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Schönburger Tageblatt Valienburger Anzeiger Dieses Bla« «rthLlt die amtliche« Beka»«tmach««ge» de» Amtsgericht» u«d des Stadtrats »» Walde»b«rg. Ferner veröffentliche« zahlreiche ander« staatliche, städtisch« «. ««meinde-Behörde» ihr« Bekanntmachung«« tm Schönburger Tageblatt. Derantwertlich für Redaktion, Druck und Verlag L Kästner in Waldenburg Sachsen. v«» SLchgschoi ve« Driltsch«» Zettungtorrleger-Berrin« <«. B.) — ««la««»« Wa^>enbur, Vachs«. Mqeige« dis »er». » »he am Ausgabetag erdeMm Ausgab« nachmittags Uhr in der Geschäfts- stelle i» Waldenburg Sa, Altenburgerstr. Ai. Erfüllungsort Waldenburg. Filiale« dei Lerr» Otto Förster; in Tallenbrrg bei Lern» Fried». Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerne Lerman« Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linns Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahlerx in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. S» »all« blharer »«.all, Krieg. Streit, «»«spernma W-schiüe». druch, Störung-» im L-tri-b der Druckerei »der t-ns-rer Stef«« dal der B-tt-her k»i»en «»spruch auf Erhalt der Zeit«« «a» «ück,ahlu»a del »-zuglpreise«. gür «ichtigirit der durch sprech« «usgegedene» «ugelg«» Lderuehtnen »ir lei« Dm»««, H«gteich «eit verbreitet in den Ortschaften der StandesamtSbezirke Altwaldenburg, BrSunSdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba Rtederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchur-dor^ Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwih, Schwab«^ Wollendurg und Liegelheü» Mittwoch, den 30. Aprü 1930, Nr. 1VV 52. Johrgmg. s Der Reichspräsident wird am 2. Mai den apostolische« Nuntius Orseuto zur Entgegennahme des BeglaubignugS- schretbeus empfange«. Der Reichskanzler und die übrige« Mitglieder des ReichskabinettS find gestern Bormittag wieder in Berlin etugetroffe«. Nach Scheiter« der neuen Koalitionsverhau-luugen in Sachse« hat die sozialdemokratische Laudtagssraktio« die Auslösung des sächsischen LaudtagS beantragt. In Wiesbaden haben am Sonntag Kommunisten die Wände eines Psarrhanses nvd einer Kirche mit roter Farbe beschmiert. Das deutsche Mittelmeergeschwader hat Süditalieu er ¬ reicht. Der ständige Ausschutz zur Regelung der Optanten- krage im Memelgebtet wird am Mittwoch seine Ber- handlnngen in Kowno wieder aasnehmeu. Der StcherheitSansschutz des Völkerbundes trat gestern " Genf zusammen. Das englische Parlament nimmt heute Dienstag seine Tätigkeit wieder ans. In Neapel wurden die Bewohner in der Nacht zum Sonntag durch einen starten Grdstotz aus dem Schlafe geweckt. In Athen wurden am Sonntag 122 Kommunisten verhaftet. Die Nvrnhe« in Indien nehmen zu. -Walde«»«,, 29. April 1930. «er Besuch des „Graf manischem Taktgefühl P Es hat lange genug gedauert, bis sich die Leitung ?es Luftschiffbaus Zeppelin dazu entschloß, ein Luft- lchiff über Paris nach London zu entsenden. Ein Flug "ach Amerika, ja sogar ein Flug rund um die Welt schien leichter auszuführen, als dieser kleine Wochenend ausflug über Europa. Es waren allerdings nicht flug- ^chnische Bedenken, die dieser Luftreise nach den Haupt städten Frankreichs und Englands entgegcnstanden, son dern politische. In den ersten Nachkriegsjahren wäre em solcher Besuch völlig undenkbar gewesen. Zu deut sch war noch die Erinnerung an die nächtlichen Zep pelinbesuche während des Krieges. Vielleicht war es erst die unfreiwillige Landung, dle „Graf Zeppelin" auf der Rückkehr von seiner ^egen Motorendefekts abgebrochenen zweiten Amerika- whrt im Flughafen von Toulon am Vorabend des vorjährigen Pfingstfestes vornehmen mußte, die die Atzten Bedenken aus dem Weg geräumt hat. Die Fran- Zeigten sich damals von ihrer besten Seite; die ssduzösische Regierung tat alles, um dem havarierten ^stschifs Hilfe zu leisten, und auch die Bevölkerung ^Pte größtes Interesse für das Luftschiff und seine -oesatzung. Aber Toulon ist nicht Paris. In Toulon hat man nicht die unangenehmen Kriegserinnerungen und viel leicht auch nicht eine so chauvinistisch eingestellte Presse ^ie in Paris. Zwar hat auch jetzt ein großer Teil der Pariser Bevölkerung dem Luftschiff freundliche Grüße »ugewinkt, aber es gab auch einen anderen Teil, der Mcht mitgemacht hat und in der Ueberfliegung von Paris nur einen Anlaß zu neuer Hetze gegen Deutsch land sieht. So hat der Vorsitzende einer Pariser Bei zirksgruppe der Patriotischen Liga an den franzö sischen Luftfahrtminister ein Protestschreiben gegen die ueberfliegung von Paris durch den „Graf Zeppelin" gerichtet. Mit unversteckter Befürchtung hätten die Pariser die Vorstellung des „Gras Zeppelin" über ihrer Et angesehen, die von den Vorfahren des Zeppelins auf das bitterste heimgesucht worden sei. des „Graf Zeppelin", der mit echt ger- 2ams langsam in niedriger Höhe mehrmals überflogen habe, sei für jeden Franzosen, der Moskau fordert scharfe Sühne von Polen. Amtlicher Teil. Wegesperrung. Die Dorfstrahe im obere« Ortsteil wird vom 29.4. 30 ab bis auf weiteres gesperrt. Der Verkehr wird über Ebersbach und Waldenburg verwiesen. Oberwinkel. Der Semeiuderat. die Schrecken des Krieges gesehen habe, unerträglich. Der Briefschreiber scheint mit dieser Auffassung keines wegs allein zu stehen. Wenigstens behauptet dis „LibertS", sehr viele Briefe der gleichen Art erhalten zu haben. Galten diese Haßausbrüche schon dem bloßen Ueberfliegen der französischen Hauptstadt, so kann man sich lercht vorstellen, wie gehässige Kommentare ein Teil der Pariser Presse gebracht haben würde, wenn ein deutsches Luftschiff eine offizielle Landung auf fran zösischem Boden unternehmen sollte. Selbst in Eng land hat man die Kriegspsychose noch nicht so weit überwunden, um allgemein in dem Zeppelinbesuch nur einen Markstein der fortschreitenden Entwicklung des Luftverkehrs zu sehen. Ein Teil der Londoner Sonn tagspresse hat ganz ähnliche Töne angeschlagen wie die französischen Chauvinistenblätter. So hat „Sunday Ex preß" seinem Bericht die Ueberschriften gegeben: „Zep pelin-Zerstörer wieder über London", „Deutsche sehen die City, die sie bombardierten", „London blickt auf und erinnert sich". Den Text kann man sich hiernach leicht denken. Der größte Teil der ernst zu nehmenden Lon doner Presse äußert sich allerdings durchaus freund lich. Der „Observer" benutzt den Besuch des „Graf Zeppelin" zu einem grundsätzlichen Artikel über die deutsch-englischen Beziehungen, in dem den außerordent lichen deutschen Leistungen seit Versailles volle Aner kennung gezollt wird. Der Besuch des „Gras Zeppe lin" erscheint dem Blatt als ein Symbol für die wie derhergestellte Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland. Es ist nichts weiter als die Wahr- heit, so herßt es u. a., wenn man sagt, daß unsere besten Hoffnungen für die Zukunft der Welt aus der fried lichen Zusammenarbeit der so verschiedene Fähigkeiten ausweisenoen Länder Großbritannien und Deutschland beruhen. Wir wollen nicht behaupten, daß diese Zu sammenarbeit sehr leicht ist. Der Respekt, den wir gegenüber den Deutschen hegen und den die Deutschen uns entgegenbringen, ist mit bitteren Erinnerungen vermischt, aber wir wissen zum mindesten, daß die Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern zu Ende sind. Diese Erkenntnis verstärkt uns in der Ueberzeu- gung, daß die beiden Nationen, die sich mit solcher Wirksamkeit bekämpften, mit derselben Entschlossenheit und Fähigkeit ihre gemeinsamen Anstrengungen der Zivilisation widmen können. Man darf hoffen, daß sich die Auffassung, die hier zum Ausdruck kommt, bald allgemein durchsetzen wird, wie sic sich in Amerika schon längst durchgesetzt hat, und wie sie auch dem Flugverkehr gegenüber schon längst Platz gegriffen hat, obwohl die deutschen Bom benflugzeuge in ihrer Gesamtheit vielleicht mehr Schaden angerichtet haben als die wenigen Zeppeline. „Paneuropa." Ein Paktentwurf Graf Coubenhove-Kalerghis. Graf Coudenhove-Kalerghi, der bekannte Schöpfer der Paneuropa-Jdee, veröffentlicht nunmehr den Ent wurf für einen paneuropäischen Pakt. Er ist der An sicht, daß die Paneuropafrage angesichts der bevor stehenden Versendung des Briandschen Memorandums an alle europäischen Regierungen ein Stadium erreicht habe, in dem eine europäische Diskussion der damit verbundenen Fragen in. der Oeffentlichkeit einsetzen werde. Er habe daher einen ausführlichen Paktvorschlag entworfen, der alle Voraussetzungen für den Aus gangspunkt einer europäischen Aussprache in sich ver einige. Die europäischen Staaten sollen nach diesem Patt« entwurs einen ewigen Bund zur dauernden Sicherung des europäischen Friedens und Erreichung der poli tischen, wirtschaftlichen und geistigen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Bölkern schließen. Der vund soll als gegründet gelten, sobald Staaten mit einer Gcsamtbevölkerung von mindestens 12V Millionen Europäer den Pakt ratifiziert haben. Alle Staats angehörigen der europäischen Bundesstaaten sollen zu gleich „europäische Burger" werden. Der europäische Staatenbund soll als regionales Abkommen im Sinne des Artikels 21 des Völker- bunddaktes aelten. Kompetenzstreitigkeiten zwischen Völkerbund und europäischem Staatenbund sollen von. einer gemischten Instanz entschieden werden. Die Mit» glieder des europäischen Staatenbundes garantieren einander die Einhaltung des Völkerbunds- und deA Antikriegspaktes Die Bundesmitgliedcr solle» ferner ihren nationalen und religiösen Minderheiten volle Gleichberechtigung vor den Gesetze», sowie freie Aus übung ihrer Muttersprache und ihres Kultes in Schule^ Kirche und Presse, vor Gericht und Behörden gewähren» Die Bundesmitglieder sollen weiter künftig keine Meistbegünstigungsverträge ohne Einschaltung einer so genannten europäischen Klausel erneuern oder schließen. Alle künftigen Verträge zwischen Bundesstaaten sollen, der Zustimmung des Bundesrates bedürfen. -st Die Vereinigten Staaten von Amerika brauchen trotz dieses Entwurfs vorläufig noch keine Angst zu haben, daß ihnen in den „Vereinigten Staaten von Europa" eine Konkurrenz ersteht. Von dem zweifel los gutgemeinten Plane Graf Coudenhoves läßt sich nur sagen: „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen". Es ist aber immerhin ganz gut, daß dieser Entwurf vor der Denkschrift Briands erschienen ist. Es sind einige Ge danken darin, die Briand bei seiner Arbeit verwerten kann. Das gilt besonders von dem Schutz der natio nalen und religiösen Minderheiten, den Gras Couden hove-Kalerghi fordert. Hoffentlich macht sich Briand auch diesen Gedanken zu eigen, und zwar nicht nur im Interesse der Minderheit in Polen, der Tschecho slowakei und den sonstigen Oststaaten, sondern auch im. Interesse der deutschen Minderheit in Frankreich.. Staatliche Hilfe für dle Gemeinden. Finanzminister Weber über Finanzen «vd Finanzausgleich. Die Bürgerlich Kommunalpolitische Zentralstelle für Sachsen hielt in Dresden eine Versammlung ab, die der Vorsitzende, Stadtverordnetenvorsteher Enke-Leipzig, eröffnete. Das Hauptreferat hielt Finanzminister Weber. Es ist, so führte der Minister aus, eine grund sätzliche Forderung, daß der öffentliche Berwaltungs- aufwand in Reich, Staat und Gemeinden unter allen Umständen herabgemindert werden mutz. Ohne eine Hilfe des Reiches ist der in Sachse« eingetretene Notstand kaum zu milder«. Bei dem allgemeinen Sterben in der sächsischen Wirt schaft wäre es aber ganz katastrophal, wenn die Real- steuern in dem Maße erhöht würden, wie es die Sozialdemokratie und der Sächsische Gemeindctag fordern. Wenn daraus hingewiesen wird, daß die Nealsteuern in Sachsen niedriger sind als z. B» in Preußen, so habe Sachsen aber eine viel schärfer angespannte M i e tz i ns st e u e r. Redner fuhr fort: Sachsen ist das einzige Land, das auf Kosten der Staatseinnahmen die Zuwendungen an die Gemein den erhöht. Für die Gemeinden, die trotz sparsamster Haushaltführung iu finanzielle Not geraten, hat die Regierung volles Verständnis und wird ihnen «ach wie vor unter die Arme greifen; die Regierung mutz aber das Recht haben, zunächst einmal die finauzielle« Verhältnisse dieser Gemeinde «achzuprüfen. Eine Heraufsetzung des Lastenausgleichsstocks um 2 Prozent auf Kosten des Staatsauteils ist durch Einsparuns a« den Ausgaben des Staates nicht möglich. Finanzminister Weber wandte sich dann der Auswirkung der vom Reichstage beschlossenen Steuer gesetze zu. Aus den Steuermehrerträgmfsen ein schließlich der Zuweisungen von -S Prozent Staats» anteil an den Lastenausgleichstock tritt für die Gesamt heit der Gemeinden damit eine Verbesserung -er Ein nahmen von 6,3 Millionen ein. Der zweite Referent, Oberbürgermeister Dr. H a r t e n st e i n - Freiberg betonte noch einmal die ungeheuer schwierige Finanzlage der Gemeinden, die an vielen Stellen so trostlos sei, daß nur schleunige Hilfe etwas bessern könne.