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lüguq «it Autvodme ter Lagr nach Sunn- und Frsit«^»n. sk »ahine von Inseraten für die nächster» ^»Inende N'ammr. b'" nachmittaes 2 llhr. N»r NLonnEentSpreir Keniat Vierteljahr» -ich 1 Mk. «5 Pf. I«^rrnte pro Zeile 10 Pf.. Ginge?. 30 Pf. -Är?edition^ Waldenburg, Obergafle 2gls MS WakmburW ANzeiger. KWlsUÄ Zik des ZiMriih s« KslLmd»g. FiUuien in Äirftsdtrraidend^rg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Penig bst Herrn Kaufmann Hob. HLrtia, Randelqaste - in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weder; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, L«»ze«««, Lichteusteiu-Calluberg und in den Ortschaftm der nachstehmden Standesamtsbezirke: Estsdt-Waldenburg, Bräunsdorf, Gallenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grurnbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» .«So-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, NiederWierr, Oöergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. «21«. Mittwoch, den 18. September 1889. Witterungsausfichte« Mr den 18. September: Ziemlich heiteres und trockenes, theilweise wolkiges Wetter bet fortdauernd kühler Temperatur. Barometerstand am 17. September, nachmittags 3 Uhr: 766 mm. Gefallen. 'Waldenburg, 17. September 1889. Der Besuch des russischen Thronfolgers zu den Kaisermanöoern in Hannover ist in Deutschland ver- hältnißmäßig wenig beachtet worden und hat auch in der That keine besondere Bedeutung. Großfürst Ni kolaus ist politisch noch nie hervorgetrelen, Kaiser Alexander würde sich auch jedes selbständige Auftreten seines ältesten Sohnes entschieden verbitten, man hat auch von dem russischen Thronfolger noch nie gehört, daß er sich ernsthaft mit der Politik befasse. Der junge Prinz war von Hause aus sehr schwächlicher Körperconstitution, und erst in der letzten Zeit ist eine Kräftigung eingetreten, welche ihm gestattet, sich mili tärischen Uebungen zu widmen. Mit Willen seines Vaters ist der Thronfolger nach Deutschland gekommen; begiebt er sich weiter nach Paris, so geschieht das ebenfalls auf Geheiß seines Vaters und hat mit den persönlichen Anschauungen und Grundsätzen nicht das Mindeste zu lhun. Interessant ist nun aber, daß in dem Augenblicke, in welchem der Thronfolger Rußlands in Deutschland weilt und der Czar ernsthaft daran denbn soll, nach Berlin zu kommen, die Petersburger Regierung sich keine schönere Aufgabe auszusuchen weiß, als die, wie die Grenzplackereien gegen Deutschland noch erhöht werden können. Ob es nun eine Folge des deutschen Sckweineeinfuhrverbotes ist oder nickt, kann billig da hingestellt bleiben, Thatsache ist jedenfalls, daß man an der Newa sich mit dem Gedanken an neue Zoll- erhöhnngen trägt, welche vor Allem die deutsche In dustrie treffen würden. Die Deutschen in Rußland sind schon längst schikanirt und drangsalirt, daß es eine Art hatte, die Zollschraube ist nach Möglichkeit angezogen worden, aber es ist immer noch nicht genug. Die bekannte Gehässigkeit der Nationalrussen und der panslawistischen Blätter treibt zu immer neuem Vor- geyen an, und die Regierung erfüllt diese Wünsche nur Zu gern. Die bekannten Worte Kaiser Wilhelms I. kurz vor seinem Tode, Rußland müsse ja recht zart behandelt werden, haben heute kaum noch Geltung. Wie Du mir, so ich Dir!, heißt es heute, und die bekannte Aufforderung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" in der Periode der neuen russischen Anteilen, keine Papiere des Czarenreiches zu kaufen, spricht viel deut licher, als lange Bände. An der russischen Grenze wird auch ein neues deutliches Armeecorps errichtet werden, gleichfalls ein Zeichen, daß es mit der unbe dingten Vertrauensseligkeit Rußland gegenüber bei uns längst aus ist. Das Czarenreich zart behandeln zu wollen, ist heute Schwäche; eine zarte Beh indlung würde einem „Sichallesgefallen-Lassen" gleichkommen. Kaiser Wilhelm betrachtete den heutigen russischen Kai ser auch als Erben der Gesinnung seines Vaters, Alexanders II. Dieser Letztere war für einen Czaren eine Zeil lang geradezu liberal; das gab sich freilich, aber er blieb doch ein hochherzig denkender, edelsinniger Mann. Alexander III. sieht die ganze Welt vom Stand punkte des Nationalrussen an, und der Gesichtspunkt der letzteren ist nicht gerade der allerweiteste. Nach seiner Politik soll Rußland das erste und einflußreichste Land Europa's werden, und da er der erste Mann in seinem Staate ist, würde er dann die erste Persönlich- keit in ganz Europa sein. Nur von diesem Stand- Punkt aus ist das Auftreten des russischen Selbst herrschers zu beurtheilen, nur daraus erklärt sich seine Politik, die zahlreichen Fehlschläge, welche dieselbe er lebte und noch erleben wird, wenn keine Aenderung darin eintritt. Angesichts dieses Verhältnisses brauchen wir auch nicht zu glauben, daß der Besuch des Czaren irgendwelche Aenderungen Hervorrufen wird; Kaiser Wilhelm II. und Czar Alexander III. würden wahr scheinlich Freunde sein, die zu Gefallen sich thun, was sie nur irgend können, wenn sie nicht zugleich die mächtigsten Monarchen Europas wären. UMLLMe Mrmsschau. Deutsches Reich. Am Montag Morgen begab sich der Kaiser mit dem russischen Thronfolger über Weltbergen nach Springe, stieg dort zu Pferde und übernahm persön lich das Commando über die aus 8 Regimentern be- s stehende Cavalleriedivision, sowie zwei Batterien und r einem Pionierdetachement und ging mit denselben in i forcirtcm Marsch in südlicher Richtung vor. Der s Großfürst Nicolaus begab sich zu seinem 1. Westfäli schen Husaren Regiment Nr. 8, welches zum gegneri schen Corps gehörte. Auf dem Wege brachte die Stadt Linden, welche der Kaiser passircn mußte, ihm eine großartige Huldigung dar. Am Eingänge der Stadt war ein Triumphbogen aus Purpursammet hergestellt worden, wo die Stadtvertretung den Mo narchen begrüßte. Vereine, Fabrikarbeiter, Innungen Schulen bildeten Spalier. Das Kavallerie-Manöver am Montag Vormittag verlies sehr interessant. Der Kaiser in Ulanen-Uniform führte seine Regimenter auf Springe zu und ging durch das mit Ausschmückungs arbeiten beschäftigte Dorf auf das DefilH von Alten hagen zu. Vor dem Defilö kam es unter dem per sönlichen Befehl des Kaisers zu Regiments-Attacken. Das Defilö, von Artillerie und abgesessener Cavallerie vertheidigt, konnte nicht genommen werden. Um 10 Uhr räumte es der Feind freiwillig und ging aus Neustadt, etwa 2 Kilometer, zurück, wo die ganze Ca vallerie des Südcorps stand. Hier kam es zu glän zend gerittenen Attacken. Mittags beendete das Sig nal „Halt" das Cavallerie Manöver. Nach eingenom menem Frühstück wurden die Uebungen von Neuem eingeleitet. Während der Kaiser in der Front war, zogen sich die Exercitien bis in den Nachmittag hin ein. Der Kaiser gab wiederholt persönliche Ordres aus, bis der Tag mit dem Rückzüge des Gegners seinen Abschluß erreichte. Nach sehr genauer Kritik begaben sich die Fürstlichkeiten zum Jagdschlösse Springe, in dem festlich geschmückten Dorfe mit großem Jubel und von den Ortsvorständen begrüßt. Im Schlosse ist abends Tafel. Das kaiserliche Hauptquartier wird sich hier bis zum Schlüsse der Manöver befinden. Mit Brieftauben sind interessante Versuche gemacht, die sehr befriedigend verlaufen sein sollen. Die Kaiserin Vict oria Augusta hat am Montag Nachmittag nach erfolgter Verabschiedung von den Spitzen der Provinzialbehörden Hannover verlassen und ist abends wieder im Neuen Palais bei Potsdam angekommen. Die Kaiserin Friedrich ist Montag früh mit ihren Töchtern von Berlin über Warne münde nach Kopenhagen gereist und dort am Abend von der dänischen Königsfamilie mit ihren Gästen empfangen worden. Die Herrschaften nehmen ebenfalls in Schloß Fredensborg Wohnung. Am Sonntag Vormittag empfing der Kaiser in Hannover eine Deputation der Georgia-Augusta- Universität, welche dem Kaiser ihre Huldigung dar brachte und den Schutz des Monarchen auch für die Zukunft erbat. Der Kaiser erwiderte auf die An sprache: „Ich danke Ihnen herzlich für die Begrüßung und freue mich außerordentlich, daß Sie gerade die geschichtliche Seite zu betonen die Freundlichkeit hatten. An dieser halte auch ich besonders fest und ich glaube, daß gerade durch das Studium der Geschichte das Volk eingesührt werden kann in die Elemente, aus denen sein. Entstehung und feine Kraft sich aufgebaut haben. Je mehr und eifriger und eingehender die Geschichte dem Volke eingeprägt wird, desto sicherer wird es Verständniß für seine Lage gewinnen und dadurch in einheitlicher Weise zu großartigem Handeln und Denken erzogen werden. Ich habe schon wiederholt meins Absicht dahin geäußert, doß Sie das Material gut vorbereitet in Ihre Universitäten bekommen möchten und hoffe, daß in den nächsten Jahren das Geschichts- i studium noch einen ganz anderen Aufschwung nehmen ! wird, als bisher. i Bei dem Bankett, welches die Landstände von Han- ; nover am Sonntag Abend dem Kaiser gaben, brachte ! der Erblandmarschall Graf Münster folgenden Trink spruch aus: „Ew. Majestät haben mir huldreich ge stattet, im Namen der hannoverschen Provinzialstände Ew. Majestät begrüßen und willkommen heißen zu dürfen. Wir danken Ew. Majestät für die Ehre, die Sie uns heute erweisen, wir danken unserer hochver ehrten Kaiserin dafür, daß sie dies Fest beehrt hat. Daß Ew. Majestät in der Uniform eines hannoverschen Regiments, als Chef desselben heute unter uns erschie nen, hat uns Alle sehr erfreut und die Auszeichnung, die Ew. Majestät diesem braven Regiment hat zu Theil werden lassen, ist eine Auszeichnung sür die Provinz. Wir Hannoveraner sind stets von alten Zeiten her gute Unterthanen, gute Soldaten und gute Patrioten gewesen. Unser Vaterland ist größer ge worden, und wir wissen sehr gut, daß unsere Pflichten für unseren kaiserlichen Herrn, sür das deutsche Reich größere geworden sind. Wir hoffen, daß Ew. Majestät, wenn Sie diese Provinz verlassen, sie mit der Ueber- zeugung verlassen werden, daß wir Hannoveraner treu dem Rufe unseres Kaisers folgen werden, es sei im Frieden, oder, was Golt noch lange verhüten mag, im Kriege. Se. Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin, sie leben hoch!" Der Kaiser antwortete folgendermaßen: „Geehrter Graf Münster! Ich danke Ihnen von Herzen sür die liebenswürdigen Worte, die Sie an uns gerichtet haben, und für die freundliche Einladung, die Sie uns im Namen des hannoverschen Provinziallandlagcs ausgesprochen haben. Es ist uns Beiden eine große Freude, dieselbe haben annehmen zu können, und in dieser Stunde unter Jh„en zu ver- ; weilen. Sie berührten vorhin das Factum, daß ich heute zum ersten Male in der Uniform meines Königs- Ulanen-Regimenls unter Ihnen erscheine. Ich betrachte in diesem schönen und tapferen Regiment die Cardinal tugend der Provinz Hannover verkörpert: felsenfeste Königstreue, Adel der Gesinnung, Vornehmheit der Denkweise und einen opferfreudigen Patriotismus, der zum Aeußersten fähig macht und, was er einmal er griffen hat, nicht wieder losläßt. Auf diese Gesinnun gen, die in der Provinz herrschen, trinke ich und auf ein Blühen und Gedeihen der Provinz aus demselben Glase, mit welchem mein hochseliger Herr Großvater im Jahre 1874 das Wohl der Provinz auSdrachte mit deutschem Wein. Die Provinz Hannover, sie lebe hoch, hoch, hoch!"