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Donnerstag, den 29. Angnst 1««S Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, LichLeustein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstadt-Baldenburg, BrLunsdorf, Callenberg, SL. Egidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungsn, Langenchursdorf, Langen« »ruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfsnhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Filialen: i« UltLadtwaldri»k«rg Sei Snrn Kaufmann Otto FSrüer; in Penig dsi Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandclqaffe in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein S. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Gijch««r läg ich mit «usnahrne der Taz« nach Sonn« und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster« steinende Nummc. 5" nachmittags 2 Uhr. V" NbonnementSpreiL betrügt vierteljähr lich 1 Rk. St» Pf. gerate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. »Nedition: Waldenburg, Obergasse 2v!s. WitteruugsauSstchten für Seu 29. August: Vorwiegend heiteres und ruhiges Wetter bei weuig veränderter Temperatur. Barometerstand am 28. August, nachmittags 3 Uhr: 767 mm. Gestiegen. "Waldenburg, 28. August 1889. Seit mehreren Tagen wird in einer Reihe von Blät tern, die anerkanntermaßen der Berliner Regierung ziemlich nahe stehen, wie „Nordd. Allg. Ztg.", „Köl nische Zeitung", „Post", „Hamb. Corresp." u. s. w., plötzlich auf die Bedeutung des schon vor meh reren Monaten von den französischen Kammern be schlossenen neuen Armeegesetzes hingewiesen. Das Prin zip des letzteren ist bekanntlich, daß jeder taugliche junge Mann, gleichviel welchem Stande er angehört, ob er zu Hause oder im Geschäft abkömmlich ist oder nicht, militärisch ausgebildet werden soll. Nach dem neuen deutschen Wehrgesetz werden die überzähligen Militär pflichtigen bekanntlich der Ersatzreserve überwiesen, die 20 Wochen dienen kann, aber nicht immer dienen muß. Zur Ersatzrcserve gehören auch solche junge Leute, die wegen geringer körperlicher Fehler vom Dienst in der Linie zurückgestellt wurden, während die zum activen Dienst nicht Tauglichen dem Landsturm überwiesen j werden. Die jetzigen Preßerörterungen weisen nun vor ! Allem darauf hin, daß Frankreich durch sein neues ! Armeegesew eine bedeutend größere Zahl ausgebildeter f Soldaten Erhalten wird, wenn diese auch zum Theil l nur kürzere Zeit gedient haben, als in Deutschland und ' daß unser westlicher Nachbarstaat die genügende Anzahl : Von Osficieren besitzt, um diese neue« Truvpenmengen zu commandiren. Es wird in den obengenannten Blättern noch nicht gesagt, daß sich die deutsche Militär- j Verwaltung bereits mit Maßnahmen beschäftigt, welche ! dem französischen Armcegesetz die Stange halten sollen, j aber es wird so deutlich und bestimmt betont, daß Er- Wägungen hierüber statlfinden müssen, daß vielfach an- i genommen wird, dem Reichstage würden in nächster i Session noch neue Militär-Vorlagen zugehen, welche i den Zweck, die deutsche Wehrkraft abermals zu erhöhen, - haben sollen. Was kann nun geschehen? 1887 erst hat der Reichs- f tag mit dem Septennat die bekannte sehr beträchtliche j Erhöhung des Friedensstandes der Reichsarmee be schlossen, und weder aus den damaligen Reden Fürst ! Bismarck's, des Grafen Moltke und des Kriegsmini sters Bronsart von Schellendorf, noch aus den heutigen Ankündigungen kann man entnehmen, daß abermals die Friedensstärke des Reichsheeres erhöht werden solle. Eine zweimalige Erhöhung innerhalb derselben Legis laturperiode wäre immerhin etwas Außerordentliches, und nach den bekannten Kundgebungen unseres Kaisers ist nicht zu glauben, daß die europäische Lage so Hoch ernst ist, daß zu solchen ganz besonderen Mitteln ge schritten werden müßte. Wenn die Militär-Verwaltung neue Vorlagen plant, die sich in derselben Richtung, wie das französische Armeegesetz bewegen sollen, so dürf ten sie das Gebiet der Ersatz-Reserve und der Ein jahrig-Freiwilligen betreffen. Mehr Mannschaften und mehr Officiere, wird gesagt; nun, eine Ausbildung aller Ersatz-Reservisten ohne Ausnahme würde der Reichs-Armee eine wesentliche Verstärkung geben, und davon, daß die Bestimmungen über die Einjährig- Freiwilligen bei uns geändert werden sollen, ist schon länger die Rede gewesen. In Oesterreich-Ungarn ist festgesetzt worden, daß jeder Einjährig-Freiwillige, welcher sich zum Officier nicht qualificirt, noch ein zweites Jahr dienen soll. Bei uns ist schon erhöhter Nachdruck auf die Aus- bildung der Einjährigen zu Osficieren gelegt, und wer weiß, ob nicht auch gesetzliche Normen hierfür geschaffen werden sollen. Endlich könnte noch eine feste Gliederung gewisser Jahrgänge des Landsturmes erfolgen, die in Oesterreich-Ungarn und der Schweiz gleichfalls schon besteht. Wir werden abzuwarten haben, ob und was geschieht; möglich ist auch, daß das „rauchlose Pulver" und „verbesserte Repetirgewehr" nur ihre Forderungen geltend machen. Anfänglich fiel es auf, daß jetzt schon diese militärischen Erwägungen angestellt wurden. Bei ruhigem Nachdenken aber findet sich auch hierfür der Schlüssel. Wir haben bis zum Beginn der näch sten Reichstagssession nur noch etwa sechs Wochen, eine Frist, die zur Ausarbeitung neuer Gesetzentwürfe von A bis Z kaum noch genügen würde; und eben daher läßt sich annehmen, daß die momentan angcstell- ten Erörterungen nicht den Beginn neuer gesetzgeberi scher Arbeiten anzeigen, sondern auf den Abschluß vor bereiten. Die kommende Parlamentssession wird allem Anschein nach nur sehr wenige, wohl aber äußerst wichtige Gesetzentwürfe bringen. MMtihGe VMnVschttrr. Deutsches Nei>Ä. Der Kaiser und die Kaiserin hatten am Mon tag eine mehrstündige Wasserfahrt aus der Havel unternommen. Zur Abendtafel war Professor Schott- müller aus Rom geladen. Dienstag Vormittag unter nahm der Kaiser einen längeren Spazierritt, arbeitete nach der Rückkehr mit dem General Hahnke, dem Ad miral Heusner und ertheilte mehrere Audienzen. Zur Mittagstafel war der deutsche Gesandte in Athen, Le Maistre, geladen. Am Nachmittage erledigte der Monarch dringende Regierungssachen und verbrachte den Abend mit der Kaiserin in Schloß Glienicke bei dem Prinzen und der Prinzessin Leopold. Heute Mittwoch früh reist der Kaiser zu den Festungsmanövern bei Küstrin, am Abend treffen die Kaiserlichen Prinzen aus Kassel wieder im Neuen Palais ein. Die offiziellen Berichte über den Kaiserempfang in Metz scheinen doch etwas übertrieben gewesen zu sein. Das nationalliberale „Frkf. Journ." berichtet nämlich: „Kein vernünftiger Mensch, der mit den lothringischen Verhältnissen auch n«.r einigermaßen be traut ist, hat erwarten können, daß die einheimische Bevölkerung massenhaft herbeiströmen würde, um ihren Kaiser und seine hohe Gemahlin zu begrüßen, wie solches in Straßburg factisch der Fall gewesen ist, wo die Verhältnisse auch anders liegen. Die reicheren Metzer Einwohner hatten die Häuser geschlossen und den Zudrang der echtlothringischen Bevölkerung muß ich als mäßig bezeichnen. Der Empfang durch die Altdeutschen hingegen war in vollem Maße befriedigend, auch geborene Lothringer stimmten beim Anblick des Kaiserpaares herzhaft in den allgemeinen Jubel ein." Bei der Abreise äußerle der Kaiser, er sei durchaus zufrieden, etwas Anderes habe er auch nicht erwartet. Uebrigens wollten die Metzer Damen ebenfalls eine Adresse um Aufhebung des Paßzwanges überreichen, man nahm aber im letzten Moment hiervon Abstand. In der Mitte dieser Woche wird der Kaiser bekannt lich den großen Festungsmanövern bei Küstrin beiwohnen. Ueber die Vorbereitungen zu denselben wird von dort berichtet: Eine Abtheilung Luftschiffer ist auf dem Manöverfclds eingetroffen, das schon seit einigen Abenden elektrisch beleuchtet wurde. Am Dienstag ist mit der Beschießung der Feldschanzen begonnen, die bei Tschernow und Säpzig errichtet sind. Eine mächtige Feldschanze führt den Namen „Hexcnberg". Sie ist mit Revolverkanonen und Feldgeschützen aus gerüstet, während die Flanken noch durch zwei kleinere Feldschanzen gedeckt sind. Die Schanzen sind unter einander durch Laufgräben und unterirdische Kabel in Verbindung gesetzt. Ferner leisten Minen, Verhaue mit Drahtgeflecht und Gruben mit Drahtgeflecht den nöthigen Widerstand. Der Feind ist auch darauf vor bereitet und hat sich u. A. mit einem ganz neuen Aus rüstungsstück versehen, mächtigen Scheeren, mit denen die Drahtverhaue zerschnitten werden. Die deutsche Katholikenversammlung in Bochum hat sich nun ebenfalls, wie gleiche Versamm lungen anderer Länder, für eine Rückgabe des Kirchen staates an den Papst ausgesprochen und die antivati kanische Giordano Bruno-Feier rückhaltlos verurtheilt. Die päpstlichen Journale in Rom nehmen von dieser Kundgebung mit großer Genugthuung Notiz, freilich wird sie einen Einfluß auf die Politik der Reichsregie rung unter den obwaltenden Umständen nie auszuüben im Stande sein. Kaiser Wilhelm II. hat Rom wie derholt die Hauptstadt König Humberts von Italien genannt und daran ist nicht zu rütteln. ! Die „Nordd. Allg. Ztg." warnt noch einmal höchst ' eindringlich vor dem übereilten Universitätsstu dium: „Alle diejenigen, welche darüber zu befinden haben, ob ein junger Mann die Universität in dpr Absicht beziehen soll, später im Staatsdienste Verwen dung zu finden, haben unter den heutigen Verhältnis- . sen mehr denn je die Pflicht, genau zu prüfen, ob die : Veranlagung des jungen Mannes eine solche ist, daß i sie später bedeutende Leistungen erwarten läßt. In ! ganz besonderem Maße wird dies in dem Falle noty- : wendig sein, wenn der junge Mann von Hause aus nicht so gestellt ist, dag er, ohne in Ungelegenheiten i zu kommen, die lange Wartezeit überwinden kann. : Einen mittelmäßig beanlagten jungen Mann, dessen i Verhältnisse ihm das Aushalten einer späteren War:e- s zeit unmöglich oder doch sehr schwierig machen, auf den Weg des Studiums leiten, heißt heute eine viel i größere Verantwortung auf sich nehmen, als in Zei- i ten, in denen das Angebot von wissenschaftlich gebil- ! deten Kräften die Nachfrage nicht übersteigt." j Die „Nordd. Allg. Ztg." vringt folgende Enthül- ; lungen über die Emin-Expedition: „Unter den Be trachtungen, welche die Berliner koloniale Entrüstungs versammlung in der Presse zu Tage gefördert hat, befindet sich auch die Beschwerde darüber, daß das Emin-Pascha-Unternehmen nicht rechtzeitig über die Bedenken der Regierung unterrichtet worden sei. Wir sind in der Lage, heute festzustellen, daß am 25. Fe bruar d. I. der Vorsitzende des geschäftssührenden Ausschusses des Emin-Pascha-Comitös, Minister a. D. v. Hofmann, in eindringlichster Weise von maßgeben der Stelle gebeten worden ist, in der einen oder an deren Weise die Vereinigung mit der Expedition des Hauptmann Wißmann Herbeizuführen; es ist auf die inzwischen eingetretenen Schwierigkeiten hingewiesen und die Wahrscheinlichkeit betont worden, daß die bedeu tenden für das Emin-Pascha-Unternehmen freiwillig aufgebrachten Gelder nutzlos vergeudet werden würden. Seit sechs Monaten wußte man demnach in den lei tenden Kreisen des Emin-Pascha-Unternehmens, wie die Reichsregierung über dasselbe denkt. Die Grün"e, welche vorhanden gewesen sind, die Mahnungen der Reichsregierung unbeachtet zu lassen, entzieht sich natür lich unserer Beurtheilung." Die Stadt Bagamoyo in Ostafrika, Reichscomis- sar Wißmann's Hauptquartier, wird ganz neu auf-