Suche löschen...
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 30.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192209302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19220930
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19220930
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-30
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2. Beilage. (Nachoru-I oerdokn.) Zettgemäfte Betrachtungen. Zum Winterhalbjahr. Das erste Winter-Quartal — bringt neue Sorge und Qual, — bringt neue Mühen und Lasten — und holt das Geld aus dem Kasten. — Es muß so manches jetzt sein, — man deckt für denWinter sich ein, — macht suchend sich auf die Sohlen — nach Obst, Kartoffeln und Kohlen. Sich heut mit Vorrat verseh'n, — das kommt uns teuer zu steh'n, — die Hausfrau'n hasten und laufen — und möchten noch preiswert laufen. — Das hält natürlich heut schwer, — die Teuerung steigt immer mcbr, — rät wächst nicht nur täglich, nein stündlich — und ist bald un überwindlich. — — Man braucht warme Strümpfe und Schuh — und noch manches andre dazu, — man kann auf den dünnen Sohlen — sehr leicht den Schnupfen sich holen. — Verschnupft läuft mancher umber, — die Welt gefällt ihm nicht mehr, — und doch muß er in ihr leben — und sich in sein Los ergeben. Ist heute der Ver dienst auch groß, man wird ihn bald wieder los — und muß doch vielem entsagen — in diesen traurigen Ta gen. — Spärlich gedeckt ist der Tisch, — statt Kaffee gibts ein Gemisch, — und die geschmacklose Brühe verstimmt uns schon in der Frühe. Das erste Winter-Quartal — bringt Sorgen uns ohne Zahl, — es klagen sowohl die Mieter — als auch des Dauses Gebieter. — Doch nutz, los ist Lilles Geschwätz, — es kam ein Mietengesetz, — das wird mit seinem Verfahren — die Ordnung des Hau, ses wahren. — — Der Hauswirt rechnet und sinnt, -- daß der Schweiß von der Stirn ihm rinnt, — er muß mit Zahlen jouglieren — und den Etat balanzieren. — Und stimmts nicht, packt ihn der Zorn, — und dann be ginnt er von vorn, — so hat ein jeder zu leiden — und keiner ist zu beneiden. Die Zeitung ist auch in Not — nnd im Erscheinen bedroht. — Und willst bn sie nicht verlieren, — ver. giß nicht zu abonnieren. — Bestell sie wieder auf's neu, — sie bleibt dir dankbar nnd tre« — nnd unterrichtet dich weiter, — drum bring dein Opfer. Ernst Heiter. Sachsen und Reich. Denkmal für die Dresdner Jäger. Den im Weltkrieg gefallenen Helden der Dresdner Jäger (2. Nger-Battl. 18, Res.-Iäg.-Dattl. 13, Nes.-Jäger Battl. 25, Rad- fahrer-Battl. 4) soll zum ehrenden Gedächtnis ein würdiges Denk- Mal gesetzt werden. Ein aus allen Schichten der Bataillone zu- sammengesetzter Ausschuß hat mit den Vorarbeiten begonnen. Große Mittel sind erforderlich, wenn das in Aussicht genommene Wirk als ein Dankes- und Erinnerungszeichen und für dis Hinter bliebenen von über 2500 gefallenen Offiziere, Oberjäger und Jäger als eine ernste und geweihte Stätte stillen Gedenkens zustande kom men soll. Der Ausschuß bittet alle ehemaligen Angehörigen der Dresdner Jäger sowie Freunde und Gönner ihrer Bataillone recht reichlich zum Denkmalfonds beizutragen. Zahlungen werden schon jetzt erbeten auf das Girokonto des Denkmals-Ausschusses des 2. 2. Jäger-Bataillons Nr. 13, Dresderr-N 4842 oder an seinen Kas- sierer Kamerad Friedel, Drcsden-N., Martin Luther-Platz 21. . Tagung der deutschen Bcrgbauangcstellten. Die Bergbauangestellten aller deutschen Bergbaureviere, ein schließlich der besetzten und abgetretenen Gebiete, versammelten sich am 23. und 24. September in der Braunkohlenstadt Halle- Saale, um zu den wichtigen Berufs- und Wirtschaftsfragen der Gegenwart Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende der ReiMfoch- gruppe, Linscheidt- Marten, bekundete in seiner Eröff nungsansprache den einheitlichen Willen der Bergbauangestell, ten, nntzuarbeiten an dem Wiederaufbau unseres Wirtschafts lebens und unseres Deutschen Reiches. Zu dem am I. Januar 1923 zu erwartenden Reichs - knaPPfchaftsgesetz wurde nach einem Bortrag des Vor standsmitgliedes Ing. Emil Fromholz-Bcrlin, Mitglied des MeichSwirtschaftsrates, folgende Entschließung einstimmig an genommen: .Die am 24. September zu Halle stattgefundene SleichStagung der im GDA. organisierten Bergbauangestellten aller Reviere spricht der Leitung der Reichsfachgruppe Bergbau für die im Entwurf des NeiMknappschaftsgesetzes erreichten Ver besserungen gegenüber dem bisherigen Zustand ihren aufrichtig sten Dank aus. Sie lehnt die die Gesamtheit schädigenden un fruchtbaren und demagogischen Bestrebungen des Ncichsverbandcs deutscher Bergbauangestelltr ab und stellt sich auf den Boden der vom Gewerkschaftsbund der Angestellten aufgestellten und vom Geistige Not. Die Tagung des Vereins für Sozialpolitik in Eisenach Hal sich ein großes Verdienst erworben, indem sie die breite Oeffentüchkett auf eine Erscheinung unserer wirtschaft lichen Entwickelung hinaewiesen hat, die von den schwer sten Folgen für den Kulturstand Deutschlands begleitet sei" kann. Wir Horen unaufhörlich Klagen über die Not der deutschen Preise, die sich darin äußert, daß täglich Dutzende von Zeitungen, darunter Blätter mit großer und stolzer Vergangenheit, ihr ^scheinen einstellen oder aufs äußerste beschränken müssen. Wir hören ferner immer stärker wer dende Klagen über die zunehmende Not und Proletarisie rung des Anwaltsstandes, der Aerzte und verwandten Be rufe. Wenn es sich nur um eine vorübergehende Stufe der Entwicklung handelte, könnte matt darüber hinweggeben und sich mit der Hoffnung trösten, daß binnen kurzem ein neuer Aufschwung unseres geistigen Lebens die Einbuße wieder wettmachen würde. Aber leider ist dieser Trost nicht vorhanden. Auch die Herstellung von Büchern wird immer teurer Und schwerer. Die wissenschaftliche Arbeit wird imme> wehr zurückgedrängt. Universitäten und Hochschulen jeder Art leiden ebenso wie die Presse. Wenn alle Kulturfak ioren zusammen so bedrängt werden, daß die geistige Ar Leit in Deutschland nicht mehr die Geltung hat wie früher sondern, vom Sumpf des Materialismus verschlungen wird bann ist allerdings der größte Pessimismus nur allzu be rechtigt. Es sollten sich nicht nur die politischen Parieren jeglicher Schattierung, die Negierung, Parlamente und die öffentlichen Körperschaften über die ungeheure Gefahr klrl werden, die uns droht, sondern alle Schichten des den' schen Volkes sollten sich vereinigen, um dem Uebel ent- gegenzutreten. Wir stehen im Begriff, vollständig in einer rein mechanischen Weltanschauung zu versinken, in der «Nein die Muskelkraft und nicht das Hirn geschäht Wird. Industrie und Arbeiterschaft sollten sich darüber klar sein, daß sie ohne Hobe Blüte geistiger Arbeit nicht aus die Dauer zu bestehen vermögen, daß auch sie im Kampf um - Dasein rettungslos zum Untergang verurteilt sind, wenn sie nicht darauf achten ' daß die höchsten geistigen Güter eines Sonnabend, den 30. September. Reichswirtschaftsrat zum Teil erfüllten Forderungen, deren Ver wirklichung sie von den weiteren gesetzlichen Körperschaften be stimmt erwartet. Sie erwartet weiter, daß das Neichsknapp- schaftsgesetz am 1. Januar 1923 in Wirkung tritt." Die Stellungnahme zu der brennenden Besoldung?, frage kam nach einem Referat von P. Leistenschneider-Berlin einstimmig in der nachstehenden Entschließung zum Ausdruck: „Die am 24. September 1922 zu Halle stattgefundene Neichs- tagung der im Gewerkschaftsbund der Angestellten organisierten Bergbauangestellten fordern einmütig, daß die Gchaltsverhand- lungen für die Bergbauangestellten m der gleichen Art wie für die Bergarbeiter zentral geführt werden. Die Bergbauangestell, ten lehnen es ab, daß ihnen als Gehaltserhöhung lediglich- die den Arbeitern gewährten Zulagen bewilligt werden, sie verlangen vielmehr, daß die Wertung der technischen und kaufmännischen Bergbauangestellten auch bei der GehaltSregelung zum Ausdruck gebracht wird." Weiter beschäftigte sich die Tagung noch eingehend mit der zu erwartenden Umstellung der Staatsbergwerks in Privatbetriebe, mit der Arbeitszeit, den beruflichen Schulen für technische Gru benbeamte, der Notwendigkeit der Ueberschichten zur Verwinde- rung unserer Kohlennot und auch mit dec die Bergbauangestell ten und die Allgemeinheit schädigenden Verhetzung der Arbeit nehmer durch einzelne kleinere Organisationen. Genannt wurde hierbei besonders der sogenannte ReichSverband deutscher Becg- bauangestellter, an dessen Spitze zum Teil Leute stehen, die im Bergbau vollkommen fremd sind. * * Chemnitz. Ein neuartiger Schwindel wurde in Chemnitz verübt. In den Straßen der Stadt wurde am Sonntag eine sogenannte Festzeitung verkauft, die einen großen Industrie korso ankündigte. Indes wurde nicht mitgeteilt, wer die Veran stalter seien. Die Zeitung, die an verschiedenen Stellen zu 4 Mark das Stück verkauft wurde, führte zahlreiches, schaulustiges Pub likum auf die Straße. Don dem angekündigten Festzuge mit histo- rischen Gruppen, Industriewagen usw. war aber nichts zu sehen. Inzwischen hat die Polizei den Herausaeber der Zeitung verhaftet, in der Person eines auch von auswärtigen Behörden gesuchte: Schwindlers, der sich auf Kosten von Industrie und Handel die die Taschen gefüllt hat. * Oberplanitz. An einen Baum gefahren ist in der Nacht zum Montag bei Gößnitz der Kraftwagen einer hiesigen Firma. Dabei wurde der Fahrer, ein Oberplanitzer Bürger, und seine Schwägerin schwer verletzt. Seine Schwiegermutter, Frau Helwig aus Hartenstein, verunglückte tödlich. "Schneeberg. Zum 50jährigen Bestehen des Lehrer seminars führt der Seminarchor mit dem Kirchenchor, der Glau chauer Kapelle und mehreren Solisten als Festkonzert Haydns Oratorium „Dis Schöpfung" in der hiesigen Wolfgangkirche auf. " Wolkenstein. Die Kartoifelvcrsorgung der Be- völkerung ist in städtische Regie genommen worden, derart, daß die Stadtverwaltung größere Aufkäufe von Kartoffeln in der Umge bung betätigt und sie dann zum Tagespreise or. die Einwohnerschaft abzugeben. * Altmannsgrsin. Ein Deutschamerikaner spendete während eines Besuches hier 10 000 Mk. für 10 Kriegerwuisen und 0500 Mk. für die Errichtung eines Ehrenmales für die hiesi gen Kr:egsocfallenen. * Grimma. Ein Eifersuchtsdrama spielte sich heute früh an dem dicht an die Mulde heranreichenden Fußweg nach Böhlen ab, dessen Opfer die 22 Jahre alte Arbeiterin Anna Ro thermund aus Bahren und der etwa 22 Jahre alte, in Leipzig be schäftigte Schriftsetzer Otto Fischer aus Hammersleben bei Magde burg wurden. Fischer hatte mit dem Mädchen ein Liebesverhält nis, das aber von dem Mädchen gelöst worden war. Als die R. heute früh mit einer Freundin nach Grimma zur Arbeit ging, ir- «artete sie Fischer auf dem genannten Fußwege und sprach sie un. Nachkommende Arbeiter hörten plötzlich Hilferufe. Fischer hatte das Mädchen in die Mulde gestoßen und, als es hoch kam, nach Zeugenaussagen erneut unter Wasser gehalten. Als die hinzw eilenden Leute nahe waren, schnitt sich der Mörder mit einem Rasiermesser die Kehle durch. Das Mädchen konnte nur als Leiche geborgen werden. " Leipzig. Die Demonstration gegen den Preis» wucher, die für Donnerstag nachmittag von der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei und dem Leipziger Gewerkschastskar- tell nach dem Augustusplatz ongesaat worden war, zeigte keine all- zu große Beteiligung. Es sprachen einige Redner zur Menge, die die Schuld an den hohen Lebensmittelpreise der- aufgehobenen Zwangswirtschaft beimaßen und heftige Angriffe gegen das Reichs ernährungsministerium richteten. Die Arbeiter wurden aufgefor dert, sich gegen die Maßnahmen des Reichsernährungsministeriums zu wenden. Die Demonstration nahm einen ruhigen Verlauf. 1922. * Kahla. Zur Notlage im Zeitungsgewerbe schreiben die hier erscheinenden „Thüringer Nachrichten": „Diele Zeitungen haben bereits ihr Erscheinen eingestellt, andere suchen durch Zusammenlegung ihre Existenz zu bewahren. Die in Wei mar geplante großzügig gedachte Einheitszeitung für ganz Thüringen ist ein Trugbild und wird höchstens in be- "cheidenem Umfange erst später in Frage kommen; ob damit allen Ansprüchen genügt werden kann, bleibt dahingestellt. Für Kahla war die Zusammenlegung der beiden am Orte erscheinenden gei- tungen beabsichtigt, hat aber zu keiner Einigung geführt. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist es aber keiner der beiden Fei- tungen möglich, in bisheriger Weise weiter erscheinen zu können. Um indessen auch fernerhin aktuell zu bleiben, sind wir zu Ein schränkungen genötigt und bitten das verehr!. Publikum, uns trotz dem in dieser schweren Zeit die Treue zu bewahren." " Erfurt. Die Stillegung der Straßenbahn wird hier eintreten. Nach einer Ankündigung der Straßenbahn- Verwaltung soll eine Straßenbahnfahrt in Erfurt 10 Mark und ab 15. Oktober 15 Mark kosten. Die Verwaltung ist sich nicht im unklaren darüber, daß die Forderung so hoher Fahrrpeise ein außerordentlich gewagtes Experiment bedeutet. Es bleibt aber keine Wahl, den Versuch zu machen. Wenn er infolge der zu hohen Abwanderung mißlingt, muß der Betrieb stillgelegt werden, bis die nie einzuholende Preissteigerung aufhört. Ohne Erhöhung der Einnahmen würde für die nächste Zukunft die Un terbilanz auf monatlich über 3 Millionen Mark zu rechnen sein. * Meiningen. Energischer Protest wurde in einer Versammlung Meininger Kaufleute, Handwerker und Gewerbe treibender erhoben gegen die neue Preiswucher- und Preisschilder- verordnung der Thüringer Regierung, da diese Verordnung nach Wortlaut und Inhalt dazu führt, die gesamten Handelstreibender: zu ruinieren und sie in den Augen der Verbraucher diskreditiert. Die Versammlung verlangte nachdrücklichst, daß die Handelskam mern vor Erlaß solcher Verordnungen gehört und weiter zu allen Beratungen, dis den Kaufmanns- und Handelsstand betreffen, zu- gezogen werden. * Langensalza. Ein schwerer Automobilunfall ereignete sich dieser Tags auf der Straße von Schönstedt nach Langensalza. Der Führer des Kraftwagens, gleichzeitig sein Be sitzer, wollte kurz hinter Schönstedt einem vom Felde kommenden Wagen ausweichen. Da die Straße aber durch den anhaltenden Regen schlüpfrig war, wurde das Automobil zur Seite geschleu dert und überschlug sich. Die Insassen, vier Herren aus Apolda, wurden bis auf einen, der schnell entschlossen zur rechten Zeit her aussprang, unter dem Gefährt begraben. Der Führer liegt mit schweren Rippenbrüchen im Krankenhaus«, die anderen Herren er litten leichtere Verletzungen. Das Auto ist erheblich beschädigt. " Berlin. In einem Anfalle von Säuferwahn zog ein Berliner Tielenbesitzer, der mit feiner Frau am Lützow- ufer spazieren ging, plötzlich eine Anzahl von goldenen, bril- lantenbesetzten Übren, Ringen und Ohrgehängen ans seinen Taschen und warf die Stücke einzeln in großem Bogen in den Landwehrkanal. Die Gattin beauftragte einen Taucher, den ver senkten Schatz wieder heraufzuholen. Er fand in der Tat zwei goldene Herren- und eine goldene Damenuhr. Mehr konnte er nich! finden. * Berlin. Die Geburtsziffer ist nach den statistischer Feststellungen des ersten Vierteljahres 1922 auf 1000 Einwohner gerechnet, von fast 29 im Jahre 1913 und von 27,7 im Jahre 1921 auf 25,6 zurückgegangen. Diese ist die Durchschnittsziffer für das gesamte Reich. Noch wesentlich ungünstiger sind die Verhältnisse für Berlin. Hier übertraf die Sterbeziffer die Geburtsziffer ganz erheblich, sodaß die Bevölkerung Berlins eine Minderung, und rwar um 3800 Personen erfahren hat. Die Geburtenziffer beträgt hier 13L, sodaß die Zahl der Geburten, gegen 1S13 gerechnet, um nahezu 40 Prozent zurückgegangen ist, während die Durchschnitts- üffer für das Reich 18Z, im Jahre 1913 16,18 betrug, war sie in Berlin 17,4, im Jahre 1913 15,2. Die Folgen der hohen Sterblich- keit und die geringere Geburtenzahl drücken sich in einem sehr mäßigen Geburtenüberschuß aus, der für das Reich etwa 100 006 beträgt, gegen die Zeit vor dem Kriege also um rund die Hälfte zu- rückgegangen ist. Man muß diesen starken Rückgang des Geburten überschusses als Folge der zunehmenden Verarmung betrachten. " München. Die „Münchner Morgenpost", das Organ der Unabhängigen, stellt am 1. Oktober ihr Erscheinen ein. " Wien. Für eine Milliarde Kronen Juwelen gestohlen hat die 26jährige ungarische Hochstaplerin Anna Mayer. Sie war vor etwa 14 Tagen unter dem Namen Maria Stettinger als Hausge hilfin bei dem Direktor einer Autofabrikgesellschaft cingetreten. Am Dienstag verschwand das Mädchen mit Juwelen im Werte von 1 Milliarde Kronen. Volkes geschützt werden. Es darf kein Augenblick mehl versäumt werden, der geistigen Arbeit wieder zu ihrem flechte zu verhelfen, wenn nicht das verhängnisvolle Wori "om Untcrqana des Abendlandes zu verhängnisvoller Wahr heit werden soll. Das hundertjährige Jubiläum der Eisenbahn. Das Eisenbahnwesen beging am 27. September ein hundert jähriges Jubiläum. Vor hundert Jahren fuhr der erst« mit Per sonen und Gütern beladene Zug von 34 Wagen unter den Klängen der Musik von Stockton bis Darlington. Damit hatte das „Schis- nenzeitalter" seinen Anfang genommen. Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, welche Bewunderung und noch mehr Ver wunderung das neue Verkehrsmittel hervorrief. Die Personen wagen des ersten Eisenbahnzuges waren aus den Wagenkästen der alten Postkutschen hergestellt, und diesen 21 Wagen, in denen die Passagiere saßen, schlossen sich zwölf mit Kohlen und Mehl be ladene Waggons an. „Auf ein gegebenes Zeichen", so berichtet eine zeitgenössische Zeitung, „setzte sich die Maschine mit dieser un geheuren Anzahl von Wagen in Bewegung, und ihre Schnelligkeii rar derartig groß, daß sie an einzelnen Stellen zwölf Meilen (fr 20 Kilometer) in der Stunde zurücklegte. Der Zug führte gegen "00 Reisende mit sich. Die Ankunft in Stockton rief einen nicht endenwollenden Jubel hervor". Aber die Jubelnden waren arg in »er Minderzahl und von dem größten Teil des englischen Volkes wurde dir neue Erfindung mit größtem Mißtrauen, ja mit wüten dem Haß, ausgenommen. Das Volk glaubte zunächst, daß es ffh hier um ein „Werk des Teufels" handle. Man erwartete von der Einführung des neuen Verkehrsmittels die schrecklichsten Folgen. Der vorüberfahrende Fug würde Lie Kühe beim Weiden stören und die Hühner so erschrecken, daß sie keine Eier mehr legen könnten. Die durch deu Rauch vergiftete Luft würdr die Vögel töten; die Häuser der in der Nähe wohnenden Menschen würden in Brand geraten durch das Feuer, das dieses Ungeheuer schnaubte. Die Reisenden schwebten beständig in Todesgefahr. Es wurde behaup tet, daß die Pferde durch die Eisenbahn unnötig werden würden und daß darunter is Sauwirtschaft schwer leiden müsse, weil sie dann nicht mehr ihr Futter verkaufen könne. „Was wird aus denen werden, die noch ihre eigenen Wagen fahren, wie ihre Vor väter?" wurde gefragt. „Was wird aus den Kutschern werden, aus den Sattlern, den Herbergswirten, den Pferdezüchtern, den Pferdehändlern usw.? Macht sich die Kammer eine Vorstellung von dem Rauch und dem Lärm, von dem Gepfeife und der Ver wirrung, die durch Lokomotiven hervorgerufen werden, die mit einer Geschwindigkeit von zehn bis zwölf englischen Meilen in der Stunde (etwa 20 Kilometer) fahren?" Jedenfalls müßte die .Höchstgeschwindigkeit auf zwölf bis fünfzehn Kilometer in der Stunde beschränkt werden. Das erforderte die Sicherheit der in dem Zug Sitzenden wie der Bewohner des umliegenden Landes. Es wurde sogar behauptet, daß eine Lokomotive bei Regen niemals werde fahren können, weil es durch den Rauchfang hineinregne und das Feuer ausgelöscht werde. Wenn ein starker Wind in den Kessel blase, so werde er die an und für sich schon große Spannung ver mehren und die Lokomotive müsse in die Luft fliegen. . . Wir wissen heute, wie diese Bedenken zerstreut wurden, aber sie zeigen, wie die Menschen vor hundert Jahren dachten. „Das Strumpfband der Herzogin". Im Leipziger Operetten- i Heater wurde H. Platens dreiaktige Operette Das Strumpf- ^and der Herzogin" zur Uraufführung gebracht. Das von A. Möller, dem Verfasser des erfolgreichen Lustspiels „Meine Frau, die Hoffchauspielerin" und seinem Kompagnon H. Lorenz ge- "chickt aufgebaute, unterhaltsam geschrieben« Stück mit seinen feinen ne verletzenden Pikanterien spielt in der Rokokozeit. Das Stück «urde von dem trotz den hohen Eintrittspreisen ausverkauften äause verdientermaßen mit Hellem Jubel ausgenommen. Ein Milliardenangebot für die Oberammergauer. Wie die Münchner Zeitung" meldet, hat eine amerikanische Filmgesellschaft ür die Verfilmung des Oberammergauer Passionsspicles dem Pas- äonskommitee 14 Milliarden Mark cmgcboten, wovon 3^' Milliar- den sofort gezahlt werden sollen. Es dürfte als sicher gelten, daß die eingesessenen Oberammergau r das Milliardenangebot glatt ablchnen werden. Die Entscheidung über das Angebot werde erst "m Freitag erfolgen. Di« Sängerin auf dem Eiffelturm. Ein interessanter Der. such durch Uebertragung von Gesang auf drahtlosem Wege ist in Paris unternommen worden. Die Sängerin Frau Ivonne Gall von der Komischen Oper erschien auf dem Eiffelturm und sang mit dramatischer Wucht einige Arien. Angeblich sind die Klänge bei den drahtlosen Empfangsstationen in Budapest und Sofia ausgezeichnet »u verstehen o->we!en.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)