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Beilage z« Nr. 1V1 der „Sächsischen Bottszeiturig" vom SS Juli LVVS. K«th. Lehrerverband im Köm^reich Sachse,,. Die freie Vereinigung kathol. Lehrer der wendischen Lausitz hatte am 12. Juli im Erbgericht zu Radibor ihre 4. Versammlung im laufenden Vereinsjahre. Anwesend waren 20 Mitglieder und 4 Gäste. Laut Tagesordnung l hielt zunächst Herr Pfarrer Winger einen Vortrag über: .Analyse oder Synthese im Religionsunterrichte?" Redner s beantwortete die Frage dahin, daß der Synthese mindestens der Vorzug zu gewähren sei. Bezüglich des nächsten Verbandstages wurde über den Ort und die Zeit deS Lehrertages gesprochen. Beschlossen wurde schließlich: „Der nächste Berbandstag wird in der Michaelisserienwoche im „Johannisbade" in Schmeckwitz abgehalten werden. Dom- Prediger Schewtschick gedachte auch mit warmen Worten der Ernennung unseres Vorsitzenden Simmank zum „Kantor". Die Versammlung stimmte in das ausgebrachte dreimalige Hoch begeistert ein. Möge Herr Kantor Simmank bis in die fernste Zeit zum Wähle unseres Standes schaffen und wirken. Das walte Gottl Den Festausschuß zum Ver- bandstage bilden die Herren: I>. Romuald Domaschke in St. Marienstern, Kirchschullehrer Wanke in Rosenthal, dirig. Lehrer Renner in Räckelwitz. Als neues Mitglied fand Herr Hilfslehrer Kranz-Bautzen Aufnahme. Die Ver sammlung währte vier Stunden. Nächste Sitzung findet am 16. August, nachmittags 3 Uhr, in Storcha statt. Verer nstt s chrichrer». § Dresden-Altstadt. Borromäuöbibliothek. Die Bibliothek bleibt während der großen Ferien geschlossen. § Dresden. Der Katholische Meisterverein hielt am vorigen Sonntag unter der Leitung seines Präses, des Herrn Präfekt Müller seine Vereinspartie nach dem Sau bachtal und der Pinkowitzmühlc ab. Auf dem Bahnhof Niederwartha wurde erst Heerschau gehalten und da zeigte es sich, daß die Beteiligung eine sehr zahlreiche mar. Von der herrlich gelegenen Pinkowitzmühle, woselbst Küche und Keller bei mäßigen Preisen vorzüglich war, konnte man sich kaum trennen. Wir können allen Vereinen einen Aus flug zu Vater und Mutter Hietel bestens empfehlen. Zur nächsten Vereinsversammlnng Donnerstag, den 3. August, im Gesellenhaus wird Herr Präfekt Müller einen Vortrag über „Meistersfrauen und Meisterstöchter" Hallen, zu welchem sämtliche Mitglieder, sowie Freunde und Gönner des Vereins sreundlichst eingeladen sind. Vermischtes. V Der gestörte Preischor. Der Männergesang verein eines kleinen rheinischen Ortes hatte zum Gesangs- Wettstreit geladen. Unter anderen kam auch ein Verein, dessen Mitglieder sich in wochenlangen Proben auf das große Ereignis vorbereitet hatten. Im Bewußtsein des sicheren Sieges betraten die wackeren Sängersmannen die (Bühne. Tiefe Stille tritt ein. „Schäfers Ä?orgenlied" soll erklingen. Dreißig Lippenpaare öffnen sich und — ein brausendes Gelächter durchdröbnt den Zuschaucrraum. Die Sängerschar steht ganz verdutzt und will aufs neue beginnen. Das gleiche Gelächter. Da wird dem Diri genten die Ursache klar. Jeder der Sänger hatte sich kurz vor dem Auftreten an — Blaubeeren gütlich getan und natürlich die Spuren davon auf dem «Sängermund" zurückbehalten, was einen unbeschreiblich komischen Eindruck machte. Mit der Stimmung war es natürlich vorbei und mit dem ersten Preis auch. vDieZahl der russischen Seeleute, ivelche durch die Seeschlacht in der Tsuschimastraße in die Ge- fangenschast der Japaner gerieten, beläuft sich auf 7282 Mann und 415 Offiziere. Diese neueste amtliche Meldung stammt vom 22. Junr, sie besagt aufs neue, daß etwa 4500 Russen bei der Katastrophe ertrunken sind. Kirchlicher W»che«k«lenper. 7. Sonntag nach Pfingsten. V»lteS»le«st»r»«ung. Ksfkirche; Hl. Messe 6, 7, V,8. 9 (Schulgottesdienst) und 10 Uhr. 11 Uhr Hochamt. Predigt '/r? und '/-tl Uhr. Nachm. 4 Uhr Besper. — Hl. Messe an Werktagen um 6. 7, und 9 Uhr. Donnerstag früh V,8 Uhr BrudelschaftSandacht. Sonnabend nachm. 4 Uhr Litanei und Segen. Pfarrkirche »er Meustadt (Alberrplatz 8): 7 Uhr hl. Mehe. 9 Uhr Predigt und hl. Messe, '/«II Uhr keine hl. Messe wegen der Schulferien, nachm. 3 Uhr Segensondacht. — In der Woche hl. Messen um 7 und 9 Uhr- Freitag abends 6 Uhr Krengveg- andacht. Gelegenheit zur hl. Beichte Sonnabend 6 bis 7 Uhr abends und Sonntag von 6 Uhr früh ab. Aosephi»e»kiftsktrche (große Plauensche Straße 16, 1. Etage): V,9 Uhr hl. Messe, abends 6 Uhr Andacht mit Segen. Wochentags hi. Messe um 7>/« Uhr. ^farrgottesdienst in Areoden-Iohannstadt (Schulkapelle. Schu- mannsiratze 21): '^8 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Schulgattesdienst, 10 Uhr hl. Messe mit Predigt, nachmittags '/r3 Uhr Segensandacht. Beichtgelegenheit am Sonnabend abends von 6 Uhr, am Sonntag von Ve7 Uhr früh an. — Taufen nachmittags 3 Uhr. Mirien-Kapklt« Presden-Striesen (Kinderheim, Wittenberger Straße 88): Sonn- und Feiertags vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Pfarrkirche »er Arte»richstadt (Friedrichstraße 50): An Sonn- und Festtagen früh 7 Uhr Kommunion und hl. Messe (legiere mit Ausnahme des zweiten Sonntags in jedem Monat wegen des Gottesdienstes im Stadtkrankenhause). 9 Uhr Hochamt mit Predigt und hl. Segen. NachnnttagS 2 Uhr Litanei mit hl. Segen. — An den Wochentagen hl. Messe früh V«8 Uhr. charaifoaktrche: Borm. 9 Uhr Gottesdienst. Kopeke;« I>re»»e«-^-öta«: Sonn- und Feiertags: 7 Uhr hl. Messe, von Vz8—9 Uhr Beichte und Kommunion. 9 Uhr Hochamt mit Predigt. Nachmittags S Uhr Andacht und hl. Segen, 3 Uhr Taufen. --- An den Wochentagen: Montag und Donnerstag hl. Messe bei den Ehrwürdigen Grauen Schwestern im Nlberi-Stist, dir übrigen Tage um 7 Uhr in der Kapelle. Kott« (Turnhalle der alten Schule): Jeden dritten Sonntag im Monat Gottesdienst um 9 Uhr. Pe»Se«: Borm. 9 Uhr Predigt und Hochamt, nachm. >/z3 Uhr Segensandacht. St. Laareatiuskirche »« Dadeterg: 9 Uhr Predigt, hl. Messe, 1/28 Uhr Segensandacht. Wf«rrkirche z« Wirna: Früh von 7 Uhr an Gelegenheit zur hl. Beichte, 9 Uhr Predigt und Hochamt. Abends 6 Uhr Andacbt. St. Aennoktrche 1« Meitze«: 7 Uhr Frühpredigt und bl. Messe, 9 Uhr Predigt, hl. Messe und Segen, V-3 Uhr Segensondacht, >/z4 Uhr Taufen. Katy. Kapelle Mefa (Friedrich August-Straße): Früh von 7 Uhr an hl Beichte, 9 Uhr Hochamt, Predigt und Segen, nachm. 3 Uhr Segensondacht, 4 Uhv Taufen. — Wochentags hl. Messe um Vz7 Uhr. Märze«: Hier kern Gottesdienst. Krim««: Borm. '/,9 Uhr hl. Beichte. 9 Uhr ASpergeS, Predigt und hl. Messe. Dorna: Sonntag vormittags 9 Uhr Predigt und hl. Messe. St. rrinttattsKirLe »» Leipzig: '/»? Uhr hl. Messe mit Altar- rede, 8 Uhr Schulgottesdiensr, 9 Uhr Predigt und Howamt, 1 l Uhr hl. Messe, 6 Uhr Andacht. St. ^«mrentmKkiriük zu Leipztg - Reuvaiy: 7 Mir bl. Messe, 9 Uhr Predigt und Hochamt, 3 Uhr Andacht, 4 Uhr Taufen. Kapelle Aetpzta-Aragwitz-^i«de«au (katholische Bürgerschule. FriedriL August-Straße 14): -/,? Uhr hl. Beichte. 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt, Vrll Ohr Schulmesse mit Altarrede, 3 Uhr Andacht mit hl. Segen, 4 Uhr Taufen. — In den Ferien, bis zum 13. August, ist täglich an Wochentagen die hl. Messe »m 7 Uhr in der kleinen Kapelle. Jeden Sonnabend abend ist von V28 Uhr an Gelegenheit zur hl. Beichte. Kuöerlusöurg, kath Kirche: Borm. 9 Uhr Gottesdienst. AreiSerg: S Uhr Predigt und Hochamt, 7 Uhr Segensandacht. Katy. Dfarrkirch« Khe««ih l: 7 Uhr hl. Messe, 8 Uhr Schul- gottesdisnst mit Exhorte, >/«10 Uhr Predigt, dann Hochamt, 2 Uhr Andacht. — An den Wochentagen sind die hl. Messen in der Pfarr kirche um 6, 7 und 8 Uhr, in der Schule Dienstag und Freitag um 9 Uhr. Kath. Dsarramt Kheimritz H (Turnhalle der katb. Schule, Amalienstraße): 7 Uhr hl. Messe. 8 Uhr Hochamt mit Predigt, nach mittags 1/28 Uhr Andacht. — An den Wochentagen Montags und Mittwoch '/«9 Uhr Schulmesse. Dienstag, Donnerstag und Freitag um 7 Uhr, Sonnabend 8 Uhr hl. Messe. DsarrkirÄe A»tLau: Vorm. Vz8 Uhr Anstaltsgottesdienst, V2IO Ubr Predigt und hl. Messe, nachm. >/,3 Uhr Segensandacht, 3 Uhr Taufen. — Wochentags hl. Messe früh >/r8 Uhr. Dfarrgemeinde Werdau: Sonntags und Festtags vormittag» V,10 Uhr Hochamt mit Predigt, nachmittags 2 Uhr Andacht (Gast hof Leubnitz), 3 Uhr Taufgelegenheit in der HauSkapelle; ebenda selbst wochentags früh 8 Uhr hl. Messe. Beichtgelegenheit Sonn abend abends und Sonntag früh von 7 bis 9 Uhr in der Hans- kapelle (Bahnbofstraße 6, I.). Krimarilschau: Missionsgottesdienst am 2. Oster-, 2. Pfingst« und 2. Weihnachtsfesttage, in den übrigen Monaten jedesmal am letzten Sonntage früh hztO Uhr in dem Saale der Turnhalle; vorher Gelegenheit zur Beichte, nachher zu Taufen und Trauungen. An allen diesen Tagen ist in Werdau Gottesdienst früh '/«8 Uhr. Kraurenty bei Werdau: Missionsgottcsdienst om 2. Oster und 2. Pfingstfeiertage, sowie am 39. Juli und 29. Oktober früh '/zlO Uhr im Saale des Schützenhauses. Deichenöach: Vorin. '/2t 0 UHr Predigt und hl. Messe, nachm. Vz3 Uhr Segensandacht. — An Wochentagen früh 7 Uhr hl. Messe. K««av«rg: Vorm. h^io Uhr Predigt und Hochamt, abends 8 Uhr Litanei und hl. Srgen. Heksnih i. HrzgeS.: Sonn-und Feiertags vorm. 7 Uhr Ans spendung der hl- Kommunion, vorm. 9 Uhr Hochamt init Predigt, nachm. 2 Uhr Andacht mit Segen. — Wochentags hl. Messe um 6 Uhr früb, Donnerstag um 7 Uhr Schulmesse, Sonnabend eben falls um 7 Uhr im St. Josephsstirt hl. Messe. Beichtgelegenheit Sonnabend abends und Sonntag früh um 6 Uhr. Wsane« i. D.: Vorm. 7 Uhr hl. Messe, 9 Uhr Predigt und Hochamt, nachm. Uhr Andacht mit hl. Segen. — An Wochen tagen: Montag. Dienstag, Donnerstog und Freitag vorm. 9 Uhr hl. Messe. Mittwoch und Sonnabend h«7 Uhr hl. Messe. Freitag abend 8 Uhr Kreuzwegandacht. Kdorf; Vorm. H2IO Uhr Hochamt und Predigt, nachm. V,3 Uhr Andacht. — In der Woche Montag früh 7 Uhr hl. Messe für die Schulkinder, sonst täglich früh 1/4? Uhr hl. Messe. Dad Kkster: An Sonn- und Feiertagen früh >,^8 Uhr hl. Messe in der König!. Vade-Gärtnerei. Dauhen, Domkirche: An Sonn- und Festtagen Frühgottes dienst um V46 Uhr. HauvtgottcSdienst um st, nachm, um 2 Uhr. — An Wochentagen hl. Messe um 5 und 9 Uhr. Darrhen, Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau: An Sonn- und Festtagen 9, nachm. V-1, Schulgottesdienst Vr8 Uhr. — 56 - nicht schlecht mit ihm." Aber er unterdrückte seine Gedanken und behielt sie für sich. „Gut, so teilet ihr mit, daß ihr Wunsch erfüllt werde." „Ich danke Euch, Herr Vizekanzler." Die beiden Männer schieden kühl von einander. Kirsinger ging unruhigen Schrittes auf und ab. Noch kein Prozeß hatte ihm so viel Aerger verursacht. Er war auf dem Punkte angekommen, daß ihn alles ärgerte, und es war ihm eine große Befriedigung, daß die Sache um einen Tag früher erledigt werden sollte. Da klopfte es zum dritten Male an die Stube. Auf das gereizt klin gende „Herein" erschien der Vogt auf der Schwelle mit einen: tiefen, unter würfigen Bückling. Beinahe hätte Kirsinger gerufen: „Mann, wie sieht er denn aus?" Der Vogt schien um zehn Jahre gealtert. Seine Gesichtszüge waren durchfurcht, die Augen lagen noch viel tiefer im Kopfe als sonst, und die knochige, sonst straffe Haltung des Körpers war erschlafft und machte den Ein druck, als koste es ihr Mühe, sich vor dem Zusammensinken zu hüten. „Was will er, Vogt?" fragte der Vizekanzler und besorgte eine schlechte Nachricht. „Der Herr Vizekanzler wollen mir erlauben, daß ich gen Sigmaringen fahre und " „Was will er denn in Sigmaringen?" „Der Jörgbauer ist mit der Tochter der Baderann nach Sigmaringen. Die führen nichts Gutes im Schilde. Mich treibt es mit Gewalt hin." Kirsinger zuckte verächtlich die Achseln. „Was können die wollen. Er wird doch nicht glauben, ich fürchte den Bauer und die Dirne." „Der Jörgbauer hat eine böse Zunge, und der Bruder der Liese steht im fürstlichen Dienst und soll bei seinem Herrn gelten. Solchen Leuten stehen viele Wege offen." „Und da will er denen die Wege verlegen?" meinte Kirsinger gering schätzig lächelnd. „Nun ja, es ist vielleicht gut, wenn er ein wenig die Ohren auftut. Es wird, wie ich höre, viel geschwätzt wegen der Hexe." „Ja wohl, ganz recht, Herr l" rief der Vogt und fuhr eifrig und grinsend weiter: „Wer weiß, ob es nicht ratsam wäre, wenn der Herr Vizekanzler die Hinrichtung statt am Samstag schon am Freitag vornehmen liehe, da- mit " „Damit, er, Hasenfuß, nicht dabei zu sein braucht," rief Kirsinger spottend. „Nein, Herr, damit den Leuten nimmer viel Gelegenheit gegeben ist, zu schwätzen. Ist es mal herum mit der Hexe, so hört auch bald das Gerede auf." „Er mag recht haben, Vogt, und zur Beruhigung will ich ihm mittei- len, daß ich schon beschlossen habe, die Exekrution am Freitag statt am Sams- tag vornehmen zu lassen." „Wenn ich dann aber nicht hier sein kann?" fragte Nestle gierig. „So hat er seinen Wunsch erreicht. Ich brauche ihn nicht," ant wortete der Vizekanzler verächtlich und winkte, daß die Unterredung zu Ende sei. — 53 - „Heraus muß es. Also Köhler, Eure Mutter haben sie vor beinahe vierzehn Tagen in den Turm geworfen, sie furchtbar mit der Tortur behandelt und sie vorgestern zum Tode verurteilt." „Mann, Ihr seid verrückt!" schrie Georg. Der Jörgbauer schien die Schmeichelei des anderen zu überhören und fuhr fort: „Man hat sie zum Tode verurteilt, weil, weil — hm, ja also, weil sie eine Hexe sei." „Eine Here?" schrieen zwei Stimmen zu gleicher Zeit in jähem Ent- ' setzen ans. Liese fuhr zusammen und warf einen angstvollen Blick auf Fritz Cndriß, der totenbleich an die Wand getaumelt war. Würde der noch mit der Tochter einer Hexe zu tun haben wollen? „Unsere Mutter eine Here! Ja, bin ich denn sinnlos geworden, daß ich so etwas zu hören glaube? Liescl, Liesel, so red doch. Unsere Mutter eins Here?" „Es ist so, Georg. Schlechte Menschen haben sie so lange verleumdet, bis man die Mutter eingekerkert hat. Wohl hat sie sich wie eine Märtyrerin tapfer gehalten, aber am Ende ist's ihr doch zu viel geworden und sie hat alles bekannt," sagte Liese tonlos. „Bekannt?" schrie Georg. „Die Mutter kann doch nicht bekennen, daß sie eine Hexe seil" Warum nicht?" entgcgnete der Jörgbaner grimmig. „Halb so viel Qualen, wie er Eurer armen Mutter angetan hat, und der Herr Vizekanzler bekennt, daß er seine eigocne Mutter vergiftet habe, wenn ein Richter das ans ihm Herauspressen will." Ein düsteres Schweigen herrschte in der Stube. Keiner sprach für einige Minuten ein Wort. Fritz Endriß lehnte noch immer, als habe ihn eine Schwäche befallen, an der Wand. Seine Augen irrten umher, als suchten sie einen Halt, dann blieben sie auf Liese, die in die Kniee gesunken und das Ge sicht an der Brust des Bruders verbarg, ruhen. Er wollte zu ihr, aber er konnte sich nicht belvegon. Seine Glieder waren wie von Starrheit befallen. Der Jörgbaner brach das Schweigen. Er nahm einen Stuhl, setzte sich und begann: „Ihr müßt alles wissen, und dann wollen wir beraten, ivas zu tun ist; denn Eurer Mutter muß geholfen werden. Es ist die höchste Zeit, und sie ist so wenig eine Hexe, wie der Nestle und der Bachgatier sicher die größten Schurken sind auf unseres Herrgotts Erdboden." Als er seine lange Erzählung beendet hatte, stand Fritz Endriß schon ge raume Zeit neben Liese und legte ihr die Hand ans die Schulter. Die aber schien es nicht zu merken. „Liesel, mußt du aber diel ausgestanden haben und so brav dabei," ver- suchte er das Mädel zu trösten. „Aber nn» sind wir da, der Georg und ich, wir wollen dir beistehen, das Schwere zu tragen und zu helfen." „Und wie helfen?" fragte Liese mit dankbarem Blick, die Hand, welche ,hr Fritz hinstreckte, ergreifend. „Ich gehe sogleich zu unserem gnädigsten Herrn Erbprinzen, daß er, lim. was soll er?" wandte sich der Bereiter fragend zum Jörgbauer. „Daß Befehl gegeben werde, die Hinrichtung aufzuschieben, damit der Prozeß nochmals gründlich geprüft wird," antwortete dieser. „Noch ist ja. Zeit genug. Das Urteil soll erst am Samstag vollstreckt werden." ..Die Hexe von Beringen." 14