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Süchstsche Dolkszeiiung r« März I»N MMklW O WM M In den Leipziger Neuesten Abrichten von, 1. März 1928 finde» wir einen interessanten Artikel: „Das katholische Italien", der, obtvahl von rein protestantischen Gedanken ausgehend und diese Tendenz nicht verleugnend, doch auch für den Katholiken von Be- -enlrrng ist. Der Herr Verfasser, der römische Vertreter der Leip ziger Neuesten Nachrichten, seht sich hier mit dem zwischen Italien und dem Heiligen Stuhle gcschlossnen Konkordat auseinander. Nicht ohne Absicht führt er dabei auch Einzelheiten aus dein dadurch bürgerliches Recht gewordenen kanonischen Recht a», natürlich im Hinblick auf bas von Preußen beabsichtigt« Konkordat mit der Kurie. Das „vibeant consules" leuchtet uns aus seinen Ausfüh rungen so deutlich entgegen, daß es direkt die Ueberschrist dieses Artikels bilden könnte, Nachdem alle Versuch»« im preußischen Landtage, die KonkordalSverlmndlungen zu Fall zu bringegn, bisher gescheitert sind, scheint inan auch vor einem großen Prcsseseldzug zur Verhinderung des Konkordats nicht zurückzuschrecken, und diesem dient wotil auch der vorenvähnte Artikel. Deshalb halte ich cs als Katholik und Politiker für gut, ihn näher zu betrachten. Der Herr Verfasser geht von der vermeintlichen Gefahr aus, die in der engen Verbindung zwischen Kurie und Staat liege» soll. Diese Ansicht dürfen wir dem Protestanten nicht übel nehmen, sie ist für ihn eigentlich selbstverständlich. Für ihn ist die kulturelle Ent wicklung Italiens gehemmt, seitdem kirchliche Nechlssätze wieder bürgerliches Recht geworden sind. Daß die enge Bindung von Kirche und Staat die glanzvollsten Zeilen des Mittelalters herbei- führlc und zu der größten Rcchtsrcsori» aller Zeiten führte, er. kennt der protestantische Journalist nie an. er weiß nur etwas vom finsteren Mittelaller, von Hexenvcrbrennung und Inquisition, als ob erstcre nicht gerade in den protestantischen Gegenden Deutsch lands am furchtbarsten gewütet hätte und lehtere nicht als Stras- g icht des weltliche» Armes anzusehen wäre, „Italien hat dem römischen Stuhle seine ganze Seele ver schrieben", so heißt es weiter. Warm»? Weil Familie, Ehe und Ju genderziehung de>n zersetzenden, freimanrerischen Einfluß entzogen und wieder im christliche» Sinne geachtet und gewertet werden. Weil die Heiligkeit der Ehe. die Reinheit der Familie, der Schuß der Jugend vor den Gefahren des Materialismus, di« Erhaltung eines gesunden Nachwuchses nun auch eine Aufgabe des Staates darstellt. Gott sei Dank, daß ci„ kluger, weitschauender Staats mann und ein großer, um das Wohl der ihm anvertraulcn Seelen besorgter Papst die Notwendigkeit erkannt haben, die seit Jahrhun derten zerrissene Einheit zwischen Kirche und Staat wieder hcrzu- slellen, weil sie in dieser Vereinigung mit Recht das stärkste Boll werk gegen de» Unglauben und de» Bolschewismus erblicken. Die lanoe Zeit der Trennung oo» Kirche und Staat tvar immer zum Nach.eile des letzteren in der Geschichte. Deshalb hat noch jeder große Staatsmann nach Beendigung innerer Wirren als sein erstes Ziel die Notwendigkeit der Versöhnung mit der Kirche erkannt. Bei allen diesen Abmachungen hat man aber niemals der Kirche den Vor wurf machen können, idaß sie um vorübergehender irdischer Vorteile willen ewige Güter vernachlässigt habe. Nur in einer acholischen Kirche loar der Abfall Englands unter Heinrich dem Achten möglich. Auch in dem jetzt abgeschlossenen Konkordat hat sich der Hei lige Vater als wahrhaft katholischer, das heißt universaler Völker hirt« erwiesen, der das Wohl aller seiner Schäslcin im 'Auge hat. Für uns Deutsche zeigt sich das klar in der Regelung der S üd- tiroler Frage. Wen» wir der Siampa Glauben schenken dürfen, so hat der Heilige Stuhl, ohne davon vorher viel Wesens zu machen, de» Religiousuulcrricht in der deutschen Sprache für das südliche Grenzdeulschtum durchgesetzt. Wenn mau all das bedenkt, so mutet es uns eigen au, wenn es in dem betreffenden Artikel heißt: die Sittenlehre, auf die sich Kurie und Fascio geeinigt hülle», sei mehr völkisch als christlich, ihr Kern sei der altrömische Autoritätsglaube Sicher bedeutet diese Vereinigung Autoritätsglauben, aber nicht altröniischeu, sondern altchristlichcn, katholischen, weltumspannenden Autoritätsglauben. Autorität in Kirche u»d Staat ist aber heule nötiger als ie, in einer Zeit, in der Mangel au ihr die Grundfesten christlicher Wcltordnnng za erschüttern drohen. Bedeutet etwa Ehristcntuui nicht Autoritätsglauben, hat nicht der Heiland uni seinem Wort: Wer euch hört, höret mich, »nd mit sei nem Ausspruch: Ein jeder sei untertan der Obrigkeit, die Geivalt über ihn hat. die kirchliche und staatliche Autorität fest begründet? Aber wir wissen, warum sie dem Protestanten als heldni'ch er scheinen, weil sic ihm »»bequem sind, weil Liberalismus, Indivi dualismus und Protestantismus niit ihren oft unklaren und ver schwommenen Ideen in einem derartigen Staat keinen Nährboden mehr finden Welche Kirche lmt wohl den politischen Autoritäls. glaube» stärker vertreten, als die protestantische, die de» Grundsatz des cuius regio, eins religio «ufstellle und noch bis zur Revolution in Deutschland beschränkende Bestimmungen für Katholiken kannte (siehe Jesnilengesetz usw.s. Wenn der wahre Autoritätsglauben die drei Mächte Individualismus. Liberalismus und Protestantismus bekämpft, so weiß er. warum er cs tut. Er kennt ihre Wirkungen, die das heutige Elend über Europa brachten. Nur der AittoritülS- gtaube» des katholischen Staates und der katholischen Kirche können Europa vor dem EhaoS retten, es befähigen, dem zersetzenden An sturm des Materialismus cnlgegeiizuiretcn. Um di« Zukunft des Papsttums braucht uns nicht bange zu sein. Der überirdische Schutz, den der Heiland seiner Kirche ver heißen hat. wird es sich aus allen Stürmen immer größer und mäch tiger erheben lasse». Vor einiger Zeit sah ich in einer Gartenlaube von 1869 Bilder aus dem Lebe» des Heiligen Vaters Pius des Neunten und der ewigen Stadt. In einem Artikel aber wurde mit Die kommende Der Landtag verzichlel aus nochmaligen Zusammentritt Dresden. 27. März. Wie bereits gemeldet. Hut das Gesamtministerinm die Neuwahlen zum Landtag auf den 12. Mai festgesetzt. Es hat also erfreulicherweise und im Sinne aller lslarteien »icht erst auf die Zustellung des Urteils durch den Staatsgerichtshos geivartet, die sich noch bis Milte April hinziehcn kann. Am Dienstagvornüllag fand eine längere Besprechung der Vertreter der Regierungsparteien im Ministerialgebäude in Gegenwart des Ministerpräsidenten Heldt statt, die sich hauptsächlich mit der Frage des Wahltermins befaßte. Man war einmütig der An sicht, daß so schnell wie möglich gewählt werden müsse, und dcmenlsprechend hal ja das Kabinett auch beschlossen. Ferner kam zum Ausdruck, daß die Rcgierrmgsparteie» keinen Wert darauf legten, daß der Landtag nochmals zusammentrete. Dem- entsprcchcnd wandten sich die der Regierungslroalitioir ange- hörcnden beiden Vizepräsidenten Dr. Eckardt und Hick- »rann, die beide an der Fraktionsbesprechung teilgenomme» hatten, nachmittags in der Konferenz der drei Landlagsprüsi- dcnten gegen den Pin» des Präsidenten Schwarz, noch eine Sitzung des alten Landtags cinzubernfen. Der etivus gewun dene amtliche Bericht über die Präsidialsitzung sagt, daß kein Beschluß über die Einberufung gefaßt worden sei, weil die Urieilsbcgrüirdrmg noch nicht Vorgelege» habe. Das bedeutet natürlich nichts anderes, als daß der alte Landtag nicht noch einmal Zusammentritt, sondern sang- und klanglos verschwindet Abg. Landgerichtsdirektor Neu, der die Klage der SPD vor dem Siaaisgerichtshof vertreten hal, legt übrigens über zeugend dar, daß das Urteil des Staatsgerichtshoss sofort mit der Verkündung wirksam geworden sei. nicht erst mit der Zustellung. Reu weist darauf hin. daß der vielenoähnle § 11 der Geschäftsordnung des Staatsgerichtshofs nur für die Fälle in Frage komme, wo Entscheidungen in nichtöffentlicher Sitzung ergehen. Bei mündlicher Ver kündung dagegen tritt das Urteil sofort in Kraft. Dement sprechend hat der Landtag bereits zu bestehen aufgehört, und die Immunität der Abgeordneten und ihre sonstigen Vorrechte sind am 22. Mörz erloschen. Nach den Bestimmungen der Ber- UraUe Lausitzer Osierbräuche Das Eierfchiebc,, und Osterreiten in Banken. Reich an malerischen Städten, reich an einer wcchselvollen Geschichte, deren niannigsache Ueberliesecnngen »och heute vorhanden, reich auch an alten Sitten und Bräuchen ist der Osten Sachsens, di« sächsische Oberlaufih, die man beinahe als die sächsische Ostmark be zeichnen möchte. Eben die wechsclvoll« Vergangenheit, die die Lau sitz unter die Krone Böhmens, Polens und Uirgarns führte, dos schicksa!harte Erleben >var es, das den Lausitzer selbst zäh, hart und beharrlich werden ließ. Und diese Beständigkeit des Volkscharakters, das Fesitialleu an dem. Inas einmal von ihm Besitz ergriffen halte, prägt sich auch i» der treuen Uebeibiescnmg alter Sitten und Ge. bräuche aus. Die Lausitz ist das Land uralter Sitten und Ge bräuche, die, fest in dem aus Deulscheu und Wenden sich zusam- mcnsctzcnden Volkstume verankert, sich von Jahrhundert zu Jahr hundert fortcrbcn und an Zahl und Eigenart kaum von einer ande re» Gegend Deutschlands erreicht werden dürft«. Besonders der Frühling ist es, der diese alten Sitten »nd Bräuche wieder anflebe» läßt. Hier knallen noch in den Lausitzer Bergen die Büchsen zum Osterschießen, hier gehe» deutsche und wen dische Mädchen ain Ostcrnwrgcn schweigsam zum Osterwasserholcn, hier werden Einschieben und Osterreiten gepflegt. Frühlingsbräuche sind nicht minder die Hcrenfeuec am Walpurgisabcnd, die durch das Lausitzer Land leuchte», von den alten Götterbcrgcn des Czorncboh und Bicleboh, vom Lialtenberg, Kottmar und Lausche weit in di« Lausitzer Heide hinaus und bis hinüber ins stammverwandte Böt>- inerland. Frühlingsbräuche auch das Maibaumwerfen »sw., das namentlich in den wendischen Dörfern gepflegt wird. O jo, es ist interessant, dos Lonsitzer Volkstum. und es ist lohnend, sich in seine Geschichte und E-igemrrt zu vertiefen oder einmal selbst in die sen Tagen zu einer Frühlingsfahrt und Osterfeier ins Lausitzer Land zu kommen. Am fesselndsten sind bas Bautzen er Eterschieben und das Osten eiten. Das Eierschicben ist ein ausschließlich Bautze- ner Brauch, und in seiner Poesie und bunten Bildhaftigkeit etnzig- «rttg für ganz Sachse». Kaum hoben aus de» Türmen Bautzens die Glocken des FrühgottcSdienstcs ansgcläutet, da beginnt die große Völkeruumdernng über die Kronprinzenbrücke zum westlichen Sprec- ufcr. Groß und klein ist hier in gleicher Zahl vertreten, und -das. Frühlingsscst ans dem sagenumwobenen Proilschcnbcrg ist ebensosehr ein Fest der Kinder wie der Erwachsene». In zunehmendem Maße zieht es außerdem Tausende von Fremden nach der alten Grcnz- feste an der Spree, die mit ihren Wälle» und Basteien und sonsti ge» Bamvcrken aus alter Zeit erfolgreich mit Nürnberg und Rothen burg weltciscrn kann. Eine Budeustaüt, just wie zum Jahrmarkt oder zur berühmten Ilautzcner Schicßbleichc, dem grasten, acht Tage währenden Llautzeiicr Mirgerschießen lx>t sich hier aufgetan, Da gibt es Aepsel und Apfelsinen, Pfefferkuchen und runde Bäckerkuchcn, bunte Ostereier in gekochlem Zustande, Ostersladen und wendische Happen. Und alle di« leckeren Dinge werden von de» ErN'achse- nen gekauft und dann den Hang zur Spree hinabgerotlt oder in großem Bogen hinal>geworfen, unten jubelnd von einer vielhundert- köpsigcn Minderschar ausgefangcn. die sich schon Wochen zuvor mit Säcken und Beuteln dafür entsprechend gerüstet habe». Durch aller hand Zurufe werden die Erwachsenen »och aufgemuntert, ihren Tri but zu zollen, und sie lassen sich Ivahrhafiig »icht nötigen. Hat doch mancher alte Bautzener einst als Junge mit aus dem Hange gestanden, seine Eiaben heischend, und der altgewohnte Brauch läßt liebe Iugenderiniierungen aussteigen. Bautzener Bürgerfamilien schütten ganze Körbe mit eßbaren Dingen de» Hang hinab, und alte Sttsiun-gen sorgen noch dafür, daß der Brauch nicht ausstirbt. Be glückt schleppt die Jugend ihre Säckchen heim, muß vielleicht ani Tage mehrmals leeren, und dir Freude besteht nicht nur in der reichen Ernte, sondern auch in dem lustigen Treiben selber, das so recht ein Ausdruck des Lenzcsjubels ist. „Der Winter ist dahin, hell glänzt der Saaten Grün Das lustige Treiben beginnt, wie schon gesagt, am l. Oster- feiertage vormittags zwischen 9 und 10 Uhr und dauert bis in den späten Nachmittag. Es bietet ein malcrisclws Bild, und wer je ein« Osterreks« oder nur einen Osterausflug unternimmt, sollte nicht ver säumen. sich das Bautzener Eierschicben anzusehen. Ebenso alt »Nb von ebenso malerischer Wirkung ist das Oste r r ei t e n, In der Gegend von Ostritz auch» Saairoiten ge nannt. ES ist nicht so einzigartig wie das Eierschicben, denn cs wird auch ln Radiibor bei Bautzen, in Wittichena« bei Hotzcrswerda Außerordentlicher Parieikag Der Landesvorstand der Sächsischen Zentrumsparlei beruft für Sonntag, de» 14. April einen außerordenttichei, Par teitag nach Dresden ein. Die Verhandlungen des Parteitag«» beginnen nachmittags 1 Uhr lttl Minuten im Speisesaal de» Bahnhofes Dresden-Neustadt. Tagesordnung: Vorbereitung der am 12. Mai statt« findenden Landtagswahlen. Soweit d>e Ortsgruppen keine Neuwahlen vornehmen, sind die für den letzten ordentlichen Parteitag als Delegiert» gewählten Mitglieder auch aus dem außerordentlichen Parteitag als Delegierte stimmberechtigt. mitleidig bedauerndem Lächeln das Papsttum abgetan, das nun bald der Geschichte angchörcn würde, da in einem modernen Staats» leben sür «ine so veraltete, überlebte Institution kein Platz wehr fei. Wie schade, Vas; der Verfasser dieser Zeile» nicht di« Wiederherstel lung des KirclMstaatcs erlebt tust. Er würde da»» vielleicht ein. sehen, daß heute mehr alz je das Wort gilt: „Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen-, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." Dr. Friedrich Kracke. SaN-kKgSWKhl fassung habe» aber die drei Präsikenien oes Landings dessen Geschäfte weiter znsühreii. Die Nachrichtenstelle der St a n t s k a n z l e i antwvrtet in einem längeren Artikel auf die Ausführungen des Präsidenten Schwarz. Diese Enigegnung ist teilweise rech! persönlich gehalten. Im sachlichen bringt sie wenig neues. Nur wird betont, daß die jetzige Negierung für das Wahlgesetz vom 6. Oktober 1926 überhaupt nicht veraulivorüich sei, da sic erst nach den Wahlen vom 61. Oktober die Geschälte übernommen habe. Die vom Staatsgerichtshos auigehobenen Bestimmungen des Gesetzes seien vielmehr vom Landtage unter Zustimmung der Sozialdemokratien beschlossen morde» und Abg. Schwarz selbst habe für die Fassung des Wahlgesetzes gestimmt. Man vergißt aber hinznzlifügen. daß die Regierung sich moiiatelaiig schützend vor die bösen Bestimmungen des Wahlrechtes gestellt Hai. Und das ist auch von einiger Bedeutung. Es wird dann nreiter bemerkt, der Wunsch des Landtags- Präsidenten, an der Kabinettssitzimg vom 26, d, M, teil'unch« men, hätte tiichl erfüllt werden liönnen, da die Teilnahme „von außerhalb der Negierung stehenden Personen" an Kabinetts- sitzungen nnztilässig sei. Man sollte meinen, daß der Regierung die Lust, mit derartigen juristischen Feinheiten zu arbeite», nach den jüngsten unangenehmen Erfahrungen vergönne» wäre. Osfeniiar ist dos noch nicht ganz der Fall. Der sächsische Staat wäre sicher nicht in Gefahr gerale». wenn in diesem ganz be sonders gelagerten Falle der Landtoaspräiident rnr Kabinetts« sitzntig zugezogen worden wäre, zumal da das Sloalsgerichts» urteil beide Instanzen, sowohl die Regierung als auch den Land- lag, in gleicher Weise «»geht. Vreden und Umgebung Eins Stadt im Liv' Kurs Dresden, 27. März. Wie gemeldet wird, hat die Sladt Glashütte die Kon kurseröffnung bcanlragt. Die Stadl befindet sich, wie er innerlich, seil dem Ende der Inflation in Geldsckwierigkciteii. Unter dem damaligen Bürgermeister Opitz scblng sie eine Politik der industriell.» Erpansion ein. die ihr zum Verüäugnis wurde, Schul de» iu Millioiieii-Hohe wurden ausgeuoiuiueu. so vor allem bei der Deutschen Htzpolhekeu-Baitt in Meiningen. Die Ernüchterung »ach der Stabilisierung brachte der Stadl derartige Schwierigkeiten, daß die Kreisbatiplmaiiiischall Dresden einen Rezieruurskounnissar zur Sauierung der Geineiitdesiiianze» entsetze» mußle. Bürgeruiei. ster Opi tz wurde s u S p c u d i e r t. auch ciu Vcrsahreu gegen ihn eingelcitct, doch wurde es schiießlick eingestellt. Neues Unglück brachte die Unwetterkatastrophe im Oster.zgcbirge vom 8. Juli l!>27, und St. Mariensteru bei Kauienz geübt. Aber cs trägt ein nicht minder buiilcs, festliches Gepräge »ud hat außerdem eine ernste, feierliche Note, Iu feierlichem Schnunz sitzen die Ostcrretter auf prächtig geschmückteu Pferden, führen kircttticke Insignien mit sich »nd ziehen hinaus ins Freie, iu inbrünstigem Gebet den Segen des Himmels für das Gedeihen der Saaten erstehend. Schot« Wochen zuvor werden die Schweife -der Pferde geflochten und die Mähnen gekräuselt. Ai» Festtage selber erhallen sic funkelnde» Zaumzeug angelegt und bunte Schabrakcn (Satteldecken) uuige- schnallt. In Mähne und Schweif sind wohl gar nock Blume» »nd Schleifen geflochten, denn jeder Besitzer und jeder Retter legt seineu- Stolz darei-n, das schönste Pferd zu besitze». Dann sammelt man sich a» der Kirche, in Bautzen an -der Liehfrauenkircbe, holt Fahne, Kruzisir und andere Kleinodien aus dem Gotteshaus, nmreiict dasselbe dreimal und zieht dann »ach dem Nachbarort, wo die In signien einstweilen in der Kirche verwahrt werde», währenddem Reiter und Pferd >m Dorse freundliche Ausnahme finde» Wendisch» Gastlichkeit ist ja berühmt. Daun zieht man mit dem Segen der Kirche wieder heim. Das Osterreitcii findet ebenfalls am 1. Ostcrseiertage statt. Das Bautzener Reiten beginnt vormittags U> 60 Uhr an der wen. disch-katholrschen Licbsranenkirche. Von hier aus zieht die stolze Kavalkade über die Svrcetalbrücke nach dem wendisch katholischen Kirchdorse Radibor, von wo die Rückkehr nachmittags 160 Uhr er folgt. Wer vormittags die Prozession versäumte, hat nachmittags womöglich noch bessere Gelegenheit, das farbenfrohe Bild aus fick wirken zu lasse». Tann Rillen die Reiter durch das Spreelal ihren Einzug, kommen die steile »nd enge Gerbcrstraße heraus und zieüeu dann durch die Feuergasse am Zwinger, durch die dunkle uns enge Nikolaipsorle, a» der Kirchcu-ruine des Nikolaifrieülioses vorüber »ich dem Tomstift, dem Sitze des Bischofs von Meißen, und »ach dem iauscudjährigeu Pctridom, der mehrmals umritten wird. Ura! ec Brauch zwischen altersgrauen Mauern, bunte Rosse in allen Wi»l ui und Gaffen; Rillerzcit und Mittelalter werden lebendig nn-o v,-r- mittcln dem Beschauer einen unvergeßliche» Eindruck. Die alten Bräuche lohnen i» der Tat eine Ostcrsahrt ins Lausitzer Land, vor ollem »ach dem alten Llantzen, das auch sonst als mittelalterlicher Wchrban, mit Türmen und Zinnen, mit seinen alten Miugeuk- mälern und sonstigen Sehenswürdigkeiten ein Hort aller Städte, romantik ist. G S.