Volltext Seite (XML)
tivnen der Partei. Belastender Material wurde nirgend« gefunden. Bei der Hauptgeschtsttstelle de« verband«» «atio- nalgefiuntrr Soldaten wurde da« gesamte Aktenmaterial b« schlagnahmt. Ran will zahlreiche geheime Zirkel entdeckt haben, gegen die «an vorgeh». Die meisten Lerhaftungen mußten allerdings rückgängig gemacht werden. So wurde in Dresden kurze Zeit der General Märker festgenommen und wieder freigelaffen. Ferner wurden in HelstngforS aus An trag der deutschen Gesandtschaft drei auf dem deutschen Dampfer .Rügen' Montag eingelroffrne Personen verhaftet, di« sich al« englische Matrosen au-gaben. Auch sie mußten nach näherer Untersuchung wieder freigeloffen werden. Hat schon die italienische Presse in ihren Nachrufen zum Morde Rathenau« deutlich die Mitschuld der Entente an dieser Mordtat gekennzeichnet, so finden wir die« Urteil in der neutralen Presse noch viel deutlicher. Schwedische, nor wegische, holländische und schweizerische Plätter weisen darauf hin, daß solche Mordtaten nur möglich geworden find durch die schwer« wirtschaftliche und moralische Depression, unter der da« deutsche Volk iw harten, von der Unterdrückung»- und Gewaltpolitik der Entente aufgezwungenen Daseinskampf seufzt. Da« Gesetz zum Schutze der Republik wurde Montag und Dien«tag im Reichtkabinett durchteraten, um beschleunigt den parlamentarischen Körperschaften zugeheu zu können Mit der Wahrnehmung der Geschäfte de« Ministers der Aeußern ist bi« auf weitere« der Reichskanzler Or. Wirth beauftragt worden. Da» Gesetz über die Getreideumlage ist, mit Au«nahme de« strittigen Hauptparagraphen, im übrigen vom Volkswirt- schaftrauäschuß der Reichstages zum großen Teil nach dem Regierungrentwurf angenommen worden Angenommen wur den mehrere Abänderungsanträge, wonach u. a. Ansiedler die ersten zwei Jahre von der Umlage freigelassen werden sollen, wonach ferner auch bei der Unterverteilung Betriebe unter 10 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche und von Be trieben von 10 — 20 Hektar die Getreideflächen unter 5 Hektar vom Lieferzoll befreit werden, und ein deutschnationaler An. trag, wonach die au» dem Umlagegetreide anfallende Kleie den Lieferern de» Getreide« anteilmäßig zu einem in ange messenem Verhältnis zum Umlagegetreide stehenden Preise an- geboten werden soll. In der Preitfrage kam der Ausschuß zu keinem positiven Beschluß, da sämtliche Vorschläge abge lehnt wurden. Oesterreich. Der BerkehrSstreik ist bedingungslos abgebrochen wor den; die neue Regierung hat damit ihren ersten großen Sieg erfochten. Die Wiener Straßenbahner streiken allerdings noch. Zwischen Ungarn und Oesterreich ist ein Warenaustausch Übereinkommen abgeschlossen worden. Frankreich. Das „Journal de Töbat»" berichtet über die Verhand lungen de« Garantiekomitee« in Herlin, daß bi« jetzt nur in einem Punkte eine dem Wunsche der Reparationskommis fion entsprechende Regelung erzielt worden sei, nämlich in der Frage der Kohlinlieferungen. Da» Reich»kommiffariat für Kohlen habe Instruktionen gegeben zu möglichst sofortiger Nachlieferung der rückständigen Kohlenwengen. Ferner wer den alle Maßnahmen getroffen, damit die Kohlenliefcrungen in Zukunft regelmäßig erfolgen sollen. Der Verwalter. Roman von Rudolf Elcho. SO) (Fortsetzung.) So wenig die beiden Schwestern sich in bezug auf die äußere Erscheinung glichen, so verschieden waren ihre Charaktere und Neigungen. Julie war ein Kind so recht nach dem Herzen der Mutter, denn die Er ziehungsanstalt zu Lausanne hatte lediglich jene Fähig keiten ausgebildet, deren sie bedurfte, um in der Ge sellschaft «eine hervorragende Rolle zu spielen. Ver geblich hatte Claire sich bemüht, sie für die Schönheit und das geheime Leben der Natur zu erwärmen, ver gebens hatte sie ihr von den Genüssen gesprochen, die uns die Werke genialer Schriftsteller und Künstler ge- währlen — Julie lachte ihr in's Gesicht und nannte sie Schulmeisterin. Als Claire ihr aber von den Pflichten des Lebens sprach, rief sie ungeduldig aus: „Sei doch nicht närrisch, Claire! Wir Menschen sind alle ver schieden geartet und jedem hat das Schicksal seine eigene Natur und Bestimmung gegeben — so belehrte mich Mama. Onkel Hardy aber meinte gar, wie es unter den Pferden Ackergäule und Luxus- oder Rennpferde gebe, so seien unter den Menschen solche, die man nicht an den Lastwagen spannen und andere, die man nicht auf die Rennbahn bringen dürfe. Wenn du dich zum Lastwagen hingezogen fühlst, fo folge deiner Neigung. Mag doch jeder nach seiner Fasson selig werden." — * * He Im September fand ein großes Manöver in der Nähe von Burgholm statt, an dem auch das Jäger regiment teilnahm, dem Ottchen Ruhl als jüngster Leutnant angehörte. Schloß und Hof erhielten täglich Einquartierung und zumeist waren es hohe Offiziere, die von Albertine und Hardy freundlich begrüßt und mit dem Besten bewirtet wurden, was Küche und Keller zu leisten vermochten. Am dritten Manövertage kehrte gar ein fürstlicher Korpskommandant mit seinem Stabe im Schloß und Ottchen's Kompagnie in Burgstall ein. Der als Quartiermacher vorausgeschickte Unteroffizier der Jäger hatte es auf Ottchen's Wink so eingerichtet, daß dieser und der Hauptmann, Freiherr von Branson, mit einem Teil der Mannschaft bei Plotke auf dem Hofe einquartiert wurden, wo sie vom Schlosse nur durch den Der französische Lbg« ordnete Parmentier wird sich dieser Tage nach Washington begeben, um mit der amerikanischen Regierung über die französischen Schulden an die Ber einigten Staaten zu »erhandeln. Parmentier hat den Auf trag, der amerikanischen Regierung darzulegen, daß Frank reich sein« Schulden nur durch Gewährung neuer Kredite tilgen könne. Jtwlte*. In der italienischen Kammer widmete Ministerpräsident Facta Reich»minister Or. Rathenau Worte der Erinnerung und gedachte de« tiefen Geiste« und der hohen Kultur, die dem Dahingcopferten eigen waren, Eigenschaften, deren Wert er während der Genueser Konferenz habe ermessen können. Der Ministerpräsident schlug der Kammer vor, der deutschen Regierung ihr Mitgefühl zu bekunden. Der Antrag, der deutschen Regierung da» Beileid aurzusprechen, wurde von der Kammer angenommen. En-lan». Am Montag fand bei strSmendem Regen und unter Teil nahme einer ungeheuren Menschenmenge die Beerdigung dr« Rarschall» Wilson statt. Dem Zug» folgte Marschall Foch. Metzlem». Auch die russischen Verteidiger im Prozeß gegen die Sozialrevolutionäre legten ihre Verteidigung nieder. Da« Allrussische Zentralexekutivkomitee hat den Vertrag mit der Tschechoslowakei ratifiziert. Nach einer Meldung der Reuterschen Bureau« au« M»«kau haben anhaltende Regengüsse der Ernte ungeheuren Schaden zugesügt. Die Heu- und Getreideernte in den zen tralen und nördlichen Provinzen ist sehr gefährdet. Amerika. Der amerikanische EinwanderungSkommiffar erklärte, daß die Quote der Einwanderung-erlaubni« an Personen au« Deutschland von 88,OSS auf 87,807 herabgesetzt wor den sei, und zwar in Anbetracht der Tatsache, daß die Quote für einen Teil von Schlesien infolge seiner Uebergabe an Polen aus polnische Einwanderer übertragen wurde. -e« «Waldenburg, 28. Juni. Sestern war Siebenschläfer»-«. Dem Siebenschläfer wird im Bolkrmund in Bezug aus da» Wetter der ihm folgenden Wochen eine besondere Bedeutung beigelrgt. Di« Witterung, die an diesem Tage vorherrsch», soll sieben Wochen anhalten. E» hat sich nun «wUsen, daß diese Wetterregel nicht immer eingetrossen ist und ist dethalb, weil sich der gestrige Tag mit regnerischem und stürmischem Wetter einsührte, noch lange kein Grund zu Befürchtungen in der Richtung, daß wir nun wochenlang mit Regenwetter zu rechnen hätten. Da» eine hat sich allerding» erwiesen, daß in der Zeit der Sommersonnenwende immer ei« Umschwung in der Bitterung einzutrelen pflegt. Datselbe haben wir auch diese« Jahr Gelegenheit, beobachten zu können. *— Eine sehr starkbesuchte Protestkundgebung gegen den Mord an Rathenau zur Sicherung der Republik fand am gestrigen Dien»tag Abend im Saale de« Schützenhauser, der die Menge der Besucher nicht zu fassen vermochte, statt. Die verschiedenen Redner, die Führer der hiesigen Linksparteien, nahmen in ihren Abführungen allgemein Stellung zur poli tischen Lage. Park getrennt waren. Selbstverständlich bemühte sich der Güterdirektor eifrig, den beiden Offizieren den Auf enthalt so angenehm wie möglich zu machen. Der folgende Tag war ein Sonntag und Ruhetag für die Truppen, ^Ottchen bemerkte bei Tisch, daß er und sein Kompagniechef diesen Tag im Schloß bei den Seinen verbringen würden, was Plotke sehr zu bedauern vorgab. Die beiden Offiziere waren zu ermüdet, als daß sie sich zum Kleiderwechsel und späten Abendbesuch im Schlosse hätten entschließen können, sie begaben sich früh zur Ruhe. Als Ottchen sein vom Mondschein durchleuchtetes Zimmer betrat, fand er zu seiner lieber- raschung ein Dienstmädchen mit dem Aufdecken seines Bettes beschäftigt. Dieses erschrak und wollte sich rasch entfernen, Ottchen aber blieb an der Tür stehen, breitete die Arme aus und rief ihr ein Halt entgegen. „Das nenne ich Glück! Da will ich nach des Tages Hitze und Hetze einmal früh die Klappe aufsuchen, und siehe da I ich fange ein liebes Schätzchen ein. Was bekomme ich, schönes Kind, wenn ich dich freigebe?" „Ach, lassen Sie mich doch ungeschoren, Herr Ruhl." „Wie, du weißt, wer ich bin? Na, dann zeig' mir gleich dein Gesichtem Mondlicht. Muß doch erfahren, ob ich ein Burgstaller Kind vor mir habe." — Er legte seinen Arm um ihre Hüfte, zog die Widerstrebende zum Fenster hin, besah aufmerksam ihr rundes Gesicht, aus dem zwei dunkle Augen hervorglänzten, und sagte dann: „Zum Donner! Ich hab' doch sonst ein gutes Gedächtnis, aber dich kenn' ich nicht. Bist du denn hier zu Hause?" Das Mädchen hatte vergeblich versucht, sich seinem Arm zu entwinden. Bei seiner Frage schwand ihre Befangenheit und sie erwiderte halb verschämt, halb schalkhaft: „Ei, freilich. Ich hab' Sie oft gesehen — von der Gartenmauer aus, als Ihre Eltern noch im Städtchen wohnten." „Ei, Potz Blitz, wie heißt du denn und welche Gartenmauer benütztest du zum Luginsland?" „Ich bin ja die Dore Lang aus dem Landhaus.' „Ah, dann freilich ist meine Unkenntnis verzeihlich, denn du bist als Veilchen im verborgenen aufgeblüht. Deine Mutter ist ja wohl Wirtschafterin bei dem ver rückten Apotheker Kruse?" „Ja, aber verrückt ist Dr. Kruse nicht, der weiß mehr als wir alle zusammen, aber er ist 'n Menschen feind." *— Da« amtliche Lrgebni» dr« 8olk«begehren« de« Wahl kreise« Themnitz-Zwickau konnte noch nicht festgestellt werden, da vom Ministerium einige Beanstandungen gewacht worden waren. E« sollen in einigen Landgemeinden die Listen von Hau« zu Hau« getragen und einige Eintragungen nicht per sönlich gemacht wordrn sein. Auch svllen underechtigterweise Streichungen vorgenommen und in einem Falle auch die Eintragung einer Tschechoslowakin erfolgt sein. Die Listen wurden daher den Amtshauptmannschaften zur Aufklärung zurückgegkben. *— Auf Grund von Z 1 der Reich-Verordnung zur Be hebung der dringendsten Wohnungsnot »o» S. Dezember 1Ü1S (RGBl. .S. 1988) wird an Stelle de« Geh. RegierungSrat« Roch der Geh RegierungSrat vr. Setzfarth zu« Bezirk«- wohnungSkommiffar für den Bezirk der Kreithauptmannschaft Chemnitz und der OberregierungSbaurat Rohleder zu seine« Stellvertreter ernannt. *— Die Beeren»bstpflanzen find mehrjährige Pflanzen, ihre Düngung ähnelt daher der der Obstbäume mehr al« der der Feldfrüchte und vieler Gemüsearten. Der Zweck der Düngung bei mehrjährigen Pflanzen ist ein vierfacher: Förderung de« Triebwach«tum«, der Entwicklung der Blüten, de» Ansätze« und der Aurbildung der Früchte und schließlich die Möglichkeit zu treffen, daß die Pflanzen den Winter ohne Frostschäden überstehen. Nach diesen Zielen, die durch zweckmäßige Düngung erreicht werden sollen, richtet sich auch die Art und Zeit der Düngung. Die Düngung auf da» Wachstum muß im zeitigen Frühjahr vorgenomwen werden und den Pflanzen in erster Linie Stickstoff und Kalk zuführen. Bei der Frühjahrtdüngung tragender Anlassen muß aber darauf geachtet «erden, daß nicht zuviel Stickstoff gegeben wird, der dann nur den jungen Schöffen zugute kommt und die Ertragifähigkeit eher mindert al« fördert. Sehr sorgfältig muß die Düngung nach der Blütezeit abgewogen werden. Hierbei ist weniger Wert auf viel Stickstoff zu legen al« auf genügende Mengen der übrigen Hauptnährstoffe. Die Düngung zur Stärkung für die nächst jährige Ernte hat zu erfolgen, wenn der Ansatz bereit« erfolgt ist. Diese „Nachdüngung" ist von ganz besonderem Wert. Wer sich für diese Lüngung«sragen interessiert, dem sei empfohlen, die Abhandlung von Garteüinspektor Löbner-Bonn: „Die Düngung der Beerenobstpflanzen", veröffentlicht in der Zeit schrift „Der Praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau", Frankfurt a. d. Oder zu lesen. Da« GeschiftSamt ist bereit, einzelne Nummern koftrnlo« an unsere Leser abzugeben. Garöiödorf, 28. Juni. Mit dem gestrigen König«schuß sand da« Vogelschießen der Garbirdorser Schützengesellschast seinen Abschluß. Die König»würde ging hierbei vom Herrn Max Kleindienst Waldenburg auf Herrn Gut», und Gasthof«- besitzet Lichtenstein in Niedersteinbach über. Ein prächtiges Feuerwerk bot neben den Tafelgenkffen und Ballsreuden an genehme Unterhaltung. — Durch Selbstmord hat der 20jährige Ftrbereiarbeiter Donner in Glaucha» seinem Leben ein Ziel gesetzt. Er ließ sich auf der Gisenbahnstrecke vor Gesau von dem nach Göß nitz fahrenden Zug überfahren und »ar sofort tot. Furcht vor Strafe hat den jungen Menschen zu diesem Schritt ge trieben, da er an einem Diebstahl beteiligt war. — In Zwicka« fand auf dem Hindenburgplatz am Dienstag eine Massenversammlung statt, wobei Reden vom Rathaur- balkon au» gehalten wurden. Dann ging der Zug nach mehreren „Na, da haben wir ja schon ein sicheres Merkmal seiner Verschrobenheit: Wie kann man einem Menschen kind Ihres Schlages feind sein." Dore Olächelte: „Mich hat er nicht schlecht be handelt, und das bißchen, das ich weiß, verdank' ich ihm." „Aber er hat dich fortgsschickt?" „Bewahre! Ich bin freiwillig weggegangen, b war mir zu einsam in dem Hause. Man will doch Menschen sehen und was erleben." „Sehr richtig, mein Schatz! Ein hübsches, kern gesundes Mädel darf, man nicht unter die Glasglocke stellen. Du brauchst Lebenslust und Sonne. Solch ein roter Mund wie der deine ist doch geschaffen, um ge küßt zu werden." Er wollte sie mit einem kräftigen Ruck an sich ziehen, sie aber entschlüpfte geschmeidig und sagte lächelnd: „Das Veilchen läßt sich nicht vom ersten besten pflücken." „Ei, sieh da, du bist ja elastisch wie Stahl und mehr Heiderose als Veilchen." „Ja, den Vergleich laß ich mir gefallen!" Sie rief es von der geöffneten Tür aus. „Ich hab' Stacheln.' Als die beiden Offiziere nach einem ebenso langen wie erquickenden Schlafe erwachten, stand die Sonne schon hoch am Himmel, und Plotke hatte längst mit seinen Töchtern den Kaffee eingenommen. Ottchens Hoffnung, daß ihn die muntere Dore bedienen würde, erfüllte sich nicht. Die verblühten Töchter des Hausherrn erwiesen den HerrenOffizieren dieunerwünschteEhre,ihnen am Frühstückstisch aufzuwarten. Im Schlosse hatte Albertine das für ihre Gäste be reitete Frühstück auf der von der Morgensonne be strahlten Veranda auftragen lassen. Diese lag an der Rückseite des Schlosses und gewährte einen Ausblick auf den Park. Sie selbst nahm mit ihren Töchtern und Hardy den Kaffee in Gesellschaft der Offiziere^ein. In die muntere Unterhaltung klang vom Gewächshaus her das Dengeln einer Sense. Albertine empfand die Töne mit der Zeit als eine Gesprächsstörung und wollte dem Gärtnerburschen die geräuschvolle Beschäftigung unter sagen lassen, da bemerkte einer der Adjutanten: „Haben da einen Rasenplatz, der sich famos zum Lawn-Tennis- Platz eignen würde, wenn das Gras nicht zu hoch stände.' (Kovtfichung folgt.)