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Schönburger Taaeblat Wal-eiü>»rzer Anzeiger. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrats zu Waldenburg. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag L. Kästner in Waldenburg. Anzeigrnannahmeichluß Borm. 9 Uhr am Ausgabe«!» DelÄLswstellt in Waldenburg Sachsen, Obergast» Id Geschäftszeit: Vormittag 7—1, Nachm. 2—5 U». Filialen: in Altstadt Waldenburg bei Herm Otto U»« ster; in Callenberg bei Herrn Strumpfwirker Fried». Hermann Richter; tu Langenchursdorf bei Herrn Heimann Esche; in Penig bei Firma WIlhckm Dahler; in LUolkenburg bei Herrn Linus Friede mann und In Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirften. Bankkonto: Veretnsbanl zu Colditz GeschSstsstetie Waldenburg Sa. Grmetndegirokonto Waldenburg IS. Ersch Hei täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonu» und Mnptagrn. Annahme von Inseraten bis Borm-Uhrs der BMgadetager. Bezugspreis monatlich 9 Mk., im vor- a» zahlbar, tmrch die Post bezogen monatlich-Ml. Einzelne Nrn. 40 Pfg. Sonntags-Nr. 50 Pfg. 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Sütdrichwag Nordwest. Me»erschlagS»e«g« in d«n letzten 24 Stunden bi« früh 7 llhr: 3,, mm. Daher «itterungSauSfichte» für den 13 Januar: Unbeständig. Reichsminister vr KermeS e«twickette in de« Steuer- a«Sschüffe« sein Tteuerprogra«» Ler Goldbestand der Reichsbank soll verpfändet werde«. Ja Düsseldorf »uftte das «lektrizitätSwerk die »Iro«- lieferaug einstellen. Die Unabhängige« kehre« i» Leipzig ihre« eigene« Standpunkt schroff heraus. Exkaiserin Zita trifft heute in der Schweiz ei«. Die deutsche Delegation ist gester« i« Lau««» ei«ge- troffen. Briand ist plötzlich nach Pari» gereist. Eine französisch englische Krist« soll in der Luft liege«. Die Franzose« verlange« die Zerstör««- der Rhein- brilSen. Italien wird die Einladungen znr Ko«fereuz in Genua verseuden. Die deutsche Einfuhr in Jtalie« wächst. Ruhland schlägt für die »irtschafttko«fere«z Loudo« vor. 'Waldenburg, 12. Januar 1S2L. Die Diktatur der Gewerkschaften tritt immer greller zutage. Die Gewerkschaften haben, ohne daß in der gro ßen OeffeMlichkeit viel Aufheben» davon gemacht wurde, wieder einmal einen scharfen Vorstoß unternommen. Nur einer eifersüchtigen Regung deS der shndikalistischen Union nahestehenden „Ruhr-EchoS" ist es zu verdanken, daß man überhaupt schon etwas von dem neuen Anlauf der Gewerkschaften gehört hat. In Verhandlungen über die Leistungen von Ueberschlch ten im Ruhrkohlenbergbau, die zwischen den Vertretern der Bergarbeiterocganlsationen, der Unternehmer und der Regierung und später nur zwischen den Organisationen und der Regierung stattfanden, sind von den Organisa tionen eine Anzahl von Bedingungen für die Uebernahme erhöhter Arbeitsleistungen ausgestellt worden. ES zeugt von einer besonder« taktischen Geschicklichkeit der Gewerk schaftsvertreter, daß sie in diese Bedingungen Forderungen hineinvermengt haben, die mit der Frage der Ueberschichten nicht da« mindeste zu tun haben. Vor allem aber können die Gewerkschaften mit Genugtuung feststellen, daß mehrere >hrer Bedingungen, auch wenn sie nur in abgefchwächter Form rechtsverbindlich werden sollten, einen außerordent lich großen Erfolg für sie bedeuten. So verlangen die Gewerkschaften z. B., daß die Organi- fationSzugrhörigkeit der Bergarbeiter durch Vertragen« leute der Gewerk chaften festgestellt werden soll. In ihrer praktischen Anwendung läuft diese Forderung darauf hinaus, daß die Gewerkschaften freie Hand erhalten würden, um auf die Bergarbeiter, die nicht einer Gewerkschaft ange hören, den nötigen Druck auSzuüben, damit sie Versäum- te« nachhslen. Diese Forderung der Gewerkschaften rich tet stch also gegen die eigenen Verufkgenoffen, die da« Opser gewerkschaftlicher Machtgelüste werden fallen. Auf da« gleiche Ziel ist eine andere Forderung eingestellt, wo nach der Soziallohn und die Urlaub-Vergütung nur an Mitglieder der »ertragsverbände, also der Gewerkschaften gezahlt werden dürfen. Da« bedeutet eine Schlechterstel- lung aller derjenigen, die nicht einer Gewerkschaft ange- hören. Weit brdmklicher al» die genannten beiden Forderungen ist die Bedingung, daß die von den Gewerkschaften aner kannten Stcetttage Nicht als Unterbrechung de» Arbeit»- Verhältnisses und nicht al» willkürliche Feierschichten gelten dürfen. Den Gewerkschaften soll damit das Recht zuge standen werden, zu bestimmen, wieviel Streiktage der Un ternehmer zu bezahlen hat. Die Gewerkschaften maßen sich also hier die Verfügung über die Gelder an, die Nicht ihr Eigentum find und für die keine Gegenleistung geboten werden soll Nach der Formulierung dieser Bedingung ist dem Unternehmer auch nicht da« mindeste Recht gege ben, gegen die Anerkennung von Streiktagen, die durch die Gewerkschaften ausgesprochen wird, Einspruch zu erheben Ueberhaupt wird der Unternehmer in dieser Frage, der Bezahlung von Streiktagen, vollkommen auSgeschaltet. Bon einer Parität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist hier auch nicht die geringste Spur mehr übrig geblieben. Gerade durch diese Forderung haben die Gewerkschaften den Beweis geliefert, daß es ihnen nur darauf ankommt, ihre Macht auf Kosten des Unternehmertums auszudehnen und zu befestigen. Die Zeche zu bezahlen haben aber nicht allein die Unternehmer, sondern mit ihnen die ge samte deutsche Wirtschaft, die von einseitigen Berus»- und Klaffeninter.fsen überwuchert »erden wird. Erstaunlich ist, daß der Vertreter des Reiches, in dessen Gegenwart die genannten Bedingungen aufgestellt wurden, nicht sofort Einspruch »«gegen erhoben, und aus die Un möglichkeit der Erfüllung hingewiesen hat. Da« Reich hat in solchen Fällen die Aufgabe, ausgleichend zu wirken und da» Gesamtinteresse in» Treffen zu führen. Sollte die» bisher noch nicht geschehen sein, so muß man bringend fordern, daß sich die Behörden noch nachträglich ihrer Auf gabe bewußt werden und die Gewerkschaften i« ihre Schranken zurückwnsen. Für den Staat als solchen müßte neben dem rein wirtschaftlichen Moment auch ein büro kratisches Interesse, ein staatlicher Selbsterhaltungstrieb aus schlaggebend sein. Denn, wen« es den Gewerkschaften ge lingen sollte, ihre Forderungen in irgend einer Form zu verwirklichen, so würde der Staat wieder einmal einen Teil seiner Autorität und seiner reellen Macht einbtißen. Der Versuch der Gewerkschaften, eine eigene Nebencegie- rung aufzurichten, ist zu handgreiflich klar, als daß der Träger der Staatsautorität seine Psl'cht der Abwehr nicht erkennen sollte. Politische Rundschau. Lettisches «eich. Ter frühere Außenminister Or. Simon» ist wieder in den Reichtdienst eingetrettn. Er hat die Leitung der zwölften oberschlesischen Unterkommisfion übernommen. Reichrfinonzminister Or. Herme» entwickelte in den beiden Sleuerautschüfsen de« ReichrtagrS sein Steuerprogramm Die Kohlensteuer müsse 40 v. H. betragen und die Umsatz steuer dürfe auch nicht unter 2*/, v. H. herunter gehen. Auch bei den Vermtgenrfteuern hielt er die getroffenen Aen derungen nicht für annehmbar. Durch die Streichungen und Abschwächungen, die die Ausschüsse an den Berbrauch»steuern vorgenommen hätten, entständen Mindereinnahmen von rund 12 Milliarden Mark, während die Einnahmeaurfälle bei den Vermögenssteuern noch nicht «bzuschitzen feien, aber auch er- htblich sein dürften. Schon au« diesen Gründen bäte er um Berücksichtigung de« Standpunkte« der Regierung. Im Anschluß hieran begründete der Minister nochmal» eingehend die letzthin vorgrnommenen Abänderungen de« Einkommen- steurrtarif», die vielfach besonder« im Au«lande ungünstig kommentiert worden seien. Der ursprüngliche Tarif hatte die Geldentwertung überhaupt nicht berücksichtigt, die ersten Abänderungen nur sehr wenig. Jetzt Hobe die Mark iw Aurlande nur noch ein Fünfzigstel ihre« Werle«, im In- lande etwa ein Zwanzigstel, d. h. ein Jahreseinkommen von 50,00» Mk. entspreche ungefähr einem Friedenseinkommen von 258V Mk. Dem mußte der Steuertarif angepaßt »er den. Da bei der steigenden Geldentwertung auch die Durch schnittseinkommen gestiegen seien, glaubt der Minister, daß da« veranschlagte Auskommen an Einkommensteurrn im Be trage von 23 Millionen Mark mindesten» erreicht werde. Zum Schluß bat der Minister, wegen der Geschäftslage der Steuerbehörden von neuen steuerlichen Maßnahmen über die Vorschläge der Regierung hinaus abzusehen. Da« Jahr 1922 müsse da« Jahr der inneren Konsolidierung der Reich«- t finanzbehörden sein. Die Autschüffe vertagten sodann di« zweite Beratung de» Steuerprogramm« aus einen noch zu bestimmenden Zeitpunkt. I Am Dienstag traft» der »ütttewbergische Staatspräsident Or. von Hieber und der badische Staatspräsident Hummel zu zweitägigem Besuch in München ein. Am Sonntag sprach der Reichtagsabgeordnete Solkmann in Saarbrücken über da» Thema: Wie sichern sich die europäischen Völker ihre Zukunft? E» «ar Sollmann au»- drücklich zur Bedingung gemacht worden, daß er nicht auf die Verhältnisse im Saargebiet eingehe, und vor allem kei« Kritik an dem Verhalten der RegierungSkom Mission üben dürfe Die „Saarbrücker Zeitung' schreibt über den Aufent halt Sollwann»: Bei dieser Gelegenheit muß bemerkt »er den, daß Sollmann der erste deutsche Reich»tag»abgeordnete ist, der obwohl er nicht zur kommunistischen oder unabhängig«» Fraktion gehört, dennoch die Einreiseerlaubni» nach de» Saargebiet erhielt. Tie Gewerkschaften und die beiden sozialistisch«» Parteien haben «ine gemeinsame Kommission zur Bekämpfung d«r Steuerpolitik der Regierung gebildet. Die „Süddeutschen Monattheste' bringen in dem ersten Hest de» Jahre» neue», bi»her unbekannte» und unverößent- lichte« Material über die Schuldsrage. E» handelt sich um Material au» den Akten der russischen Diplomatie, und zwar ist der Herau»geber der Dokumente der frühere Sekretär der russischen Botschaft in London, Siebert. Auch diese» nr« Material beantwortet wiederum die Schuldfrage zugunsten Deutschland». Während der Reichstag 2S Millionen Mark kostet, be ziffern sich die Ausgaben für den preußischen Landtag aus 24 Millionen Mark, hiervon «ntfalrn 12 Million«« Mark aus Nuf«andSentschSdigungtn der Abgeordneten. Kör den preußischen Staatsrat ist beim Etat des Ministerium« de« Innern ein besonderer Etat ausgestellt, der 2,288,543 Mark ansordert. Die Rheinlandkommisfion in Koblenz hat dem ReichSkom- miffar mitgeteilt, daß vom 16. Januar ab keine Zahlungen zugunsten de« Zollkomitee« mehr erfolgen dürfen. Alle Beträge, die nach dem 10. Januar noch dem Zollkomite« zufließen sollten, werden an die deutschen Zollkaffm ab- ,-führt. Wie vom französischen Oberkommando au« Mainz mitge teilt wird, haben die Franzosen erneut beim Botschafterrat auf sofortige Zerstörung der von den Deutsch«« während de« Kriege» gebauten »erschiedenen Rheinbrücken gedrungen. Diese seien ebenfall», da sie vom verkehr-technisch«» und wirtschaftlichen Standpunkt „vollkommen entbehrlich' seien, as» rein militärische Anlagen anzusehen und müßten daher zerstört werden. » Di, Rheinlandkommisfion hat beschlossen, «inen Unter suchungsausschuß zu schaffen, der die Schul«« im besetzten Gebiet überwachen soll. Schweiz. Die srührre Kaiserin Zita wird voraussichtlich am Donners tag über Basel in die Schweiz einreisen. Sie wird in de» Spital, in dem sich ihr Sohn befindet, Wohnung nehmen uud unter ständiger polizeilicher Bewachung stehen. UoeuatreSch. Der interalliiert« Ausschuß, der die Bedingungen ftstsetze» soll, unter denen die Konferenz in Genua zusammentreten wird, hat in seiner ersten Sitzung unter dem Borfitz Loucheur« den Text der Einladungen festgelegt, di« an di« verschiedene» Mächte gerichtet werden sollen. Eine besondere Mitteilung wird, wie „HavaS" meldet, an die Sowjetregierung ergehen, in der deren Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Ber- pflichlungen hingelenkt werden soll, die der Oberste Rat be schlossen hat, von ihr zu verlangen. Der Ausschuß hat sern«r da« Programm der Arbeiten der Konferenz von Genua auf-, gestellt, da« ausschließlich ökonomische und finanzielle Fragen