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Onter'nalturts und lijr 74 — 28. ^ürr I02Y Läcki-kclie Volksreilunx Uekt unä /Irbeit Von Professor Krswkoiv Unter den vielen Faktoren, die »ns«, Betragen beeln- flussen. ist das Licht, di« Art der Beleuchtung, zweifellos einer der wichtigsten. Diese Erkenntnis und der Fortschritt der Technik erklären das immer wachsende Interesse an den Beleuchtungsfragen. Die Beleuchtungsingenieur« unserer Tage erkennen, das; es nicht genügt, lediglich die rein tech nischen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und beschäftigen sich immer mehr und mehr mit den Problemen der Psycho logie und der Psycho-Physiologie des Sehens. Schon Goethe bemerkte, daß Farbunterschiedc in uns verschiedene Stimmungen Hervorrufen und unser Betragen verändern. Nicht umsonst, schreibt er, beteuert ein Fran zose. daß der Ton seiner Unterhaltung mit den Leuten ganz anders geworden ist, seit die himbeerfarbige Polste rung seiner Möbel durch blaue ersetzt wurde. Die rötlichen Farben werden allgemein als aufpeitschend und erhebend charakterisiert. Man kennt auch die aufpcitschende Wirkung der roten Farbe bei einigen Tieren, z. V. dem Stier. Grüne, blaue, lila Farben dagegen beruhigen und können melan cholisch und sogar niederdrückend wirken. Aus Grund der Ergebnisse der zeitgenössischen psychologischen Experimente mutz man annehmen, datz derartige Wirkungen der Farben auf uns größtenteils den Farben selber innewohnen und nicht nur Assoziationen sind, die sie in uns Hervorrufen. Andererseits wissen wir, datz jedes Gefühl, jede Stimmung mit bestimmten Veränderungen der physiologischen Zu stände in unserem Organismus verbunden sind. Also mutz die Wirkung dieser oder jener Farbenreize auf uns auch in physiologischen Erscheinungen unseres Körpers festzustellen sein. Und wirklich zeigten die Versuche in Wundts Labo ratorium über die Art der Wirkung von Farben auf At mung und Puls, datz die erregenden Farben unsere Atmung tiefer und schneller machen, und den Puls beschleunigen und vertiefen. Die beruhigenden Farben wirken auf Puls und Atmung gegenteilig. Aber die Farbenreize sind nicht nur imstande, unsere Atmung und unseren Herzschlag zu verändern, sondern sie wirken auch auf den Charakter der Bewegungen des Men schen. So hat ein französischer Gelehrter beobachtet, datz die Muskelkraft sich je nach den einwirkenden Farbenstrah len verändert. Bei nervösen Personen wuchs die Kraft be sonders stark in dem Matze der Farbenveränderung von dlau-lila zu orange-rot. Interessant sind die kürzlich an- estellten Experimente des holländischen Forschers Emmi oven über die Wirkung der Farbenreize ans die Schnellig keit unserer willkürlichen Bewegungen. Er stellte das so- enannte psychische Tempo fest, o. h. das für den einzelnen equemste Klopftempo. Nun zeigte es sich, datz das Tempo davon abhing, bei welcher Beleuchtung die Klopftöne er zeugt wurden. Am langsamsten war das Tempo in blau- lila oder blaugrünem Licht. Es wurde in Durchschnitts intervallen von "/„ Sekunden ausgcführt. Das schnellste Tempo entsprach orangerotem nird rein grünem Licht, die Schnelligkeit betrug hier '/„ Sekunde. Die Experimente einiger Gelehrten über die Beweglich keit der Tiere bei verschiedenfarbiger Beleuchtung ergab entsprechende Resultate. Wir sehen also, datz nutzer der Atmung und dem Herzschlag auch die Kraft, die Schnellig keit und die Zahl unserer Bewegungen von der Wirkung verschiedenfarbiger Lichtreize abhängen. Aber autzerdcm verändern die Lichtreize infolge der in uns hervorgerufenen Emotionen auch die Empfindlichkeit anderer Gefühlsorgane, z. B. des Gehörs. In dieser Be ziehung sind die Experimente des russischen Professors La- sarew ausschlutzreich: Er ließ das auf eine Leinwand ge worfene Licht in gewissen Intervallen ausflammen und er löschen, während gleichzeitig ein Ton erklang. Bei beleuch teter Leinwand wurde der Ton als lauter empfunden, bei der verdunkelten als leiser. Je stärker das Licht wurde, desto lauter schien der Ton zu sein. Diese wissenschaftlich sestgestellten Tatsachen wurden von einigen Kapellmeistern schon immer unbewußt ausgenutzt, indem sie z. V. für die Schlutzakkorde des Orchesters, die stärker ausgenommen wer den sollten, eine verstärkte Beleuchtung des Saales ver langten. Nun werden die meisten Arten unserer Tätigkeit durch das Auge kontrolliert und bestimmt. Deshalb Ist die Be leuchtungsart für unsere gesamte Tätigkeit autzcrordentlich wichtig, und es gilt, die günstigsten Beleuchtungsbedingun gen festzustellen. Was verlangen wir nun überhaupt von dem Auge? Erstens mutz es die Helligkeit und die Farbtöne unterscheiden, damit wir die Umrisse der Gegenstände er fassen. Zweitens wollen wir scharf sehen, d. h. fähig sein, zwei sehr nahe Punkte voneinander zu unterscheiden. Drit tens brauchen wir schnelle Eesichtsausnahme, viertens — die Bestimmtheit jedes Gesichtseindruckes. Dazu kommt die Notwendigkeit, möglichst lange sehen zu können ohne zu er müden, damit wir trotz längerer Arbeit keine unangeneh men oder krankhaften Empfindungen bekommen. Für alle diese Bedingungen ist das weiße Tageslicht oder die ihm am nächsten stehenden Lichtquellen am günstigsten. Erstens haben wir uns an das Licht dieser Art gewöhnt, zweitens enthält das weitze Licht die Wellen aller Längen, so datz mir daher die Farbenschattiernngen am besten unterscheiden können. Die in Amerika angestellten Experimente zeigten, datz das Lesen bei Tageslichtlampen leichter war, selbst wenn sie um ein Drittel schwächer als die Normal-Glüh lampen waren. Anher von der Farbe hängt die Schärfe des Sehens von der Lichtstärke ab und erreicht bei ungefähr 100 Lnr das Maximum. Bei dieser Helligkeit nimmt man das Objekt beim Sehen am schnellsten wahr. Befindet sich das Objekt nicht auf einem weißen, sondern aus einem dunklen Untergrund, so mutz die Beleuchtung noch Heller sein. Das laute Lesen einer gewöhnlichen Schrift verlaust bei 200 Lux am günstigsten. Neben der Darbe und der Stärke der Lichtquellen ist auch ihre Verteilung von beson- derer Bedeutung. Ungleichmäßige Beleuchtung ist immer ungünstig. Schädlich wirken die im Blickfeld befindlichen Lichtquellen, wie ungeschützte elektrische Birnen usw. Schon nach einem kurzen Blick aus die Leuchtkörper sinkt die Emp findlichkeit des Auges. Das Wahrnehmen verlangsamt sich. Wenn wir aber gezwungen sind, die grellen Gegenstände mit dem Blick zu meiden, üben wir eine Muskelanstrengung aus, die bald zur Ermüdung des Auges führt. Die Ver suche haben gezeigt, datz zerstreutes Licht immer günstiger wirkt als direkte Lichtquellen, und datz die noch vielfach un zweckmäßige Beleuchtung in unseren Arbeitsstätten und Wohnungen unser« Arbeitskraft beträchtlich herabsetzt. Die Arbeiten amerikanischer Gelehrter haben bewiesen, daß es genügt, durch zweckmäßige Beleuchtung drei Minuten täg lich zu ersparen (durch Beschleunigung der Arbeitsbewegun gen oder durch Vermeidung von Fehlgriffen), um in einem Jahr alle Kosten der neuen Beleuchtung aufzubringen. Die Versuche mit verschiedenen Bcleuchtungsarten ergaben über-, zeugende Resultate: Bei einer Erhöhung der Lichtstärke von 13 auf 70 Lux stieg die Leistungsfähigkeit um 13 Pro- Di« kleine Marion lernt Englisch. Täglich kommt die „Miß" zu ihr. Sie ist eine ln Engländerin, und tut immer, als habe sie einen Knödel im Mund. Das ist ihr wahrhaftig an geboren. Denn die Miß Niedermeir stammt aus der Gegend um Passa», allwo das tägliche Brot teils aus Scmmelknödln, teils aus Leberknödln besteht. Und die Miß Niedermeir hat ein Lehrbuch mitgebracht, und eine eigene Lehrmethode, die hat sie außerdem. Das erste Wort, das die Marion lernt, heißt Indio rudlier, worunter mancher Brite einen Radiergummi versteht, natürlich keinen gewöhn lichen, sondern einen echt indianischen. Dieser Exote ist also gewissermaßen Marions englische Muttermilch, auf ihn baut sich die Pyramide ihrer englischen Kenntnisse, er wird für sie der Begriff des Englischen schlechtweg. Merkwürdig . . . merkwürdig . . . „WKere w mx Indian rudlior?" — das ist die erste Frage an das Schicksal, die Miß Niedermeir die Marion stellen läßt. Wahrscheinlich, weil das eine der Kardinalfragei» ihrer eigenen Jugend war. Gibts doch in jedem Hause ein Gespenst, das sich, außer von Scheren und Bleistiften, in der Hauptsache von Radiergummis nährt . . . Die Marion lernt natürlich nachher noch andere Dinge aus englisch. Sie erfährt, daß sie einen „lniinain l,nd>" besitzt und kann seine Details in deutlich angelsächsischem Idiom trcss- lichst unterscheiden. „Huch", sagt sie, „Vatl wann fährst denn mal mit mir ins England? Oder mit',» Dampsschiss, wo man schon zum Früh stück a ganzes Mittagessen kriegt und zwischendurch immer mal wieder 'n Frühstück? Und in Amerika drüben da gibts ja den ganzen Tag Esrorcnes! I bave icecream . . . i<ive ino n icoeroanr kour » . . . Was heißt den» „Zehner!" aus amerika englisch, Vatl?" Die kleine Marlon hat, wie man sieht, ihrer neuen Bildung durchaus die kulinarische Seite abgewonnen. Immerhin — wenn ihr sie in der Nacht auswecken und englisch anreden würdet, sie tät unbedingt zuerst an den „lndia rudder' denken. Er verfolgt sie. „Das Englische, weißt, Batl, ist eigent lich furchtbar schwer . . . Tja ... Es hat ja sooo viele Worte, und alle heißen was anderes . . . Und jedes Wort derbleckt einen. Weißt: Wenn das Fräulein Miß sagt: zkoi Isclieilck ... weißt, das heißt nämlich „Kind", obwohl ich doch der Miß ihr Kind gar »et bin, dann schaut das ganz anders aus wenn s' es nachher hinschreibt. Das schaut dann so ans: dl .. v Lb . . t . . . Id. Tja. Und wenn a blanks kleins „i" in mein Jnglischbuck steht, dann tut das Fräulein Miß, als obs an „Ei" war. Tja, so dobleckt einen das Englisch», Vatl" Die Marion macht ganz große Auge», und sie zieht die Stirne in viele Falten, weil die Welt ihr doch immer, immer rätselvoller erscheint; gar nimmer so selbstverständlich und kinderleicht wie früher. Denn. ach. wir müssen erst mindestens neun Jahr sein, um endlich, endlich zu merken, wie furchtbar dumm wir noch sind. Auch wenn uns ein „lndia 1-nbdar" hin sichtlich seiner Bedeutung, Qualität und Herkunft auch nicht das Geringste mehr vormachen kann . . . „Ach, Batl, überhaupt mit dein' Indio rubder. Das Friiu- /^N den vornenKekrönten O neig« dich, du dornenivundes Haupt, O überblute mich! O segnet mich, ihr blassen, reinen Hände. Die roh des plumpen Eisen» Sckstirse irasl . . . Hinunter in den Staub warf mich mein Nächster, Ter in der Enge wohnt, der Schottenwandler: Ihn schreckt« meiner Sehnsucht lichter Flug! .... Gib mir die Kraft, den grauen Feind zu lieben! Latz mich aus dein« Qualen schauen, Gott, Latz messen, Heiland, mich mein kleines Leid An deiner herben Schmerzen Uebermatz, Di« liebend du gelitten — du, der starb, Um all«, all« Menschen zu erlösen; — Di« liebend b« gelitten, um auch mich Un» «Minen Ärgsten Feind vom Tob zu reiten! Lrnst Xoelckecben. den» Inhalt Professor Krawkow: Licht und Arbeit. Richard Rieß: Lernt fremde Sprachen. Ernst Noeldechen: An den Dornengekrönlen. Clemens Korth: Mein Freund Schnubb Palmsonntag im Schwarzwald. Hans Riekau: Faules Geschäft. Ostrr-BUderbücher. Fünf Minuten Kopfzerbrechen. zent. Bei weiterer Verstärkung auf SO Lux um 18 Prozent und bei 150 Lux überstieg sie die Ansangsleistung um 26 Prozent. Es ist selbstverständlich, datz «ine derartig« Steigerung der Leistungsfähigkeit die Kosten der verstärk ten Beleuchtung reichlich ersetzt. (Uebertragen von M. Charol.) lein Miß ist jetzt schon drei Monat bei uns. Ich kan» fei schon das Englisch . . ." „Gott sei Dank!" sagt der Vatl, der eine humanistische Bil dung hat erdulden müssen. Und nun kann er vier Gesänge der „Ilias" auswendig und den halben Ovid, aber ach, wenn er sich in London ein Beefsteak bestellen wollte, da müßte schon sein neunjähriges Töchterlcin Helsen . . . Das aber sitzt an seinem kleinen Schreibpult und raust sich mit beiden Hände» den blonden Schopf und „studiert". Und schimpft zwischendurch ein bißchen. „Und alles wegen 'n Zank. Weil s' eben gar so zänlisch gwen sind. Und nur deswcgn muß jetzt ich ..." „Ja, was Haft denn du nur, Kind?" „Ach, weils doch wahr is. Wenn s' sich vertrag» hält« mitanand, wie s' in Babel den Turm baut Ham, braucht jetzt ich kein Englisch net lernen. Erst hat die Eva die Dummheit macht und is aus den Bpfl gnäschig gwen, und dann die Zankerei an der Banstelln, und alls muß jetzt ich ausbadn: Mit in d' Schul gehn und dem Fraulein Miß." „Hm" macht da der Vatl, »nd er denkt, es sei vielleicht an der Zeit, seinem Kind etwas von der sinnbildlichen Bedeutung biblischer Geschichten zu erzählen, davon, daß die alten Vorgänge nichts anderes sind als Abbilder der menschlichen Unzulänglich keit, die ewig ist. Und er sagt: „Na, dann klapp jetzt mal dein englist» doole zn und kommt mit in den Viedcrstciner Park. Ich will dir was erzählen." „Fein!" macht da die Marion und pfesfert das Buch in die Ecke. „Und a Eschicht mußt mir erzähl». Weißt eine, wie es war, als du »och a Buberl gwen bist; denn du warst doch sicher a großmächtiger Lausbub, gel?" Wir treten also aus dem Hause und sprechen gerade noch über die Notwendigkeit, dir die Eltern zwingt, ihre Kinder mit ausländischen Sprachen quälen zn lassen. („Weißt, Batl,» wenn mal ein Kinderle Hab, nach« . . na das weißt ja schon, gel, daß inir das Kinder! überhaupt net in d' Schul gehn braucht . . .), wir unterhalten uns also über die weite Welt und wie schön es ist, in der Fremde, alle Leut zu verstehen, da kommt ein junger Herr des Wegs und er bleibt stehen und schaut. «Vatl, der will fei was!" sagt di« Marion, und weil sie gar so neugierig ist:'sieht sie auch den fremden Herrn an, besonders seine lederne Handtasche, denn die ist mit bunten Zetteln be klebt, daß man grad so schauen kann .. Und der Herr kommt noch rin bißchen näher und er lächelt wie rin Zähne-Putz-Ereme-Plakat »nd sagt: „Pension Toule- mont?" Diese Pension ist gleich »m die Ecke herum. Der Vatl er klärt es dem Herrn, aber er lächelt weiter und versteht offen sichtlich nichts. Da versucht cs der Vatl mit Französisch. „8peale Von englisbl" fragt der Herr schließlich. Es gibt Situationen, in denen Vatls sich schämen müssen. Aber — steht nicht da die Marion und kriegt einen roten Kops, als sei der fremde Herr der heilige Nikolaus und fange jetzt mit der Bravheits-Prüfung auf der Stelle an. Vielleicht befinden sich Nute und Psesserkuchen in der ledernen Handtasche? Leis«, ganz leise, versucht Marion eine Orientierung rückwärts „Sags doch dem Herrn.." rust der Vatl, während der „Herr" »och immer lächelt und innerhalb einiger Sekunden tausend Silben englisch spricht, als sei das die leichteste Sprache von der Welt. Und der Vatl versteht kein Wort, aber er hat doch heut morgen etwas von der Marion gelernt, „dlx ebild" . . . ant wortet er und deutet aus den blonden Dreikäsehoch an seiner Seite. „Oh .. oh?" lächelt das Zahncreme-Plakat. Und er streichelt die Marion und fragt offensichtlich abermals nach der „Pension Toulemont". „Aber, Marion, sags doch dem Herrn! Sag: Gehn Sir erst geradeaus und dann recht» und dann wieder rechts. Dann ist » das dritte Haus. „>Vl»«rs. . . wkere . . ." fragt der Herr. Da faßt sich die Marion endlich ein Herz, und sie rettO di« Ehre der Familie. Fließend englisch spricht sie. ans ihre« l^ernt kremäe Von Mcksrä Kiek