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Posen entfallen. Im Ganzen hat bis jetzt die Commis sion 81,638,03 ß», für 49,556,447 M. käuflich er worben. Begeben zu Rente und Pacht sind 28,168,41 du zum Werthe von 17,738,477 M. Von den An siedlern stammten 601 aus Posen und Westpreußen, 949 aus dem übrigen Deutschland, 56 aus dem Aus lande. 1467 waren evangelisch, 139 katholisch. Die „Natlib. Corr." beurtheilt die Sachlage folgender maßen: Die Umsturzvorlage kann nunmehr als ge scheitert angesehen werden. Nachdem die Antisemiten sich schon geraume Zeit als Gegner erklärt haben, ist nun auch die freiconservative Reichstagsfraction abgeschwenkt und hat beschlossen, das clericalisirte Commissionswerk einfach abzulehnen und nur wenn möglich die beiden Paragraphen zum Schutze der Discipin im Heere von dem Wrack zu retten. Damit ist es für das Centrum und die Conservativen vollkommen aussichtslos geworden, im Plenum des Reichstages noch eine Mehrheit zusammen zubringen. Beide Parteien haben sich nun nur noch darüber schlüssig zu machen, in welcher Form sie die Hände aus einem verlorenen Spiel herausziehen und ob sie dabei mitwirken wollen, die beiden Heeresparagraphen mit zu beschließen. Für diese beiden Paragraphen würde dann wohl eine bis in die freisinnigen Reihen hinreichende Mehrheit zu finden sein. Die Commission des preußischen Abgeordnetenhauses, die den Bericht über den Antrag der Abgg. v. Schenken dorff und Gen., betreffend die Förderung der körper lichen und werkthätigen Erziehung in den Schulen wie in den Lehrer- und Lehrerinnen-Seminaren fertig gestellt hat, empfiehlt dem Hause der Abgeordneter, zu beschließen: Das Abgeordnetenhaus spricht die Erwartung aus, daß die Unterrichtsverwaltung der Pflege von Leibes übungen und Jugendspielen auch fernerhin ihre volle Auf merksamkeit zuwenden werde, und daß sie den Handfertig keitsunterricht, bezw. die hauswirthschaftliche Unterweisung an Orten, wo das Bedürfniß vorhanden ist oder schon zu entsprechenden Einrichtungen geführt hat, bei Unver mögen der Gemeinden auch durch vermehrte Aufwendung von Staatsmitteln kräftig fördern und unterstützen werde. Das preußische Abgeordnetenhaus verhandelte am Freitag den Antrag Mendel (cons.) auf Bereitstellung eines Betrages bis zu 20 Mill. Mk. zur Befriedigung des Kreditbedürfnisses landwirthschaftlicher Genossenschaf ten, sowie einen hierzu gestellten Antrag Arendt (frcons.), die Regierung möge dem Landtage baldigst eine Vorlage wegen Errichtung einer Staats-Centralkreditanstalt machen, womit das Kreditbedürfniß des kleinen Grundbesitzes und des Handwerks befriedigt werden kann. In der Debatte, in welcher sich die Freisinnigen entschieden gegen die Anträge aussprachen, während die Redner der übrigen Parteien dieselben warm befürworteten, erklärte Finanz minister Miquel, daß die Regierung dem Hause nach Pfingsten eine Vorlage unterbreiten wird, welche die Hebung des Real- und Personalkredits, sowie die Er richtung einer Centralstelle bezweckt. Mit Rücksicht auf diese Erklärungen wurde über die beiden vorliegenden Anträge zur Tagesordnung übergegangen. Es folgte die erste Lesung der Vorlage, betr. Staatsmittel für Ar beiterwohnungen. Die Berathung wurde schließlich bis Sonnabend vertagt. Rußland. Das „Journ. de St. Pet." bringt folgenden in- spirirten Artikel: Niemand kann es entgangen sein, daß Japan dadurch, daß es den südöstlichen Theil der Mandschurei annectirt und dadurch, daß es Korea zwi schen diese seine Besitzung und das zukünftig seiner Herr schaft unterworfene Meer einschließt, die fiktive Unab hängigkeit Koreas auf ein Nichts beschränken würde. Aber außerdem würde Japan auch als Herr des Golfes von Petschili und der die Ebenen von Peking beherrschen den strategischen Punkte den Schlüssel zur chinesischen Hauptstadt in Händen halten. Man kann daher schon jetzt mit Sicherheit behaupten, daß die ehrgeizigen Be strebungen Japans die Frage des Gleichgewichts im fernen Osten, die Europa nicht gleichgiltig sein kann, auf das Spiel setzt. Die Beziehungen dieses Theiles Asiens zu den europäischen Nationen mehren sich von Tag zu Tag. Für Rußland, dessen Besitz im Stillen Ocean in nächster Nähe des streitigen Terrains liegen, in einer Nähe, welche durch den Bau der sibirischen Eisenbahn bald noch vermehrt wird, für Frankreich, dessen indo-chinesische Colonien an der Grenze Chinas liegen, ist es wesentlich, von ihren Grenzen jeden dauernden Grund zur Unsicherheit und zu heftigen Krisen sernzu- halten. Deutschland endlich liegt die Entwickelung seiner Handelsbeziehungen in diesen Gegenden zu sehr am Herzen, um ruhig zusehen zu können, wie diese Bezie hungen stets einer Beunruhigung ausgesetzt wären, welche unabläßlich die hervorkeimenden Niederlassungen deutscher Staatsangehörigen bedrohen würde. Dieser Zustand würde sehr bald eintreten, wenn die Japaner am Tage nach ihrem Triumphe auf dem chinesischen Festlande festen Fuß faßten und jenen Eroberungsgeist dort einführten, der sie stets allem Haß der gegenwärtigen Besitzer aus setzen würde. Es liegt nicht in der Absicht der drei Mächte, welche ihre Ansichten in Tokio zum Ausdruck brachten und denselben auch Achtung zu verschaffen wissen werden, Japan der Früchte seiner Siege zu berauben, es könnte ihnen sogar nicht mißfallen, diesen Staat, der seine Häfen der europäischen Kultur eröffnet hat, in un widerlegter Weise die lebenspendende Kraft der Civilisa- tion darthun zu sehen, der es seine in so kurzer Zeit erzielten unendlichen Fortschritte verdankt. Diese Fort schritte würden aber nichtsdestoweniger früher oder später der Vernichtung preisgegeben sein, wenn sie nicht auf jenen Grundsätzen beruhen, welche die Grundlage des Concerts der Civilisation bilden. Diese Grundsätze verlangen vor allen Dingen, daß jeder Staat, ohne seine legitimen In teressen zu opfern, sich doch in verständigem Maße den Interessen Aller unterordne, der Bürgschaft des allge meinen Friedens nämlich. Dieser Geist hat sich in dem Maße entwickelt, in welchem der Fortschritt der Arbeit und die wachsende Aufklärung die Interessen mehr und mehr solidarisch machten. Rußland besonders hat davon denkwürdige Beweise gegeben, die seinem letzten Herrscher den glorreichen Namen eines Friedensfürsten einbrachten. Rußland, das fest entschlossen ist, auf diesem Wege zu beharren, fühlt sich umsomehr berechtigt, auch von An deren jene Mäßigung zu verlangen, deren Beispiel es zuerst gegeben hat. Indem Rußland im Einverständniß mit Deutschland und Frankreich handelt, schädigt es in keiner Weise die wahren Interessen Japans, mit dem es freundschaftliche und gutnachbarliche Beziehungen zu unterhalten wünscht. Wenn der erste Siegesrausch erst vorüber sein wird, wird dieses Land, dessen Souverän noch in seiner letzten Proclamation eine weisheitsvolle Sprache führt, sehr bald erkennen, daß die Mächte, die es zur richtigen Zeit auf einem Wege aufgehalten haben, auf welchem es seine Macht und seine Zukunft auf das Spiel setzte, ihm einen ganz besonderen Dienst erwiesen haben. Türkei. Die griechische Bevölkerung Cyperns nahm in großen Volksversammlungen einen Beschluß an, wonach sie Ab schaffung des türkischen Tributs und Annexion an das Königreich Griechenland verlangt, sowie der Entschluß kund gethan wird, jeder anderen Lösung mit Gewalt entgegenzutreten, falls die Insel von England geräumt wird. Asien. Der Kaiser von China bestand daraus, daß Li-Hung- Tschang nach Peking kam, um über die Bestätigung des Friedensvertrages zu Rathe gezogen zu werden. Mehrere Minister und Prinzen richteten eine Bittschrift an den Thron, welche die Zahlung einer größeren Ent- chädigung anstatt Abtretung' eines Theiles der Mand- churei befürwortet. Nach einer Mittheilung beabsichtigt der Kaiser von China eher bis zum Tode zu kämpfen, als die Mandschurei abzutreten. Weiter wird berichtet, daß eine baldige Antwort Chinas auf die Intervention der europäischen Mächte nicht zu erwarten sei. Ein weiterer Aufschub dürfte keine große Erbitterung verur sachen, da Rußland nicht geneigt sei, die Sache zu über stürzen, weil es den Wunsch der Regierung des Mikado, die öffentliche Meinung in Japan sür die geplanten Schritte vorzubereiten, würdige. Aus Tokio wird gemeldet, Japan treffe alle Vorbe reitungen, um den Krieg gegebenen Falles fortzusetzen, für den Fall der chinesische Kaiser den Vertrag von Shimonoseki zu ratificiren ablehnen sollte. Nach einer Tientsiner Depesche hat der chinesische Kaiser beschlossen, den Vertrag zu unterzeichnen. Um einen Einmarsch der Japaner zu verhindern, durchschnitten die Chinesen die Flußdämme bei Peking, was meilenweite Ueberschwemmungen, enorme Verheerun gen und den Tod von Hunderten von Personen zur Folge hatte. Amerika. Aus Cuba wird zuverlässig gemeldet, daß der Auf stand trotz der angestrengten Bemühungen der Spanier noch immer im Wachsen ist. Unter der Bevölkerung herrscht große Aufregung. Die Truppenzahl der Insur genten vermehrt sich durch freiwilligen Anschluß junger Männer tagtäglich. Die spanischen Kapitalisten befürchten das Schlimmste, da die bewaffnete Macht der Empörer volle 1700 Mann beträgt. In Nord-Dakota an der Grenze zwischen Kanada und Nordamerika sind die Indianer und Halbindianer auf den Kriegspfad gegangen. Dieselben haben be reits von der Stadt St. Johns Besitz genommen, die Einwohner vertrieben und bereiten sich zum Kampf gegen die Regierungstruppen vor. Die Farmer und Städter ergreifen die Flucht. Aus dem Muldeuttzale. "Waldenburg, 4. Mai. Bei der am 1. d. hier vor vorgenommenen Arbeiterzählung betrug die Zahl der Ar beiter im vollendeten 21. Lebensjahre und darüber 139 männliche, 178 weibliche, nach vollendetem 16. und vor vollendetem 21. Lebensjahre 55 männliche, 79 weibliche, nach vollendetem 14. und vor vollendetem 16. Lebens jahre 19 männliche und 18 weibliche, nach vollendetem 13. und vor vollendetem 14. Lebensjahre 1 weibliche, zusammen 489 Personen, und zwar 213 männliche und 276 weibliche. Die hierbei in Frage kommenden Be triebe waren 11 mit Handbetrieb, 4 mit Dampfkraft, 1 mit Wasserkraft, 1 mit Gasmotorenbetrieb, zusammen 17. * — Wie wir nachträglich erfahren, zeigte sich gestern in früher Morgenstunde an exponirten Stellen Reif und Eisbildung. * — Professor Falb hat für den Mai zwei kritische Tage hervorgesucht und auf den 9. und 24. angesetzt. Am 9. mit Vollmond wird ein „Kritischer" erster Ord nung seine Aufwartung machen und am 24. mit Neu mond kommt dann einer dritter Ordnung. Hoffentlich kommt der letztere nicht einen Tag zu früh, denn es wäre doch traurig, wenn er am Himmelfahrtstage schlechtes Wetter bringen würde! Denn: „Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so auch der ganze Herbst sein mag!" * — An der königl. Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dressen findet in der Zeit vom 10. Juni bis Anfang November dieses Jahres ein Cursus zur Ausbildung von Turnlehrern statt. Die Theilnehmer an diefim Cursus müssen mindestens den vollen Nachmittag jeden Wochen tages zur Verfügung haben. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung 1. des Geburts- oder Taufzeugscheins, 2. eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses, 3. eines amt lichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. eines selbstgefertigten Lebenslaufes und 5. der Zeugnisse über die genossene wissenschaftliche und turnerische Vorbildung bei dem Ministerium des Cultus und öffentlichen Unter richts bis zum 20. Mai l. I. einzureichen. Die unter dem 22. April verfügte Sperrung der Muldenbrücke in Remse ist seitens der kgl. Amtshaupt mannschaft Glauchau wieder aufgehoben worden. * — In Jerisau wird seit vergangenem Dienstag der 67 Jahre alte Spediteurgehilfe Christian Friedrich Tirsch mann vermißt. Da sein Körperzustand sehr leidend war, wird angenommen, daß er sich ein Leid angethan. Et waige Wahrnehmungen sind sofort beim Gemeindevorstand in Jerisau oder bei den Angehörigen Tirschmanns zur Anzeige zu bringen. Aus dem Sachsenlan.de. — Eine Fahrpreisermäßigung für die alten Krieger zum Besuche der Schlachtfelder von 1870/71 im dritten Vierteljahre 1895 hat der preußische Eisenbahnminister verfügt und zwar derart, daß die Fahrt dorthin und zurück in der dritten Wagenklasse aller Züge zu Militär preisen gestattet wird, unter Gewährung von 25 Kilo Freigepäck auf allen königlichen Bahnen (auf den Bahnen im Reichslande und der Main-Neckarbahn 10 Kilo Hand gepäck), sobald die Passagiere den Nachweis des Besitz zeugnisses der Kriegsdenkmünze von 1870/1871 führen. — Sachsen geht, wie auf vielen Gebieten, auch in der Einführung der bedingten Verurtheilung bahnbrechend vor, und zwar zunächst bei der Bestrafung jungendlicher Verbrecher. Das Justizministerium hat eine Verordnung erlassen, daß die Strafvollstreckungsbehörden in allen Fällen, in denen jugendliche, d. h. solche Personen, die zur Zeit der Begehung der zur Verurtheilung gezogenen That zwar das zwölfte, aber noch nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatten, zu Freiheitsstrafen verurtheilt worden sind, zu prüfen und Entschließung zu fassen haben, ob wegen Einwirkung eines längeren Aufschubs der Strafvollstreckung zum Zwecke der Ermöglichung einer Bewährung durch gute Führung Bericht an das Justiz ministerium zu erstatten sei. Stellt sich in dieser Frist heraus, daß der Verurtheilte ernstlich sich gebessert hat, so wird er dem König zur Begnadigung empfohlen. — Die „Dr. Nchr." schreiben aus Dresden: Seit dem Bestehen des hiesigen Schlacht- und Viehhofes sind für lebende Schweine noch nie so niedrige Preise bezahlt worden wie jetzt. Der Centner lebendes Gewicht bester Landschweine wird jetzt mit 34—36, der zweiter Güte mit 31—33 Mk. bezahlt. An den Einkaufspreisen für verarbeitetes Schweinefleisch in jeder Gestalt merkt man aber von dieser Billigkeit noch nichts. — In Leipzig kochte eine Schneidersehefrau auf einem Spirituskocher das Abendbrod; als hierbei der Spiritus verbrannt war, goß sie neuen hinzu. Die Flamme schlug aber in die Flasche, wodurch diese explo- dirte und der Frau so schwere Verwundungen zufügte, daß sie andern Tags im Krankenhause verstarb. — Je näher die Zeit zur Abhaltung der Sächsisch- Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1897 heranrückt und je mehr die Wichtigkeit eines derartigen Unternehmens in Leipzig, der ersten Handelsstadt Mitteldeutschlands erkaünt wird, desto größer wird das Interesse, das die Geschäftswelt diesem Pro- jecte entgegenbringt, desto stärker wird die Nachfrage nach Programmen und Anmeldebogen, die sowohl von Groß industriellen wie von Gewerbetreibenden an die Geschäfts stelle gerichtet werden. Ja es laufen Gesuche um Zu lassung sogar vom Auslande ein, ein Beweis, wie sehr man die Bedeutung einer Ausstellung in dem durch sei nen Handel und Verkehr berühmten Leipzig zu schätzen weiß. Es muß einleuchten, daß eine Betheiligung des Auslandes an einer Sächsisch-Thüringischen Ausstellung deren Zwecken widersprechen würde; aber soweit Wünsche zur Beschickung aus Gegenden laut wurden, welche dem engeren Ausstellungsgebiete naheliegen oder mit ihm durch rege Geschäftsbeziehungen verbunden sind, glaubte man sie berücksichtigen zu müssen. Da nun solcher Wünsche immer mehr und besonders aus dem durch verwandte Fabrikationszweige unserem Sachsen nahestehenden Schle-