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Die Septembertagvng des Reichstags. Vom 2 6. September bis 1. Oktober. Der Aeltestenrat des Reichstags hat sich dahin -reinigt, daß die vorgesehene Zwischentagung vom Montag den 26. September bis Sonnabend den 1. Oktober stattfinden soll. Diese Tagung soll dazu die nen, die Verhandlungen über das Reichsschulgesetz, das Liquidationsschädengesetz und, wenn möglich, auch über die neue Besoldungsordnung für die Beamten sowie die Neuordnung der Bezüge der Versorgungs berechtigten in Angriff zu nehmen. Als Beginn der Wintertagung des Reichstages ist vorläufig Donners tag, der 17. November, in Aussicht genommen: die ser Termin steht aber noch nicht endgültig fest. Generalmajor Hoffmann fi. Der Unterhändler von Brest-Litowsk. In Bad Reichenhall starb im Alter von 58 Jah ren der ehemalige Generalstabschef der Heeresgruppe Ober-Ost General Hoffmann. Der Verstorbene hatte u. a. die Verhandlungen von Brest-Litowsk geführt, die den Abschluß des Krieges mir Rußland bildeten. Max Hoffmann, der am 25. Januar 1869 zu Homberg (Regierungsbezirk Kassel) geboren wurde, be gann seine militärische Laufbahn im Jahre 1887 als Fahnenjunker im Infanterieregiment 72. Er schlug bald die Laufbahn des Generalstabsoffiziers ein und weilte längere Zeit in Rußland zur Erlernung der russischen Sprache. Dem russisch-japanischen Krieg wohnte er als Beobachter auf japanischer Seite bei. Der Weltkrieg sah ihn zuerst beim Oberkommando der in Ostpreußen kämpfenden 8. Armee und bald daraus als Oberquartiermeister beim Oberkommando Ost. Im Sommer 1916 wurde Hoffmann Generalstabschef des Oberbefehlshabers Ost, des Prinzen Leopold von Bayern, im Oktober 1917 Generalmajor. Als solcher nahm er teil an den Friedensverhandlungen mit Ruß land, wodurch er weltgeschichtliche Berühmtheit er warb. Es wird erzählt, daß er einmal bei den Ver handlungen mit der Faust auf den Tisch geschlagen habe, als die Gegenseite immer wieder Winkelzüge machte. . Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichspräsident sandte anläßlich des amerikani schen Unabhängigkeitstages an den Präsidenten Co olidge ein Glückwunschtelegramm, das Coolidge mit einem Dank- telegramm beantwortete. Der bayerische Ministerpräsident Held und der bayerische Flnanzminlster Schmelzle sind am Freitag Abend von Berlin nach München zurückgekehrt. In den Realsteuern ist den bayerischen Wünschen Rechnung getragen worden. In der zweiten Hälfte des Monats August wird bei den deutschen Werften in Kiel der Kreuzer ,0" der Reichs- marine vom Stapel laufen, der den Namen einer süd deutschen Hauptstadt, voraussichtlich .Karlsruhe', er- halten soll. Der siebzigste Geburtstag -es Großherzogs Friedrich ll. von Baden, der zur Zeit schwer an Bronchitis erkrankt ist, gibt der amtlichen Karlsruher Zeitung (Staatszeitung) Anlaß zu einem Gedenkartikel, in dem es u. a. heißt: „An diesem Erinnerungstage gedenkt die Regierung des Freistaates Baden mit hoher Achtung Friedrichs ll., der über ein Jahr zehnt an der Spitze des badischen Staates gestanden hat, in vorbildlicher Gewissenhaftigkeit und Pflicht- erfüNung seiner hohen Aufgabe gerecht zu werden immer bestrebt war und dessen Leitstern bei Aus übung der durch die Stellung gebotenen Pflichten die Wohlfahrt des badischen Landes gewesen ist. Mit ehrendem Gedenken an die Persönlichkeit des Jubilars ist verbunden ein Gefühl der Dankbarkeit für die mit einem großen persönlichen Opfer betätigte Liebe zum badischen Volke und zu der badischen Heimat. An seiner schweren Erkrankung nehmen Regierung und Volk aufrichtigen Anteil mit dem Wunsch aufi eine baldige Gesundung und einen von Schmerz und Leid ungetrübten Lebensabend." Gegen das Gewcrkschaftsmonopol richtet sich fol gender Antrag, den die Deutsche Volkspartei im preu ßischen Landtag eingebracht hat: Der Landtag wolle ibeschließen: Das Staatsministcrium wird ersucht, Vor sorge zu treffen, daß den Berufsverbänden oder Ge werkschaften, die abseits von den drei sogenannten Spitzengewerkschaften die Interessen der Arbeitnehmer vertreten, dieselben Vorteile und Rechte wie diesen ge währt werden, soweit ihre Zusammensetzung auf ge werkschaftlicher Grundlage (d. h. Mitglieder sind ledig lich Arbeitnehmer) festgestellt ist. Die beleidigten Marineoffiziere. Vor der Gro ßen Strafkammer des Landgerichts I fand am Don nerstag die Berufungsverhandlung in dem Beleidi- aungsprozeß statt, den der Chef der Marineleitung gegen den früheren verantwortlichen Redakteur des „Vor wärts", den jetzigen Stadtrat Reuter, angestrengt hatte. Die Beleidigung der Reichsmarine wird in zwei Ar tikeln erblickt, in denen sich der „Vorwärts" mit dem Besuch des Kreuzers „Hamburg" in San Fran zisko beschäftigt hatte. Der „Vorwärts" hatte dabei von „flegelhaftem Verhalten der Offiziere", „von Takt losigkeiten und Gemeinheiten" gesprochen. Das Gericht erhöhte die von der ersten Instanz verhängte Geld strafe von 500 Mark auf 1500 Mark. Dem Chef der Marineleitung wurde die Publikationsbefugnis im „Vorwärts" und in der „Morgenpost" zugebilligt. In der Begründung wird die Schilderung der Vorfälle im „Vorwärts" als unwahr bezeichnet. Die Besichtigungsreise des Generalleutnants von Pa- welsz, an der auf seine Einladung der französische Generalleutnant Kommandeur Durant und der belgische Major Pulinx teilgenommen haben, hat am 8. Juli 1927 ihr Ende gefunden. Durch gemeinsames Protokoll wurde festgestelb, daß die Vereinbarungen über die Zerstörung der Unterstände an der deutschen Ostgrenze vollständig durchgeführt sind. Ruhland. Peter Wafchkiewitsch, ein polnischer Spion, der sich auf ungesetzlichem Wege nach der Ukraine begeben hatte und für Polen Spionage trieb, wurde vom Gericht in Charkow zum Tode verurteilt. Amerika. Bei einem neuen Besuche bei Kellogg erklärte der englische Gesandte Howard, daß er einen Abbruch der Seeabrüstungskonferenz für unvermeidlich halte, falls nicht eine unvorhergesehene Wendung eintrete. Wie New Uork Times meldet, soll in den New Uorker Besprechungen der Bankdirektoren die Stabi lisierung des Franc auf der Basis 5:1 beschlossen worden sein, um die Währuugsverhältnisse Europas zu glätten und die Goldtransporte Frankreichs un nötig zu machen, die hier zu einer unerwünschten An häufung d-s Goldüberschusses geführt hatten. Künftig soll der Franc 4 Cents wert sein. Das französische Kabinett hoffe die Neuregelung schon im August er reichen zu können. Au» de» Muldentale 'Waldenburg, 11. Juli 1927. j> Sommer und Ernte kommen im Monat Juli, der als der eigentliche Sommermonat gilt und in dem die Getreideernte zum erheblichen Teil unter Dach und Fach gebracht werden soll, zusammen. Die Aussichten für eine zeitige und befriedigende Ernte an Brotkorn sind Heuer nicht ngünstig, und wir können nur hof fen und wünschen, daß nicht im Laufe des Monats noch ein Wandel zum Schlechten eintritt. In den letzten Jahren hat es um die Erntezeit in verschie denen Gegenden andauernde Regengüsse und Ueber- schwemmungen gegeben, doch haben sie glücklicherweise keine Schäden von Belang im Gefolge gehabt. Hoffen wir, daß wir auch für 1927 von Unwettern während der Erntezeit verschont bleiben. Die Reiselust und die Ferienfreude stehen im Juli auf der Höhe, und wer im Gebirge oder an der See Erholung sucht, kann sehr wohl noch schönes Wetter brauchen. Niederschläge. Die Niederschlagsmenge betrug im ersten Dritlel des Monats Juli nach den auf hiesiger Wetterwarte vorgenommenen Messungen 79,s mm, davon allein bei dem Gewitter am Sonnabend Mittag 67,» mm. '— Sommerbad Die Eröffnung des vom Naturheil- verein errichteten Sommerbades hat das große Bedürfnis nach einer solchen Anlage gezeigt. Das Bad bot gestern ein lebhaftes Bild. Auch viele Auswärtige waren an wesend. Ueber 400 Besucher konnten festgestellt werden. Die Zuschauer außeihalb des Zaunes sind dabei nicht eingerechnet. Wenn nun die Anlage in den nächsten Wochen ganz sertiggestellt ist, ist sicher mit einer guten Be nutzung zu rechnen. Der Verein hätte dann einen großen Teil zur Förderung der Gesundheitspflege beigetragen. Landesvorstandssitzung der Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) Der Lan desvorstand und die Fraktion der Reichspartei des deut schen Mittelstandes hatten sich im Anschluß an die letzte Sitzung des Tagungsobschnitles des Landtags in Dresden am 7. Juli im Ständehaus versammelt und nach einem Bericht des Partei- und Fraktionsvvrsitzrnden Abg. Ober meister Kaiser sowie anschließender eingehender Aussprache die Tätigkeit der Landtagsfraktion einstimmig gebilligt und haben der Fraktion, als auch den beiden bisherigen Ministern aufrichtigen Dank für die geleistete Arbeit im Interesse des gesamten Mittelstandes ausgesprochen. Mit Bedauern sehen sie infolge der Umbildung der Regierung den Wirtschaslsminister vr. Wilhelm aus seinem Amte scheiden. Partei und Fraktion fühlen sich dem bisherigen Herrn Minister vr. Wilhelm zu außerordentlichem Dank verpflichtet. Wissen sie doch, daß er in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als Wirtschaftsminister sein schweres Amt zur vollsten Zufriedenheit des schaffenden Mittelstandes verwaltet hat. Die Parteitnstanzen schließen sich der Auf- fassnng des Ministerpräsidenten an, der Herrn vr. Wilhelm für die vielen Mühen an Opfer und Zeit, die er während feiner ministeriellen Tätigkeit dem Freistaat Sachsen ge bracht hat, den Dank der sächsischen Regierung ausgespro chen hat. i Die Parteiinstanzen und die Fraktion brachten ferner zum Ausdruck, daß der in der Regierung verblei bende Herr Finanzminister Weber nach wie vor das vollste Vertrauen der Partei genießt und daß sich die Partei auch in Zukunft geschlossen hinter ihn stellt. '' Oberwinkel. Seine festliche Fahnenweihe hielt gestern Sonntag der Verein junger Landwirte zu Oberwinkel und Umgebung im Gasthof Grünfeld ab. Zahlreich war die Beteiligung der Brudervereine und landwirtschaftlichen Organisationen der näheren und weiteren Umge bung. Das Festpodium auf der großen Wiese hinter dem Gasthof war im Flaggenschmuck festlich mit Blumen und Tannengrün bekränzt. Zur Weihefeier scharte man sich um diese Feststätte. Herzliche Worte der Begrüßung richtete der Vorstand des festgebenden Vereins Herr Erich Vogel Ebersbach an die Festoersammlung. Mit eindrucks vollen Worten sprach Herr Pfarrer Walter dem neuen Panier die Weiherede, zahlreich wurden gute Wünsche und Geschenke dem neuen Treuzeichen gebracht. Dann formte man sich zum Festzug, der die Teilnehmer in stattlicher Zahl hinüber nach Oberwinkel führte. Zurück kommend schloß sich ein flotter Festball an, der rege Be teiligung auslöste. — Zwickau. Der Gewerkschaftsbund der Angestellten hat an der hiesigen Seminarstraße 18 neue Wohnungen geschaffen. Au» dem SaeSneniauds — Leipzig. Ein schwerer Betriebsunfall ereignete sich am Mittwoch Nachmittag auf dem Gelände der Sackschen Versuchsstation an der allen Salzstroße. Hier kippte ein großer Motorpflug um und begrub unter sich den 22 Jahre alten Heizer Götz. Erst nachdem die schwere Ma schine gehoben war, gelang es, den Verunglückten aus feiner entsetzlichen Lage zu befreien. Der junge Mann wurde mit schweren Quetschungen am Becken und ge brochenen Oberschenkeln dem Diakonissenhaus zugeführt. — Crimmitschau. Vom V-Zug 180, der Leipzig mit tags 12,10 verläßt, mußte am Mittwoch auf dem Bahn hofsgelände in Crimmitschau der Speisewagen ausrangiert werden, weil die Achsen heißgelaufen waren und bereits die Flammen aus dem Räderwerk herausschlugen. Der V-Zug konnte erst nach Verlauf von etwa 40 Minuten wetterfahren, während der Speisewagen nach gründlicher Reparatur einem am Abend in Richtung Plauen ver kehrenden Personenzug eingefügt und weitergeleitet werden konnte. — Kirchberg. Am Montag abend ging auf einen Wiesengrundstück in Saupersdorf ein Freiballon nieder. Der Ballon hatte einen Durchmesser von 3 Metern und trug die Aufschrift: „Nr. 50 Sch. H.' — S1. Egidien. In unaufgeklärter Weise brannte Freitag abend gegen °/<10 Uhr ein dem Gutsbesitzer Linus Lindner gehöriges Schuppengebäude bis auf die Umfassungsmauern nieder. Der entstandene Schaden ist durch Versicherung gedeckt. — Kleinvoigtberg bei Freiberg. Das neuerbaute Seitengebäude der Zeche ,AIte gute Hoffnung Gottes' ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrann». Die her beieilenden Feuerwehren konnten die weitere Ausdehnung des Brandes verhindern. Die Enlstehungsursache ist noch nicht bekannt. — Bad Schandau Die Sladträte zu Bad Schandau haben ihre Aemter niedergelegt. Bekanntlich bestehen seit längerer Zeit zwischen Bürgermeister vr. Voigt und dem Ratskollegium Meinungsverschiedenheiten über Aus übung von Amtsgeschäften. — Zittau. Ein schweres Autounglück ereignete sich auf der Straße Arnau-Arnsdorf. Beim Ueberholen eines Lastautos riß das Lastauto des Autounternehmers Novak aus Neupaka eine Straßensäule um und stürzte in den Seifenbach. Von den Mitfahrern konnte sich einer durch Abspringen retten, dagegen wurden der Führer Novak und ein 14 Jahre alter Knabe unter dem mit 50 Zentner Kalk beladenen Auto begraben. Der Knabe wurde als formlose Masse unter dem Wagen hervorgezogen, der Führer starb nach Einlieferung ins Krankenhaus. Mehrere Arbeiter, die an der Unfallstelle gearbeitet halten, schwebten in Gefahr, ebenfalls mttgerissen zu werden, doch konnten sie durch einen Zuruf ihres Vorarbeiters noch rechtzeitig zur Seite springen. Aus Vr» Nachbarstaats« — Berga a. d. Elster. Am 9., 10. und 11. Juli beging das im lieblichen Elstertale zwischen Greiz und Dera liegende, ringsum von Bergen umkränzte Städtchen Berga a. d. Elster sein 500jähriges Bestehen als Stadt in Form eines größeren Heimatfestes. Am Sonnabend sand Kom mers in den Sälen des Rathauses und Schühenhauses statt. Sonntag, den 10. Juli, früh Weckruf, Kirchgang mit anschließender Gefallenenehrung, Marktkonzert, großer historischer Festzug und Trachtenfest. Volksbelustigungen, Konzert, Plantanz auf dem Schützenplatz. Nachmittags fis5 Uhr begann die Fremden-FestoorsteNung. Das Heimat- sestspiel behandelt Bergaer Sagen Es wurde von Lehrer Friedrich Dylvff geschrieben und hat den Titel „Hammer- michels Ende'. weitere llnmtternscbrickten. Das Unwetter im östlichen Wieragebiet. Eine Woche früher, als im Vorjahre das schreckhafte Nachtgewitter über die Wieragegend zog, hat am Sonn abend Nachmittag ein weit schlimmeres, viel mehr ver nichtendes Unwetter die Fluren und Dörfer des östlichen Wieragebietes heimgesucht. Nach der großen Hitze brachte das Freitaggewitter nur wenig Ausgleich der Tempera turen. Das auffallend rafche und tiefe Sinken des Barometers in der Vormiltagsschwüle des Sonnabends ließ einen schweren Naturausgleich vermuten. Aber so furchtbar verheerend dürfte seit Jahrzehnten in hiesiger Gegend nicht des Menschen Habe, Arbeit und Ernte ver nichtet worden sein. Gegen 1 Uhr zogen dunkle, streifige Wolkenmassen von Norden heraus. Näher kommender Donner und ein dumpfes, orkanartiges Rauschen in der Ferne waren die Vorboten des Ungewitters. Bald schlugen erst vereinzelt, dann dichter scharfkantige, bis 3—4 cm große Eispatzen auf die Dächer nieder. Der folgende wolkenbruchartige Regen, verbunden mit dichtem Hagelschlag, richtete leider auf sämtlichen Fluren an der sächsischen Grenze teils großen, noch nicht übersehbaren Schaden an. Der strichweise besonders schwer wuchtende Hagel- und Schloßenniedergang hat Getreidefelder voll ständig zusammengeschlagen. Es tut weh, vor den voll ständig geknickten, ährenabgeschlagenen Flächen zu stehen, wenige Wochen vor der Ernte, dem Lohn für Jahres-