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zeichnet »erden, fie al« unsere Freunde betrachten könnten? Wer ist denn unser griwmlgstir Feind, wenn nicht Frank reich? Die Verhandlungen zum Abschluß de« deutsch-russi scheu Vertrage« find bereit« vor längerer Zeit in Berlin begannen »»rden und hatten schon bei der Durchreise der russischen Delegation nach Genua einen gewissen Abschluß ge funden. Mit dem endgültigen Abschluß «»Ute man aber erst warten, bi« man sich die Situation in Genua angesehen hatte. Hu Genua fingen aber dann Ende der Osterwoche die Entente- »lichle Privatbesprechungen mit den Bolschewisten an, über die di» Deutschen überhaupt nicht informiert wurden. Diese Privatbesprechungen müssen wohl «ine Wendung genommen haben, die die Ruffen veranlaßten, die Verhandlungen mit Deutschland zu einem schneien Abschluß zu bringen. Rach allen bisher vorliegenden Meldungen müssen auch sür die deutschen Vertreter sehr triftige Gründe vorhanden gewesen sein, di« ihnen den sofortigen Abschluß de« Vertrage« ange- zeigt erscheinen ließen. Der Dollarkur« stand gestern an der Berliner Börse auf 292 Mark Der deutsch-russische Vertrag wird heute im Wort- laut veröffentlicht. Sein Inhalt deckt sich mit den schon mit geteilten Angaben. t Die Reich«rrgierung beurteilt den Abschluß de« deutsch- russischen Vertrage« wie folgt: Der Charakter de« unter zeichneten Vertrage» läßt sich kurz dahin kennzeichnen, daß di« b«id«n Regi«rung«n damit unter die Vergangenheit einen Strich machen und daß fie zugleich «in Fundament für den künftigen gemeinsamen Wiederaufbau legen. Die Tatsache, daß zwischen Deutschland und Rußland noch die Folgen eine« langen Krieg«zustande« zu liquidieren waren, daß beide Län der wirtschaftlich eng auseinander angewiesen find und daß fie in vielfacher Hinsicht unter ähnlichen Schwierigkeilen zu leiden hab«n, wird diese Verständigung zwischen ihnen im gegenwärtigen Augenblick ohne weitere« natürlich erscheinen lassen. In da« Berhtltni« der beiden Staaten zu dritten Staaten greift ditser Vertrag in keiner Weise ein. Die Vor teile, di« von der friedlichen deutsch russischen Au«einander setzung erhofft werden dürfen, werden ganze Europa zugute kommen. Wenn di« Herbeiführung deutsch-russischen AuSglei- che« gerade während der Konferenz von Genua zur Tatsache geworden ist, so bedeutet da« also nicht einen Verzicht auf die von der Konferenz verfolgten allgemeinen europäischen Ziele. Di« beidrn v«rtrag«schließenden Regierungen find viel- m«hr überzeugt, daß fie zu ihrem Teile durch die getroffene Verständigung zur Erreichung de« Hauptziele« der Konferenz, nämlich der endgültigen Herstellung de« europäischen Frieden«, nicht unwesentlich beigetragen haben. Ungar«. Die ungarische Militäranwaltschaft hat gegen 30 höhere Ssstzier», darunter zwei Generäle, acht Oberste und vier Majore, im Zusammenhänge mit dem letzten Königrputsch, die Anklage wegen Hochverrat und Aufruhr erhoben. Kremkretch. „Echo de Pari«" vertritt gegenüber dem deutsch-russischen B«rtrag den Standpunkt, daß nunmehr Deutschland in Europa nicht mehr allein stehe, um dem Verlangen Frank reich« Widerstand zu leisten. Die deutsch russische Grup Tann von Scköllenbaär. Ein Börsenroman von Barr-Runkel. 45) (Fortsetzung.) „Um Gottes willen er ist doch nicht verhaftet worden?" rief die erschrockene Frau. „Verhaftet? Kein Gedanke! Warum denn auch? In diesem Augenblick befindet er sich auf meiner Jacht und nimmt im Hafen Kohlen ein. Wahrscheinlich ist er keine Viertelstunde von hier entfernt, wo wir jetzt sitzen." Ein vierstimmiger Schrei des Erstaunens ertönte. Aber Tann fuhr unbewegt fort: „Also, wie ich schon sagte, das Landhaus gehört Ihnen, und ich möchte, daß Sie bis morgen drinnen sind! Sie sollen den Umzug auf amerikanische Art be werkstelligen I Und Cie, Frau Kapitän, dürfen etwas tun, was alle Frauen gern tun, nach Herzenslust ein- taufen! Warnemünde hat voraussichtlich etwas Aehn- lickes noch nicht erlebt. Da aber vermutlich das Haus, das so lange leer gestanden, einer gründlichen Reinigung bedarf, so würde ich Ihrer ältesten Tochter hier raten, eine Anzahl Scheuerfrauen n.itzunehmen und vom Boden bis zum Keller reinigen zu lassen l Unterdessen »erden Sie, Frau Kapitän, die Möbelhandlungen in Rostock unsicher machen und ohne Rücksicht auf das, was Sie hier in der Wohnung haben, eine neue Eü.- richtung für jede« Zimmer im neuen Hause anschaffen, und zwar mutz alles vor vier r morgen nachmittag dort sein l Mein Motorboot stehl zu Ihrer Verfügung !" „Aber, verehrter Herr, das kostet doch einen Hausen Geld, und wir —" „Ja ich habe natürlich nicht angenommen, daß Sie das alle» umsonst kriegen würden, und ich habe auch keine Ahnung, wie hoch sich die Ausgaben belaufen werden. Aber hier sind einmal fünftausend Mark für den Anfang. Wenn Sie mehr brauchen, gebe ich es Ihnen morgen." „Aber wie sollen wir das Ihnen je zurückzahlen, Herr?" fragte die erstaunte Frau. „Das sollen Sie überhaupt nicht! Ihr Mann hat mir einen großen Dienst erwiesen, und ich will ihm dafür eine freudige Ueberraschung bereiten. Auch Ihrer ältesten Tochter möchte ich eine Freude bereiten, weil sie ihre große Bewunderung für mich so offen an den Tag legt." pierung, die bi« etwa zum Jahre 1090 auf Westeuropa g« lastet hat, bilde sich wieder und bedroh« Polen und die kleinen Staaten, die au« Rußland und Oesterreich hervorgingen. JtBlie«. Die Einwohnerzahl in Italien beträgt nach statistischen Berechnungen jetzt 37,270,493 Personen. Gegenüber der BolkkzShlung von 1911 bedeutet diese Zrhl eine Vermehrung um ca. 2,5 Millionen. Diese Vermehrung wird auf den Stillstand der Auswanderung und auf die Rückkehr von Auk- wanderern zurückgesührt. Die Einwohner der neuen italie nischrn Gebiete — 1,594,SSI — find kn der genannten Zahl nicht einbegriffen. Die Konferenz wird trotz de« deutsch russischen Vertrage« keine Unterbrechung erfahren. Allerding« wird e« für möglich gehalten, daß die Sitzung, in der die russische Frage zur Verhandlung steht, nach zweimaliger Vertagung nochmal« verschoben wird. Im übrigen sollen die Besprechungen einen normalen Gang nehmen. «riechenland. Die griechische Regierung ist zur Devalvation geschritten. Die Banknoten werden in zwei Hälften geteilt. Die eine Hälft« mit dem Porträte beibt weiterhin al« Geldmittel, be stehen gilt jedoch nur zur Hälfte de» bi«herigen Werte«. Die zweite Hälfte ist der provisorische Aulwei« der Z»»ng«- anleihe. Durch Regierungsdekret ist die Aulfuhr von Bank noten verboten worden. Mn» de« Wt»lde«taLe. "Waldeübur,, 19. April. Die reichlichen Niederschläge seit erstem Feiertag Abend in Verbindung mit der Schnee schmelze im Gebirge haben gestern doch ein Aurtreten der Mulde bewirkt Der Anger und die Witsen der Aue stan den unter Wasser und auch da« Muldental hinab war aller- ort« da« Hochwasser au« den Ufern getreten, um die flachen Stellen zu überschwemmen. Heute ist der Waflerstand bereit« wieder merklich zurückgegangen. *— Der Landesverband der Christlich»!, Elternvereine Sachsens hat auf Grund der Schwierigkeiten, welche evan gelischen Lehrern und Kindern bei der Feier de« Frühjahr«- bußtageS in den Schulen gemacht worden sind, beim Kultus ministerium den beschleunigten Erlaß eine« Gesetze« auf ge setzliche Gleichstellung der Sonderfeiertage der evangelisch lutherischen Landeskirche mit den katholische» und israelitischen Sonderfeiertagen beantragt. *— Da» Wachsen der nationalen Nngestelltenbewegung kommt in dem soeben veröffentlichten Jahresbericht de» Deutsch- nationalen Handlungsgehilfen Verbände» zum Ausdruck. Dieser Verband, der nur männliche kaufmännische Angestellte organisiert, hat im Jahre 1921 seinen Mitgliederbestand von 250,460 aus 264,367, davon 35,440 Lehrlinge, erhöht. Tr hat in 1493 Orten Ortsgruppen, davon 149 im Ausland«, und unterhält in 134 deutschen und 2 ausländischen Städten (Madrid und Santiago de Lhile) berufsamtlich geleitet« Te- schäftssttllen. * — Amtlich wird mitgettilt: Die Reichsbahn wird von Juni bi» August d. I. Sonderzüg« zu ermäßigten Preisen fahren. Die Züge haben nur die dritte Klaffe; während auf der Hinfahrt der Sonderzug zu benutzen ist, werden für die Rückfahrt zu ermäßigten Preisen neben den Sonderzügen Das Mädchen warf den Kopf zurück. „Er ist ein Betrüger, Mutter," sagte sie, „glaube ihm nicht! Die ganze Geschichte kommt mir verdächtig vor. Ich möchte wetten, die Banknoten sind falsch! Er will uns aus dem Haus haben, damit er uns be stehlen kann! Ich habe erst kürzlich so etwas Aehn- liches in der Zeitung gelesen. Der Dieb bekam sieden Jahre." Graf Tann lachte. „Wie schlau Sie sind, Sie ungläubiges Geschöpf! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Sagen Sie mal, sind Ihre Möbel hier fünftausend Mart wert?" „Nein, das sind sie nicht!" versetzte das Mädchen rasch. „Schön! Dann nehmen Sie die Scheine, tragen Sie sie auf die Bank und lassen Sie sich Goldstück« dafür geben! Ihre Mutter kann unterdessen hier Wache halten. Man wird Sie wahrscheinlich an der Kasse fragen, wo Sie die Scheine herhaben. Dann ant worten Sie: Die Rostocker Bank hat sie heute um halb zwölf dem Grafen Tann von Schöllenbach gegen eine Tratte ausgezahlt Wenn man dann noch weiter fragen sollte, wieso Sie zu den Scheinen kommen, so erklären Sie, Graf Tann sei Eigentümer mehrerer Schiffe, und Ihr Vater sei Kapitän des größten davon! Sagen Sie nichts von dem .Rajah', denn Ihr Vater hat jetzt das Kommando eines doppelt so groben Dampfers! Ich habe Banknoten genommen, weil sie leichter zu tragen sind; aber wenn Sie erst das Geld haben, hoffe ich, Sie werden tun, was ich wünsche, und das Haus so rasch wie möglich verlassen, damit ich ungestört die Möbel stehlen kann!" „Sind Sie denn Graf Tann?" fragte die Mutter ganz erschrocken. „Ja, Frau Kapitän, und ich möchte Sie und die holden Damen hier um eine Gefälligkeit bitten! Sagen Sie niemand etwas davon, daß Ihr Gatte und Vater wieder hier ist! Wir möchten alle beide diese Tatsache noch eine Zeit lang geheimhalten, und ich bin fest überzeugt, vier Damen können ein Geheimnis be wahren. wenn es auch ein Mann nicht kann l" „Es lst doch nicht» passiert?" fragte die beunruhigte Htou „Gar nichts! Es handelt sich nur um sein neue» Schiff, da» in Swinemünde liegt, wohin er über morgen früh fahren mutz." So energi ch und arbeitsam dle Familie des auch die Züge de« gewöhnlichen Verkehr« freigegeben. Bei Schnellzügen ist der tarifmäßige Zuschlag zu bezahlen Die Preise der Fahrkarten find um rund ein Viertel ermäßigt. Die Reich«bahn führt vom 1. Juni ab auch beschleunigte Personenzüze mit 4 Klasse ein. *— Der Gew«rkschaft«bund der Angestellten (GDA) teilt mit: Die in Chemnitz zwischen dem Verband von Arbeit gedern der Sächsischen Textilindustrie und den Angeftellten- organisationen gepflogenen Unlerhandlungen über di« Ne«- gestaltung der Gehälter sind rrgebni»lo» abgebrochen worden. Nach Lage der Dinge find alle Verhandlung-Möglichkeiten er schöpft. Die Angestellten werden in den Betrieben durch Ur abstimmung über die Anwendung de« letzten gewerkschaftlichen Mittel« entscheiden. Damit steht der Au-bruch eine» schwe ren Wirtschaftökampfe» in der westsächfischen Dxtilindustrle bevor. — Eingebrochen wurde Nacht» bei dem Gut-brsttzer Pester in Wernsdorf bei Glauchau, in dessen Wohnung Diebe alle Schränke durchwühlt und eine Kassette mit SSO Mark silber- geld, 2 Sparkassenbücher, HerrenanzugSstvff, Da»enkleiber- stoff, Leinwand, Barchent und Branntwein im Gesamtwerte von ungefähr 20,000 Mark gestohlen haben. — Die 25jährige Jubelfeier konnte die Ingenieurschule in Zwicka« in schlichter und würdiger Form abhalten. — Die Stadtverordneten in A»e bewilligten auf Anleihe 375,000 Mk. zu Wege und Schleusrndauten an der neuen Talstrabe nach Niederschlema au» Anleihemitteln, ferner 70,000 Mk. zur Errichtung von 36 neuen Badezellen i» Freibade an der Hakenlrümme, sowie 20,000 Mk. zur Be schaffung «in«» Kino» sür sämtliche städtische Schulen zu Unterricht»zweckcn und 40,000 Mk. zur Einrichtung «ine« einwandfreien Lichtzuführung für da-selb«. Letzteren Betrag sollen die Schulen selbst verzinsen und tilgen. — Die Stadtverordneten in Aue genehmigten 60,000 Mark zur Beschaffung eine» Kino» sür sämtliche Schulen der Stadt und Zuführung de» Lichte»; hiervon sollen die Schule« 40,000 Mar! selbst verzinsen und tilgen, außerdem 70,000 Mark zur Errichtung von 36 neuen Zellen im Freibad« und 375,000 Mk. zum Fußweg und Schleusenbou an der neuen Talstraß« nach Niederschlema. — Die städtischen Kollegien in Rochlitz beschlossen, der Mechanischen Weberei Winkler «ist Sohn und der Eisengießerei Rochlitz zum Bau von Wohnhäusern eine Summe von 4*/. Millionen Mk, je 2^/i Millionen Mk., aus deren Ersuchen leihweise zur Verfügung zu stellen. Geplant ist von jed«r Firm« ein Gruppenwohnhau» mit je zwölf Wohnungen, vier 4- und acht 3 ZImmerwohnun,en. Der Bau soll so be schleunigt werden, daß am 1. Oktober d. I. die Wohnungen fertsggeftellt sind. Au» -e« Gachfeula«»-. — Der Evangelisch« Landerpreßverband sür Sachs«« hält am Mittwoch, den 3. Mai vormittag» 10 Uhr in Dresden seine Jahre»v«rsammlung ab. Im Mittelpunkt der Tagung wird ein Bortrag von Dr. Fröhlich, dem Hauptschristleiter d«» „Dresdner Anzeiger«", über „Die deutsche Presse nach de« Kriege" stehen. — Die Bereinrtage sür Innere Mission, die großen Jahre«- versammlungen de« Landelverein« für Innere Mission und Kapitän» auch war, jo wie in den anderthalb Tagen und in der Nacht dazwischen hatten sie wohl nie vorher in ihrem Leben geschafft. Kein Auge hatten sie während der Zeit geschlossen. Aber um fünf Uhr nachmittag» war allesoin glänzender Ordnung, wenn auch die älteste Tochter noch nicht ganz befriedigt war. Um sechs Uhr hatte Graf Tann die Freude, den Kapitän in sein Besitztum einzuführen und ihm sein lebende» und totes Inventar vorzu^ühreu Daun eilte er z« Bahn und nahm den nächsten Schnellzug nach Berlin. 8. Kapitel. Vom Stettiner Bahn! of, Berlin, iübrte eine Droschke den Grafen Tann aufs schnellste nach seiner Wohnung, wo er sich's nach all den Strapazen recht bequem machte. Tagelang Uetz er den Sttom der Grotzstadt an sich vorbeiflietzen, Tag sür Tag schlenderte er durch die elegantesten Straßen des Westens mit der an mutigen Lässigkeit des vollendeten Lebemannes und erregte den Neid derjenigen, die vom Glück nicht s« begünstigt waren, wie er. «seine Augen suchten be ständig etwas und hasteten manchmal mit starrer Ab sichtlichkeit auf einer Müdchengestalt, um sehr bald ent täuscht weiter zu wandern. Es war nicht die Richtige gewesen! Dieser Periode der Untätigkeit bereitete ein Tele gramm von Keller ein jähes Ende. Der .Rojah' war danach in Swinemünde eingelanfen und wartete auf weiteren Befehl. Tann nahm heute sein zweites Frübstück zu Hause ein, denn am Morgen war telepbonisch angerusen worden, und als er den Hörer ans Ohr genommen, hatte er die leise, bescheidene Stimme von Konrad Schwarz erkannt, der irgend etwas über den .Rajah' redete. Tann halte eine gewisse Abneigung gegen da» Telephon und zeigte bei seiner Benutzung oft eine Ungeduld, die er den größeren Uebeln des Lebens gegenüber meist vermissen ließ. Er rief dem guten Herrn Schwarz zu, weiter vom Apparat fortzutieten, näher zu kommen, lauter zu sprechen, und schließlich erklärte er ihm, er könne durchaus nicht» verstehen und müsse den Börsenmann bitten, ihn am Nachmitta» um halb drei in seinem Hause aufzusuchen, vorausge setzt, daß die Angelegenheit wichtig genug sei, die Fahrt von Wannsee nach dem Pariser Platz zu rechtfertigen. (Fortsetzung folgt.)