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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 03.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192210030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19221003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19221003
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-03
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Monat
1922-10
-
Jahr
1922
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Dis Zuckerbewirtschaftung im Winter. Berlin,. 3. Olt. Die heutige Sitzung des Reichsrates billigte eine bevorstehende Verordnung der Reichsregierung über den Ver kehr mit Fücker im Erntejahrs 1922/23, falls eine Anzahl weiterer Gesichtspunkte berücksichtigt wird. Diese Verordnung fußt auf einem Anträge Oldenburg, welcher verlangte, daß aus der dies- jährigen Ernte der Bevölkerung aus dere Inlandserzeugung pro Kopf und Monat 2 Pfund Zucker und außerdem einmal 6 Pfund Einmachezucker zur Verfügung gestellt werden. Dis Verordnung der Reichsregierung setzt die auf den Kopf ent fallende Menge nur auf vorläufig 2 Pfund fest, doch beharrt der Reichsrat auf 2^ Pfund. Die Einfuhr von Auslandszucker soll nur mit Genehmigung des Reichsernährungsministers gestattet sein. Der Auslandszucker wird nicht mehr in den freien Verkehr kommen, sondern der verarbeitenden Industrie zuge führt, sobald die neue Inlandsernte auf dem Markte ist. Der Verein der deutschen Zuckerindustrie hat mit den ihm an- geschlofscnen Zuckerfabriken einen Vertrag abgeschloffen. Da ein Zusammenschluß der gesamten Zuckerindustrie erste Voraussetzung für eine geregelte Vorsorge ist, so bestimmt die Verordnung, daß diejenigen Zuckerfabriken, die dem genannten Vertrag noch nicht beigetreten sind, ihm mit gleichen Rechten angeschloffen sein sollen. Das bedeutet hiernach eine Syndizierung sämtlicher Zuckerfabriken. Beginn des Rathenau-Prozesses. Leipzig, 3. Oki. Dienstag vormittag beginnt im Reichs gericht zu Leipzig die erste öffentliche Verhandlung des Staats gerichtshofes zum Schutze der deutschen Republik, die sich gegen die in die Mordaffäre Rathenau verwickelten Personen richten wird. Den Vorsitz führt, wie bereits gemeldet, Senatspräfidcnt Dr. Hagens. Ais einer der Laienrichter wird der frühere Reichskanzler Fehrenbach fungieren. Acht Rechtsanwälte treten als Verteidiger auf. Voraussichtlich werden die 22 geladenen Zeugen erst am zweiten Derhandlungstage vernommen werden. Dis Neugestaltung der Beamtengehälter. Berlin, 3. Okt. Wie die Tel.-Union hört, sind die Verhand lungen über die Neugestaltung der Bcamtengehälter am Montag nachmittag wieder ausgenommen worden. Die Verhandlungen nahmen am Dienstag ihren Fortgang. Regelmäßiger Luftverkehr London—Köln. Berlin, 3. Okt. An zuständiger Stelle wird bestätigt, daß zwischen. Deutschland und England Verhandlungen schweben zwecks Durchführung eines wechselseitigen deutsch-englischen Luft verkehrs. Die englische Jnstonlinie richtet zur Vorbereitung im Laufe deS Oktober einen regelmäßigen Luftverkehr London-Köln ein. - Abflauen der Streikbewegung in Wien. Wien, 30. Seht. Der Streik der KaüeehmtSangeftell- Len dürfte voraussichtlich im Laufe des Sonnabend bei gelegt werden. Was die Bewegung unter den Metoll- irrbeitern anlangt, so hofft man, durch ein Kompromiß die Gefahr des Streiks abzuwenden. Schwere Bedrohung der Siebenbürger Sachsen. Die Siebenbürger Sachsen, die i^re Sprache, ihr Volks tum und ihre Kulturgüter 700 Jahre lang unter Türken und Magyaren amrecht erhalten haben, sehen sich heute vor der Gefahr der Vernichtung ihrer Existenz durch den sich unter dem Schlagwort „Bodenreform" versteckenden Boden raub der Rumänen. Das „Siebenüürgisch-Sächsische Tage blatt" (10. September) schreibt dazu u. a.: „Allüberallher aus Stadt und Land erhebt sich bitterste Kage und flam mender Protest dagegen, wie von den die Enteignung durchführenden Kommissionen das Recht gebogen, verdreht und mit Füßen getreten wird. Die aNerschttmmsten Be fürchtungen sind eingetroffen, mit denen man der Durch führung des Agrargesetzes entgegensetzen konnte. Alle Zu sicherungen sind im Winde verweht, die unseren VoMver- iretern von der vorigen und von der jetzigen Regierung gegeben worden sind,. Ein Beutezug gegen das sächsische Eigentum an Grund und Boden hat begonnen. Wo das Gesetz nicht ausreicht, werden seine Bestimmungen in so willkürlicher Weise ausgelegt, daß sie als Handhabe die nen können für die Zwecke, die erreicht werden sollen. — Ueberall, wo Sachsen wohnen, wird die Frage laut: Ist das die Rechtlichkeit und die Gesetzlichkeit, die man uns versprochen hat?" Die Erregung unter den Siebenbürger Sachsen, die sich loyal und ohne Hinterhalt dem rumänischen Staate anc-e- schlossen haben, ist um so größer, als auch ihr Gemeinbe sitz (die „Universität"), aus dessen Ertrag ihr Kirchen-und Schulwesen erhalten wurde, von dem großen Landraube verschlungen werden soll. Dadurch wäre sowohl ihre evangelische Landeskirche, wie ihr für de!i ganzen euro päischen Osten vorbildliches niederes und höheres deutsches Schulwesen der Gekabr der Vernietung vreisae^eben. Letzte Telegramme. Die erste Verhandlung im Rathenau« Mord-Prozeß. Leipzig, 3. Okt. (Eig. TrahtbcrichtO Vor dem Staats- gerichtshof begann heut« vormittag der Prozeß wegen Ermor- vnng des Reichsministers Dr. Rathenau. Dor Eintritt in die Verhandlungen wurden noch einige Mitglieder des Staatsgcrichts- hofes, die noch nicht vereidigt waren, vereidigt. Nach Eröffnung der Sitzung beantragte die Verteidigung, den Staatsge richtshof nicht für zuständig zn erklären und das Ver fahren dem ordentlichen Schwurgericht zu überweisen. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt. Hierauf stellte di« Verteidigung befangen abzulehnen. Der Staatsgerichtshof zog sich hierauf von einen neuen Antrag, dahingehend: 1. den Staatsgerichtshof ins gesamt uns 2. den Vorsitzenden sowie 5 Richter im einzelnen als neuem zur Beschlußfassung zurück. Neue türkisch-griechische Reibereien. London, 3. Okt. (Eig. Drahtbcricht.) Der griechische Be fehlshaber in Thrazien hat den Alliierten in Konstantinopel mit- tcilen lasten, daß es ihm nicht möglich sein werde, die neutrale Zone von Tschanak zu respektieren, wenn die griechische Front weiterhin von türkischen Soldaten angegriffen werden tollte. Man befürchtet hier durch diese Mitteilung weitere Zwischen fälle. Entdeckte antibolschewistische Verschwörung. Paris, 3. Okt. (Eig. Drahtbericht.) Einer Radio-Mel dung aus Helsingfors zufolge hat die Sowjetrcgicrnng in Kiew ein großes antibolschewistisches Komplott aufgedeckt. 45 Perso nen wurden bereits verhaftet. Um die Anerkennung der Sowjetregierung. Paris, 3. Okt. (Eig. Drahtbericht.) Die Versammlung des , Zentralansschnflrs der Volkskommissare in Moskau soll Koven- sHagener Meldungen zufolge beschlossen haben, den russischen Ver treter in Berlin mit einer Anfrage in London z« beauf tragen, durch dis festgrstcllt werden soll, nntcr welchen Bedingun gen die englische Negierung bereit wäre, die Moskauer Negierung de jure «nzuerkcnncn. Devisenkurse der Neuyorkcr Nachbörse vom Montag. Berlin 5ßL (1777,78), London 4,39^ (781 779), Paris 7.571L (13 466,68). Devisenkurse dcr Berliner Vorbörs« vom Dienstag vormittag. Amsterdam 73 050, Italien 8070, London 8300, Neuyork 14 300, Paris 1890, Schweiz 35 250, Prag 5850. Geldkurse starke Na-*fraae, schwaches Anaebot. - ' a ff ? - . -. . - Neuigkettru aus derHeimat Dienstag, den 3. Oktober 1922. Tarifverhandlungen im Verrühr der Konvention Sächs.-thüring Färbereien. Am 22. September 1922 fanden Verhandlungen mit den An gestellten statt, die gegenüber August eine Erhöhnnc/um 120 Pro zent gefordert hatten. Einige Tage vorder hatte der Schlichtungs- ausschuß Gera für den Bereich des Websreiverbandes dessen An gebot einer 70prozentigcn Erhöhung für genügend erachtet. Dev Färbereiverband sah von der sogenannten sozialen Zulage ab uud bewilligte dafür allen Angestellten vom 6. Berufsjahr ab 5 Prozent, d. h. in der Spitze 725 M. mehr, so das; sich ergab. 1.—5. Berufsjahr 70 Prozent, ab 6. Bcrisfsjahr 75 Prozent. Unter der Voraussetzung, daß ein Abschluß bis Ende Oktober er zielt würde, erklärte sich der Färberciverband bereit, für Septem ber nnd Oktober gleichmäßig 85 Prozent Erhöhung dec Augustgehälter zu gewähren. Das letztere wurde aber von der Angestellten abgelchnt. Die Konvention erfüllte den Wunsch dm Angestellten, das Angebot von 70 bezw. 75 Prozent zur Aus zahlung zn bringen und die Verhandlungen auf den 29. Sep tember zu vertagen. Inzwischen hatten die Verhandlungen mit den Arbeitern stattgefunden, nach denen sich gegenüber dem Stande vom 31. August für den Monat September eine durchschnittliche Erhöhung von etwa 50 Prozent ergab. Daraus folgt, daß die Stellung nahme der Färbereien gegenüber den Angestellten zum mindesten in; Rahmen der Bewilligungen für die anderen Arbeitnehmer gruppen sich bewegte, daß sie sogar eine Ueberschreitung dieses Rahmens bedeutete. Die Angestellten gingen am 29. September auf den Vorschlag, für den gesamten Monat Oktober abzuschlie- ßen, nicht ein, sondern wollten sich nur bis 15. Oktober, d. y. für lediglich 14 Tage binden und forderten für den 1. bis 30. September 85 Prozent und für I. bis 15. Oktober 120 Prozent auf die Augustgehälter. Schließlich sollte auf den Oktobernbscbluß verzicbtet werden nnd das Sevtemberaehalt gegenüber dem Angustgehalt um 80 Prozent erhöht werden. Da die Färbereibesitzer ibr Angebot mit Rücksicht auf die all gemeine wirtschaftliche Lage im ganzen Jnduftriebezirk nicht wei ter zu erhöhen imstande waren und die Angestellten von ihrer Forderung nicht nbgingcn, wurde ein Abschluß nicht erzielt. Es ist das nm so bedauerlicher, als eine unparteiische Schiedsstelle, die von den Angestellten selbst anacrufen war, das nahezu gleiche Stadttheater (Vereinstheater). „Fuhrmann Henschel". Schauspiel in 5 Akten von Gerhart Hauptmann. Der zweite Abend der Herbstspielwoche des Gesamt gastspiels des Leipziger Stadttheaters brachte uns den dü steren, schweren „Fuhrmann Henschel", ein Schauspiel Haupt- Manns, das sich seinerzeit nicht recht durchsetzen wollte. Erft später erkannte man den dichterischen Wert dieses Wer kes, das den Ruf Hauptmannscher Kunst bestärken half. Die Handlung spielt sich meist in der ärmlichen Stube des Kutschers ab. Eine echte, ehrliche Haut, dieser Fuhrmann, der dem zänkischen Geklätsch im Dorfe zum Opfer fällt, Lieser Niese von Gutmütigkeit und Vertrauensseligkeit, der Las seiner ersten verstorbenen Frau gegebene Versprechen die Magd Hanne nicht zu heiraten, schließlich doch bricht nnd sich selbst wegen der daraus entstehenden Folgen Ln klagt und auch selbst richtet. Es war ein rerhättnismäßig recht zahlreicher Besuch der sich am Montag abend zusammenfand, um an den Klängen dieser schlesischen Tragödie Erbauung zu finden. Die Spielleitung (D. Adolf Winds) wußte eine Auf sührung zustande zu bringen, die in allem das hielt, was man sich von ihr versprochen Hatje. Angenehm fiel es auf. daß der schlesische Dialekt so gut zum Ausdruck kam bis auf einige unbedeutende Ausnahmen. Die Ausstattung der Bühne vermochte den Anforderungen schlesischer Art gerecht zn werden und die nötigen äußeren Vorbedingungen für die volle Wirksamkeit der Dichtung zu schaffen. Die Titelrolle fand ihren Vertreter in Wilhelm E n g st, der den knorrigen, keineswegs aber charakterstarken Fuhr mann mit schärfster Abtönung der Farben im dieser im Grunde einfachen Natur herausarbeitete. Engsts Fuhrmann, im Affekt von. unerhörter Wucht, wuchs ins Riesengroße, ins Uedernatürliche, um nach seinem seelischen Zusammen bruch ins glaubhaft Haltlose zu verfallen, Herzzerreißende- Mitleid erregend. Mit Wilh. Engst kann sich das Leipziaer Stadtthcnter-Ensemble selbst beglückwünschen. Seine Lei stung ist über alle Kritik und jedes Lob erhaben. Matte Scbippang verkörperte die erste Frau Henschels und wußte,deren Leiden mit ergreifender Ausdrucksfähigkeit zur Darstellung zu bringen. Am meisten interessierte Ag nes del Sarto, der die Rolle der Hanne Schäl an- vertraut war. Die Danie verfügt über eine entsprechende Figur und ein wuchtiges Organ, das sich für die Inter pretation gewaltiger dramatischer Pathetik sehr Wohl eig net. Sie vermochte das diabolische Zielbewußtsein der rücksichtslos auf ibr eigenes Ich bedachten Magd glaubhaft vor Augen zu führen und, wenn auch in der Behandlung Zartheit erfordernder Mon rnte nicht ganz glü lich, als Ne- 'ultat ihrer mimischen Bemühungen ein abgerundetes Gan- es zu erzielen. Von den übrigen Darstellern verdienen besonders Catt H n t h als Knecktt Hauffe und Oskar Berger als fcrdehändler Walther Hervorhebung, auch Ad. Winds, er als George mit seinem meisterhaft beherrschten sächsi- 'chen Dialekt eine gewisse Buntheit in das Gewimmel del hlesischen Figuren brachte, verstand es, sich Sympathien i! sichern; doch muß volle Anerkennung auch den anderen cünstlern aezollt werden, von denen Fritz Reifs de' vackeren Siebenhaar, Karl Eckert den etwas farblosen ineipwirt Wermelskirch, Marie Dalldorf Frau Wer elskirch, Marianne Kupfer mit vielem Geschick, wenn uch manchmal etwas übertrieben, den übersvannten Bach 3 sch Franziska, Eugen Aberer den verschmähten Lieb- abcr Franz, Gustav Colmar Meister Hildebrandt, Hans 3 ehler den Tierarzt Grunert und Artur Nicklas de - eschwätzigen „fliegenden" Händler Fabig vertrat. Die Kin wrrollen wurden auch recht geschickt wahrgenommen. ckrm. Line sterbende Volksbildnngsstätte. Dresden besitzt seit vier Jahrzehnten eine Volksbildungsstätte die in ihrer Art einzig dasteht und um die es vielfach und mit Recht beneidet wird. Im Jahre 1883 wurde auf Grund des Te- Üamentes von Karl Ludwig Gehe aus dessen zu diesem Zweck hinterlassenen Mitteln die Gehe--Stiftung ins Leben ge rufen. In geräuschlosem und wirklich echt deutschem Gelehrten Idealismus hat der 1913 verstorbene Theodor Petermann mit Hilfe ebenso ideal gesinnter Mitarbeiter die Stiftung ausgsbaut Angebot seitens der Wcbfabrikanten für genügend erachtet hatte. Nach dem letzten Angebot dcr Arbeitgeber bekommt der jüngste Angestellte, der mit lediglich mechanischen Arbeiten beschäftigt ist, monatlich 7768 M., der höchstbezahlte Angestellte ein Mindest gehalt von 25 375 M., und zwar in der Regel vom 27. Le bensjahre ab. NuSgabe neuer NeichSbanknotcn zu 1000 Mark. In der nächsten Zeit werden neue Neicbsbanknoten zu 1000 Mark mit dem Datum vom 15. September 1922 ausgegeben wer ben. Sie sind 160 mal 85 Millimeter groß und auf weißem Papier mtt hell- und dunkelwirkendem Wasserzeichen gedruckt. Das Wasserzeichen besteht aus einem Muster, das aus geradlini gen Figuren in Form eines „Z" und aus sechseckigen Sternen aebildsr wird, innerhalb welcher Lell auf dunklem Grunde die Buchstaben „G" und „D" abwechselnd wiederkehren. Gewerbeschulen nnd religiös« Feiern. Tas Wirtscbaftsministerinm erläßt eine Verordnung, wonach die allgemeinen Veranstaltungen der >hm unterstellten Lehranstal ten (Handels-, Gewerbe- und Fachschulen) keinen kirchlichen oder religiösen Ebaraktcr tragen dürfen. Sie sind vielmehr so aus- zugestolten, daß cs iedem Lehrcr und jedem Schüler möglich ist, ahne Gewiffensbcdenken daran teilzunebmen. Als allgemeine Der- anstnltungcn gelten besonders solche bei Anfnabme und Entlas sung von Schülern, Einweisung und Verabschiedung von Lehr kräften usw. Im übriocn vertritt dns WirtschnftSministerium den Standpunkt, daß Religion und religiöse Uebungen in dem Lehrplan der ihm unterstellten Schulen überhaupt keinen Raum ßnben. Religionsunterricht besteht deshalb nur noch insoweit, als der Schüler solcbe gewerbliche Schulen während der Zeit be sucht, in der er sonst sein lcbtcs Volksscbuliabr abzulegen yaben würde. Doch ist cS auch dabei dem Schüler, genau so wie in -eder Volksschule, völlig freigestellt, ob er am Religionsunterricht 'Llucbnwn will oder nicht. Glauch«« Die Not der Meinrentner. Ms sich vor wenigen Wochen «nter der tatkräftigen Führung b-S Herrn Kaufmann Greif in Glanchan ein Ortsausschuß zur "ntersttttznng dcr Alters- und Kleiurcutner d«S gewerblichen MU- t-lstandeS gründete, vielt man eS wohl kaum für möglich, daß 'chon heute dieses Hilfswerk für die Acrmstcn dcr Armen seine raktisch« Auswirkung haben würde. Aber wer schnell gibt, gibt doppelt, war di« Devise, denn die Not war groß. Wir haben an dieser Stelle erschütternde Beispiele der btttcrstcn Armut und Entbehrnng aufgeführt, und ein früherer Staatöministcr sprach mit dem „buchstäblichen Verhungern" der NlterSrentner nnr die traurigst« Wahrheit. ; lind nun endlich kam der Tag heran, an dem man nach eif rigster sinanzicllcr und materieller Sammeltätigkeit znr Vertei lung dcr Spcnden an diese Armen gehen könnt«. Wieder war eS Herr Kaufmann Greif, der «ine Geschäftsstelle in seinem HanS ur Verfügung stellte. Sinnig, rücksichtsvoll nnd in tiefem Mit- upfiuden steht am Eingang dcr Vcrteitnngsstclle geschricbcn: .Es gibt Wohltaten, die dem am besten tun, der sie erweist." Da vichauch bei so manchem Mütterchen und Väterchen die Scheu und ^cham vor dem ihnen zngedachten Almosen; denn sie all« sind Menschen, di« noch nie in ihrem Leben haben bitten müssen oder Uten woOcn. Scit Jahren tragen sie ihr Leid mit bewundernS- erter Geduld bis zmn heutigen Tag und haben weder geklagt, och gemurrt, obwohl so mancher ihrer Leidensgefährten dieses wcrc Schicksal nicht mehr überwunden hat. Und von den ersten --chtta d r M'crbcdürstwstcn kam kaum ein Wort des DankcS her d>-- bluilScn Livpen, ab-r Tränen, heiße Dankestränen sag- u dafür rn -so mehr. Nübr-mde DankeSblicke, auS todwund-m ' crzen kommend, ein stiller Händedruck ans schwacher Hand, das waren DankeZbczeuguugen, die die erschütternde Nat vics-r Armen ergreifender Natürriwk-tt osfcnbnrtcn. Nnd dieser Dan» gilt hen d-n-n. die an d-m LEScSw-rt mitgehalken haben. Für das MTrnA -endigste wird nun gcsorqt, indem jcd-n Tag ' ch .ig weitere MterSr-mtner i« 5 Mund Mehl, 1 P-nnd Zucker, 1 Paket Kaffe« und 15 Mund Obst erhalten und, soweit nötig, Vie von der Firma Fröhlich gestifteten Filzschuh« zur Verteilung -ommrn. Wegen 300 Ztr. Kartoffeln schweben noch Verlmn", wngcn, deren Abschluß stündlich zu erwarten ist. Hauptsächlich ehlt es aber noch an .Heizstoffen. Es sei deshalb immer wieder appelliert an die Freigebigkeit dcr Einwohnerschaft, um unsere Alten nun auch vor dem Frieren zn schützen. Wie wir hören, beabsichtigt der-Gärtnervcrein, der durch sein« - eichen ObstMtu.ngen geradezu vorbildlich gewirkt hat, Sonnabend -inen Obsttag zugunsten der MterSrentner zu veranstalten. ES "rocht hiermit zunächst an dieser Stelle ein Ausruf an alle Obst- besil cr, die das Nähere bei Herrn Gärtner Scheu npflng er fahren könncu. ES sei noch bemerkt, daß gerade Obst für alte Leute ein vorzügliches Nahrungsmittel, damit also ein« große Wohltat für unsere armen Alters- und Kleinrentner bedeutet, „nd so manch einer hat mehr Obst auS seinem Garten, alS er tat sächlich selbst verzehren kann. Deshalb, ehe «S verdirbt, gebt, so viel Ihr könnt! Im übrigen sind bei den Geschäftsstellen Greif und Schenn« ^lug zu den bisherige« 01833 M. eingcgangcn von der Firma KlemTnermetster Na»"l SOO M.. Herrn fkriseur Fischer 100 M., und Dresden damit einen sozinlwissenschaftlichen Mittclnunkt ganz eigener Art geschenkt. Zahlreiche, von hervorragenden Größen des In- und Auslandes gehaltene Vorträge, die gedruckt vorliegend, noch heute fortwirken, behandelten die brennenden sozialen und wirtschaftlichen Fragen vor einem breiten „Publikum. Ferner waren Uebungen eingerichtet für eine beschränkte Zahl von Teil nehmern, in denen diese selbst in Art von Seminariibungen der Universitäten über wichtige Fragen der Volkswirtschaft Vortsäge hielten, an dis sich Diskussionen und Kritik anschloffen. Es ist nn- schwer zu ermessen, welcke Fülle von juristischer und Volkswirt- schaftlichcr Bildung hier in aller Stille verbreitet wurde. Ergäh. -end den genannten Vorträgen und Uebungen trat zur Seite das Lesezimmer und die Bibliothek. Beide zeugen in der Auswahl des Gebotenen von dem selten reichen und selten objektiven Geiste Pe termanns. Aber nicht Dresden allein genoß diese Wohltaten der Gehe- "tiftung: auch in der Provinz, auch außerhalb der grün-weißen Grenzpfable schickten sie bereitwillig, was von ihren Schätzen vec- 'angt wurde. Sogar Vorträge wurden in den größeren Städten Sachsens, wie Ehcmnitz und Zwickau, gehalten. Diese Stiftung, Ne es verschmähte, laut für sich die Werbetrommel zu rühren, wird eilte gezwungen, durch die Not der Zeit ihre Tätigkeit so wesent- ^ch einzuschränken, daß ihr eigentümliches Gepräge und damit ihr -igentlich-er Wert ihr genommen wird. Es handelt sich um etwa siinf Millionm Mark, die die Stiftung unbedingt notwendig hat, vill sie ihr Wirkunasfeld in der bisherigen Wese bebauen. Dabei, das muß ausdrücklich ausgesprochen werden, werden wie in der Zeit wr dem Kriege die größten Anforderungen an den Idealismus besonders der wissenschaftlichen Kräfte gestellt. Hier sollten doch allen Seiten die Gaben kommen, die ihre Weiterexistenz Ichern: aus allen Schichten des Volkes. Denn im Lescsaale, in den Vorträgen haben Geheimräte und Exzellenzen neben Arbeitern ge sessen und sich belehren lassen. Gerade in dem feinen Ineinandsr- arcifen von allgemeiner und individueller Belehrung in dem Zu sammenhang der von hoher geistiger Warte aus beschafften Bib liothek und Lescsanl, liegt der einzigartige unersetzliche Wert der Gehestsstung. Muß die G chestiftung ihrer Pforten schließen, ve» liert Dresden, verliert Sachsen eine Bildungsstätte, deren Dasein allein den Beweis einer hohen Kultur, einer nnn schon vergangenen ?eit bringt, der die neu? Zeit scheinbar nichts Ebenbürtiges zur Seite setzen kann oder will.
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