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Zugleich weit verbreitet in den Städten Peuig, Lunzenau, Lichteuftein-Callubrrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. ..4» 250. Freitag, de» 25. Oktober 1895 Witterungsbericht, ausgenommen am 24. October, nachm. 4 Uhr. darometerstaud 749 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -4 2,-i" 0. (Morgens 8 Uhr 4- 2'4 Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 74"/n. Thaupuukt — 2 Grad. Windrichtung: West Daher Witterungsausstchten für den 25. October: Trübe bis halbheiter mit Neigung zu Niederschlägen. ^Waldenburg, 24. October 1895. Der neue österreichische Ministerpräsident Graf Badenyi hat sich im Parlament mit einer Programmrede einge führt, die in mehr als einer Hinsicht höchst bemerkens- werth ist. Der leitende Staatsmann führte zunächst aus, daß er vor Allem die Bedingungen schaffen wolle, unter denen der Gang der großen Maschine der Staatsver waltung ein ungestörter, regelmäßiger und zeitgerechter bleiben könne. Dies sei nur möglich, wenn ein fried liches Zusammengehen der zu einem Ganzen vereinigten Nationen Oesterreichs gesichert sei, darum werde die Re gierung allen Erscheinungen entgegenwirken, welche diesen Frieden zu beeinträchtigen geeignet seien. Die Regierung werde durch ebenso entschiedenes wie wohlwollendes Vor gehen diesen Frieden herbeizuführen suchen; sie werde das Staatsinteresse, die österreichische Tradition und österreichischen Geist thatkräftig fördern und vertraue dabei, daß die einzelnen Völker unter diesem Banner einer einigen, zielbewußten, wohlwollenden, aber entschie denen Negierung folgen werde. Bewegen sich diese Aus führungen Badenyis noch in einem ziemlich allgemeinen Gleise, tritt aus ihnen nur der Begriff der „Entschieden heit", der sich in dem Lexikon des Grafen Taaffe über haupt nicht befand, in wohlthuendster Weise wiederholt hervor, so begeben sich die folgenden Ausführungen auf einen Boden, der in Oesterreich lange nicht betreten worden ist und der wenigstens einem gewissen Optimis mus in der Beurtheilung der Zukunft wieder etwas Raum verschafft. Graf Badenyi erklärte, daß zwei Grundsätze sowohl für das Parlament wie für die Re gierung maßgebend sein müßten: Actuell berechtigte, dem jeweiligen Zustande der Entwickelung entsprechende Ansprüche, soweit sie sich in den Grenzen der staats rechtlichen, financiellen und wirthschaftlichen Zulässigkeit bewegen, sollen stets gerechte und wohlwollende Würdi gung finden, wenn sie auf gesetzlichem Boden geltend gemacht werden; dies könne und solle nur in der Art geschehen, daß die auf dem historischen Momente beruhende traditionelle Stellung und langjährige, allen andern Völkern voranleuchtende Cultur des deutschen Volkes Beachtung finden müsse. Man darf freilich Peogrammreden nicht überschätzen und sich etwa dem frommen Glauben hingeben, daß Graf Badenyi in sich den Beruf fühlen könne, dem Deutschthum die durch die Schuld des Liberalismus ver lorene Position wieder zu verschaffen; man muß auch einen guten Theil der Versicherungen auf taktische Motive und auf den Wunsch zurückführen, unsere mißtrauisch gewordenen Stammesbrüder für die neue Politik zu ge winnen. Trotzdem bleibt jedoch immer noch ein erfreu licher Rest, der wohl geeignet ist, gesunkenes Hoffen von Neuem zu beleben. In der That könnte auch kein Staatsmann von Scharfblick die culturelle und politische Bedeutung des deutschen Volksstammes wiederum in der Weise behandeln, wie es durch den Grafen Taaffe ge schah, dessen unselige Politik noch lange ihre Schatten über Oesterreich werfen wird. Wenn nach dem Wort Badenyi's die deutsche Cultur allen anderen Völkern „voranleuchtet", so muß eine solche, durchaus gerechte Würdigung nothwcndig verbunden sein mit einer Action, die eine derartige geistige Präponderanz des Deutschthums auch äußerlich zur Geltung bringt. Graf Badenyi ver sichert ja, die Regierung wolle der historischen Vergan genheit bei den Forderungen der Zukunft gerecht werden; die historische Vergangenheit aber erzählt nichts von den culturellcn Großthaten der Czechen und Slovenen, wohl aber von einer langen und erfolgreichen Arbeit des Deutschthums. Die Erklärung des neuen Ministers präcisirt alsdann die Stellung des Cabinets zur böhmischen Frage. Die Regierung, so erklärt Graf Badenyi, bringe der czechischen Nation volles Vertrauen entgegen, verzichte auf jede Recrimination und habe, auf den glänzend erprobten Patriotismus des böhmischen Volkes bauend, den ersten Beweis des Vertrauens geliefert. Dieser Beweis bestand in der Aufhebung des Belagerungszustandes für Prag. Gegenüber den Parteien des Hauses stehe die Regierung vollkommen frei da und gedenke es auch weiter zu bleiben. Dies sei jedoch nicht so zu verstehen, als ob die Regierung bald der einen bald der anderen Partei sich accommodiren wolle, sondern diese Worte bedeuten, daß „wir zu führen und nicht uns führen zu lassen gedenken". Das ist ein bedeutsames Wort, was hiermit Graf Badenyi gelassen ausspricht. Denn gerade darin lag der große Fehler seiner Vorgänger, daß sie, selbst ohne ein klares und festes Programm, zu einer fort gesetzten Schacherpolitik mit den einzelnen Parteien herab stiegen und sich in jedem einzelnen Fall durch abseits liegende Concejsionen die Zustimmung der Fraktionen und eine Verlängerung ihres Daseins zu erbetteln suchten. Das Wort „Es wird fortgewurstelt" stammt vom Grafen Taaffe selbst, der hiermit in drastischer Kürze das Urtheil über sein System aussprach. Graf Badenyi will hiermit aufräumen, er will führen, nicht aber sich führen lasten. Das ist zugleich ein Prinzip, das auch anderswo mehr als bisher festgehalten werden sollte. Denn in der That kann nur dort Ersprießliches geschaffen werden, wo eine Regierung nicht immer ängstlich hinhorcht, was den Parlamentsmajoritäten beliebt, wo sie ihr Programm nicht immer modelt nach dem zufälligen Belieben der Stimmenzahl, sondern wo sie gerade und muthig ihren Weg zu klaren Zielen verfolgt. Graf Badenyi erklärt, daß nur unter solcher Voraussetzung er und seine Collegen die schwierige Mission übernommen hätten. Ein mächtiges, patriotisches, solidarisch vorgehendes Oesterreich bezeichnet Graf Badenyi als sein Ziel. Die Regierung appellire hauptsächlich an diejenigen Parteien, die, auf ethischer Grundlage gebildet, ideale Ziele, wenn auch mit praktischer Grundlage, anzustreben befähigt seien. Diese Worte sind nicht vollständig klar, oder sie sagen doch wenigstens nicht deutlich, wohin sie zielen. Jede einzige Partei wird ihre Ziele als ideale Ziele bezeichnen, sie wird für dieselben eine „ethische Grundlage" bean spruchen und sie auf einer „praktischen Unterlage" auf bauen. Zum ersten Male aber wendet sich eine öster reichische Ministerrede gegen die Socialdemokratie und vindicirt der Regierung die Pflicht, die Umwälzung oder Vernichtung der Gesellschaftsordnung zu verhindern. Wie weit diese Erklärung mit den Plänen zusammenhängt, die von den leitenden Männern speciell hinsichtlich der Wahlreform und im Hinblick auf die Möglichkeit gehegt werden, daß in absehbarer Zeit auch die Anhängerschaft der Elnbogen und Adler ihre Vertreter in den Reichsrath entsendet, ist vorläufig nicht zu übersehen. Als besondere Aufgaben für die nächste Zeit bezeichnet Gras Badenyi die Erledigung des Budgets noch in diesem Jahre, die Erneuerung des Ausgleichs mit Ungarn, die Wahlreform, die Steuerreform und die Einführung einer neuen Civilproceßordnung. Das sociale Moment wird zwar in dem Versprechen gestreift, die Lage der unteren Volksschichten thunlichst zu verbessern, doch fehlt cs gerade hier an irgend einer concreten Andeutung. Es ist hohe Zeit, daß in Oesterreich ein Ministerium der starken Hand die Zügel ergreift. Botttische Nunsschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, welcher am Dienstag Nachmitttag vor dem Neuen Palais das Lehr-Jnfanteriebataillon besich tigt hatte, hörte am Mittwoch verschiedene Vorträge. Hierauf empfing der Monarch in feierlicher Audienz den bisherigen englischen Botschafter Sir Ed Malet. Letzterer hielt eine Anfprache an den Monarchen, die von diesem erwidert wurde. Sodann nahm der Kaiser das Abbe rufungsschreiben entgegen und überreichte es dem Staats sekretär v. Marschall. Nach dieser Audienz wurde der Botschafter auch von der Kaiserin empfangen, ebenso die Botschafterin von beiden Majestäten. Wie erst nachträglich bekannt wird, hat der Kaiser am 16. d. in Metz bei der Mittagstafel im Osfiziers- casino des Königs-Jnfanterie-Negiments eine längere und scharf accentuirte Ansprache gehalten. Der Kaiser führte nach dem „Hamb. Corresp." dabei ungefähr Fol gendes aus: Er rede unter dem Eindruck, den der Ritt über die Schlachtfelder am Morgen auf ihn gemacht habe. Es sei ihm dabei klar geworden, daß das, wovon die Denkmäler dort reden, nur erreicht werden konnte durch stramme Zucht, Treue und aufopfernde Tapferkeit, sowie blinden Gehorsam. Er erwarte im Frieden Hand habung eiserner Disciplin auch bei Ausbildung der Re kruten, im Kriege das Einsetzen der eigenen Person, um das zu erhalten, was die Väter «rungen haben. Es ist eben nur die altpreußische rücksichtslose Offensive, mit der wir etwas erreichen können." Ein Denkmal läßt der Kaiser für die in dem sieg reichen Gefechte bei Missunde an der Schlei am 2. Februar 1864 gefallenen preußischen Krieger auf dem Eckernförder Friedhof setzen. Der Gedenkstein ist nicht nur aus kaiserlichen Mitteln gestiftet, sondern auch von der Hand des Kaisers entworfen und besteht aus einem etwa 2 Meter hohen Granitblock. Das Denkmal wird ein Massengrab von 37 Kriegern schmücken, die bei Missunde, wo Prinz Friedrich Karl von Preußen die Dänen angriff, schwer verwundet wurden, und im Eckernförder Lazareth starben. Der Granitstein zeigt außer den Namen sämmt- licher Gefallenen die Inschrift: „Hier liegen 37 preu ßische Krieger. Dein Rufe ihres Königs folgend, fielen sie im Kampfe für die Befreiung Schleswig-Holsteins bei Missunde 1864." Das Denkmal ist bereits fertiggestellt und wird in diesen Togen errichtet. Die feierliche Ein weihung findet am 31. Jahrestage des Wiener Friedens, am 30. October statt. Fürst Bismarck hat zum Dank für den ihm von den Städten Thüringens übermittelten Ehrenbürgerbrief nach stehende eigenhändige Danksagung an den Oberbürger meister von Weimar gelangen lasten: „Ew. Hochwohl geboren bitte ich, den vereinigten Thüringischen Städten, welche mir die Ehre erwiesen haben, mir ihr Bürgerrecht zu verleihen, hierfür und für den künstlerisch so schön ausgestatteten Bürgerbrief meinen verbindlichsten Dank auszusprechen." Der neue Sekretär des Fürsten Bismarck, Haupt mann a. D. v. Schellwitz, hat seine Stellung angetreten. Er wird zunächst zur Entlastung des Oberförsters Lange, des Generalrepräsentanten des fürstlichen Besitzes, an den Geschäften der Forstverwaltung theilnehmen. In Stolp in Pommern fand im Anschluß an einen Familientag des Geschlechts v. Puttkamer die Berathung