerischen Regierung in einer solchen Angelegenheit erfolgt. Bor Neuwahlen in Deutsch-Oesterreich. Wien, 5. Dez. In den Kreisen der Mehrheitspar teien des Nationalrates finden seit einigen Tagen Ver- Handlungen über die Frage statt, ob eS nicht angesichts der Erledigung der mit den Genfer Vereinbarungen zusam menhängenden Gesetze zweckmäßig wäre, die Durchführung dieser Gesetze einem neuen Nationalrat zu überlassen. Die Mandatsdauer des gegenwärtigen Nationalrates endet erst im Oktober 1923. Eine Entscheidung ist in den allernäch sten Tagen zu erwarten, und die Neuwahlen dürften dann für Mitte März ausgeschrieben werden. Die Christlich sozialen und die Großdeutscheit erwarten in dem jetzigen Zeitpunkt, da der Eindruck-des Genfer Werkes in der Be völkerung sehr günstig ist, für die Neuwahlen einen gro ßen Erfolg gegen die Sozialdemokraten. Wirtschaftsverhandlungen mit Rumänien. Berlin, b. D«». In Bukarest haben deutsch-rumänische Verhandlungen »nr Klärung verschiedener Finanz- «nd Wirt- schaftSfragcn begonnen. SS handelt sich besonders darum, Ru mänien zu bewegen, di« aus dem Artikel 18 deS Frirdenßvertra- gcs verrührenden Sperrmassnahmen zurück, «nehmen, waö bekanntlich schon verschiedene andere Staate« getan haben. Bei de« Finanzfragen soll vor allem «in Weg gesucht werdcn zur Ablösung der Noten der »Banka Generale". Der Führer der deut sche« Abordnung ist der ReichStagöabgeordnet« Dr. Dernburg. Demission des spanischen Kabinetts. Paris, S. Dez. In der spanischen Kammer hat am DienS tag nachmittag tm Verlauf« d«r Fortsetzung der Debatte über die Schuld an der fpanisäsen Niederlage von Annual der Minister präsident Sanchez Guerra im Namen des gesamten Kabinetts sein« Dtmiffio« gegeben. Lloyd George» UnterhauSbed«. Lo«do», S. De». Im Unterhaus« Hal am Dienstag Lloyd George zum ersten Male in der neuen Session das Wort ergris- fen und eine lange Rede gehalten. Als er sich erhob, wurde er von der Mehrzahl der Anwesenden stürmisch begrüßt. Er sprach lange Zeit über die LrbeitSlosenkrise. Sächsischer Landtag. 2. Sitzung vom DienStag, den 5. Dez. 1922. Präsident Winkler eröffnet die Sitzung nachmittags 2 Uhr. Zuerst werden die Vorlagen über die Aufwandsentschädigung der Landtagsabgeordneten und die Aufbringung der Kosten für die Stiinmzettel zur Landtagswahl ohne Vorbereitung dem Haus haltsausschutz überwiesen. Sodann werden die Ausschüsse nach vorgefchlagenen Listen gewählt. Di« Wähl d«r Ausschussmitglieder. Sie konstituieren sich für den Haushaltsausschuß A aus den Mgeodneten Pudor (Soz.) als Vorsitzenden, Dr. Dehne (D.) als Stellvertreter; für den Rechtsausschutz aus den Abgeordneten ten Anders (D. Vp.) als Vorsitzenden, Hofmann (Deutschn.) als Stellvertreter; für den Nechtsausschuß aus den Abgeordnete Beutler (Deutschn.) als Vorsitzenden, Abgeordneten Müller-Leipzig (Soz.) als Stellvertreter; für den Prüfungsausschuß aus den Ab- geordneten Zipfel (Komm.) als Vorsitzenden, Abgeordneten Dr. Schneider (D. Vp.) als Stellvertreter. Hieraus folgt die Wahl d«S Ministerpräsident««. Don der sozialdemokratischen Fraktion wird wiederum Herr Buck vorgeschlagen. Präsident Winkler stellt fest, daß Ministerpräsident Buck zurzeit in Berlin weilt, also die Vereidigung nicht gleichzeitig mit der Wahl voraenommen werden könne. Abg. Böttcher (Komm.) erklärt, datz die Kommunisten gegen Ministerpräsidenten im Reich und in den Ländern sind. Tie Funktionen eines Ministerpräsidenten könne jeder andere Minister „nebenbei" ausüben. Er beklagt sich, daß die Kommunisten vor- her wegen der Wahl des Ministerpräsidenten nicht befragt worden seien. Seine Fraktion sei aber trotzdem einverstanden, den von sozialdemokratischer Seite vorgeschlagenen Herrn Buck zu wäh len. Die Wahl bedeute allerdings keine Zustimmung zur Politik der Sozialdemokraten. Lehne der Ministerpräsident die Bildung einer Arbeiterregierung ab, dann werde für die Kommunisten das Programm der neuen Regierung und dessen Anwendung maß gebend sein. Minister LipinSki stellt fest, datz der Ministerpräsident nicht aus Repräsentationsrückflchten geschaffen sei, sondern daß er auch das Ministerium des Aeußern zu verwalten habe. Bei der Wahl, die durch Stimmzettel erfolgt, entfallen auf Buck 49, auf Hofmann Deutschn.) 18, auf Dr. Kaiser (D. Vp.) 8 Stimmen. 24 Zettel sind unbeschrieben. Ministerprä sident Buck ist also erneut gewählt. Tie verfassungsmäßig vorgesehene sofortige Vereidigung nach der Wahl kann wegen der Abwesenheit deS Ministerpräsidenten nicht stattfinden. Schluß der Sitzung Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, den 12. Dezember, nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: Vereidi gung des Ministerpräsidenten. Regierungserklärung. Die Aufwandsentschädigung der Abgeordnete«. Die Vorlage über die Aufwandsentschädigung der Landtags abgeordneten wird für Dresdener Abgeordnete 20 000 und für auswärtige 25 000 M. als Grundentschädigung vorge sehen. Hierzu tritt ein mit den Monaten wechselnder Teue- rungSz »schlag, wie bei den Beamten, der Ende November 120 Prozent betrug. Die Sätze find denen von Bayern angepaßt. Zm Reiche find st« um etwa SV vraren t Köber. Kachsen «nd Keich. Der Kulturkampf tu Sachse». Am Sonntag nachmittag fand in Dresden eine große Ko» tholikenversammlung statt, die sich gegen die Fleißner- schen Schulerlasse richtete. Der Vorsitzende der katholischen Schul organisation, Mehring, teilte mit, die Reichsregirrung stehe, wie sich aus kürzlichen Besprechungen mit einigen Reichsministern erge ben habe, auf dem Standpunkt, daß di« FeiertagsverorL» nung Fleißners einen Bruch der Reichsverfaflung darstelle und werd« sie, wenn die sächsische Regierung nicht -rachgebe, vor den Staatsgerichtshof bringen. Man werde also den Schulbesuch an ka tholischen Feiertagen auch weiterhin verweigern. Der Hauptredner Iustizrat Dr. Schrömbgens-Leipzig, betonte, daß am 8. Dezember, (Mariä Empfängnis) auch kein Katholik sein Kind in die Schule schicken werde. Die Feiertagsverordnung des sächsischen Kultus ministeriums sei aus rechtlichen Gründen ungültig. Verschiedent lich sei den Schülern höherer Schulen amtlich mitgeteilt worden, daß Ihre Entlassung verfügt werden müsse, wenn sie künftig der Schule an einem katholisch«» Feiertage fernbleibrn. Heber Ent- lassungen haben aber die Lehrerkollegien autonom zu entscheid:» und nicht das Kultusministerium. In Leipzig habe ein Lehrer kollegium bereits beschlossen, daß eine Entlassung nicht in Frag« komme. Zn Leipzig werden sich die katholischen Eltern höherer Schulen am Montag in einer Versammlung über ihre Haltung schlüssig zu machen haben. Die Vereinigung sächsischer selbständiger Klenrpner und Installateur« > hielt ihre Hauptversammlung am 3. Dezember im Hotel »Goldener Löwe" in Rochlitz ab. Der Vorsitzende, Herr Klempnerobermeister Richard Gabler sen., Rochlitz, begrüßte alle Erschienenen, darunter auch einige Damen, herzlichst. Die reichhaltige Tagesordnung brachte u. a. je einen Vortrag über Kalkulation vom Vorsitzenden des Landesverbandes, Herrn Kallies-Dresden und von Herrn Syn dikus Dr. Grunewckfd vom Landesausschuß des sächsischen Hand werks über Buchführung und Cieuerwesen. * ' Mittweida. Eine neue Wasserkraftanlage an der Zschopau ist soweit fertiggestellt, daß st« Ende Dezember den Betrieb eröffnen kann. Bisher kostet das Werk 25 Mill. Mark. Die Stadtverordneten haben nunmehr eine weitere Anleihe von 25 Mill. Mark bewilligt, sodaß dann die Grsamtanlage auf 80 Millionen Mark zu stehen kommt. ' Waldheim. In Anbetracht der großen Notlage, in der sich weite Kreise unserer Stadt befinden, hat die hiesige Fleischerinnung einen lobenswerten Beschluß gefaßt, der in weit gehendstem Maße Nachahmung auch von anderer Seite verdient. Darnach sollen bis auf weiteres Klein- und Sozialrentner sowi» andere hilfsbedürftige Personen — in Frage kommen etwa 400 — wöchentlich einmal im Schlachthofe unentgeltlich Fleischbrühe er halten, ferner sollen die Pfleglinge des Kinderhortes (70 Kinder) sowie die daselbst unentgeltlich Essen erhaltenden alten Leut« >32 Personen) zu Weihnachten durch eine Wurstspend« erfreut wer- den und weiter sollen die Mitglieder der Fleischerinnung abwech selnd wöchentlich einmal 3 Pfund Suppenfleisch an die Fortbil- dungsschulküche im Kinderhort ablicfern zur Speisung der dort kh» Essen einnehmenden alten Leute. * Leipzig. Eine entsetzliche Tat beging di« Ehefrau des Schriftgießers Dahle in Paunsdorf. Die Famili« Vahle bewohnte dort ein Einfamilienhaus. Als Vahle an seiner Arbeitsstätte beschäftigt war, schloß sich seine Frau mit ihren drei Kindern im Alter von 0—11 Jahren in einer Kammer ein und drehte den Gashahn auf. Als am Abend der Ehemann mit seinem !8jähr. Stiefbruder nach Hause kam, fand er die Wohnung ver- 'chlossen. Nichts Gutes ahnend stiegen beide durch ein Fenster d« Erdgeschosses und fanden Frau Vahle mit ihren drei Kinder» be» "nnungslos auf dem Voden liegend. Die sofort durch einen Arzt md Sanitätspersonal vvrgenommenen Wiederbelebungsversuch« varen bei der 11 Jahr« alten Else und dem üjähr. Gerhard ohn« Erfolg. Frau Dahle und ihr Üjähr. Söhnchen Herbert konnte» roch lebend nach dem Stadtkrankenhause St. Georg überführt wer den, wo das Kind inzwischen ebenfalls verstorben ist, während di« Mutter sich auf dem Wege der Besserung befindet. Die Ursach« dicrzu ist In mißlichen Familienverhältnissen zu suchen. DI« Fra« vird sich wegen Mordes zu verantworten haben. * Bautze». Die Dautzner Molkereien haben ihre ge- 'amte Buttsrproduktion dem Stadtrate zur Verfügung gestellt. Sie 'erkaufen keine Butter zu dem regierungsseitig vorgeschriebenea Preise, sondern schicken sämtliche Kunden zum Stadtrate, dem st« -nheimstellen, die Bestände in den Molkereien zu verkaufen. Der Nat lehnte jedoch ab. Sie betonen dabei, daß sie täglich über 14 000 M. Verlust haben, wenn der neue Butterpreis Geltung ha ben sollte, und daß sie in wenigen Tagen bankerott wären. Si« vllrden sich Vorbehalten, den Siadtrat wegen Grschäftsschädigung u verklagen. — Die Polizei in Löbau beschlagnahmte auf dem ätzten Wochenmarkte die Butter und verkaufte sie eigenhändig zu en gesetzlich vorgeschriebenen neuen Preisen. So nahm sie einer Putterfrau, Lie nicht verkaufen wollte, elf Stückchen Butter abc Auch auf dem Rathause waren Polizisten als Butterverkäufer tö. 'Ig. Einer Butterfrau, die gegen fünf Pfund Butter an auswär tige Händler abgeben wollte, wurde ihr Vorrat beschlagnahmt und mf dem Rathaus« zu 425 M. das Stück verkauft. Die Hausfrauen Assen sich um die Ware, da auf dem Wochenmarkte auch nicht eiu Stückchen angeboten war. * Zittau. Zum Niederlegen der Waldbestände, Ae durch die Nonne völlig kahlgefressen wurden, ist seit einiger leit in den Zittauer Bergwäldern «in«_ starke Kolonne bayrischer wlzfäller tätig. Zurzeit sind di« kräftigen, f» Ihrem rauhen -andwerk wohlerfahrenen „Holzer" aus dem bayrischen Oberland« in Waltersdorfer Revier tätig, das durch die Nonne außerordent- ich stark gelitten hat. Mit Nahrungsmitteln versorgen sich di« "ayern zumeist durch Nachschub aus ihrer Heimat selbst. Kost«nant«U für Handschnh« «nd orthopädische» Schuhwrrk Kriegsbeschädigter. Im Hinblick auf die erheblich gestiegenen Herstellungskosten aussen bei der ernsten Finanzlage des Reiches die Träger von rthopädischem Schuhwerk und die Träger künstlicher Arme zur Bezahlung eines Kostcnanteils für den Schuh oder Handschuh des wsunden Gliedes herangezogen werden. Nach der Verordnung zur Durchführung der maßgebenden Bestimmung (8 7) des Reichsver- iorgungsgesehes darf die Höhe des Betrages im Einzelfalle bei Handschuhen die Hälfte, bei Schuhen ein Drittel der Herstellungs kosten des Paares nicht übersteigen. Der Reichsarbeitsminister hat von der ihm erteilten Ermächtigung Gebrauch gemacht und den Kostenanteil unter Vorbehalt deS jederzeitigen Widerrufes bei Lie- sernng von Handschuhen auf ein Drittel und bei Lieferung von schuhen auf ein Viertel der Herstellungskosten für ein Normal» handschuhpaar oder Normalstiefelpaar festgesetzt. Für die Be» rechnung des Kostenanteils, der vor der Bestellung vom Antrag steller zu zahlen ist, sind die Preise des Monats zu Grunde zu legen, in dem der Beschädigte den Antrag gestellt hat. druck: Verbund westsSchftjcher UeUungrverl-ger.G-s-IUch-tt mit beschränkter tzattpsllcht, sientrale Glauchau. Direktion krnft tk l u n k e r. Verantwortlich für PoUM, Handel und geullleton: Hauvtschrlstletter Or. Hau Moser, fllr den übrigen Teil: Hellmut päftn« r, für amtliche Bekannt, machunaen. Reklame »nd Anrelacn: Vaul Birner iimNich in Bla»ck>«n. Die Heutige Stumm« umtaßt acht Sette»,
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