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(Nachdruck verboten.) 17. Fortsetzung. „Wie würde mich das freuen!" Etwas erleichtert ging Bernhard nach dieser Aussprache doch hinüber in das Schlafzimmer. Meli war schon eingeschlafen. Friedlich und klar in der Ge- löstheit gesunden Schlafes lag das hübsche Köpfchen auf dem wei- ken Kissen. Die Linke hatte sie unter den Kopf geschoben, die Rechte lag auf der Bettdecke. Und an dieser Rechten, welche reich lich verarbeitet aussah, denn Meli war eine wackere, kleine Frau, welche herzhaft jede Arbeit selber angriff, blinkte der goldene Mering. Bernhard neigte sich über sie und betrachtete sie prüfend. Konnten Lüge und Verstellung so ruhig schlafen? Und wenn alles nicht wahr war? Wenn er ihr bitter Unrecht tat mit seinem Miß- kguen?" Er seufzte tief auf und löschte schnell das Licht, denn die Schläferin regte sich. Am anderen Tage bot sich wirklich schon Gelegenheit für Jutta, Meli nach ihrem Verwandten zu fragen. „Der Heini Riepenstern? Ja, der lebt doch nicht mehr!" Jutta war sprachlos. Nur dieser eine Mensch kam ihrer Ansicht nach in dieser ganzen verwickelten Sache in Frage. Nun stand sie ganz ungewappnet einer neuen Sachlage gegenüber. „Du hast doch nichts davon erzählt, daß er gestorben ist!" „Ach, das war damals, als Muttel so krank war. Man hatte gar nicht die rechte Teilnahme für den traurigen Fall, weil man eben durch Muttels Krankheit so in Anspruch genommen war. Ja, der Hemi, der ist gleich nach Kriegsanfang gestorben, und zwar nicht als Soldat, sondern an irgendeinem Fieber, das dort unten herrschte." Jutta versank in tiefes, nachdenkendes Schweigen. „Wie kommst du denn auf einmal auf den Heini Riepen stern?" fragte Meli. „Ja, das weiß ich selber nicht. Man hat manchmal so eine Gedankenverbindung, über die man sich selbst kaum Rechenschaft geben kann." Sie konnte also dem Bruder nicht die beruhigende Antwort geben, an die sie gedacht hatte. Das würde seinem Verdacht wieder neue Nahrung geben. Jedenfalls aber wollte sie. tun, was sie konnte, um eine Katastrophe zu vermeiden, denn sie glaubte an irgend welche Verfehlungen der Schwägerin nicht. Bernhard versank richtig in alle Tiefen dunkelster Zweifel lucht und Unruhe, als ihm Jutta das Ergebnis ihrer Frage an Meli mitteiite. „Und jetzt weiß ich, was ich tue! Ich werde sie selbst beob achten!" „Das wird das beste sein!" sagte Jutta. Irgendwie mußte sich doch die Sache aufklären lassen. Und es war besser, der Bru der nahm es bald und richtig in die Hände, als daß er sich in Sorge und Unruhe zermürbte. „Es paßt ganz gut. Ich habe Sonnabend eine Sitzung vor, und ich werde das Meli beizeiten sagen. Sie wird ja dann sicher wieder den Herrn für diesen Abend bestellen, wenn ihr etwas an ihm liegt, oder aber wenn es sich wirklich um einen Verwand ten handelt, den sie uns nicht vorstellen will. Klarheit.muß wer den in dieser Sache, man geht ja zugrunde bei diesem Mißtrauen." Jutta bestärkte ihn in seinem Vorhaben. „Das ist das beste! Der Vertrauensmann der Auskunftei soll dich in seinen Spürwinkel milnehmen und dich mit eigenen Augen sehen lassen, was du sehen mußt, um zur Klarheit zu kommen." Der Sonnabend kam, und Jutta, welche mit Frau Wiede meyer das Theater besuchen wollte, machte sich zurecht, nachdem Bernhard längst davongegangen war. Bernhard aber stand an einem der finsteren Fenster des Lagerhauses, welches seinem Wohnhause gegenüberlag, und war tete fiebernd auf das Auftauchen des Ehebrechers. Er war nicht wenig überrascht gewesen, als die Frau, welche das Aufräumen der Räume gewöhnlich nach Feierabend besorgte und ihn und den Detektiv hereinließ, sich als die Schreiberin der anonymen Briefe entpuppte. „Sie dürfen überzeugt sein", sagte die Frau mit größter Sicherheit, „daß ich mir die Sache erst hundertmal überlegt habe, ehe ich schrieb. Man weiß doch, was das auf sich hat. Aber nun wiederholten sich diese Sachen jedesmal, wenn Sie weg waren. Ich konnte das nicht mit ansehen." „Haben Sie auch mV anderen Leuten davon gesprochen?" „Mit keinem Menschen." „Warum schwiegen Sie?" „Mir lag nicht daran, Unfrieden zu stiften, mir lag nm daran, daß die Wahrheit ans Licht kommen sollte, und darum wußte ich auch gleich, was der Herr wollte, der sich eln paarmal des abends da bei dem Hause herumdrückte. Ich fragte ihn, ob er mit mir ins Lagerhaus kommen wolle, da könne er aus erster Hand sehen, was er sehen wolle. Ich hatte ganz recht vermutet, er war von einer Auskunftei und freute sich königlich, daß ich's ihm so bequem machte. Er hatte mir fünf Mark dafür gegeben, daß ich ihm gefällig war, und die fünf Mark werden Sie ja wohl bezahlen müssen, aber ich kann's verantworten, was ich geschrie ben habe." „Es ist ein Judaslohn", dachte Bernhard, aber laut sagte er zu der Frau: „Ich werde mich auch erkenntlich zeigen, wenn « sich herausstellt, daß Eie die Wahrheit geschrieben haben. Im anderen Falle aber würde ich — —" Das Schicksal -er Katholischen Aktion. Diplomatische Schritte des Vatikans. Rom, 2. Juni. Mussolini hat als Innenminister sämtliche Präfekten Italiens angewiesen, den Verbänden der Katholischen Aktion gegenüber das Gesetz über die öffentliche Sicherheit ln Anwendung zu bringen. Artikel 214 dieses Gesetzes verlangt, daß alle im Reich oder in den Kolonien tätigen Gesellschaften, Vereinigungen und Institute den Organen der öffentlichen Sicherheit ihre Gründungsurkunde, Satzungen, Geschäftsordnungen, Vor stands- und Mitgliedsverzeichnisse und sonstige Auskünfte Uber ihre Tätigkeit innerhalb von zwei Tagen einzureichen haben, wenn das verlangt wird. Es versteht sich, daß Ver stöße gegen dieses Gesetz mit Strafen geahndet werden. Die Präfekten haben im übrigen das Recht der Auf lösung der Vereinigungen, nicht nur wegen Unterlassung geforderter Auskünfte, sondern wegen jeglicher Betätigung, die im Gegensatz zur nationalen Staatsordnung steht. Ge gen ein Auflösungsdekret des Präfekten gibt es zwar die Möglichkeit der Berufung beim Innenminister; die Ent scheidung des Innenministers ist dann aber endgültig. Durch diese Maßnahme ist das Schicksal der Organisa tionen der Katholischen Aktion also in die Hände der Prä fekten gegeben. Ob das als gleichbedeutend mit der an gekündigten Auflösung anzusehen ist, bleibt eine Frage. Die weitere Entwicklung der Angelegenheit ist noch nicht zu übersehen. Der Papst protestiert. Gelegentlich einer Audienz, die der Papst einem katho lischen Verbände gewährte, der ihm seine Glückwünsche zum Geburtstage zum Ausdruck brachte, hielt der Papst eine Ansprache, in der er ausführte, er begehe einen sehr trau rigen Geburtstag wegen der Ungebührlichkeiten, die sich in den letzten Tagen ereignet hätten, und wegen des Hasses und der Gewalt, mit der gegen die Katholische Aktion vor gegangen worden sei. Der Papst habe in den Beziehungen der Kurie zu Italien immer den ersten Schritt getan. Er habe immer die Hand geboten. In seinem Rundschreiben über die christliche Ehe habe er die italienischen Gesetze lo bend erwähnt und in seinem letzten Rundschreiben die gu ten Seiten der neuen berufsständischen Ordnung Italiens gewürdigt. Dessen ungeachtet sei gegen die katholische Jugend und die katholischen Studenten Gewalt angewandt worden. Der Papst habe das Recht und die Pflicht, an das Kon kordat zu appellieren, und er habe in diesem Sinne diplo matische Schritte eingeleitel. Abgesehen davon müsse er als Bischof von Rom und Primas von Italien Protest er heben. Der Papst sprach schließlich die Hoffnung aus, daß die jenigen, die die Hand gegen die Kirche erhoben haben, nicht von der göttlichen Gerechtigkeit gestraft würden, und daß Vie göttliche Gnade die Verfolger zurückführen möge auf die Bahnen friedlicher Zusammenarbeit. Zusammentritt des Kardinattottegiums. Verbot aller Prozessionen außerhalb der Kirchen. Anaeiickls der Zuspitzung in den Auseinandersetzungen t»es italleniftben Faschismus mit der katholischen Kirche ver- sammelte sich am'Möntag in Rom das Kardinalskoll'egium. Wie der „Osservatore Romano" berichtet, unterrichtete der Pap st das Kardinalskollegium über die Ereignisse der letzten Tage, wobei die Kardinäle ihrem Bedauern über die kirchenfeindlichen Ausschreitungen Ausdruck gaben. Alle an wesenden Kardinäle, so heißt es in der Meldung weiter, haben für die von ihnen geleiteten Kongregationen dem Papst ihre unerschütterliche Ergebenheit und den Gehorsam gegenüber seinen Direktiven zum Ausdruck gebracht. Die kirchlichen Oberbehörden haben bis auf weiteres alle Pro zessionen außerhalb der Kirchen verboten. Die P o l e m i k um die katholische Aktion ist inzwischen in eine neue Phase eingetreten und vorerst einge stellt worden. „Lavoro Fascista" kündigt in Fettdruck an, daß es die im Gang befindliche Arbeit der verantwortlichen Stellen nicht stören wolle. Auch „Osservatore Romano" ver zichtet bei der neuen Wendung der Dinge auf die Fort setzung der Veröffentlichung der Beschwerdelisten. Schwere Unwetter über Deutschland. Esn böser „Malabschluß". . Berlin, 2. Juni. Der Mai Hal sich von Deutschland durch Unwetter von zum Teil außerordentlicher Heftigkeit verabschiedet. In Süd, Nord und West kam es am Sonnabend und Sonntag zu gewaltigen elektrischen Entladungen, zum größten Teil von Hagel und Wolkenbrüchen und außerordentlich heftigen Stürmen begleitet, die leider zum Teil sehr erheblichen Scha den anrichteten. Wolkenbruch über Berlin. Die Reicksbauvtstadt wurde von dem Unwetter vor Bergungsarbeiten auf dem Obergurgl. Die Gondel des Stratosphärballons wird von österrei chischen Alpenjägern geborgen. allem In den nördlichen Stadtteilen und Vororten betroffen. Im Stadtteil Reinickendorf zerstörte ein überaus hesng" Gewittersturm die Dachstühle von vier Wohnhäusern uns brachte zahlreiche Gerüste an Neubauten zum Einsturz, öer Schaden ist noch nicht zu übersehen. Ueber dem Vorort Tegel ging ein schwerer Wolkenbruch nieder, der mit einem hes' tigen Sturm verbunden war. Zahlreiche Bäume aus oen Straßen und der Chaussee nach Berlin wurden entwurzel so daß der besonders starke Sonntagsverkehr vollkommen unterbrochen wurde. Auf dem Schloßplatz in Tegel stano das Wasser zeitweilig über einen halben Meter hoch. Sowe» bisher bekannt geworden ist, sind Personen nicht zu Schaden gekommen. Hagelschlag im Allgäu. Ein besonders schweres Gewitter suchte die Gegend von Füssen im Allgäu heim, wobei das Gebiet zwischen Pfonten und Seeg besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurv" Hier vernichtete schwerster Hagel alles, was auf den Felder" stand und an den Bäumen hing. Line Stunde nach dem Unwetter konnten noch Hagel körner im Gewicht von SO bis SO Gramm gesammelt werde" Die Dächer der Häuser wurden wie Siebe durchlöchert. wattige Wassermengen ergossen sich in Strömen durch Häuser. Die ganze Gegend glich stundenlang einer M"'"' landschaft. Häusereinsturz im Werratal. Auch das Werratal wurde von einem schweren ll"^' ter heimgesucht. Nach einem fast einstündigen HageErA der in vielen Ortschaften große Gebäude- und Flursch"^ anrichtete, setzte ein schwerer Wolkenbruch ein, der "M heure Verwüstungen anrichtete. Der Bahndamm münden—Eichenberg wurde streckenweise unterspült und fou geschwemmt. Zahlreiche Landstraßen sind unpassierbar. Am härtesten wurde die kleine Ortschaft Blicker-Ha^" von dem Unwetter betroffen. Drei Wohnhäuser wurde" unterspült und stürzten ein. Die Bewohner konnten nur Blühe das nackte Leben retten, viel Vieh ist in den umgekommen. Der angerichleke Schaden läßt sich noch übersehen, er ist aber sehr groß. vau s Ufer unter fälle von ! könne mer s ja zu> Uferzi Schlü Hengü so f!n Zu eil zwei ' Binse bis cr iich hi Masse Schm! ger w gefähr Farbe ichlam fast g. grund oberir lich m Strub Zeichen ratsan ben, n Wenn wenn ten S lahren Auch k Ms ft «in Vi Aorles Wal se Kennt» Erforderlich« Seen. Nun war für Bernhard alles klar. Meli hatte EM " Men Mann kennengelernt und liebte ihn, und da sie ihm jF "»twen! F° Oer nasse Tod. Aufklärungsarbeit. — Die Beschaffenheit !> a b x'ewals sollt ,^d kei U Kle Areiter 's Pu IN.»' Aichts "lle uv ^ockene ""Vicht ffttnehr w j^e bad Nc Es wickluw "lodern Möglich Hon eil 'blichen '"d Sci Appelt '"entue 'nd Ve Meße« AUUUN cennengecerni uno ueoie lyn, unv vu traute, hatte sie ihm den Auftrag gegeben, Bernhaw Zusammensein mit Frau Wiedemeyer zu beobachten. rr sich so ausfällig an sie herangemacht. (Fortsetzung See«. — Wo die größten Gefahren lauern. Ueberall hat der Badebetrieb wieder eingesetzt schon hat er eine Reihe von Menschenleben gekostet, " dem nassen Tod geopfert worden sind. Die Behörden nen durch Tafeln und Anschläge vor dem Baden an , botenen Stellen, aber diese Tafeln vermögen den V"" lustigen nicht immer zurückzuhalten, ja vielfach versE sie gerade dazu, etwas, was verboten ist, erst recht zu Diese Plakate und Tafeln stellen also kein wirksames wehrmittel gegen den nassen Tod dar. Es muh desh". praktische Aufklärungsarbeit geleistet werden, vorwiege' eine Aufgabe in den Schulen, auf Grund der Ergeb"'" moderner Seenforschung auf die Gefahren einiger 7!, wässer hinzuweisen. Die Beschaffenheit vieler Seen ist!' den Fachmann schon äußerlich am Ufer erkennbar. U Beispiel birgt ein See oder Fluß mit hohen steilen uft stets Ketabren in sick. weil der Grund des Waller- A der D Berwu Bestrel die A wacher Würdiz Friede Teil dc Aerluf gestellt M Ziffern Gefahr stnfällc »1 Den Unfallt "Nb rr Daß dc Zuzusch "°r: I W Tc in Ber !S befinde komme Loscht, «erlin! Al Ttatisti ^usübi ^i es d Ateinfc Dazu k durückzi „Nichts werden Sie", unterbrach ihn die Frau. Sie und überzeugen Sie sich! Von diesem Fenster aus das ganze Wohnzimmer übersehen. Hier ist nie ein VE" I gezogen." ' M Bernhard sowie der Herr von der Auskunstein stellte" > M das Fenster. Sie brauchten nicht zu fürchten, daß ma" ''M drüben sehen konnte, denn der Raum, in welchem sie sich " I ten, war völlig dunkel. -W Meli hatte den Buben auf dem Schoß und spielte"" j in der reizenden Art zärtlicher Mütter. Der Kleine griff nach ihren Haaren, und sie hob geE,H Kopf wieder hoch, wenn er meinte, zufassen zu könne" ein liebliches Bild, und dem beobachtenden Manne tatI weh in einer unbeschreiblichen Qual. , s Dann sah Meli nach der Uhr und begann den Kleines zuziehen. Das lustig zappelnde Kerlchen auf dem Arin S hinaus. Ein Weilchen lag das gemütliche Wohnzimmer verlang tat sich die Tür auf, und Bernhard spürte einen heftig"" in die Seite. „Da! Das ist der Kerl! Da!" .j Ein schlanker, junger Mann — außerordentlich eleg"» kleidet — trat bis zum Tisch vor, entnahm seinem Rocl eft rettenetui, überflog musternd den Inhalt und steckte es nEh! Dann stand er, wie wartend, mitten im Zimmer und' dankenverloren vor sich hin. § „Mein Himmel!" sagte Bernhard tonlos, „das - Fremde, der Frau Wiedemeyer verehrt, meine Prinzip""" kommt denn der hierher?" A „Das ist der Schriftsteller Bones. Wohnhaft faziusplatz, doch es gelang mir noch nicht, das Haus zu machen. Er wohnt wohl irgendwo als Untermieter versäumt, seine Karte oder ein Schild anzubringen. M " - Häuser am Bonifaziusplatz durch, aber niemand kennt M"'/ leicht ist aber auch die Angabe der Wohnung erlogen", Herr von der Auskunftei. . Er brach ab, denn er sah, daß Bernhard Brix fa auf ihn hörte. Er sah mit fast vorquellenden Augen in ft' nes Wohnzimmer hinüber, wo eben Meli wieder eingetr" / und sich mit freundlichem Gesichtsausdruck und beza"" Lächeln zu dem Fremden wandte. »-Nsi Sie musterte seinen Anzug, schob ihm das Luxustu»^ wenig tiefer in die Brusttasche, reckte sich auf die Zeh"" ihm den Mund zum Kuß. § „Na?!" machte die Frau, die neben Bernhard genf triumphierend. „Na?! Ist das nun keine Intimität. . ft Der Fremde umschlang die zierliche, junge Frau za""' ' sie, drückte sie innig an sich, und dann ging er schnell v dem Zimmer.