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Sitzung vo« rs. Juni. Die Tribünen sind überfüllt. Di» Sitzung wirb 12 Uhr 4b Minuten eröffntt. Auf der Tege»ordnung steht die Be sprechung der Regierungserklärung. Ab. Mar, (A ) erklärt«, daß sein» Partei hinter d»r Politik dr» Reichsknnzl«» steh». Abg. H»rgt (Dnet.) gibt d»r ti»sst»n Ewpörurg üb« die verruchte Tat nawen» seiner Partii Au»bruck. Nachdem der Abg. Srispiin (Unabh) die Stellungnehme seiner Partei bekanntgegrbtn hatte, ergriff der Reichskanzler Or. Wirth da« Wort zu bedeutungsvollen Ausführungen, die wiederholt von tosendem Beifall der Mehrheit de« Hause« unterbrochen wurden. Er rechnet» scharf mit der rechisradi baten Hetze ab. Lie Rede vr. Hergt« habe ihn schwer ent täuscht, da der Redner die Gelegenheit unbenutzt gelassen habe, «inen Strich zu ziehen zwischen seiner Partei und denjenigen, gegen die die leidenschaftlichen Anklagen de« deutschen Wolke« -ch richteten. Ler Reichskanzler sprach »vn einer politischen Lertkrtheit, von der manch» Kreise befallen seien und die nur beseitigt «erden könne, wenn alle daran arbeiteten, die Atmosphäre zu entgiften. Lr fuhr u. a. fort: »Ich war so eben Zeuge dt» öufmarscht« drr grvßen Masse zur Lemon pration im Lustgarten. Da war Ordnung, Disziplin; da »ar Ruhe! Aber täuschen sich di« Kreise in Deutschland nicht über diese äußere Ruhe, über di« Ungefthrlichkeit diese« Bui- Ian«, der wenn er losbricht, ihnen ein Beispiel geben kann (die fol- genden Worte de« Reichskanzler« gehen in stürmischen Hindtklat schen im Saale und auf allen Tribünen unter). Der Kanzler »arf zum Schluß einen Blick auf die Erschütterungen, denen der deutsche Volktkörp» im letzten Jahre ausgesrtzt war. Er betonte, daß unter den Persönlichkeiten, die dazu berufen waren, die Fäden mit dem ehemal« feindlichen Auslandr wieder anzuspinnen, Walter Rathenau in vordester Linie g« standen hat. Unter stürmischem Beifall schloß der Kanzler mit den Worten: „L» besteht kein Zweifel. Der Feind steht recht«.* Der Abg. Heinze (Dt. 8p) erklärte s«in Einverständnis mit der Verordnung, gab jedoch ^d» Erwartung Blutdruck daß diestlbtn Maßnahmen gegen link» gleichfalls angewandt würden. Der demokratische Abg. Or. Petersen und drr Abg. Gersten berg» (Bay Bet.) stellten sich gleichfalls aus den Boden der Verordnung. Nach einer heftigen Anklagerede des kommunistischen Abg. Könen schloß die Aussprache. Bermischte». Allerlei. Die französisch-indochinesische Zeitung von Hanoi, die in Marseille ankam, meldet, daß in Süd Hina die Beulen pest herrsche und täglich an «00 Opser sordere. Die Pest sei dadurch ausgebrochen, daß viele Leichen nach eine« Gefecht zwischen Ehinesen nicht beerdigt wurden. — Der Rindvieh- zücht» Oekonowierat Peittmei» zu Linteln i. W. »»kaust« an die Züchter Maa«, Koch, Pöppelbaum und Biermann einen Jährlingsbullen, für den der ganz außerordentliche Preis von 800,000 Mk. gezahlt wurde. — Einbrecher haben au« der Wohnung einer Rentiere am Kursürstendamm in Berlin in deren Abwesenheit Schmuckgegenstände, Kleid» und Pelze im Werte von etwa anderthalb Millionen geraubt. Vorher hatten di« Diebe durch einen fingierten telephonischen Auftrag das Dienstmädchen au« der Wohnung gelockt. — Der Straßen räuber Leopold Stange au« Aissingerode, drr seit einiger Zeit die ganz« Gegend unsicher wachte, ist am Donnerstag Morgen ergriffen worden. In seinem Besitz befanden sich noch »twa 321,000 Mk., di» au» dem Raubüberfall bei Sollstedt herrühren. — In ein Lagerhaus einer Lebensmittel- firma in Kattowitz wurde ein schwer» Einbruch verübt. Gestehen wurde u. a. eine Schreibmaschine und eine große Menge Kolonialwaren im Werte von acht Millionen Mark. — Sämtliche Kapitäne und Eteuerleut« der HeringssLngerti im Unterelbe-, Unterwes»- und ostsriestschen Gebiet« in Ham burg sind von den Reedern entlassen worden, nachdem sie einen Schiedsspruch des Reichsarbeit-ministerium« über die Lohnsrag» abgelehnt halten. Da auch di» übrigen Mann schaften entlasten »erden wüsten, liegt die gesamt» deutsche Heringsfischerei still. — In Berlin »urden die Bauschloste- reien geschloffen. Die Arbeitnehmer hatten den Schiedsspruch, der ihnen 25 Prozrnt Lohnerhöhung zusprach, abgtlehnt. relegr<ll««e. Berlin, 2«. Juni. La» Begräbnis Rathenau» dürste nach den bisherigen Dispositionen, die noch nicht endgültig sind, am Li«n»t«g, den 27. Juni mittags 12 Uhr vom Reichstage au« stattfinden. Berlin, 26 Juni. Ler gestrige Sonntag ist in Berlin ohne irgendwelche Zwischenfälle »erlsufen. Die zuständigen Stellen halten weitgehende Sicherhritsmaßnahmen getroffen Größer» und kleiner» Trupps Schutzpolizei durchstreiften die Straßen teilweise auf Fahrrädern und Lastauto«. — Lie Nachforschungen noch den Mildern de« Minister« Or. Ra thenau sowie di« Vernehmung d» sich zahlreich meldenden Zeugen wurden eifrig fortgesetzt. Wie die „Telunion" von der mit der Untersuchung betrauten Stelle im Polizeipräst dium erfährt, hat ein Oberförster au« Potsdam, der unmittel bar vor der Mordtat das Auto der Mörder in der Nähe des Hauses Rathenau« sah, außerordentlich wichtige Aussagen gewacht. Drr Obersörst», der seine Beobachtungen zuerst in Potsdam zu Protokoll gab und dann an Obergericht-rat Or. Weiß, den Leiter der Untersuchung und Vorstand der Abtei lung la de» Berliner Polizeipräsidium» »erwiesen wurde, hat da» Auto genau gesehen und auch ein» ziemlich genaue Be schreibung de« Wagen» gegeben. Lie Insassen hat er so genau beobachtet, daß er selbst di« Augensarbe der Titer be schreiben konnte. Selbstverständlich kann vorläufig im Inter effe der Fahndung nicht» genauere» mitgeteilt »»den. Berlin, 2« Juni. Bon dem Wagen, den die Mörd» Rathenau» benutzten, wird jetzt folgende Beschreibung gegeben: Neuester Typ. Hinten eckig mit versenktem Verdeck. Machle den Eindruck einer Kist« »it rrchtrn braunen Kanten. Schwarze Farbe, sech» Sitze, Touren»ag«n, mindesten» 80 ?8. Der angekurbelle Mot»r hatte einen auffallend ruhigen Gang. Spitzkühler, verdeckt durch eine Haube au» schwarzem A«ch» tuch, der die Fabrikmarke »»barg. Zwei Notsitze, Polster dunkelgrün, gerippt, anscheinend Tord Köpfe für die Räder. Bereisung verhältnismäßig neu, Marke Tord mit KrUenfig nierung auf der Lauffläche. Zwei große gelbe Mefingschein- »ers» und zwei kleine elektrische Laternen zu beiden Seiten. Berlin, 26. Juni. Nach dem bisherigen Stande drr Untersuchung ist e< nicht ausgeichloffen, »aß ursächliche Zu sammenhänge zwischen der Ermordung Erzbergers, dem Mord- versuch an Scheidemann und der gewaltigen Beseitigung Rathenau» vorhanden sind Zehn in Berlin wohnendr Per sonen, die d» Organisation L angehörtcn, sind vorläufig in Hast genommen worden. Ihr Aufenthalt zur Zeit de» An schlag» sowie ihre gesamte Tätigkeit «erden aufmerksam nach- geprüft. Berlin, 26. Juni. Biel bemerkt wurde am Sonntag bei den Demonstrationen zum Schutz» der Republik, daß auf de» ehemaligen kaiserlichen Schloff» di« schwarz-rot-goldrne Fahne mit dem Reichsadler, di« auf halbmast grsetzt »ar, weht«. Brrlin, 26. Juni. Li« vom Reichstag« für den 28. d. geplante Fahrt nach München und 0b»ra««»gau ist abge sagt »»den. Kassel, 28. J»ni. Die Vorsitzenden der SPL. unn d» USPD, und dc» Gewerkschastskartells haben ein Telegramm an den Rrichskanjl» gerichtet, »orin sie die sofortige Auflö sung des Reichstag» mit der Parole: Für die demokratische Republik, gegen Brotwucher und Mörd«rp»t«ien, Umformung der Reichswehr und Schupo durch zuverlässig» Republikaner, schnellste Demokratisierung der Brrwaltung und Aenderung der Beamtengrsetze, strengste Maßnahmen gegen verleumderische Angriffe auf die Republik und ihre Vertreter und Auflösung aller reaktionären Organisationen verlangen. Köln, 26. Juni. Die in Köln erschrinende englische Rilittrzeitung „Cologna Post" schreibt zu drr Ermordung Rathenau», der Mord sei in einer »eise ersvlgt, die auf »inen wohlüberlegten Anschlag Hinweise. Ler Verdacht, daß di» Mörder ehemalige Offiziere und Angehörige einer Ge- heimorganisalion seien, »erde durch den Umstand verstärkt, daß Rathenau gleich durch den ersten Schuß getötet »orden sei, obwohl die beiden Autos in »oller Fahrt waren. Die Mörder hätten einen wohlüberlegten Kunstschuß abgegeben. Nürnberg, 26. Juni. In der Nacht zu« Sonntag kam es hi» zu verschiedenen Zusammenstößen. In einem Lokal wurde „Leutschland, Deutschland über Alles" gesungen. Arbeiter drangen in das Lokal ein und verhinderten die Musik am Aeiterspielen. In d» Königstraße kam es zu einer Schlägerei. Vielfach »erlangten Arbeiter die Einziehung der au» Anlaß de» hier stattfindenden Trachtenfeste» heraus- gehängten Fahnen. — Der Stadtrat hat einen Aufruf an die Fremden erlassen, die Gastfreundschaft der Stadt nicht zu mißbrauchen und weist aus die Versuche hin, die Reichs- fahnen herunterzuholen. Die Nürnberger Einwohnerschaft bittet er, im Jntereffe de» Ansehen» ter Stadt alle» zu ver meiden, «,» die Ruhe und Ordnung stören könnte. Das Bolkstrachtensest nahm einen ruhigen Verlauf. Halle a. S, 26. Juni. Sonntag vormittag elf Uhr sand in Holle aus Anlaß der Ermordung Rathenau- rin» Kundgebung der sozialist schen und kommunistischen Parteien statt. Nach Schluß der Demonstration kam er vereinzelt zu Zusammenstößen, üb» deren Nmfang bisher noch näher» Einzelheiten fehlen. Die hiesigen Ortsgruppen der Deutschen Bolkspaltei, der Demokraten und des Zentrum» erlassen »inen gemeinsamen Ausruf, in welchem drr Mord an Rathen«» scharfe Berurteilung erfährt. Hamburg, 26. Juni. Der letzte Akt der schweren Schiffß- katastrophe im Hamburger Hasen begann am Sonnabend mit der Beisetzung der ersten Dps» aus dem Ohlsdorf» Fried- Hose. In der Leichenhalle der zehnten Kapelle waren fünf- zehn Tote in gleichmäßigen, einfachen schwarzen Särgen auf gebahrt. Eine große Anzahl Kränz» bedeck«» die Säige. Dir Beisetzung »folge« in einem gemeinsamen Grabe, das alle Opfer de» schiffsunglück» aufnehmen soll. Am heutigen Montag erfolgt die Beerdigung weiterer Opfer brasilianischer Nationalität. In der Nähe des „Avare" Wracks hat man am Sonnabend zwei weitere Leichen geborgen. Damit er höht sich die Zahl der bisher ausgefundrnen Leichen auf 29. Kirchlich« «achrichte«. Dienstag, den 27. Junt. Waldenburg. Abends 8 Uhr Miffionsgemeindeabend. WWM Bon gestern Sonntag an stellte ich einen Transport prima «ssstkSjt, sowie hsWltüt Silit» zum Berkaus. Hochachtungsvoll Julius Kiesow, Hohensteiu-Ernstthal. — Fernsprecher 174. — -Och NU I«u 3 Jahr«» an gelblichem Schöne »ohnnng in Rußdorf b. Limbach gegen gleiche in Waldenburg oder Altstadt t» tausche« -»sucht. Um- »ug wird vergütet. Werte Offerten unter 8. L. LOO 6 an di« Exp. d. Bl. «rb. Wglicke tUvMdPG«-»-» LoSung svr epoMM Wett tUrr »ter Jahrzehnte» hetzt »»l«rW«hlt»achr „vM MrlsM, Ml dn PM'. Mehr al» I« soll er «Z bleiben. Mehr »I» ie tnt e« not, in dtelem «uue eine Instanz zu schasse», bl« " auch bet taktischen Abwtichuna«» immer wieder dt« groß« grundsätzlich« Zusammengehörigkeit aller oattonale» 0r«ife zu Bewutzisein bringt. Sri» »o» einer Partei irgendwie «bhiugi^S Blatt kau» dies« Jusino« sein. St« erfordert ein nach alle» Seite» vbllia uuabbSngigeS Organ. Unter unseren grobe» Zeitungen ist »ur die „Täglich« Rundschau- nach «ote »or imstaude, diese» Dieast dem Vaterland« za leisten. Dab die nationalen kreis« aller St in de, »» dt« sie sich wendet, die» erkennen und as- erk«nu-u, beweist di« Häufung »o» BertraueuS- k»»dg«buugeu, di« ihr geradr in längster Zeit zuteil «erden. Such die stark« Bereicherung ihres Inhalts, bk Belebung tu allen keilen und der Ausbau de« «dachrichteuwefenS über alle Länder und Erdteile, »i« seit dem Wechsel in »«rSchriftleitung eNsaeticie» * mit, studru »ou allen Seiten voll« Sneriennung. Wal wir bringe»: «»terhalt»»gSbeil,ge für die Gebildeten allerEtänd«, Lotsch« Juduftrt« und Techutk monatlich zweimal. v»llps»U«» Lnroblatt ar» BergleichSkurlen täglich, «rwftthrttch« H«n»«l8teil ebenfalls täglich. Jtlia-Ruutschau einmal wöchentlich. 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Hochachtungsvoll Ernst Trommer. Her k zlasbet M gckust vir-, »er viril selig Verdes." «... >°. Bortrag in der Garküche heute Dienstag 8 Uhr Abend». Jedermann ist dazu herzlichst eingeladen. EM'WtM-PtrsitMW! Freitag, den 30. Juni, Vormittag 8 Uhr soll wegen Pachtaufgave im Misselwitzschen Gute in Nirkendorf (Station Ehrenhain) folgendes Inventar, als: 3 Pferde (bar 1 bilg Hengst), 5 Kühe, 2 Ziegen, 20 Hühner, Lande« (Altenburg. Tromml, Kob Lerchrn), fahlb. Brett drescher, 2 Leiterwage«, Bresch- und Feldwagen, Halbverdeek, Düngerstreuer, 3teilige Cambridge- Walze, Ackerpstug, Zscharig, Holz- und eif. Eggen, Krimmer, Jauchenpumpe, Zentrifuge, Biehwage, Schrotmühle, Geschirre und tergl. mehr meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Besichtigung Tags vorher Oskar Küchle«, Versteigerer, Geistenderg b. «ltendg. Zz. SltvMgihilfe gesucht. P. Lüpfert, Meerane. E. Kastner, Buchdruckerei. HtltStnhMkauf in MW-l! 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