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Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied des Sächsischen und des Deutschen ZeitungSverlcger-DercinS (E. D.) — DerlagSort Waldenburg Sachsen. Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags '/,Z Ahr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Herrn Friedr. Hermann Richter; in Langenchursdorf bei Herrn Hermann Esche; in Wallenburg bei Herrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen« bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieferer, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch Fern« sprech« ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkes, Neichenbach, Nemse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Nr 204 Donnerstag, den 1. September 1927 50. Jahrgang. 3VOV Drohbriefe im Weihen Hause in Washington. Die deutschen Delegierten für die Völkerbmldstagung sind gestern Abend nach Genf abgereist. Ter deutsch-französische Handelsvertrag wurde vom handelspolitischen Ansschns; des Reichstags angenommen. Breslan nimmt eine Anleihe von 23 Millionen RM. ans. Tie amerikanischen Wcltflieger trafen gestern in Bel grad ein nnd haben hentc früh ihren Flug nach Kon stantinopel fortgesetzt. Chamberlain traf anf der Durchreise nach Genf in Paris ein. Briand wird wegen seines ungünstigen Gesundheits zustandes zunächst nicht nach Genf reisen. Lord Cecil hat in einem Schreiben an Baldwin seinen Rücktritt begründet. Lord Nothermore tritt in der »Daily Mail" siir eine Revision der tschechischen Grenze durch eine Volksab stimmung ein. Ter dcntsche Forschnngsreisende Wilhelm Filchner soll von tibetanischen Lamas ermordet worden sein. 'Waldenburg, 31. August 1927. Die interparlamentarische Friedensunion beschäf tigte sich am Montag in eingehender Debatte mit dem Abrüstungsproblem. Die Aussprache selbst wurde zu Ende geführt, doch wurde die Abstimmung über die von dem Sonderausschuß für Abrüstung vorgelegte Ent schließung zurückgestellt, da noch einige redaktionelle Aenderungen vorgenommen werden sollten. Die Fran zosen erblickten nämlich in einigen Wendungen dieser Entschließung eine Kritik am Völkerbund, und das darf natürlich nicht sein. Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß bei der langen Auseinandersetzung nicht viel heraus gekommen ist. Was bisher dem Völkerbund und den verschiedenen Abrüstungskonferenzen nicht gelungen ist, das konnte natürlich auch eine Organisation nicht zu- standebringen, deren Mitglieder keinerlei amtlichen Auftrag haben. Der Berichterstatter des Sonderaus schusses, der frühere dänische Kriegsminister Dr. Munch, äußerte sich denn auch recht pessimistisch. Er mußte zugeben, daß die Bedingungen für die Durch führung der Abrüstung heute schwieriger seien als vor zwei Jahren. Die Union sei der Ansicht — so führte Munch aus — daß man an die öffentliche Meinung appellieren müsse, um die Lösung zu beschleunigen. In Wirk lichkeit bestimme die öffentliche Meinung über die Beschlüsse der Parlamente und die Handlungen der Staatsmänner. Wenn diese zögerten, so geschehe dies deshalb, weil die öffentliche Meinung sich selbst zögernd verhalte. Wenn diese aber einen festen Willen bekunde, die Rüstungen herabzusetzen, so werde die Abrüstung eine Realität werden. Die Ursache für dieses Zögern der öffentlichen Meinung sei in der Tatsache zu suchen, daß man nicht klar sehe, durch welches Mittel man zu einem Zustand gelangen könne oder auf welche Weise man es durchsetzen könne, daß die Herabsetzung der Rüstungen allgemein erfolge. Der Sonderausschuß der Interparlamentarischen Friedensnnion habe nun mehr einen technischen Plan ausgearbeitet, um zu be weisen, daß diese Herabsetzung möglich sei. Der Haupt gedanke dieses Planes sei, daß man durch ein allge meines Abkommen die Vermehrung der gegenwärtigen Rüstungen untersagen und daß die Herabsetzung der Rüstungen graduell erfolgen müsse, und zwar nur unter Berücksichtigung der be^nderen Lage eines jeden Staates. In diesem Sinne sei die Resolution des Ausschusses gefaßt worden. Die öffentliche Meinung soll also die Rettung bringen. Aber wenn wir uns die öffentliche Meinung in unseren Nachbarländern ansehen, in Frankreich, Bel gien, Polen usw., so müssen die Hoffnungen, daß von der Seite Hilfe kommen kann, auf den Nullpunkt sinken- Die öffentliche Meinung Frankreichs wird heute von Poincarä bestimmt. Wie der aber über Abrüstung denkt, weiß man zur Genüge. Auf der bevorstehenden Völkerbundstagung hätte Frankreich ja Gelegenheit, seine Abrüstungsgeneigtheit zu zeigen. Mau nimmt an, daß deutscherseits Dr. Stresemann, der am Dienstag abend nach Genf abgereist ist, den ' Standpunkt der deutschen Negierung zu den Av- rüstungsfragen ausführlich darlegen wird. An Ge legenheit wird es also Briand nicht fehlen, auch seiner seits zu dem Abrüstungsproblem Stellung zu nehmen. Deutscherseits griff in die Pariser Abrüstungs debatte der sozialdemokratische Neichstagsabgeordnete Sollmann ein, der in längerer Rede seinen persön lichen Standpunkt und den seines Freundes Löbe dar legte. Tas gilt insbesondere von einer an die Adresse Belgiens gerichteten Erklärung, in der es heißt: „Ich habe volles Verständnis für die bitteren Gefühle, die noch im belgischen Volk leben, und ich danke den bel gischen Vertretern aus ganzem Herzen, daß sie trotz dem ihren wertvollen Anteil an der Arbeit einer all gemeinen Entspannung und Annäherung zu leisten be reit sind. Das belgische Volk verdient besondere Rück sicht und hat den Anspruch auf besondere Schonung seiner verständlichen Empfindungen. Gerade in der Erinnerung an das, was das neutrale Belgien, das wider seinen Willen in den Weltkrieg geschleudert wurde, erlitten hat, gerade aus der Verurteilung dessen, was auch seine Zivilbevölkerung ertragen hat, fordere ich den besonderen Schutz der friedlichen Bevölkerung in künftigen Kriegen, wenn es unglücklicherweise nicht gelingen sollte, für immer den Frieden zu erhalten." Sollmann begrüßte ferner das angestrebte Verbot militärischer Verbände neben dem eigentlichen Heere und warf die Frage auf, ob nicht überhaupt der Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht von allen zu verwerfen ist, die den militärischen Geist der Völker bekämpfen wollen. Der deutsche Delegierte Gildemeister unternahm dann noch einen Vorstoß, der angesichts der bevorstehen den Genfer Tagung ein besonderes Interesse bean sprucht. Er rollte nämlich die Frage der Rheinland- besetzung auf, indem er eine Entschließung vorschlug, in der die Aufmerksamkeit auf zwei Punkte gerichtet wird, die eine Gefahr für den europäischen Frieden bedeuten: daß ein unerhörtes Mißverhältnis im Rüstungszustand der europäischen Staaten besiehe, und daß Mitglieder des Völkerbundes Truppen auf dem Boden Deutschlands unterhalten, das ebenfalls Mit glied des Völkerbundes sei, und zwar in einem Ge biet, das aus Grund der Verträge als entmilitarisierte Zone gelte. Deutscher Wiederaufbau in Ostasien. Eine Kundgebung des Bundes der Aus ländsdeutschen. Die zur Europatagung in Leipzig versammelten deutschen Vereine und Verbände im europäischen Aus land veranstalteten am Montag nachmittag im Festsaal des Neuen Rathauses eine öffentliche Kundgebung. Der Vorsitzende, Gouverneur Dr. Schnee, verlas nach kur zen Begrüßungsworten unter lebhaftem Beifall der Versammlung folgendes Telegramm des Reichspräsi denten: ,,Ten zur Europaägung erschienenen Vertretern der deutschen Vereine und Verbände im Auslande danke ich für die Grüße, die ich herzlichst erwidere. Daß die Zusammen kunft der Vertreter der Deutschen im Auslands unter Lei tung des Bundes der Ausländsdeutschen das Band, das un sere Volksgenossen diesseits und jenseits der Grenzen ver eint, stärken und festigen möge, ist mein herzlichster Wunsch. gez. Reichspräsident v. Hindenburg." Nach einigen Gesangsvorträgen sprach als erster Redner Reichstagsabgeordneter Dr. Theodor Heuß über „Wiederaufbau und Blind der Ausländsdeutschen." Sodann erstattete Postrat a. D. Dr. Roscher, Schriftführer der Deutschen Weltwirtschaftlichen Ge sellschaft, Bericht über die „Ergebnisse der Weltwirt- schastskonfcrenz in Genf." Es folgte ein Vortrag des Regierungsrats Dr. Mohr über „Deutschlands Wiederaufbau im Fernen Osten." Der Red ner schilderte die Arbeit zum Wiederaufbau des deut schen Handels in Asien. Ueberall, führte er ans, zeigen sich erfreuliche Anfänge, die aber nicht den übertriebe nen Optimismus rechtfertigen, mit dem man in Deutsch land, vor allem in deutschen Jndustriekreisen, nach Ost- und Südostasien blickt. Nur in zäher, fach- und landes kundiger Arbeit läßt sich bei der scharfen Konkurrenz und den nationalistischen Strömungen, die dort fast überall auch in der Wirtschaft zu Tage treten, der deutsche Anteil an dem Handel dieser Länder auS- dehnen, und auch nur dann, wenn alle in Betracht kommenden deutschen Wirtschaftskreise verständnisvoll, zusammenarbeiten, um die gute deutsche Qualitätsware überall konkurrenzfähig zu machen und zu halten, und wenn dem deutschen Kaufmann durch eine großzügige, von großen wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten ge tragene Schlußentschädigung weitere Mittel zugeführt werden, die ihm den Wiederaufbau im Sinne der Vor kriegszeit gestatten. Nach Gesangsvorträgen des Neuen Leipziger Män nerchors fand die Tagung mit der Schlußansprache des Pfarrers Olbricht vom Deutschen Bund in Barcelona, die in das begeistert gesungene Deutschlandlied aus klang, ihren Abschluß. „Europas Pulverfaß". Lord Rothermere für Revision des Tria non-Vertrages. Daily Mail veröffentlicht einen weiteren Artikel ihres Besitzers Lord Rothermere für eine Revision: der Grenzbestimmungen des Vertrages von Trianon zugunsten Ungarns. In dem „Europas Pulverfaß" überschriebenen Artikel führt er u. a. aus: Im Fris- densvertrag mit Deutschland ist der Grundsatz der Selbstbestimmung „grundsätzlich angewandt worden". Die Schaffung der Tschechoslowakei dagegen war eine künstliche Operation, die nur in Vergewaltigung des Grundsatzes der Nationalitäten durchgeführt wurde. Es hat niemals eine tschechische Nation gegeben. Nicht nur drei Millionen Deutsch-Lesterreicher sind der Tschechoslowakei einverleibt worden, sondern auch eine Million Ungarn. Rothermere spricht von der „Unter drückung" der ungarischen Bevölkerung in der Tsecho- slowakei und bemerkt, wenn nur die Hälfte der Berichte über die Landenteignungen wahr sei, so sei die tsche chische Regierung verantwortlich für die Duldung einer der schlimmsten Betrügereien, die je im öffentlichen Leben Europas stattgefunden haben. Er wirst ver Tschechoslowakei und Rumänien vor» daß sie den Vertrag von Trianon „umgebogen und verrenkt und durch ihre Gier und ihre Unterdrück««» zwei neue Elsatz-Lothrmgeu geschaffen haben, die nichts anderes sind als eiternde Wunden im Herzen Europas." Abgesehen von einer Handvoll tschechischer Legio näre haben, so heißt es weiter, die Tschechen an der Seite Oesterreichs bis zuletzt gefochten. Die Lage in der Tschechoslowakei ist keineswegs sicher. Das Verschwin den dieses Staates durch plötzliche Auflösung von innen ist stets möglich. Eine über Nacht ausbrechende Revo lution kann die Tschechoslowakei als unabhängigen: Staat von der Karte Europas beseitigen. Politische Rundschau^ Deutsches Reich. Tirard bc» Held. Der französische Telegierte bei der Rheinlandkommission, Tirard, stattete dieser Tage dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held einen Besuch ab. Nach einer Havas-Darstellung hak er bei dieser Gelegenheit besonders die Frage ange schnitten, mit welchen Mitteln man die Beziehungen zwischen den französischen Behörden und den Bewoh nern der Psalz, die, da sie in der dritten BesatzungZ- zone liege, bis zum letzten Augenblick besetzt bleibe, erleichtern könnte. Er habe erklärt, daß es nach seiner Ansicht im Interesse aller Beteiligten liege, eine stän dige Verbindung zwischen den berden Parteien herzu stellen, um örtliche Konflikte und besonders auch die Schwierigkeiten, die sich durch Presseerörterungen er gäben, leichter beheben zu können. Abbau ver Notstandsarbeiten. Mit Rücksicht auf die günstige Entwicklung des Arbeitsmarktes ersucht der Minister für Volkswohlsahrt in Uebereinstimmung mit dem Reichsarbeitsminister in einem Runderlaß die Nach geordneten Behörden, dafür Sorge zu tragen, daß neue Notstandsarbeiten einstweilen nicht in Angriff genommen werden und die im Gang befindlichen Not standsarbeiten nach Möglichkeit eingeschränkt bezw. vollständig unterbrochen werden. Solche Notstands arbeiten, bei denen in der Hauptsache Krisenunter stützte beschäftigt werden, sind von dieser Regelung ausrunekmen. -. ^.... —