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Schönburger Tageblatt DmmcrMg den 25. AnM 1927 Nr. 198 50. Jahrgang. Große Kommnnistendemonftrationen in Moskau Erscheint werktSgl. Nach«. Deniqsprei« monat- tzch tm Vorau« 1R R -Pfg- freibl msfchl. TrSgtrl. Etnzeln« 2!r. 10R«ich«pf, Sonntags-Nr. 30 R.-P1. Anztigenpreis«« 6g«sp Petitzeile 0,1» R.-Mark, tz, außerhalb de« Bezirke« 0,20 R.-Mark, 3gesp. ««Name,.». 0,45 R.-Mark, Linweise aufAnzei- ß«, und Eingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise- tznd Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Sa- (Tabellen) mit Aufschlag. Suglekh weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba VAederhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Neichenbach, Remse, Schlagwiy, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Betracht. Umsomehr liegt Veranlassung vor, die Mitte! zu ergreifen, die aus eigener Kraft eine Besserung herbei- zusuhren vermögen. Eine der Hauptursachen für die Ein fuhr ausländischer Molkereierzeugnisse, insbesondere von Butter, liegt in dem Umstande, daß im Gegensatz zum Aus- lande in Teutschland die Herstellung von großen Mengen Ware gleicher Beschaffenheit und Güte noch nicht in dem Um fange erfolgt, wie die Bedürfnisse des Marktes es erfordern. Ich halte es daher für notwendig, daß mit aller Energie und größter Beschleunigung versucht wird, hier den Hebel zur Besserung der Verhältnisse einzusetzen und daß di« L-tandardisierungsbestrebungen der Wirtschaft der Landwirtschaftskammern und der sonstigen hierzu be- rufenen Stellen nach Kräften gefördert werden. Tie Herstellung von Standardware in großem Um fange wird indes davon abhängig sein, daß die Qualität der gewonnenen Milch und der Milcherzeugnisse allgemein gehoben wird. Neben den hier nicht näher aufzuführen den, als bekannt vorausgesetzten Mitteln zur Erreichung dieses Zieles wird ein besonderes Augenmerk auf die Ver besserung der technischen Einrichtungen für Milchgewin nung, Milchtransport sowie Milchverarbeitung zu richten und auf eine Rationalisierung der Molkerei betriebe hinzuwirken sein. Hierzu rechne ich auch die Zu sammenlegung unwirtschaftlich arbeitender Kleinbetriebe zu leistungsfähigen genossenschaftlichen Betrieben, die Errich tung großer, Butter herstellender, Molkereien und endlick den Ausbau der großstädtischen Milchversorgung. Endlick wird auch der Absatz der milchwirtschaftlichen Produkte gegebenenfalls durch Schaffung von besonderen Absatzorga nisationen und dergleichen zu fördern sein. Soweit die Herstellung von Standardware und die Er. reichung der sonstigen, als erstrebenswert hingestellten Zielt davon abhängig ist, daß die technischen Einrichtungen für die Milchgewinnung, den Milchtransport und die Milch Verarbeitung, soweit sie neuzeitlichen Anforderungen nichi mehr entsprechen, ergänzt oder neu beschafft werden- oder daß sonstige Maßnahmen ergriffen werden, deren Durch führung größere Geldmittel erfordert, ist die Rcichsregierunc entschlossen, sich für eine Bereitstellung der erforderlicher Mittel im Kreditwege einzusetzen." Die Landesregierungen sind daher aufgefordert worden anzugeben, welche Kreditbeträge für ihr Staats gebiet voraussichtlich erforderlich sein werden und ob eine Verbilligung des Zinssatzes dieser Kredite ge boten erscheint. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Tie Hindenburgseier« im Saargebiet sollen nach einem Beschluß einer in Saarbrücken abgehaltenen Ver sammlung, die von Vertretern des gesamten Saarge biets besucht war, einfach und würdig gestaltet wer den. Sie dürfen nicht mit Vergnügen verbunden wer den. Am Sonnabend, dem 1. Oktober, nachmittags 5 Uhr, beginnt die allgemeine Beflaggung im Saar gebiet. Am Sonnabend abend und Sonntag morgen finden gesangliche, musikalische und sportliche Ver anstaltungen statt. Es war der Wunsch der Versamm lung, daß alle Geldsendungen restlos den Ortsaus schüssen zufließen und von diesen dem Hauptausschutz übermittelt werden, der dann den Gesamtbetrag nach Berlin weitergibt. Notenwechsel Bahern—Berlin. Nach einer Ber liner Blättermeldung soll die Entsendung einzelner Be amter der Berliner politischen Polizei zum national sozialistischen Parteitag in Nürnberg einen Notenaus tausch zwischen dem bayerischen und dem preußischen Innenministerium zur Folge gehabt haben, der zu einer offiziellen Beschwerde Bayerns beim Reiche führen werde. Wie dem Landesdienst des Süddeutschen Korre spondenz-Bureaus auf Anfrage an zuständiger Stell« mitgeteilt wird, ist davon an maßgebender Stelle nichts bekannt. Auslieferung des Kommunisten Schlaffer an Bayern? Der ehemalige kommunistische Landtagsab geordnete Schlaffer, der kürzlich aus dem Saargebiet ausgewiesen wurde und sich im Trierer Gefängnis befindet, soll, wie der Fränkische Kurier meldet, an die bayerischen Strafvollstreckungsbehörden ausgeliefert werden. Die von der Berliner Polizei verhafteten 435 Berliner Nationalsozialisten sind nach Abschluß der Vernehmung und Waffendurchsuchung sämtlich wieder entlassen worden. Wal-enbnrger Anzeiger Diese« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen de« Amtsgericht« und de« Stadtrat« zu Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörden ihr« Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. »Utglled de. KLHsische» und de« Deutschen ZellungLoerleger-Dereln« (G. B.) — Berlagsort Waldenburg Sachsen, Wenn auch diese Aeußerung aus den Kreisen der englischen Opposition stammt, so ist sie darum nicht minder bedeutungsvoll, da in dieser Frage kaum eine Meinungsverschiedenheit zwischen den englischen Kon servativen und den Liberalen besteht. Marn nicht mehr unter Kontrolle. Ein Schreiben Briands an das Völker bundssekretariat. Dem Bölkerbundssekretariat ist ein Schreiben des französischen Außenministers Briand, des Präsidentcn der Botschafterkonfcrenz zugegangen, in dem er zur Kenntnis bringt, daß die Botschafterkonferenz im Namen der in ihr vertretenen Regierungen nach Ent gegennahme der Berichte der Interalliierten Militär- kontrollkommisfion über die Durchführung der allge meine« Bestimmungen des Friedensvertrages von Tria non beschlossen hat, die Kommission auszuheben. Bei dieser Gelegenheit glaubt die Botschafter konferenz die Aufmerksamkeit des Völkerbundsrates aus die Vorbehalte der Kontrollkommission über die An wendung der Rekrutierungsgesetze in Ungarn lenken zu müssen. Die Vorbehalte sind in einer dem Schreiben beigegebenen Note angeführt. In dieser Note erklärt die Kommission, daß sie von Anfang der Inkraftsetzung des Militärgesetzes von 1922 an sich Rechenschaft darüber ablegte, daß die Anwerbung neuer Soldaten meistenteils unter Zwang erfolge, während das Gesetz nur freiwillige Anwerbungen Vorsicht. Um künftig eine ordnungsmäßige Rekrutierung zu ermöglichen, die mit den allgemeinen Vertragsbestimmungen in Ueberein- stimmung steht, erbat und erhielt die Kontrollkommission von der Botschafterkonferenz die Festsetzung genauer Regeln, die im wesentlichen bestimmen, daß das jährliche Kontingent neuer Anwerbungen 3720 Mann nicht übersteigen soll. Das Schreiben Briands wurde unverzüglich den Mitgliedern des Völkerbundsrates und der ungarischen Regierung zur Kenntnis gebracht. Rationalisierung der Milchwirtschaft. Reichslandwirtschaftsminister Schiele hat bet Be gründung der Zolltarifnovelle Anfang Juli 1927 im Reichstag angeründigt, daß er mit den Ländern und landwirtschaftlichen Organisationen in Verhandlungen darüber eintreten werde, was zur Hebung der deut schen Milchwirtschaft getan werden könne. In Verfolg dieser Ankündigung hat er soeben ein Rundschreiben an die Landesregierungen gerichtet, dem wir folgendes entnehmen: „Tie milchwirtschaftliche Produktion ist zwar infolge der Anstrengungen der Landwirtschast gegenüber den Vor jahren erheblich gestiegen und dürfte die Friedenshöhe er reicht, wenn nicht überschritten haben. Dagegen ist infolge der außerordentlich hohen Einfuhr an Molkereierzeugnissen aus dem Auslande vielfach eine ausgesprochene Absatzkrise für deutsche Molkereierzeugnisse, insbesondere Käse, hervor- gerufen worden, die in ihren Auswirkungen die Rentabili tät der milchwirtschaftlichen Erzeugung in hohem Maß« gefährdet. Tie Einfuhr von milchwirtschastlichen Erzeug- nysen im ersten Halbjahr 1927 erreicht fast die Summe der Einfuhr des gesamten Jahres 1913, sie übersteigt nicht um beträchtlich die Ziffern des gleichen Zeitraumes im Vor jahre, obwohl allgemein das Jahr 1926 hinsichtlich der Einfuhr an Molkereiprodukten als Re'ordjahr angesehen wurde. Ta die Milchviehhaltung vorwiegend in den Händen der landwirtschaftlichen Klein- und Mittelbetriebe liegt unt die Milchgelder vielfach die einzige regelmäßig laufend« Einnahmequelle dieser Betriebe bilden, so bedeutet dies« Entwickelung eine starke Gefährdung der bäuerlichen Be sitzer. Gleichzeitig stellen die hohen Einfuhren an Molkerei- erzeugnissen eine nicht mehr tragbare Belastung der deut schen Handelsbilanz dar. Tazu kommt, daß bei einer Fort dauer dieser unbefriedigenden Zustünde ein Rückgang dei milchwirtschastlichen Produktion in Teuischland zu befürch ten ist. Infolge von handelsvertraglichen Bindungen kommen ü»d»i UM. F-rnspr-ch«, Ri. » Postschließfach Nr. S. iL-ckkni» «mt tk. «tSS. Bankkonto: vereintban« »Litz, gtiial« Waldenburg. LtadtgirakonI« Waldenburg ga. Me gelle« nur bei pünktlicher Zahlung, bei »wang«weiser ielbung be» OtechnungtbeteLg« wir» jeder Nachlaß ßinfiUlig. Anzeigen bi- vorm. v Uhr am Au-eabnaq rn .-«f» Ausgabe nachmittag« 1,3 Ahr in der TeschäfEeS, i« Waldenburg Sa., Obergaff« 38. Erfüllung», ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenbur, bei Herrn Otto Förster' in Callenberg bei Herr» Friedr. Hermann Richter; in Langenchursdork det Herrn Hermann Esche; in Wolkenburg bei Herr» Linu« Friedemann; in Penig bei Firma WilheU» Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Im Falle Lüherer Gewalt, Krieg, Streik, Nutsperruna, Maschinen» druck-, Storungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Licser-d, bat der Bezieher keinen Anspruch auf Erhalt der Zeitung -pro Rückzahlung de« Bezugspreise«. Für Richtigkeit der durch Fern» spreche! Lufgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Dewd!,» Bedenken dagegen beständen, daß sich die Besetzung S»r Zett zur Beseitigung der geschilderten Umstände Matz, ganz in französischen Händen befinde, noch größere f nahmen auf zollpolitischem Gebiete nic^t in Bedenken beständen aber gegen die Nichterfüllung der ' Locarno-Versprechungen. Er wirft deshalb die Frage auf, ob nicht England, um seinen guten Willen zu beweisen, seine Streitmacht so gut wie ganz zurück ziehen solle, falls Deutschland nicht selbst den Wunsch äußere, daß die englischen Truppen blieben. Ter Reichspräsident hat Nr. Syrup zum Präsidenten der Rcichsanstalt für Arbeitsvermittclung und Arbeits losenversicherung ernannt. Die Kontrolle über Ungar» wurde aufgehoben. Die polnische Presse erklärt übereinstimmend, datz die deutsch-polnischen Handelsbertragsberhandlnngen noch Ende August wieder ausgenommen werden würden. Als Nachfolger de Jonvennels ist Senator Hubert als französischer Delegierter beim Völkerbund anserschen. In Mnf wurde gestern die 3. allgemeine Verkehrs konferenz eröffnet. Bei Kundgebungen für Sacco und Vanzetti wurde in Genf das Völkerbündsgebände zum Teil demoliert. Die parlamentarische Kommission für die Schaffung eines eidgenössischen Strafgesetzes hat die Abschaffung der Todesstrafe beschlossen. Sacco nnd Vanzetti wurden in der Nacht zum Diens tag hingerichtct. Argentinien will bei den nächsten Völkerbnndswahlen Anspruch auf einen Ratssitz erheben. 'Waldenburg, 24. kugust 1927. Bei dem englisch-französischen Streit um die Frage der Besatzungsverminderung handelt es sich um mehr als um einen Streit um Zahlen. Darüber ist man sich allmählich auch in England klar geworden. In Lon doner Blättern wird offen ausgesprochen, daß es sich letzten Endes bei diesem Streit um die Locarnopolitik handelt, und mehr oder minder deutlich wird Frank reich vorgeworfen, daß es sich von dieser Politik ab- gewaudt habe. Eine der wichtigsten Bestimmungen des Vertrages von Locarno ist die von England über nommene Garantie für Frankreich und Belgien. Gerade sie sollte den Abbau der Rheinlandbesetzuna ermög lichen, ohne Frankreichs Sicherheit zu gefährden. In Paris hat jetzt aber die Auffassung Poincarcs ge siegt, daß Frankreich seine Sicherheit nicht anderen anvertrauen darf. Poincarä stimmt hierin vollkommen mit den französischen Militärs überein, die nur in der dauernden Besetzung des Nheinlandes eine Sicherheit für Frankreich sehen. Das bedeutet eine Rückkehr zu der Methode, die zu dem Ruhreinfall geführt hat. Diese Erkenntnis hat in England naturgemäß verstimmt. Man darf ohne weiteres annehmen, daß England heute den aufrich tigen Wunsch hat, am Rhein abzubauen, nicht etwa aus Liebe zu Deutschland, sondern weil es zur Zeit größere Sorgen hat. Die Auseinandersetzung mit Deutschland ist für England ein Geschäft, das erledigt ist, und dessen völlige Liquidation deshalb so schnell wie möglich durchzuführen ist. Man empfindet daher die französischen Quertreibereien als unbequem, weil sie die englischen Kreise stören. Sehr deutlich kommt das Unbehagen Englands über diese Entwicklung der Dinge in einem Leitartikel Spenders in der liberalen „Westminster Gazette" zum Ausdruck. Spender schreibt u. a., er hoffe, daß bei den Besprechungen mit der französischen Regierung der britische Standpunkt vollkommen klar gemacht wor den sei. Was in der europäischen Politik im gegen wärtigen Augenblick fehle, sei die Führung, die in früheren Zeiten von britischen Regierungen gegeben worden sei. Es muß daher wiederholt werden, daß die Entscheidungen, die in diesen Tagen, oder wenig stens, wenn sich der Völkerbundsrat in Genf versam melt, gefällt werden müssen, von der größten Bedeu tung find, und sogar den Erfolg bezw. Mißerfolg der Politik der Versöhnung, die den Namen Locarno trägt, bestimmen können. Ueber eine Tatsache besteht kein Zweifel: Es wurde zwischen den Unterzeichnern des Locarnopaktes vorausgesetzt, daß in einem angemesse nen Zeitraum eine wesentliche Verminderung des Be satzungsheeres im Rheinland stattfinden soll. Und wenn dies verschoben wird oder die Verminderung nicht wesentlich ist, wird die Stellung Stresemanns in Deutschland ernstlich gefährdet werden und die Politik der Versöhnung einen äußerst ernsten Schlag erhalten. Spender führt dann weiter aus, daß sowohl vom englischen wie vom deutschen Standpunkte, aus schwere