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anMl! «UZ Filialen: in Mista'stwaldenbnrg bei Herrv Kaufmann Otts Förster; in Penig Herrn Kaufmann Rob. Hürtiq, Mandelqaste in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D-etze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Web ,; in Lichtenstein L. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. <«H»t«t täglich mit Ausnahme der Lage nach Sonn« und Festtagen. WiMtzme von Inseraten für die nächster- WEende Rummr- nachmittags 2 Uhr. »er «LonnementSpreiS beträgt vierteljähr lich 1 Mk. ÄK Yf. z-tferate pro Zeile 10 Ps., Singel. Jy Pf. «Metrition: Waldenburg, Obergass- 29 je. —— Zugleich weit verbreitet in dm Städten ^Mig, 8««ze«a«, Lich t ruft ein-C all ub er g und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstsdt-Baldenburg, Bräunsdorf, Ssllenberg, St. Kgidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» ^AZa-Niederham, Langenleuba-Oberhain, NisderMiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schladitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. iS 217. Dienstag, den 17. September 188S. "Walvenvurg, 16. September 188U. Der deutsche Reichstag wird in einem Monat etwa in Berlin zusammentretcn und es ist erklärlich, wenn die Aufmerksamkeit mehr und mehr sich mit den Auf gaben zu beschäftigen beginnt, welche ihrer Erledigung durch die Volksvertretung harren. Die Zeit, welche für die nächste Reichstagssession gegeben ist, ist nicht sehr bedeutend, denn im Februar läuft die dreijährige Legislaturperiode ab, welche mit den Septennalswahlen 1887 begann, und der neue Reichstag wird dann auf fünf ^zahre gewählt werden. Bis unmittelbar zum Wahltage kann die Session nicht wohl ausgedehnt werden, spätestens Ende Januar muß der Schluß er folgen, und wenn man die Weihnachtszeit in Abrech nung bringt, bleiben also knappe 2'/r Monate zur Erledigung aller Arbeiten. Das ist wenig, und des halb wird auch gesagt, da^ die Hauptvorlagen der nächsten Session nur der Etat, welcher die Neuforde rungen für Armee und Marine in sich schließen wird, das Socialistengesetz und die Bankfrage bilden werden. Das scheint nicht viel, ist aber für die dem Reichs tage zur Verfügung stehende Zeit gerade allermeist genug und man wird sich schon beeilen und vermeiden müssen, gar zu sehr zum Fenster hinaus zu sprechen, wie es in der Regel bei der letzten Reichstagssession vor den Wahlen zu geschehen pflegt. Die Hauptvorlage wird jedenfalls der Gesetzentwurf über die Verlängerung oder den Ersatz des Socia- listengesetzes siin, de r Wunsch, mit diesem bei keiner Partei des Reichstages beliebten Thema definitiv zum Abschluß zu kommen, ist heute größer denn je. An gesichts der lebhaften Lohnbewegung ist es gerade kein Vergnügen, alle paar Jahre von Neuem das Thema der Socialistengesetzgebung breit zu treten, über wel ches schon so viel geredet ist, daß beim besten Willen auch der klügste und gescheidteste Abgeordnete nichts Neues mehr finden und vorbringen kann. Die bezüg lichen Debatten sind lediglich Wasser auf die Mühle d-r socialdemokratischen Agitation, etwas Anderes kommt dabei nicht mehr heraus. Was soll nun wer den, um einen definitiven Zuliand herbeizuführen? Im Reichstage ist man darüber noch nicht schlüssig, auch zwischen den verbündeten Regierungen scheint noch kein fests'ehendes Uebereinkommen getroffen zu sein, wenn gleich die Vorverhandlungen längst zum Abschluß ge langt sein dürften. An eine dauernde Verlängerung des gegenwärtigen Gesetzes in unveränderter Form ist nicht zu denken, dagegen haben sich die Führer fast aller Parteien im Reichstage ausgesprochen. Man hält daran fest, daß das Socialistengesetz nicht zur Regel werden darf. Also Ersatz seiner Bestimmungen durch ent sprechende Abänderungen im Reichsstrafgesetzbuche! Das ist aber leichter gesagt, als gelhan. Bei den Erörte rungen, die im Früojahr über die Socialistengesetz. frage stattfanden, ergab sich, wie viele rechtliche und formelle Bedenken hier zu beachten sind, und heute ist Man noch nicht weiter, als damals. Der Reichstag wird also eine tüchtige Arbeit haben, um ein Gesetz zu Wege zu bringen, welches nicht nach ein paar Jahren wieder umgestoßen zu werden braucht. Es ist ganz unvermeidlich, daß bei dieser Gelegen heit auch die große Lohnbewegung dieses Jahres den Reichstag beschäftigen wird, und es ist sehr zu wün schen, daß in dieser Beziehung volle Klarheit geschaffen werde. Der Streit der Parteien während der Streiks hat viele wichtige Tbatsachen verdunkelt, und, wie das bei solchen wirthschaftlichen Streitigkeiten stets zu sein Witterungsausfichte« für den 17. September: : wolkiges, vorwiegend heiteres, fortdauernd kühle itand am 16. September, nachmittags 3 Uhr: 768 mm. pflegt, ist manchmal auch die Wahrheit schlecht fortge kommen. Ein altes deutsches Kernwort sagt: „Eines Mannes Red- ist keines Mannes Rede, man muß sie hören alle Beede." Aber in dem Wirrwarr des er bitterten Lohnkampfes ist manches gute Wort verklun gen, welches nachträglich noch seine Geltung gewinnen kann. Vielen Arbeitern thut immer noch eine ernste Mahnung Noth, aber auch auf der anderen Seite kann ein freundliches Wort nicht schaden. Denn, wenn auch die Streiks allenthalben beendet sind, das Gefühl der Verbitterung, welches in Folge derselben entstand, und natürlicherweise auch entstehen mußte, ist noch nicht bei Allen gewichen. Indessen Friede muß unbedingt in der Industrie sein, wenn von ihr etwas Großes geleistet werden soll. Der Reichstag kann sich bei seinen in Aussicht - stehenden Debatten das Auftreten des Kaisers zum s Vorbild nehmen: Sachlichkeit und praktische Anschau ungen durchwehen seine persönlichen Kundgebimgen über - sociale Fragen, nur so ist etwas zu erreichen. In > s den Lohnkampf und Arbeitsstreit ideale Auffassungen : verpflanzen zu wollen, ist Thorhcit. Hausbackene Prosa und nüchterne Wahrheit frommen hier allein, Kenntnisse des wirklichen Lebens und nicht Dekrete vom grünen Tisch. Auf die Worte, welche im deut- ' schen Reichstag fielen, ist vom deutschen Volke immer noch mit großer Aufmerksamkeit geachtet worden. Mögen alle unsere Reichsbolen daran denken und sich bewußt bleiben, daß es sich nicht darum handelt, Feinde zu erwecken, sondern den Frieden zu schließen. Der Reichstag kann dem Vaterlands gar keinen größeren Dienst erweisen, als wenn er durch sein Verhalten, durch ehrliche Mahnworte, durch unparteiische Klar stellung der ganzen Lage dazu beiträgt, Deutschland eine Wiederholung der Ereignisse dieses Frühjahres zu ersparen. Deutsches Neich. Der Empfang der kaiserlichen Majestäten in der Hauptstadt Hannover hat sich zu einem äußerst herzlichen gestaltet, bei jedem öffentlichen Erscheinen sind der Kaiser und die Kaiserin mit lautem Enthusiasmus begrüßt worden. Am Freitag, dem Tage der Parade des 10. Armeecorps, waren die festlich geschmückten Straßen dermaßen mit Menschen überfüllt, datz an ein Durchkommen kaum zu denken war. Bei dem Abends staltsindenden Paradediner trank der Kaiser auf das Wohl des hannover'-chen Armeecorps. Am Sonn abend begannen die Manöver. Schon in den frühesten Morgenstunden fand eine wahre Völkerwanderung nach dem Manöver-Terrain statt. Prachtvolles Wetter be günstigte die Hinausfahrt der fürstlichen Herrschaften. Zuerst erschien die Prinzessin Albrecht im vieripännigen Wagen, während die darnach folgende Kaiserin ein dunkles Reilkleid mit Cylinder gewählt hatte. Der Großfürst Thronfolger Nikolaus von Rußland halte die Uniform seines westfälischen Husaren-Regimenles gewählt, während der Kaiser kleine Generalsuniform trug. Um 9 Uhr fiel der erste Kanonenschuß. Das Manöver endete um 12 Uhr mit einem Sturm auf die Stellung des markirten Feindes beim Dorfe Anderten. Darauf hielt der Kaiser, welcher den Großfürsten- Thronfolger stets neben sich hatte und ihm Alles er klärte, eine halbstündige Kritik ab. Den Schluß der Uebung bildete ein Parademarsch der Infanterie in Regimentskolvnne, der Kavallerie in Eskadronsfront s Wetter. Gestiegen. im Galopp und der Artillerie in Batteriefront im Trabe. Der Kaiser führte mit dem Generalstabschef Graf Waldersee sein Ulanen-Regiment Nr. 13 persön lich vor. Abends 6 Uhr fand im Schlosse große Galatafel statt, zu welcher die Spitzen der Civilbe- hörden und zahlreiche sonstige Notabilitäten geladen waren. Gegenüber dem Kaiserpaare saßen der Ober präsident von Bennigsen und der Erblandsmarschaü Graf Münster. Später war großer Zapfenstreich. Am Sonntag Vormittag wohnte das Kaiserpaar zu nächst einem Gesangvortrag des Schloßkirchen-Chores bei und empfing dann eine Deputation der Georgs- August-Universität. Um 10 Uhr war Feldgottesdienst auf dem Waterloo-Platze. Abends giebt die Sladt Hannover ein Festmahl und nach demselben soll das Theater besucht werden. Montag Mittag reist die Kaiserin nach Berlin zurück, während der Kaiser am Nachmittage nach Schloß Springe übersiedelt. Der Kaiser und die Kaiserin ließen am Sonntag früh auf dem Grabe des Prinzen Siegismund in der Friedenskirche zu Potsdam einen Kranz niederlegen. Als die Kaiserin Friedrich und ihre Töchter, sämmt- lich in tiefste Trauer gekleidet, erschienen, fanden sie denselben schon vor. Die hohen Damen bekränzten die Särge des Kaisers Friedrich und der Prinzen Siegis mund und Waldemar. Der Kaiser ernannte sich selbst nach der Parade bei Hannover zum Chef des 1. Hannoverschen Ulanen- Regimentes Nr. 13. Das Hannoversche Füsilier- Regiment Nr. 73 erhielt den Runen Prinz Albrecht von Preußen. Aus Anlaß seiner Anwesenheit in der Provinz Hannover zu den diesjährigen Herbstmanövern hat der Kaiser zahlreiche Personen durch Verleihung von Orden unv Titeln und durch Beförderungen aus gezeichnet. Der Ober-Piäsidert 1)r. von Bennigsen zu Hannover ist zum Wirklichen Geheimen Rath er nannt worden. Die Kaiserin Friedrich ist am Sonntag aus Bad Homburg in Potsdam angekommen und begab sich sofort nach der Friedenskirche, um am Sarge des Kaisers und des Prinzen Siegismund, dessen Todestag der 15. September ist, ein stilles Gebel zu verrichten. Die Kaiserin wohnte dann dem Gottesdienst in der Bornstedter Kirche bei, begrüßte ihre Enkel im Neuen Palais und fuhr dann nach Berlin. Heule Montag früh reist die Kaiserin mit den Prinzessinnen nach Kopenhagen. Der „Post" zufolge hat der Großfürst Nikolaus ein Handschreiben Wines kaiserlichen Vaters mit nach Hannover gebracht. Ueber den Feldgottesdienst in Hannover am Sonntag wird von dort berichtet: Bei windigem aber sonnigem Wetter fand die Feier statt. Der Altar war auf dem Podest der Waterloo Säule errichtet, links davon ein Purpurzell. Deputationen der um liegenden Regimenter standen im Carrs mit flatternden Fahnen. Die Majestäten kamen unter stürmischem Jubel angefahren. Der Kaiser trug die Uniform seiner 13. Ulanen, und die Kaiserin ein dunkles Kleid mit olivfarbenem Mantel. Unter dem Zelt standen noch Prinz und Prinzessin Albrecht und Andere. Ooer- pfarrer Rocholl hielt die Liturgie, Feldpropst Richter die Predigt über Psalm 77: „Golt, Dein Weg ist heilig!" In begeisterten Worten mahnte der Geistliche, daß der Feldgottesdienst das Amen von oben sein möge zur Arbeit, und unter Hinblick auf die Waterloo-