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§ - ragttch «u »»«nahm« d«r Lage nach Sonn« und Frfltügen. »on Jnserotrn für dis nächster'» 4 ^»iNde Ru«me» nachmittags 2 Uhr. Ä r LdonnemenrSpreit ierrugi vlrrteljühr- l-ch L Mk. SS M- ^'erate yro Zeil« 10 Pf., Singel. 20 Pf. N^ed.iion Waldenburg, Oberzaff« Ml«. KNV AÄKULi! sik dt!i AMO M KülLeMrz. Male«: irr Mtftabt«»Le«rxr8 Lei Herri Laufmann Otto Förster; in Penig Herrn Kaufmann Rob. Härtis, Mandelgaffe - in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau Lei Hrn. Buchhändler E. Dwtze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Wetz - : in Lichtenstein ö. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Pe«ig, Lichtenftein-Cslltrberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Nist«dt-WKldmburg, Bräunsdorf, Gallenberg, SL. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Larigenchursdorf, Lingen- irgSa-Mederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagmitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonntag, den 8. September 1W8 -U 210. WiLterongsnusfichten für den 8. September: Vielfach nebliges oder wolkiges, zeitweise heiteres Wetter bei wenig veränderter Temperatur. Barometerstand am 7. September, nachmittags 3 Uhr: 764 mm. Gefallen. Große Dynamitexplosio» in Antwerpen. "Waldenvnrg, 7. September 1862. Der Großherzog von Baden hat in diesen Tagen auf dem Feste von Kriegcrvereinen seines Landes eine Ansprache an die Festtheilnehmer gehalten, in welcher er betonte, daß das deutsche Reich nicht nur äußere, sondern auch innere Feinde habe, und daß jeder deutsche Mann, gleichviel welcher Partei er angehöre, jenen mit allen Kräften entgegenarbelten müsse. Was der Groß- Herzog hierbei im Auge gehabt, kann nicht zweifelhaft sein; er meinte jene Elemmte, welche sich mit dem Gedanken einer Social-Revolution tragen. Daß das deutsche Reich wirklich einmal eine solche Revolution erleben sollte, das braucht man wohl nicht zu befürch ten; sicher haben aber jene Bestrebungen nichts Vor- tbeilhafkes für das Reich, und schon der Umstand, daß sie überhaupt vorhanden sind, fordert zu einer Abwehr und Bekämpfung derselben auf. Der Deutsche ist kein geborener Revolutionsmann, wie Polen, Franzosen, vielleicht auch Spanier, und, früher wenigens, Italiener. , Es giebt ein Lebensalter, in welchem gar Mancher i rasch bereit ist mit der Zunge und nicht genau über- j legt, waS er spricht; aber bei reiferem Alter treten i auch reife und gesunde Anschauungen ein, und die Zahl derer, welche sich in extravaganten Anschauungen bewe gen, und vorgeben, daran zu glauben, ist gering. Von den Socialdemokraten haben den lautesten Mund und sind die extremsten Elemente die jungen Leute um das zwanzigste Lebensjahr herum; von ihnen gilt das bekannte Wort: „Manche Leute sprechen davon am meisten, wovon sie am wenigsten verstehen." Aus eigener Anschauung kennen sie das Leben nicht, vermö gen es auch nicht zu kennen, und so verlassen sie sich auf die Urtheile Anderer, die mit voreingenommener Verbissenheit die Welt durch eine Socialbrille betrachten. Der Großherzog von Baden hat deshalb auch mit Recht seine Mahnworte an junge Leute gerichtet, weil dieselben am leichtesten zu bethören sind, und großen Worten am bereitwilligsten Glauben schenken. Im späteren Lebensalter erkennen schon die Meisten von selbst, daß Jugendpläne gar zu häufig schöne Träume sind, über die man später lächelt. Nicht mit Worten wird im 19. Jahrhundert ein besseres Loos für den Einzelnen geschaffen, sondern nur durch die Arbeit. Wir glauben zuversichtlich: Wenn dieses Jahrhundert zu Ende, wird man es nicht ein Jahrhundert des Umsturzes, sondern ein solches der Arbeit nennen. Ständig ist nichts in der geschichtlichen Entwicklung. Alle großen Staaten, welche die Geschichte aufweist, hatten auch ihre drohenden inneren Gefahren, schwerer vielleicht noch als die heutigen. Aber jene früheren Zeiten kannten nicht die Nachsicht und Humanität un serer Tage, in ihnen wurde man gar bald mit lästigen Elementen fertig. Aber wie sich jede kxcentrische Rich tung, die da auftauchle, im Laufe der Jahre selbst zerrieb, so wird es auch mit der heutigen Umsturz bewegung gehen. Sie wird von ihren Aposteln als unüberwindbar hingestellt! Das ist schon früher viel fach gesagt worden, aber niemals zugetroffen. Solche Erscheinungen sind nur Zeichen der Zeit, schließen aber nicht den Zeitgeist selbst in sich. Es ist die allgemeine Strömung heute dahingehend, das Loos und die so ciale Lage des Arbeiterstandes aufzubessern. Die ein zelnen Vorschläge äußern sich bald gemäßigt, bald in radikalster Weise; die Zeit und Zeitverhältnisse werden einen Ausgleich bringen, und die Menschheit wird zu anderen Tagesfragen übergehen. Auch die denkbar freiste Staatenverfassung kann nun einmal die Verhältnisse, die der menschlichen Anschauung entsprechen, nicht auf den Kopf stellen. In den Ver einigten Staaten von Nordamerika ist gewiß soviel Freiheit und Gleichheit vorhanden, wie nur immer möglich, aber was sagte Herr Liebknecht, als xr aus New Jork zurückkehrK? „Drüben ist es noch viel schlimmer, als in Deutschland!" Um einen Zustand herbeizuführen, wie er nach den Hoffnungen der Herren Bebel und Liebknecht bestehen sollte, ist vor allen Din gen die höchste Selbstlosigkeit nothwendig. Und die s allen Menschen einzuimpfen, ist absolut unmöglich, s Gute Worte und freundliche Ermahnungen können die ? Jugend vor thörichten Einbildungen bewahren. In i diesem Sinne ist es Pflicht, den Hinweisungen des badischen Fürsten zu folgen. Jedes Volk bildet sich selbst, und der Versuch Weniger, es ist vergebliche Mühe, wenn ihnen Voltsneigung zujanchzt. Das Volk richtet. PoLM-che MmrVschkrr. Deutsches Neich. Der Kaiser wird, wie italiemsche Blätter berichten, während seines Besuches in Monza sich nach dem Jagdschloß Sarre Balvavarenghe begeben, und dort mit dem Könige Humbert, dem Prinzen von Neapel und dem Herzoge von Aosta pürschen. Aus Potsdam wird gemeldet, daß auf der Wild parkstation bei der Abreise des Kaisers und der Kai serin nach Dresden außergewöhnliche Absperrungs maßregeln getroffen gewesen seien. Selbst Offiziere in Uniform Kälten der kaiserlichen Wartehalle nicht nahe treten dürfen. Wie verschiedene Blätter melden, hat der Kaiser das Abschiedsgesuch des Finanzmimsters v. Scholz bereits genehmigt. Als neuer Minister wird jetzt in ver stärktem Maße der Cennums-Abgeordnete Freiherr v. Hüne genannt, doch sind das natürlich alles nur Mulhmaßungen. Im Reichsamt des Auswärtigen hat die Arbeits last dermaßen zugenommen, daß die Anstellung ver schiedener neuer Beamten als erforderlich erachtet wird. Im Etat für 1890 sollen die entsprechenden Mittel verlangt werden. Den Kaisermanövern in Hannover werden die Militärbevollmächliglen von Rußland, Japan, Frank reich, Oesterreich, Italien und der deutschen Bundes staaten beiwohnen. Von Fürstlichkeiten werden an wesend sein Prinz Albrecht von Preußen als Schieds richter, die Großherzoge von Hessen und Oldenburg, die Erbgroßherzoge von Weimar und Oldenburg, die Prinzen Karl von Schweden, Balduin von Flandern, Max von Baden, Fürst von Lippe, Prinz Georg von Sachsen und der Großfürst-Thronfolger von Rußland. Als Gast des Kaisrrs wird auch Herr Krupp aus Essen den Manöver« beiwohnen. Durch den Londoner Arbeiterstreik sind auch deut sche Rheder schwer geschädigt worden. Danziger Dampfer liegen seit längerer Zeit auf der Themse und können nicht entladen werden. Andere, nach Deutsch land bestimmte Schiffe harren vergeblich der Be frachtung. Die letzten deutschen Seeleute, welche die argen Katastrophen in Samoa mit durchgemacht haben, sind am Freitag Vormittag in Bremerhaven angekommen. Die Mannschaften wurden an Bord des Rcichspost- dampfers „Braunschweig" von dem Admiral Paschen mit einer Ansprache begrüßt, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Bei der Landung wurde den Heim kehrenden von den Kriegervereinen Bremerhavens ein Lorbeerkranz mit einer Gedenkschrift überreicht. Ka pitän Lieutenant Arend dankte im Namen der Mann schaften, welche in der Halle des Lloyd bewirthet wur den, und darauf die Weiterreise antraten nach Kiel, wo sie festlich empfangen werden. Von sich reden macht eine in Berlin erschienene Brochüre unter dem Titel „In neuer Zeit, Briefe - eines alten Diplomaten an einen jungen - Freund." Etwas Neues ist darin nicht enthalten, die Ausführungen betreffen in der Hauptsache die schon j mehr als genug erörterte Frage, wer einmal Fürst : Bismarck's Nachfolger sein werde. Der Verfasser s kommt zu dem Resultat, Kaiser Wilhelm II. werde - dereinst sein eigener Kanzler sein. Der Autor nennt . sich einen Nationalliberalen, doch ist in keiner Weise i ersichtlich, daß er eine Persönlichkeit >.st, von der man ; annehmen könnte, sie sei genauer über brennende Fra- s gen unserer inneren Politik informirt. ; Bezüglich der neusten englischen Annection in Ostafrika macht sich jetzt auch in deutschen Kolonial kreisen eine ruhigere Auffassung bemerkbar. Die „Köln. Ztg." giebt derselben in folgender Berliner Zuschrift Ausdruck: „Die durch den jüngsten englischen Ver trag mit dem Sultan von Zanzibar geschaffene Lage im südlichen Somalilaude dürfte für Deutschland nicht ganz so schümm sein, als man hier und dort anzu nehmen geneigt scheint. Die Entscheidung in dieser Angelegenheit liegt weniger in London oder Ostafrika, als vielmehr in Berlin. Der englische Vertrag über die Benadirküste kann höchstens die Verwaltung der Häfen zum Gegenstände haben; denn weiter erstrecken sich die Rechte des Sultans an der Benadirküste nicht, und Niemand kann Rechte übertragen, die er nicht hat. Der Sultan konnte die fünf Häfen nicht abtreten, da die Mächte Deutschland, England und Frankreich ein ander die Unverletzlichkeit des Besitzstandes des Sul tanats Zanzibar gewährleistet haben und sonach die Abtretung irgend eines Gebietstheiles desselben der Zustimmung der drei Bürgen bedarf. Der Sultan konnte höchstens die Verwaltung dieser Gebietstheile unter Wahrung seiner Souveränetät übertragen. Ue- brigens stände auch einem solchen Vertrage unter Um- : ständen der unter befreundeten Mächten bisher in allen z Verhandlungen beobachtete Grundsatz entgegen, daß keine s europäische Macht an einem Punkte der afrikanischen i Küste politische Rechte erwerben kann, in dessen ganz j unmittelbarer Umgebung eine andere europäische Macht Verträge über den Erwerb von Hoheitsrechlen besitzt, es sei denn, daß ein Abkommen zwischen den betheilig- ten Regierungen im besonderen Falle ein Anderes be stimmt. An der Benadirküste besitzt Deutschland solche Verträge über den Erwerb von Hoheitsrechlen bezüg lich der gesammten unmittelbaren Umgebung der Sul tanshäfen. Es würde demnach der Erwägung der deutschen Regierung unterliegen, ob und wieweit der neuste englische Vertrag mit dem Sultan der brittsch- ostafrikamschen Gesellschaft in den fünf Häfen politische Rechte überträgt, bezw. ob dessen Bestimmungen lhat- sächlich einer solchen Uebertragung von politischen Rech ten glcichkommen. Eine solche würde dem Bürgschafts- vertrage und dem genannten internationalen Gebrauch ge mäß der Zustimmung der deutschen Regierung bedürfen." selbst, durch sich leiten zu wollen, nicht die wahre urtheilt und —