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^ilienabend mit anschlttß»ndem Bali. U. «. gelangt das Tho- aterstück „Iu, Schatten der Schächte" zur Aufführung. Mitglie der und Fr^cund« dec Sache werden mit ihren Angehörigen dazu herzlichst ein geladen. * Da» Kirchweihfest wird in unserer Gemeinde Montag, den 23. Oktober abgehalten werden. * In plötzliche Trauer versetzt wurde gestern Freitag die Fa milie des Herrn Kaufmann Gottfried Bäuerle, hier. Der im dritten Lehrjahr stehende, in Chemnitz bot einem Schloffcrmeister tätige Sohn Gottfried ist bei Schweißarbeiten, die an einem Be hälter in einer Bleicherei vorgenommen wurden, tödlich rer- unglückt. * Nochmals »Fortschritt bei der Post*. Zu unserer Notiz am Donnerstag „Fortschritt bei der Post* ist, wie wir hierzu von amtlicher Seite erfahren, noch mitzuteilen, baß die eingetretene Erleichterung in der Paketbestellung in Neuslsnitz nicht auf Ge suche an die Oberpostdirektion hin, sondern auf Anordnung der oberen Postbehörde, betr. Vereinfachung und Erleichterung für das Bestellpersonal, erfolgt ist. Eine Umbenennung der Postagen- tur Oelsnitz (Erzgeb.) 2 dürfte wegen der damit verbundenen Kosten vorläufig noch nicht erfolgen. * Berichtigung. In dem Bericht über die Bezirksausschuß, sitzung der Amtshauptmannschast Stollberg in Nr. 237 dieses Blattes muß es bei Erhöhung der Teuerungszuschläge zur Grund gebühr für di; Schornsteinfeger nicht 1350, sondern 1550 Proz. heißen. Kath. Kirche Oelsnitz i. C. Sonntag, den 15. Oktober, 148 U. Austeilung der hl. Kommunion, 9 Uhr heilige Messe und Predigt, 2 Uhr Andacht, ^3 Uhr Taufen. Kugau * Am Neubau des 14-Familien-Wohnhauses nahe am. Ras hausplatze konnten auch auf den Mittelteil und den linken'Flü gel die Dachsparren aufgesetzt werden. So wird es nun möglich, auch bei ungünstiger Witterung am weiteren inneren Ausbau un gehindert zu arbeiten. '.Bei dem sonnigen Herbstwetter am vorigen Donnerstag konnte noch manche Hafergarbe geerntet und manches Fuder Grumt gut eingebracht werden. * Wer wieder einmal lachen will in dieser traurigen Zeit, der besuche morgen Sonntag im kleinen Sonnensaale die belieb ten Steinbach-Sänger. Das Programm ist sehr abwechselungs reich, und der Humor steht auf der Höhe, um die alltäglichen Sor gen etwas zu vergessen. Nur zeitiges Kommen sichert guten Platz. Eintritt 15 und 20 Mark einschl. Steuer. Kirchennachrichten für Luga«. ' Montag abends 8 Uhr Frauenmissionsvcrein (Stiftungsfest). Gößnitz * Leffentlickx Sitzung des Gemeinderats. Vergangenen Don nerstag nachmittag ^6 Uhr tagte unter Vorsitz des Herrn Se bastian der hiesige Gemeinderat. Nachdem der Vorsitzende die Sitzung eröffnet hatte, gab er bekannt, daß noch vor Eintritt in die Tagesordnung zwei dringende Vorlagen zur Erledigung ge bracht wewen möchten. Die beiden Vorlagen sind: a) Tarlehns- aufnahme bei der Landesbank, b) Eingemeindungssrage Kauritz, lieber letztere Vorlage verlangt das thüringische Ministerium binnen einer Woche Bescheid. Nach eingehender Aussprache wurde auf Antrag des Stadtverordneten Jähnig mit 8 gegen 7 Stim- men beschlossen, beide Vorlagen auf die Tagesordnung zu setzen. Zur Vorlage a erklärte Herr HAttig, datz zur Bezahlung laufen der Baurechnungen und sonstiger dringender Ausgaben sich die weitere Aufnahme eines Darlehns nötig macht. Dou der Landes bank Altenburg liegt ein günstiges Angebot vor. Sie ist bereit, I Million Mark Darlehn gegen Sprozentige Verzinsung und 2pro- zentige Amortisation zu gewähren. Die Aufnahme des Darlehns gemäß dem Angebot beschloß man hierauf einstimmig. — Betr. der Eingemeindung von Kauritz verlangt das thüringische Mini, sterium Bericht über die Stellungnahme der Stadt Gößnitz zur. Eingemeindung von Kauritz thüring. Anteils gemäß Z 4 des Kreiseinteilungsgesetzes vom 16. Juni d. I. Herr Hüttig berich- tete über die Vorlage, insbesondere über die bisherigen Vorgänge und Schritte, die getan worden sind. Hieran schloß sich eine Aus- spräche, worauf einstimmig der Eingemeindung grundsätzlich zu gestimmt-wurde. Bezüglich der Gemeinde Kauritz im Gemeiude- rat wurden zPei Anträge gestellt. Der Antrag Jähnig lautet: Tie Zahl der Gemeinderatsmitglieder um 2 zu erhöhe und da- von Kauritz einen Vertreter zuzubilligen, den zweiten aber aus den Gößnitzer Vorschlagslisten zu entnehmen. Der Antrag Schu macher spricht sich dafür aus, die Zusammensetzung des Gemein derats in der bisherigen Weise zu belassen. Die Abstinimung er- gab Erhebung des Antrags Jähnig zum Beschluß mit 8 gegen 7 Stimmen. Eine Abstimmung über den Antrag Schumacher er übrigte sich damit. — Bei der Wahl der Ausschüsse werden fol gende in Vorschlag gebracht und einstimmig gebildet: a) Finanz- und Derwaltungsausschuß (gesamtes Finanzwesen, An- ftellung der Beamten und Angestellten), b) Sozialpolitischer Aus- fchuß (Wohlfahrts- und Armensachen, Tuberkulose- und Säug- lingsfürsorge, Jugendfürsorge. Krankenhaussachen, Wohnungs wesen), c) Rechnungsprüfungsausschuß, d) Verfaflungsausschuß (Ortsgesetzgebung), e) Technischer Ausschuß (gesamtes Bauwesen, Feuerlöschsachen, Wasserwerks- und LlektrizitätSwerks-Sachen). -- Bei der Zahl der Mitglieder beschloß man mit 8 gegen 7 Stim men, sie auf 5 festzusetzen. — Zur Vorbereitung der Vorschläge für ksie Ausschüsse wurde die Sitzung auf 15 Minuten vertagt. Nach Wiedereintritt in die Tagesordnung wurden die Ausschüsse wie folgt zum Beschluß erhoben: a) Finanz- und Verwaltungs ausschuß: Ackermann, Jähnig, Pohle, Gerschau, Brandt; Vor sitz Ackermann. b) Sozialpolitischer Ausschuß: Frau Rodhe, Küchler, Hüttig, Heusch, Hörtzsch; Vorsitz Heusch, c) Rechnung?- Prüfungsausschuß: Ackermann, Hüttig, Hofmann, Wunderlich, Müller; Vorsitz Wunderlich, d) Verfassungsausschuß: Küchler, Jähnig, Frau Rodhe, Wunderlich, Müller; Vorsitz Küchler, e) Tech nischer Ausschuß (ausgenommen Gaswerk und Sparkasse): Se bastian, Hofmann, Pohle, Schumacher, Brandt; Vorsitz Sebastian. Ter Gasverwaltungsausschuß wird einstimmig mit folgenden vier Vertretern besetzt: den Herren Sebastian und Heusch aus dem Gemeinderat, den Herren Heiert und Rissom aus der Bürger- ' schäft. — Die Wahl bezw. Wiederwahl des Sparkasienvorstandes soll auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gestellt werden. — Die vorgelegte Geschäftsordnung für den Gemeinderat wurde be raten und gemäß beigeheftetcr Anlage mit je einer unbedeutenden Aenderung in den Paragraphen 6 und 18 sowie Einfügung eines Nachsatzes in den Paragraph 20 einstimmig genehmigt. — Auf Grund des Paragraph 124 Abs. 2 der Gemeinde- und Kreis ordnung erfolgte eine Aussprache, worauf Stadtv. Gerschau den Antrag stellte:"Auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung wolle die Wahl des Gemeindevorstehers und zweier Beigeordneter ge stellt werden. Der Antrag wurde einstimmig zum Beschluß er hoben. — Schluß der Sitzung S Uhr. * Ein Verband thüringischer Landkreise ist in der Bildung begriffen. Seine Aufgaben liegen auf ähnlichen Gebieten wie die des thüringischen Städteverbandes; bei Gesetzentwürfen, die in die Sphäre der Landkreise eingreifen, ist ein Organ vorhanden, das zuvor gehört werden kann. Es kann ein Austausch gemeinsamer Erfahrungen erfolgen und dergleichen. ' Cinzclhaudelsvcrband Thüringen. Dieser Tage tagt in Weimar zum ersten Male der Einzelhandelsverband Thüringen. Die Vereinigung wurde aus der Not der Zeit geboren, als die ver schiedenen Gesetze gerade gegen den Einzelhandel in Thüringen veröffentlicht wurden und in Wirksamkeit traten. Die Thüringer Regierung wird auch auf der Tagung vertreten sein, und so ist die beste Gelegenheit geboten, eine Aussprache über die Belange des Einzelhandels herbeizuführen. * Einberufung des Thüringer Landtages. Wie die „Ostthürin ger Tribüne" wissen will, hat der Präsident des Aeltsstsnaus- schusses den Landtag auf Dienstag, 17. Oktober, oorm. 11 Uhr, nach Weimar einberufen. * Ausländer in Thüringen.^ Eine Polizeiverordnung des Mi nisteriums des Innern über den Aufenthalt von Ausländern im Lande Thüringen ordnet u. a. an, daß jeder Ausländer, der an einem Orte länger als drei Tage Aufenthalt nehmen will, einer Erlaubnis hierzu bedarf, die ihm durch die Gemeindebehörden vom Kreis- bezw. Stadtdirektor zu erteilen ist. Gesuche, die einen Aufenthalt' von über sechs Monaten zum Gegenstand haben, sind dem Ministerium des Innern zur Entscheidung vorzulegen. Für Erteilung der Aufenthaltserlaubnis für Ausländer sind folgende Gebühren zu erheben: Bei einem Aufenthalt bis zu sieben Tagen der Wert von 2 bis 4 Dollar der Vereinigten Staaten, bis zu einem Monat der Wert von 4 bis 10 Dollar, bis zu 6 Monatei', der Wert von 20 bis 30 Dollar, über 6 Monate der Wert von 30 bis 50 Dollar. Als Wert des Dollars ist der Devisenkurs an der Berliner Börse von der Mitte der Woche anzusstzen. Ausländer aus Ländern, deren Valuta ungünstiger ist als diejenige der Ver einigten Staaten zahlen eine entsprechend niedrigere Gebühr inner halb der angegebenen Grenzen: für Ausländern aus Ländern, deren Valuta ungünstiger ist als die deutsche (zurzeit Rußland und Oesterreich) ist die Gebühr unter den oben angegebenen Min- destsätzen festzusetzen. Die Gebühr ist in deutschem Gelbe zu ent- richten. Sachsen nnd Keich. * Meerane. 18 Hühner gestohlen und im Stall abaeschlachtet wurden in der Nacht zum Donnerstag anS einem Grundstück in der Gegend der Quer-, Berg, und Nordstraße. — Weiter wurden Mittwoch nachmittag 3 Hähne aus einem Grundstück in der Poststraße gestohlen. Vor Ankauf wird gewarnt. * Chemnitz. Auf Abwege kam der 18V9 in Lunzenau ge- borene Fabrikarbeiter Eonrad Ewald Zinßmann, der zurzeit sich hier in Untersuchungshaft befindet. Die Anklage legte ihm zur Last, von Mitte Mai bis Ende Juni d. I. in Glauchau und Penig vier Betrügereien, sowie eine schwere Urkundenfälschung begangen zu haben. Der Angeklagte schwindelte den Leuten vor, Briketts, Zigarren und Rohnessel besorgen zu können und ließ sich bis 2000 Mark Anzahlung geben, obwohl er wußte, daß er nicht in der Lage war, die bestellten Waren zu liefern. Der noch un- bestrafte Angeklagte wurde wegen schwerer Urkundenfälschung in einem Falle zu einem Jahre drei Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrrchtsverlust in Strafe genommen. Drei Monate erlittene Untersuchungshaft wurden ihm al» verbüßt in Anrech nung gebracht. * Pirna. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Diens tag nachmittag an der Pirna-Eopitzer Ueberfahrt. Zwei vor einen Tafclwagm der Firma Hoesch u. Co. gespannte, am Alexanderplatz stehende Pferde scheuten vor dem vorübersausondrn Bodenbacher Schnellzug und rasten mit dem Wagen die hohe Uferböschung hin ab in den Hochwasser führenden Llbstrom, wobei das eine der Pferde unter die Landungsbrücke geriet und der nachstürzende Wagen jede Bewegung der Tiere hinderte, die dadurch umkommen mußten. Die Feuerwehr vollzog unter Benutzung des Mannschafts- autos die Bergung von Wagen und Pferden. Stapcllauf bei der Hamburg—Amerika-Linie. Hamburg, 13. Okt. Donnerstag morgen lief auf der Deut schen Werft in Hamburg ein Zweischrauben-Dampfschiff von etwa 9000 Tonnen Tragfähigkeit für die Hamburg-Amerika- Linie vom Stapel, das den Namen „Spreewald" erhielt. Das Schiff wird in den Dienst nach der Westküste Südamerikas ein gestellt werden. Ein Srbwesterschiff wird in wenigen Monaten folgen. Die Deutsche Werst in Hamburg hat in diesem Jahre nunmehr ihren 11. Neubau vollendet. * Halle a. S. Von einem gewaltigen Schadenfeuer wurde die Zuckerfabrik Schwittersdorf bei Halle a. d. S. heim gesucht. Wahrscheinlich infolge eines Schadens an der elektrischen Leitung entDpnd auf dem Zuckerboden ein Feuer, das sich schnell ausbreitete. Die Feuerwehren aus der Nachbarschaft waren schnell zur Stelle, doch gelang es ihnen nur unter großen Mühen, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Ein großer Teil der Zuckervorräte ist vernichtet. Die Fabrik war erst im vergangenen Jahre neu aufgebaut worden. Der angerichtete Schaden geht in dis Millionen. — Der in der Konsum» und Spargesellschaft zu Merseburg angestcllte Lagerhalter Wilhelm Thieme hat nach Unterschlagung von 120000 Mark die Flucht ergriffen. * Schmalkalden. Mittwoch morgen bereits fiel hier der erste Schnee. Die Bergspitzen ringsum waren weiß. Gleiche Meldungen kommen aus Ruhla, wo durch Kälte und Schneefall di« Kartoffelernte in Gefahr gerät. Zn Brotterode sowie auf dem großen Inselberg waren am Mittwoch die Fenster zum ersten Mals gefroren. Die ganze Umgebung des Berges war mit einer dichten Schneedecke bedeckt. Dabei liegt der Hafer noch meisten» auf dem Felde und das Grumt auf den Wiesen. Auch die Kar toffeln sind noch zur Hälfte in den Feldern. Laub und Winter streu hat noch niemand holen können. Man sieht deshalb mit großer Besorgnis dem Winter entgegen. 40 Zentimeter Schneehöhe auf dem Gotthard. Zürich, 13. Okt. Der Schnee auf dem St. Gotthard liegt in einer Höhe von 40 Zentimeter. Hieraus erklärt man sich das Sinken der Temperatur in ganz Europa. msakt sich ckis ürkakrun^an ancksrsi- runutrs unck 1<aukt nur ckis millionaniaab bewährten Lr»a»s Ilsuskslttsrbs». llsbersll /u bgbsn. VLNLONSbfi i-KUI wissenscnkßl» ^icrieor «-CSisrEUt-Oris eivE s/xserrsrnanis v«« ssds chend fort. „Ich danke für deine Freundschaft, für dich und deine ganz« Sippe " Die Worte erstickten ihm im Halse, auch der letzte Rest der äußerlichen Kulturtllnch- sank von dem brutalen Geldmenschen. Mit einem heiseren Auflachen warf er sich in seinen Schreib- tischssssel und schleuderte das schwere, bronzene Tintenfaß so wuch iig auf den Fußboden, daß der Glasbehälter in tausend Scherbcn zersplitterte. Zwei Minuten darauf stand Paul wieder auf der Straße. Der Auftritt mit Harry hatte sich mit eine: solchen Schnellig keit abgespielt, daß ihm erst allmählich die ganze Bedeutung der rohen Szene zum Bewußtsein kam. All seine Berechnungen waren damit jäh über den Haufen ge worfen und er selbst von der Höhe seiner optimistischen Zukunfts hoffnungen auf einmal wieder in den Abgrund bitterster Not yer- abgestürzt worden. Was sollte nun werden, was sollte nun werden? Zn planloser Hast lies er ein paarmal vor dem Laudonschen Geschäftshaus« hinauf und hinab und irrte dann, unbekümmert, wohin ihn sein Weg eigentlich führte, in das Gewirr der Stra ßen und Gassen am Schlesischen Bahnhof hinaus. Soin verstörtes, bleiches Gesicht, in Verbindung mit seiner eleganten, fast gigerlhaften Kleidung, erregten in dem grauen Arbeiterviertel allmählich Aufsehen. Um sechs Uhr strandete er endlich in einem Restaurant an der oberen Sprech Er war zum Umsinken müde, auch quälte ihn plötzlich ein intensives Hungergefühl; jetzt erst fiel es ihm ein, daß er seit dem frühen Morgen keinen Bissen mehr gegessen hatte. Nach kurzem Ueberlcgen wählte er seinen Platz in einer Ecke brr schmutzigen Gartenterrasse und saß hier geraume Zeit in stumpfem Brüten am Rande des tiofschwarzen, in öligen Spiegeln schimmernden Wassers, das in kaum merkbarer Strömung unter einem benachbarten Brückenbogen dahinkroch. - Die Abenddämmerung brach unterdes langsam Heroin, die scharfumrissenon Konturen der fernen Flußausblicke in bläulichen Nebeln verschleiernd. Ein kleiner Müggoldampfer glitt vorbei, pustend und schnau fend: ein paar Marktweiber bockten auf dem .Hinter dock bei ihren großen Spankörben; ihr schweres Platt klang dunkettönig durch die klare Luft. Die Schatten der mächtigen Häussrgruppen fielen weit über den stillen Fluß dahin. Hier und da blitzten schon die ersten Lichtstrsifen zwischrn den mgenden Steinmassen hindurch und noch immer saß Paul in sei nem einsamen Terrassonverstock, unfähig, sich zu einem freien Ent- schlusse durchzuringen. Einmal dachte er daran, durch einen Sprung über das wein- umrankte Geländer seinen Qualen ein rasches Ende zu bereiten, dann aber schauderte er wieder zurück vor diesem Wasser und sei ner trüben Oberfläche, auf der der Kehricht der Weltstadt schwamm. Endlich zahlte er und trat wieder auf die Straße hinaus. Es war ihm plötzlich eingefallen, daß hier draußen im Osten ein Geldmann namens Gründler wohnen mußte, mit dem er kn früherer Zeit mehrfach in Verbindung gestanden hatte. Herr Gründler, ein kleiner behäbioer Rentier von unverkenn barem Berliner Typus, der ursprünglich in der Stralauer Straße eicke Strumpfwarcnfabrik besessen hatte, betrieb seit mehreren Jah ren mit bedeutendem Erfolge ein Darlehcnsvermittlungsgeschaft. Durch periodisch erscheinende Annoncen in den Tageszeitun gen fast aller größeren Provinzstädte versprach er „Geldsuchenden bares Gold auf Wechsel, Schuldscheine usw. eventuell auch ohne Bürgschaft". Der pekuniäre Gewinn aus diesem eigenartigen Bankgeschäft war ein ganz enormer. Herr Gründler pflegte ihn in seinen Steuererklärungen bcscheidontlich auf 25 000 M. zu veranschlagen. Neben seinem Provinzialgeschäft arbeitete Gründler in der Hauptfachs jedoch noch in einem zweiten, wie er selbst betonte, „reellen" Wochsclgeschäft, das ihn vorwiegend mit der Gardekaval- lcrie und d»r Lebewelt des Berliner Wöstens zusammenführte. Auch hier munkelte man bereits von allerlei dunklen Schie bungen mit Kellerwechseln und ganzen Warenlagern des merk würdigsten Genres, die verschiedenen jungen Offizieren Existenz und Vermögen gekostet haben sollten; bisher hatte Lie Staabs- Anwaltschaft aber noch keinerlei Handhabe gefunden, in das licht scheue Treiben dos stets unter der Maske des Biedermannes auf- tretcnden Gründler etwas näher hineinzuleuchten. (Fortsetzung folgt.'» (Siachdruck oerboren.) Die Siegerin. Roman von Hans Schulze- Soran. 21. Fortsetzung. Harry Laudon hatte sich dem Fenster zugewandt, durch dessen schmutzig» Scheiben ein riesiger Kohlenberg düster hereinschaute, und trommelte nervös gegen das trübe Glas. Er war sichtlich bestrebt, die ungeheure Erregung über den Asfront dieses Korbes in sich nicderzudämpfen; mit beiden Fau sten stützte er sich schwer auf das staubige Fensterbrett, um das heftig« Schwanken seines ganzen Körpers zu verdecken, doch das stürmisch wallende Blut ließ sich, nicht so schnell wieder zur Ruhs zwingen. Als er sich Paul endlich wieder zukehrte, war sein Gesicht noch inuner leichenblaß, und die Adern der Stirn lagen wie bläu- liwo Stricke auf der weißen Haut. „Das ist ja ein« unerwartete Botschaft!" sagte er mit ver- «errtem Lächeln. „Und wie hat dein Fräulein Schwester ihren Refus motiviert?" Paul zuckte mit den Achseln. Ich Habs Lotte persönlich noch nicht gesprochen! Sie mar xesscrn den ganzen Nachmittag und Abend aus! Meine Mutter Hat mich vorläufig nur kurz von der Tatsache verständigt!" ' „So! Und du hast am heutigen Vormittag noch nicht die Zeit gesunden, dich etwas näher über die Angelrgenheit zu orien- iiercn?" brach Harry aus. Sein« Stimme überschlug sich; jetzt endlich hatte er einen Ab letter für seine sinnlose Wut gefunden, die ihm fast den Atem abnohm. „Ich Lanks für deine Vermittelung, Paul, wenn du die Dinge, die für mich von vitalster Bedeutung sind, derartig auf die leicht« Achsel nimmst. Wahrscheinlich hast du wieder die Nacht um Lie Ohren geschlafen, hast du in deiner bekannten Weise ge- jeut und gelumpt, anstatt mir und meinen Interessen ein paar kurze Stunden zu schenken!" .-arry, was erlaubst du dir? Ich verbitte mir diesen maß losen Ton!" „Du hast dir gar nichts zu verbitten!" fuhr der Rasende keu