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»ft. Andererseits machen die Radikalagrarier den Sozial demokraten den Vorwurf, sie seien gegen die Aufteilung des Großgrundbesitzes, um hier ihre Parteisekretäre zur einträglichen Herrschaft gelangen lassen zu können. Dem gegenüber erklären die Sozialdemokraten wieder, die ganze kdrise, in der sich die grün-rote Regierung äugenblicklich be find«, sei gar nicht eine solche der Koalition, sondern der agrarischen Partei, weil die Radikalagrarier nicht imstande seien, den Weg zu einer Vahren Volkspartei zu finden. Der -ritte Teilhaber an der grün-roten Regierungs firma, die Nationalsozialisten., trägt an den Skandalaffären, die in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden nach dem Regen sprießen, auch seinen redlichen Anteil. Ihr Genosse, Handelsminister Dr. Heidler, hat die berüchtigten Zuckertransportgeschäfte, die zur Aufdeckung der Be stechungsaffäre des Sektionschefs Jirak im Finanzministe rium führten, warm empfohlen. Ihr Landesverteidigungs minister Klosac, der öffentlich als Trunkenbold bezichtigt wurde, hat bei der angestrengten Ehrenbeleidigungsklage sofort einen — Ausgleich beantragt, der jedoch zurückge wiesen wurde, weil der Beklagte den Wahrheitsbeweis anbot. Am die öffentliche Aufmerksamkeit von diesen Affären ab- julenkcn, lassen sie in ihren Blättern gewaltig die Ent rüstungstrommel gegen die „Brüder" Sozialdemokraten schlagen wegen deren Terror gegen ihre Parteigänger bei den Gcwerkschaftsorganisationen und behaupten, ihre Geduld sei zu Ende. Es sind das dieselben Leute, die ihren Terror gegen die christliche Arbeiterschaft, wie er fast all täglich sich in der unverschämtesten Art zeigt, völlig in der Ordnung finden. Die N a t i o n a l de m o kra t e n, die sich 'eit ihrer Ausschiffung aus der Regierung nach den für sie ungün stigen sommerlichen Gemeindewahlen in passiver Resistenz oder gar in Opposition befinden, haben Recht mit ihrer Behauptung, die jetzt an den Tag getretenen Verhältnisse seien nicht neu, sondern chronisch. Nur seien sie augenblick lich in einen kritischen Stand getreten. Die jetzige Regie rungskrise sei eben die Krise einer Negierung, die nur zwei Klassen der Bevölkerung darstelle, aber nicht den ganzen Staat. Akut sei sie geworden, daß eine sozialistische Partei Iber den Terror der anderen Klage führe und daß die agra rische Partei die übrigens berechtigten Angriffe auf ihre Parteigänger nicht dulden wolle. Die Presse der katholischen Volkspartei dürfte mit ihrer Ansicht, der Hauptgrund der Re gierungskrise liege in der Demagogie der grün-roten Regierungsparteien der Wahr Heit am nächsten kommen. Es nähern sich die Wahlen zum 'trsten ordentlichen Parlament. Die grün-roten Brüder fürchten die Volksabrechnung für ihre Mißwirtschaft. „Sie wollen," wie heute der „Cech" schreibt, „nun vor der Ver antwortung davonlaufcu. Sie werfen sich gegenseitig starke Vorwürfe an den Kopf, und es sprechen dabei alle die Wahrheit. Nur einige Monate dauerte diese rot-grüue Koalition. Und das Resultat? 7 Milliarden Staatsschulden, elende Lebensmittelversorgung, Korruptionsaffären, uner füllte Versprechungen, bedrohtes Teschen, Zips und Arwa, ein unheimlicher Verfall unseres Ansehens im Ausland, das ist das Obst, das an diesem Baum gereift. Tie (sozia- listtsch-radikalagrarische) Aera Tusar-Swebla ist die aller- traurigste in dem einjährigen Bestand unserer Republik. Immenser Novelle von Theodor Storni Theodor Storm- dessen Werke jetzt freigeworde» ßnd und ,»» durch billige Ausgaben Gemeingut aller werden sollren, gehört W de« bedeutendsten Erscheinungen der deutschen Literatur. Er n»rbe am 14. September 1817 ,u Husum geboren, «nd widmete sich de» Nechtsstudtum. Al» Student war er eng befreundet mit Theodor ssiommsen und Lycho. 184S gab er mit ihnen da» „Liederbuch drrie» Freunde' heran». Al» sein Heimatland unter dänische Herr» schüft kam, wurde er in de» preußischen Justizdienst übernommen nnd kam nach Potsdam, dort pflegt« er frenndschastlichsten Verkehr »it Hehse «nd Eichendorff, später kam er als Landvogt wieder in seine Heimat. 1880 trat er al» Amtsgerichtsrat in den Ruhestand n»b starb am 4 Juli 1888 zu Hademarsche» in Holstein- Storm «ar «ine vorwiegend lyrische Natur, Tiefe der Empfindung und frin- simtige» Ebenmaß de» Ausdrucks find ihm besonder» eigen. Unter seinen viele» Werken ist besonder» hcrvorzuhebe» der Großartige .vchimmclreiter", ein Roman au» seiner engere» Heimat. Meisterhaft beherrschte er die Novelle, die sein ureigenstes Gebiet geblieben ist. Unter seinen lyrischen Novellen ist unstreitig die Perle ^Jmmensee' au» dem Jahre 184», «it der wir «usere Leser nun »«rannt machen werde». Möge e» ihr gelingen, recht viele treue Freund« fsir die Stormsche Kunst zu gewinne«. Der Me An einem Spätherbstnackmittag« ging ein alter wohl- ,Gekleideter Mann langsam die Straße hinab. Er schien von einem Spaziergange nach Hause zurückzukehren: denn seine Schnallenschuh«, die einer vorübergegangenen Mode ange- tzörten, lvaren bestäubt. Ten langen Rohrstock mit golde nen» Knopf trug er unter dem Arm: mit seinen dunklen Augen, in tvelche sich die ganze verlorene Jugend gerettet d« haben schien, und welche eigentümlich von den schnee weiß« n Haaren abstachen, sah er ruhig umher oder in lue Stadt hinab, welche im Abendsonnendufte vor chm l^g. — Er schien fast ein Fremder: denn von den Vorübergehenden sirüßlen ihn nur wenige, obgleich mancher unwillkürl'ch in diese ernsten Augen zu sehen gezwungen wurde. Endlich stand er ' or einem r.oben G'cbelhaus; still, sah noch einmal in die Stadt hinaus uns trat dann in die Hansdiele. B«i dem Schall der Türglockc nnrde drinnen in der Stube von einem Guckfenster, w lckcr nach der D^.le hinansg'ng. der -richc Vorlxmg weg,'äscheren und das Gesicht einer allen Frau dahinter sichtbar. Tei Mann winkte ihr mit ''einem Nohrstock. „Noch Irin Licht!" sagte er in clncm etwas 'üb lichen Akzent: und dst H- nshälterin ließ den Vorhang wie- der falle». Der Ast' nun über die weite H.'nsdrele. dann dmch einen Pesel, wo große Eichenschränke mit Por- rellanc-isen an den Wp-nden standen: i urch die .wx-mutzer- stehende 7 ist trat er n steinen Fl"r, von wo aus c-.ne enge ?reppe zu den oberen Zimmerm des Hia'.krhan'es süh-te. Er stieg sie langsam hinauf, schloß oben eine Tür Diese Gesellschaft hält nun den Augenblick für günstig, um die Verantnwrtung für ihre Mißwirtschaft auf einige Mo nate einem Beamtenministerium aufzuladen, und hofft, daß die politische Unreife des Volkes in der Zwischenzeit bis zu den Wahlen die „Verdienste" der grün-roten Koalition ver gessen werde. Seit Donnerstag jagen sich die Beratungen der Ver treter der Koalitionsparteien mit ihren Ministern. Die ein zelnen Koalitionsparteien stellen sich Ultimata, von deren Erfüllung sie das Verbleiben ihrer Minister in der Koali tionsregierung abhängig machen. Inzwischen verlautet wieder, die Koalitionsparteien verharrten auf dem Grund sätze der Zusammenarbeit in der festen Ueberzeugung, daß das Staatsinteresse dies unbedingt erfordere. (!I) So ist die Lage augenblicklich völlig ungeklärt. Aber sie ähnelt sehr der Krise im Frühjahr. Auch damals wurde mit Ulti mata gearbeitet und immer wieder erklärt, es müsse unbe dingt zu einer Applanierung kommen. Aber der Schluß effekt? Sturz der Regierung. » » * Prag, 19. November. Der Riß in der grün-roten Regierungskoalition scheint vorläufig wieder notdürftig überkleistert worden zu sein, wenigstens erklärt die fortschrittliche „Tribuna", deren winziges Häuflein von freidenkerischen Parteigängern sich niit Fnsionsabsichten mit den geistesverwandten National sozialisten trägt, die Regierungskrise sei beigelegt. Den merkwürdigen Grund der Krise sieht dieses Blatt weniger in grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten der Regie rungsparteien, als „in der inneren Kränklichkeit und in den Exzessen der Journalisten lder Regierungspresse) auf Grund einer nervösen Laune der letzten Tage". Nicht übel! Zwar ist auch jetzt noch ein Wechsel in diesem oder jenem Ministerium nicht aus geschlossen. Aber zu einem ZnsamiPnbruch der Koa lition und einem Sturz der ganzen Regierung dürfte es vorläufig nicht kommen. Der katholische „Cech" nnd bei oppositionelle ,.28. Rijen" (28. Oktober) der „Fortschrittlichen Sozialisten" machen sich lustig über die „einstimmige Feststellung der in der Koalition vertretenen Parteien, sie müßten auf dem Grundsätze der Zusammenarbeit verharren in der festen Ueberzeugung, daß das Staatsinteresse dies unbedingt er fordere". In Wirklichkeit sollte es heißen: Das Partei interesse von Politikern, die sich auch fernerhin bei der Staatskrippe erhalten möchten. Noch ist die Wahlvorlage mit den gebundenen Listen für das erste ordentliche Parla ment unter Dach und Fach zu bringen, von der die heutige Koalition eine Monopolisierung der jetzigen Machtverhält nisse erhofft. Mit Sarkasmus bemerkt der „Cech": Jetzt ilso wissen wir, was das Wichtigste und Notwendigste im Tschechen staate ist, die heutige Regierung zu erhalten. Tie Verhält nisse sind so ideal, daß es allgemein als ein Unglück betrach tet würde, wenn der Staat um eine solche Regierung käme. Von welcher Beschaffenheit diese Regierung ist, haben wir aus den Kundgebungen und Anschuldigungen ihrer einzel nen Teilhaber nun ersehen, die in dem Geständnis gipfel ten: Wir sind doch eigentlich alle gleich: warum sollen wir also auseinandergehcn? Und der „28. Rijen" schließt seine auf nnd trat dann ,n ein ^'tzig groß.S Zinn?»«'.. Hier war es heimlich und still; die circ Wand war fast mit Reposi- toneu und Büchersch' n.iken bedeckt: an der andmen hingen Bilder von Menschen und Gegenden; ' er eine n Tische mit grüner Decke, ans dem r-.rzclne aufgeschlagene Büche" „Hi tze, lagen, stand ein scha«lliger Lehnstuhl :m: rotem S.ui'merkisten. — Nachm», der Alte out und Stock in d:e Ecke -.'sstclst hatte, er sich in den Lehnstuhl und schien mit gefalteten Händen von seinem Spaziergange auszu ruhen. — Wie er so saß, wurde es allmählich dunkler; end lich fiel ein Mondstrahl durch die Fensterscheiben auf die Gemälde an der Wand, und wie der Helle Streif langsam weiterrückte, folgen die Augen des Mannes unwillkürlich. Nun trat er über ein kleines Bild in schlichtem schwarze» Rahmen. „Elisabeth!" sagte der Alte leise; nnd wie er das Wort gesprochen, war die Zeit verwandelt — er w a r in seiner Jugend. Die Kinder Bald trat die anmutige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm. Sie hieß Elisabeth und mochte fünf Jahre zählen: er selbst tvar doppelt so alt. Um den Hals trug sie ein rotseidenes Tüchelchen; das ließ ihr hübsch zu den braunen , Augen. „Reinhard," rief sie, „wir haben frei, frei! Ten gan zen Tag keine Schule, und morgen auch nicht." Reinhard stellte die Rechentafel, die er schon unterm Arm hatte, flink hinter die Haustür, nnd dann liefen beide Kinder durchs Haus in den Garten und durch die Garten pforte Hinaus auf die Wiese. Die unverhofften Ferien kamen ihnen herrlich zustatten. Reinhard hatte hier mit Elisabeths Hilfe ein Haus aus Rasenstücken aufgefiihrt; darin wollten sie die Sommerabende wohnen; aber es fehlte noch die Bank. Nun ging er an die Arbeit; Nägel, Hammer nnd die nötigen Bretter lagen schon bereit. Währenddessen ging Elisabeth an dem Wall entlang und sammelte den ring förmigen Same» der wilden Malve in ihre Schürze; 'dann wollte sie sich Kletten und Halsbänder machen; und als Reinhard endlich trotz mancl-eS krummgeschlagenen Nagels seine Bank dennoch zustande gebracht hatte und nun wie der in die Sonne hinaustrat, ging sie schon weit davon am anderen Ende der Wiese. „Elisabeth!" rief er, „Elisabeth!" und da kam sie, und ihre Locken flogen. „Komm," sagte er, „nun ist unser Haus fertig. Du bist ja ganz heiß geworden; komm herein, wir wollen uns auf die neue Bank setzen. Ich erzähl dir etwas." Dann gingen sie beide hinein und setzten sich auf die neue Bank. Elisabeth nahm ihre Ringelchen aus der Schürze und zog sie auf lange Bindfäden; Reirhard fing Betrachtung: Begrüßen wir, daß die Koalition nicht aus einandergegangen, es wäre noch zu früh geweien. Es gibt noch Verschiedenes zu verschlimmern. Durch diese Koali tion wird das Volk aus seiner Betäubung aufwochen. Dir erste Koalition endete im Marasmus, dis zweite wird mit dem Bankerott enden. Diesen Bankerott prophezeihen auch die nationaldemo- kratischen Olmützer „Lidove Noving" in einem Artikel »it der Ileberschrift „Bor dem Bankerott" un Anschluß an die sprunghaften Kurssteigerung m die die heimischen Jndustriepapiere in den letzten W chen an der Prager z„ verzeichnen hatten. Sie sehen darin eins verklausulierte Verteidigung der tschechischen Jnbiistri?',verte gegen den Ab fluß der tschechischen Währung ins Anslano. ein Charakte ristikum der nahenden Katait-ovh.', „ein Kennzeichen d« Bankerottes, der vielleicht naher ist, als wir glauben. C: handelt sich um unsere wirtschaftliche nnd vielleicht auch um unsere politische Selbständigkeit." " Die öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen den grünroten Regierungspart'in haben die Welt einen Blick tun lassen in die tiefe Fäulnis des tschechischen Lebens. Daß sie nach ihrem viermonatlichen Dasein nock- weiter zu „regieren" gedenken, ändert nichts an der Fesi- stellnng, daß diese Negierung tatsächlich fällst ist. Nebrigem sind die Koalitionspart.'im, deren Konflikt in: letzt-» Grunde auf --inen Kvnk'irrenffamvf ihrer O'ganstatiom» znrückgeht, mit ihren AnA-'in-nids-ctzungen noch k-im'Swe-F zu Ende. Denn die Berat,,:-, wn der Parteivertreter weibr» immer noch sorrgLetzt. Zwangswirtschaft oder freie Wirtschaft? i. Zwangswirtschaft oder freie Wirtschaft? Und im Zu sammenhang damit die Frage der Preisbildung das sind zurzeit die Kernfragen unserer Volksnnrtschasr im ganzen sowohl wie ihrer einzelnen Zweige. Vor allem sieht nnd füllt unsere Landwirtschaft, die nnentbelnliche Erzeugung unserer Lebensmittel und gewerblichen Rob Produkte, niit der rechten Beantwortung dieser Fragen. Darum sollen hier die Darlegungen des Fraktionsrednecr des Zentrums zum Haushalt des Neichswirtschastsministc- riuins, des Abg. Tr. B rauns - Köln, in der Deutschen Na tionalversammlung vom 27. Oktober zu dieser Frage Zweck allseitiger Erwägung möglichst ausführlich wiedergegsoei: werden. „Immer lauter und lauter wird die Forderung nach Ausgleichung unserer Preise mit den Weltmarktpreise», nach Aufhebung der noch bestehenden Bindungen unsere, Wirtschaft. Freie Wirtschaft, fort niit aller Zwangswiri- schaft, Anschluß an den Weltmarkt, so lautet diese Parole. In dieser Uneingeschränktheit und Verallgemeinerung hast ten wir diese Forderung für undurchführbar. Nur kurz sie Gründe: Alle Preise würden bei einer solchen Politik sofc» r unermeßlich in die Höhe schnellen. Es ist falsch, alles liebet in der Zwangswirtschaft zu sehen. Das Hanptübel ist >mb bleibt der Mangel an Ware. Machen wir angesichts dieü-s Mangels Angebot und Nachfrage ans dem Weltmarkt zum alleinigen Regulator der Preise, so ist die Preissteigerung gar nicht abznsehen. Die gesamten wirtschaftlichen und po litischen Folgen wären fürchterlich. Jedenfalls ist von Fall an zu erzählen: „Es waren einmal drei Spinnfrauen " „Ach," sagte Elisabeth, „das weiß ich ja anSwenöig: du mußt auch nicht immer daselbe erzählen." Da mußte Reinhard die Geschichte von den dr« Sdinm frauen steckenlassen, nnd statt dessen erzählte er die Gc schichte von dem armen Mann, der in die Löüxmglmbs ge- worfen war. „Nun war es Nacht," sagte er, „weißt du? ganz sin,lei c und die Löwen schliefen. Mitunter aber gähnten sie sin Schlaf nnd reckten die roten Zungen aus; dann schände,ie der Mann nnd meinte, daß der Morgen komme. Da war; es um ihn her auf einmal einen Hellen Schein, und als er anfsah, stand ein Engel vor ihm. Ter winkte ihm mit dir Hand und ging dann gerade in die Felsen hinein." Elisabeth hatte aufmerksam zugehört. „Ein Engel'." sagte sie. „Hatte er denn Flügel?" „Es ist ja nur so eine Geschichte," antwortete Rein hard. „Aber du," sagte Elisabeth, „gibt es denn gar keine Löwen?" „Löwen? Ob es Löwen gibt! In Indien; da spannen die Götzenpriester sie vor den Wagen und fahren mit ihnen durch die Wüste. Wenn ich groß bin, will ich einmal selb« hin. Das ist es vieltausendmal schöner clls hier bei um; da gibt es gar keinen Winter. Du mußt auch mit mir. Willst du?" „Ja," sagte Elisabeth; „aber Mutter mutz dann auch mit, und deine Mutter auch." „Nein," sagte Reinhard; „die sind dairn z» all. die können nicht mit." „Ich darf aber nicht allein." „Du sollst schon dürfen; du wirst dann wirklich meine Frön, nnd dann haben die anderen dir nichts zu befehlen." „Aber nreine Mutter wird weinen." „Wir kommen ja wieder," sagte ReinlM-d heftig: „sag es nur geradheraus: willst du mit -nrir reffen? Sonst geh ich allein; und dann komme ich nimmer wieder.' Der Kleinen kam das Weinen nahe. „Mach nur nicht so böse Augen," sagte sie; „ich will ja mit nach Indien." Reinhard faßte sie mit ausgelassener Freude bei beiden Händen und zog sie hinaus auf die Wiese. „Nach Indien, nach Indien I" sang er und schwenkte sich mit ihr iin Kreise, daß ihr das rote Tüchelchen vom Halse flog. Dann aber ließ er sie Plötzlich los und sagte ernst: „Es wird -och nichts daraus werden; du hast keine Courage." „Elisabetchl Reinhard!" rief es jetzt von der Gartenpforte. «Hier! Hier!" antworteten die Kinder und sprangen Hand in Hand nach Hanse: (Fortsetzung folgt.»