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wurden durch eine Lawine zwei Häuser ebenfalls vollkom men zerstört. Eine Person wurde getötet, zwei weitere schwer verletzt. Cisenbahnerstreik in Spanien? Erneute Revolutionsgefahr. Madrid, 27. Februar. Der seit längerer Zeit schwebende Konflikt zwischen den Eisenbahngesellschaften und deren Personal wegen Lohn- und Gehaltserhöhungen ist an seinem kritischen Punkt angekommen. Die Gesellschaften weigerten sich, aus die Forderungen der Angestellten einzugehen, wurden von der Regierung aber gezwungen, sechs Millionen Peseten für Lohnerhöhungen auszuwerfen. Dieser Betrag reicht aber lediglich dazu, daß der Mindestlohn auf fünf Peseten täglich festgelegt wird und diejenigen Leute, welche über Sechs Peseten verdienen, eine Erhöhung von nur 56 Centimas erhalten würden. Das Personal lehnte diesen Vorschlag ab. Die Regie- nung befürchtet daher für die nächsten Tage den Ausdruck ines allgemeinen Eisenbahnerstretrs. Ars Vorsichtsmaß nähme wurden sämtliche beurlaubten Soldaten der Eisen- äahnregimenter zurückgerufen. Wenn auch dieser befürch tete Eisenbahnerstreik rein sozialen Lharakter hätte, so be steht doch die Gefahr, daß er von den revolutionären Elementen unter Umständen zur Erreichung ihrer eigenen Fiele ausgenutzt würde. Eerichtslaal Zwischenfall im Wasfendiebstahl-Prozes; Bor Beginn der Donnerstagsitzung im Leipziger Wuf- ieudiebstahl-Prozeh kam es zu einem Zwischenfall. Die An geklagten fühlten sich durch eine gegen ihre Unterhaltung im Zerichtssaal gerichtete Rüge der Polizeibeamten sichtlich be unruhigt, der Angeklagte Naumann versuchte, tätlich gegen -inen Beamten vorzugehen, weswegen er sofort abgesührt wurde. Nachdem der Gerichtshof den Verhandlungssaal be treten hatte, gab Rechtsanwalt Dr. Marschner die Erklärung ab, daß der Angeklagte Winkler, der schon am Dienstag während der Verhandlung einen Zusammenbruch erlitten hatte, nicht vernehmungsfähig sei, nachdem er während der Zwischenfälle zwischen Polizei und Angeklagten mit dem Gummiknüppel über den Kops geschlagen worden sei. Auch )cr Angeklagte Stitzner erklärt, daß er sich infolge der er wähnten Vorgänge in zu großer Erregung befinde, um ir gendwelche Aussagen machen zu können- Nachdem der Gerichtsarzt die Nernehmungsfähigkeit Dinklers festgestellt hat, wurde indieVernehmungder etztenAnaeklagten eingetreten. Sie wollen alle nur -eim Wegschasfen der Waffen geholfen haben. Ihre Ans agen liefen im wesentlichen darauf hinaus, daß sie in Un- 'enntnis des Inhaltes der Kisten und aus mehr oder weniger zroßer kameradschaftlicher Gefälligkeit ihren Genossen gegen über die mit der Aufschrift „Vorsicht! Glas!" bezettelten Ki- ten fortgeschafft bezw. eingestellt hätten. Mit dieser Verneh- nung wurde die Hauptverhandlung über den eigentlichen Nassendiebstahlprozeß abgeschlossen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wurde sofort in die Ver nehmung der Garteninhaber eingetreten, bei denen weitere Tasfenfunde gemacht worden sind. Der Former Güttler sagte aus, den gefundenen Maschinengewehrschlitten hätte er non einem Arbeitskollegen übernommen, der aus Leipzig lortgegangen sei. Sein mit der Anfertigung der zur Ver packung der Waffen erforderlichen Kften betraut gewesener Stiefsohn Lehmann gab an, den Auftrag zur Herstellung Zweier für Bücher bestimmte Kisten erhalten zu haben. Auch der Umstand, daß die Kisten später mit Blech ausgeschlagen wurden, hätte ihn nicht verwundert, weil es hieß, die darin zu verpackenden Flugschriften und Bücher, die vor der Polizei geheimzuhalten seien, sollten nach Uebersee gesandt werden. Die Verhandlung nimmt am Freitag ihren Fortgang. Spiel und Sport. Einen deutschen Leichtalhletlksieg aab es be! den New Zorker Hallenmeisterschaften im Madison Square Garden. Heinz Assert gewann dort die 2 Mei en-Hindernismeister- schast in 10:18,2. Der Schweizer Paul Martin konnte nur Dritter werden. Den Besitzer gewechselt hat Wotan, das bekannt« deutsch« Springpferd. Freiherr von Nagel hat es zu einem Rekord- Preis an Frl. Jürgens-Hamburg verkauft, es bleibt als« Slücklicherweise in Deutschland. Han« Schönrath hat gegen das Urteil de» Sportaus schusses de« VDK. Einspruch erhoben. Er sei gleich zu Be sinn de» Kampfe» von Petersen erheblich am Mund ver- letzt worden und hab« deshalb nicht sein« voll« Kampfkraft ««»spielen können. Bayern» Amateurboxer verlangen Revanche für die in Leipzig erlittene 7:9-Niederlag«. Wie verlautet, sind die Mitteldeutschen auch bereit, ihnen diese schon in allernächster Zeit in München zu gewähren. Gleichzeitig wird bekannt, "aß — dem Zuge der Zeit folgend — jetzt auch der Dresde ner Fickert nach München übersiedeln will. München scheint mH also doch so langsam zu einer „Fremdenlegion" ent wickeln zu wollen. Deutsche Turnerfchast. X Kunstturnen der Turngaue Vogtland «ud Chem- Nitzer Industriegebiet. Dieser Großkampf findet am 15. März in Plauen statt. Im ersten Treffen siegten die Chem- Fitzer um einen Punkt. Der Ausgang des neuen Treffens 'st bei der Kampfstärke beider Mannschaften durchaus fraglich. X HauptauSschnststtzuug der Deutschen Turnerfchast. Die nächste Hauptausschußsttzung der D.T. findet am 28. und 29. April in Charlottenburg im Hause der Deutschen Turner- schast statt. Die wichtige Zusammenkunft der Führer der DT. gilt vor allem der Vorbereitung des im August d. Z. ^»findenden Deutschen Turntages. Hans Adolf von Moltke, Deutschlands neuer Gesandter in Warschau. Der größte Mann der Welt reist nach Amerika. Auf dem Hapagdampser „New Park" reiste Anfang Fe bruar der amerikanische Riese Jack Ehrlich von South ampton nach New Jork. Mr. Ehrlich ist von normalen Eltern deutscher Abstammung in Denver Col. geboren, er ist 24 Jahre alt und gilt mit einer Größe von 2,60 Metern als der größte Mann der Welt. Für ihn mußte an Bord ein besonderes Bett konstruiert werden. Neues aus aller Welt. Ein Kind in Flammen. Das fünfjährige Töchterchen der Eheleute Krieger in Berlin kam dem geheizten eiser nen Ofen zu nahe, wodurch die Kleidung des Kindes Feuer fing. In Flammen gehüllt lief das Kind auf die Straße, wo hilfsbereite Nachbarn die Flammen erstickten. Das Kind erlitt schwere Brandwunden. Der Münchener Skisahrer Schreier tot geborgen. Der nn Roßstein beiLenggries von einer Lawine verschüt- :ete Münchener Skifahrer Schreier ist als Leiche geborgen worden. Unfall eines französischen Wasserflugzeuges. Ein fran zösisches Wasserflugzeug mußte auf dem Fluge von Algier nach Marseille infolge Motorschadens etwa eineinhalb Kilometer von der französischen Küste entfernt niedergehen, sofort ausgesandten Hilfsbooten gelang es nicht, das Flug zeug ins Schlepptau zu nehmen, da die See ganz außer ordentlich hoch war. Die verschiedenen Rettungsboote trafen wieder im Hafen von Perpignan ein. Ihre Besatzung war durch die langen Bemühungen vollkommen erschöpft. Nach ihren Aussagen ist das Flugzeug mit seiner Mann schaft abgetrieben worden. Sein Schicksal ist unbekannt. Wellrekordversuch im Streckenflua. Die französischen Flieger Paillard und Mailloux, die in Oran aufgestiegen sind, um einen Angriff auf den Weltrekord im Streckenflug auf abgesteckter Strecke zu unternehmen, setzten ihre Runden vorschriftsmäßig fort. Die Flieger hatten bereits 4500 Kilo meter, d. h über die Hälfte des von den Italienern aus gestellten Rekordes, hinter sich. Die Stundengeschwindigkeit beträgt 180 Kilometer. Bezeichnung Deutscher Aulomobilclub verboten. Das Kammergericht hat in dem Rechtsstreit des ADAC, gegen den Deutschen Automobilclub folgende Entscheidung ver kündet: Der beklagte Deutsche Automobilclub wird verur teilt, es bei Vermeidung einer für jeden Fall der Zuwider handlung festzusetzenden Geld- oder Haftstrafe zu unterlassen, den Namen Deutscher Automobilclub oder die Bezeichnung DAC. zu führen. Er wird weiter verurteilt, in die Löschung des im Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Mitte ein getragenen Namens zu willigen und die Kosten des Rechts streits zu tragen. Wegen schwerer Amtsunterschlagung verurteilt. Das Erweiterte Schöffengericht des Landgerichts Guben ver handelte gegen den früheren Sparkassen-Obersekretär Dre scher aus Crossen, der unter der Anklage der schweren Amtsunterschlagung stand, und gegen den Bankbuchhalter Bergemann, ebenfalls aus Crossen, dem Begünstigung zur Last gelegt wurde. Der Angeklagte Drescher hatte bekannt lich als Kassierer der Kreissparkasse Crossen in den Jahren 1926/30 einen Betrag von rund 6000 Mark unterschlagen und zur Verdeckung dieser Veruntreuungen Rollen mit außer Kurs gesetztem Hartgeld und mit Schokoladenplätzchen unter seine Bestünde geschoben. Das Gericht erkannte gegen Dre scher unter Zubilligung mildernder Umstände auf sieben Monate Gefängnis' Der Mitangeklagte Bergemann, der von den Veruntreuungen gewußt haben sollte, wurde frei gesprochen. Großer Rauschgiftdiebstahl aufaedeckt. Ende Januar »urd« ein großer Rauschgiftdiebstahl zum Schaden einer Dortmunder Firma ausgefuhrt, di« eine Kiste mit drei Kilo gramm Kokain, 500 Gramm Morphium und einem Kilo gramm Opium an das Werk einer Berliner Firma in Grenzach (Baden) geschickt hatte. Die Kiste enthielt, al» sie an ihren Bestimmungsort ankam, anstatt der Rauschgift« nur einige Ziegelsteine. Einem Dortmunder Krimmalbe- amten, der sich als Käufer ausaab. gelang es jetzt, in ein«» Brief aus derReichshauptsiadt Da» „Ilötenspiel" in Glienick«. — Ein treuer Haushof meister. — Der Tod de» Planetariums. — Lin historisches Dorf im Herzen Reuköllns. — Das ewig wachsende Wann seebad. Mit seinem Privateigentum kann ja jeder schließlich machen, was er will, und so könnte man sagen, daß keinen die Auktion im Schloß Glienicke etwas angehe. Die All gemeinheit mag es wenig interessieren, ob ein Musiksalon- Mobiliar im Stile des holländischen Barock für 1510 Mark, ein Renaissance-Thronsessel für 700 Mark, ein Buffet im Renaissance-Stil für 500 Mark, ein italienisches Postament für 200 Mark und eine Salongarnitur im Stil des Hoch barock für 760 Mark versteigert wird. Es gibt aber auch Besitz, der gegenüber der Allgemein heit verpflichtet, historische Kleinodien, an denen das Herz Tausender hängt, die Schicksal und Geschichte nicht nur ein- zelner Personen sondern des Volkes selbst versinnbildlichen. Man kann nur aufrichtig bedauern, daß um die Ver steigerung der Flöte Friedrichs des Großen ein so unwür- diges Hin und Her in den Entschlüssen der prinzlichen Be sitzer entstehen konnte. Ja man mutzte dabei erkennen, daß die öffentliche Meinung ein getreuerer Hüter historischer Traditionen ist als die Gesinnung eines einzelnen. Die Versteigerer hätten die grotesken Sensationen um die Flöte Friedrichs des Großen, die nun glücklicherweise für die Staatlichen Museen und Schlösser gerettet worden ist, und die Maske der Königin Luise unbedingt vermeiden müssen. Für das Taktgefühl gegenüber einer Versteigerung so be- sonders wertvoller historischer Dokumente hat der 84jährige Haushofmeister des Prinzen Friedrich Leopold, Konrad Mendel, ein erschütterndes Beispiel gegeben. Er ist aus Gram über die Versteigerung auf Schloß Glienicke gestorben. Schon vorher hatte er erklärt, daß er sie nicht überleben werde, und das Herz dieses getreuen Alten hat diesen schmerzlichen Stoß tatsächlich nicht ausgehalten. Vor einer solchen Treue des Gefühls muß auch der Gegner und Ver ächter jeder Tradition Achtung empfinden. Eine allerdings recht kurze Geschichte scheint dem Ber liner Planetarium beschieden zu sein, so daß es erst gar keine Tradition zu entwickeln vermag. Um einen jährlichen Zuschuß von etwa 40 000 Mark zu sparen, wird das Pla netarium mit größter Wahrscheinlichkeit am 1. April seine Pforten schließen. Man kann dem Magistrat aber den Vorrmnf nicht eriparen, oatz er schon beim Bau und bei der Wahl des Ortes für das Planetarium sehr kurzsichtig vorgegangen ist. Ein derartiges Volksbildungsmittel gehört nicht nach dem Westen. Bahnhof Friedrichstraße oder die Nähe des Alexanderplatzes wären viel geeigneter gewesen. In Ber lin, wo Hochhäuser und Lichtreklame den gestirnten Him- mel ganz den Blicken der Bewohner entziehen, war es immerhin von erzieherischer Bedeutung, daß jährlich über 10 000 Schüler im Planetarium in die Himmelskunde ein geführt wurden und in vorzüglichen Demonstrationen die Wunder des Weltenraumes erklärt bekamen. Man sollte wirklich noch einen besseren Ausweg suchen, denn schließlich müssen zur Erhaltung und Pflege der wertvollen Apparate auch weiterhin 10 000 Mark jährlich ausgegeben werden. Das Planetarium soll verschwinden, aber das „Bäh'- mische Dorf" bleibt. Gar mancher Berliner weih es nicht, daß im Herzen Neuköllns schon seit 1737 eine alte Siedlung der aus Hennersdorf gekommenen Böhmen besteht. Noch heute führen die Nachkommen dieser Böhmen ein abge schiedenes Dasein, und durch neue Straßen- und Bauflucht linien wäre das „Böhmische Dorf" beinahe ein Opfer der Zeit geworden, wenn jetzt nicht die hohen Entschädigungs forderungen der Anlieger das Bezirksamt bestimmt hät ten, ihren Plan aufzugeben, so daß das historische „Böh mische Dorf" bestehen bleiben kann. Etwas, was sich jedes Jahr in Berlin verändert, ist das große Strandbad am Wannsee. Wieder muß es sich für den kommenden Ansturm der Saison rüsten, und das vorbildliche Erweiterungswerk des vergangenen Jahres wird fortgesetzt. Der Strand wird in südlicher Richtung um 300 Meter verlängert werden, und außerdem soll ein großer Kinderspielplatz entstehen. Das ist bestimmt eine frohe Nachricht für den licht-, lüft- und wasserhungrigen Bewohner der Reichshauptstadt. „Jeder ist seines Glückes Schmied" hieß es früher, in Berlin heißt es heut« „Jeder ist sein eigener Artillerist". Nach diesem Grundsatz hatte sich ein Herr Lauktien in Wilmersdorf eine richtige Kanone gebaut, als Schießplatz wählte er seinen Balkon und als Ziel die gegenüberliegen den Häuser, und so funkte er eines Abends lustig in die Gegend. Außer den Anwohnern sollen auch die Spatzen über diese ungewöhnliche Ruhestörung wild geworden sein. Die Polizei nahm sich des wilden Schützen an uno brachte ihn in Gewahrsam. Als man ihn aber fragte, warum er in einem geschloffenen Ortsteil geschaffen habe, antwortete L., daß er dazu gezwungen gewesen sei, weil man ihm kei nen eigenen Schießplatz zur Verfügung gestellt hatte.