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chimburger Tageblatt Grschsmt täglich m>r Ausnadme der Tag« nach Donn- und Festtagen. «snahme von Inseraten für di« nächster- ?ch»i««nde Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Ler NbonnementspreiS betrügt Vierteljahr- -ich 1 Mk. SS Bf. Anserate pro Zeile 10 Pf., Kinges. 20 Pf. GMrdition: Waldenburg, Obergasse 291«. —— -rsd MckfM fir Sm Mdlrch ?« WolSmörrz. FLiaie«: in Ultstadtrvaldeaüurg bei Herr» Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. HürLia, Mandelqaffe: in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler S. Dietze in Wechselburg bei Herrn Schmied Webei; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. — i'<^> — Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Luuzcuau, 8ichte«ftem-CaAuberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Vltstadt-Waldenburg, BrLunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, GruMbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« lexba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 6. April 188S Witternngsausfichten für den 6. April: Unbeständiges, zeitweise heiteres Wetter bei wenig veränderter Temperatur. Barometerstand am 5. April, nachmittags 3 Uhr: 751 mm. Gefallen. Wiesenverpachtung. Dienstag, den 9. April d. I., Vormittags 9 Uhr soll die dem hie- sigen Pfarrlehen gehörige sogenannte Superintendenturwiese anderweit auf 6 Jahre verpachtet werden. Versammlungsort: List'sche Schaukwirthschäft. Waldenburg, 4. April 1889. Der Kirchenvorstand. 'Waldenburg, 5. April 1889. Die Flucht Boulangers nach Brüssel bildet in der französischen Presse noch immer den Hauptgegenstand der Erörterung. Daß die Einleitung eines Strafver fahrens wider den gefährlichen und gefürchteten Gegner von der Regierung tyatsächlich fest beschlossen war, kann keinem Zweifel mehr unterliegen. In allen Kreisen der Pariser Gesellschaft bildete die bevorstehende Verhaftung und Prozessirung des Zukunstsdictators , schon seit Tagen das Gesprächsthema und die Bericht- : erstatter mehrerer großen Pariser Blätter hatten die f Jndiscretion sogar so weit getrieben, an den General selbst das Ersuchen zu richten, ihnen die Zeit seiner s Festnahme, sowie das Zimmer, in dem er sich verhaf- s ten lassen wolle, doch ja rechtzeitig mitzutheilen, damit der Nachwelt die ausführliche und wahrheitsgetreue ' Schilderung dieses welthistorischen Moments nicht ver- » loren gehe. Das Ministerium Tirard-Constans war in dem be gonnenen Kampfe gegen den BoulangiSmus auch be reits so weit gegangen, das es, ohne seine eigene Existenz aufs Spiel zu setzen, kaum noch anders konnte, als zu einer durchgreifenden Gewaltmaßregel seine Zuflucht zu nehmen. Der Antrag auf Ermäch tigung zur Klageerhebung gegen den General war be reits angekündigt und nur deshalb nicht zur Ausfüh rung gebracht, weil der Generalprocurator Bouchez sich geweigert hatte, seine Unterschrift herzugeben. Hätte sich die Regierung hierbei beruhigt und die Ausfüh rung ihrer Absicht aufgegeben, so wäre es zweifellos um ihr Ansehen, vielleicht sogar um ihre Stellung ge schehen gewesen. Wie schwach, so würden selbst gut republikanisch gesinnte Blätter gesagt haben, muß es um die Autorität des Ministeriums bestellt sein, wenn ein Mann wie Bouchez, der die unsauberen Machen schaften eines Wilson vertuschen half, sich weigert, gegen Boulanger einzuschreiten. Es blieb der Regie rung also kaum etwas anderes übrig, als den wider haarigen Generalstaatsanwalt seines Amtes zu ent heben und ihn durch eine andere gefügigere Persönlich keit zu ersetzen. Boulanger, der nach diesem letzten Schritte des Kabinetts über das ihn erwartende Schicksal nicht in Zweifel gewesen sein kann, zog es vor, die gegen ihn geplanten weiteren Maßregeln nicht erst abzuwarten, er hielt wie Sir John Falstaff dafür, daß die Vor sicht der Muthes bester Theil sei und machte sich schleu nigst davon. Die Aussicht, lebenslänglich in Mazas eingesperrt oder nach Neucaledonien deportirt zu wer den — und daß ihm, wenn ihn der Senat vor seine Schranken zitirt hätte, etwas Aehnliches bevorgestanden haben würde, dürfte wohl als feststehend anzusehen sein —, mag freilich für einen Mann, dem es zur Lebensgewohnheit geworden ist, tagtäglich Hunderten von schönen Damen die Hände zu küssen und sich bei Gastmählern und Festbanketten anstaunen und ver herrlichen zu lassen, wenig Verlockendes haben. Immer hin aber nimmt sich ein solches freiwilliges Räumen des Kampfplatzes nicht sehr heldenhaft von einem Sol daten und Parteiführer aus, der sich noch obendrein wiederholt in öffentlichen Versammlungen damit ge brüstet hat, das souveräne Volk von Paris werde seine Verhaftung nicht zulassen und den Kerker stür men, in welchen man ihn sperren würde. Wenn man in Frankreich die Dinge mit demselben Maßstabe mäße, wie in Deutschland, so müßte nach solchen Großsprechereien die Sache der Boulangisten durch die Flucht ihres Führers sogar aus's schwerste geschädigt werden. Unseren liebenswürdigen Nachbarn im Westen aber erscheint alles, was die hohe Politik betrifft, in ganz anderem Lichte, als uns. Es dürfte darum wohl etwas gewagt sein, schon jetzt darüber entscheiden zu wollen, ob der General klüger gethan haben würde, in Paris zu bleiben und sich dort in der Hoffnung auf den bei den nächsten allgemeinen Wahlen zu er wartenden Umschwung jeder Gewaltthat seiner poli tischen Gegner auszusetzen. Denn wenn auch die französische Regierung sowohl wie die französische Abgeordnetenkammer fürs erste von einer schweren Verlegenheit befreit sind, da ein Bou langer außerhalb des Landes der Republik weit weni ger gefährlich ist, als ein Boulanger, der in Paris den persönlichen Mittelpunkt aller Unzufriedenen bildet, so darf doch auf der anderen Seite wieder nicht ver gessen werden, daß dem General in Brüssel immer noch Mittel genug bleiben, um den Kampf gegen die Republik weit nachdrücklicher fortzusetzen, als er dies von Mazas oder Neucaledonien aus thun könnte. Die durch die allgemeine Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Regierungssystem erzeugte boulangistische Strömung wird durch die Flucht Boulangers ebenso wenig aus der Welt geschafft, wie sie durch die Ver- urtheilung des Generals beseitigt worben sein würde. Und wenn es den Leitern des Staates nicht gelingt, das Vertrauen des Volkes zu der Regierung wieder herzustellen, so wird auch das „vorläufige" Verschwinden des Generals aus Paris die Republik schwerlich vor dem drohenden Untergange retten. Politische RunSschan. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen am Donnerstag Vormittag eine Spazierfahrt und empfin gen nach der Rückkehr den Besuch des in Berlin ein getroffenen Großfürsten Michael von Rußland. Spä ter arbeitete der Kaiser mit dem Kriegsminister und dem Chef des Militärkabinets und ertheilte den Gene ralen von Wittich und von Nausenberg Audienz. Vor dem Diner unternahm der Monarch wieder einen Spazierritt und stattete der Kaiserin Friedrich einen Besuch ab. Die Letztere hatte sich am Vormittag mit ihren Töchtern und der Herzogin von Edinburg nach Potsdam begeben und am Grabe ihres Gemahls einen Kranz niedergelegt. Der Kaiser hat den von der Waffersfluth in Po sen heimgesuchten Personen, wie der Oberpräsident Graf Zedlitz mittheilt, 10,000 Mark überwiesen und angeordnet, daß sofort eingehend erwogen werde, wie ähnlichen Katastrophen künftig vorzubeugen sei. Kaiser Wilhelm II. hat dem Fürsten Bismarck zu dessen 75. Geburtstag u. A. einen schönen, alten Kupferstich geschenkt, der einen Vorfahren des Fürsten, einen Bruder seines Urgroßvaters, den 1697 geborenen Dompropst Georg Friedrich von Bismarck, darstellt. Ein prächtiger Eichenholzrahmen zeigt das alte Wappen des Fürsten, das Kleeblatt mit den drei Eichenblättern, sowie die kaiserliche Widmung. Folgender kaiserlicher Erlaß zur Samoa-Ka- tastrophe ist veröffentlicht worden: „Ein verheeren der Orkan hat Meinen bei den Samoa-Jnseln sta- tionirten Schiffen und Fahrzeugen schwere Verluste zugefügt. Der Kreuzer „Adler" und das Kanonenboot „Eber" sind mit Theilen ihrer Besatzungen gesunken, die Korvette „Olga" ist auf den Strand gerathen und hat schwere Beschädigungen erlitten. Mit Meiner Marine beklage ich den durch die uuerforschliche Fügung Gottes über dieselbe verhängten Verlust an vielen Of fizieren und Mannschaften tief. Es bewegt mich um so schmerzlicher, als ich aus den Vorgängen bei Apia am 18. December v. I. weiß, daß ich brave uner schrockene Männer verloren habe, welche ihr Leben in treuer Pflichterfüllung für Kaiser und Reich voll ein gesetzt hatten. So erschütternd aber auch die Folgen des Alles verheerenden und vernichtenden Orkans ge wesen sind, so erwarte ich von Meiner Marine, daß sie durch solche Unglückssälle sich nicht an dem Ver trauen zu ihrer gedeihlichen Entwicklung erschüttern lasse. Möge das Beispiel der für ihren Kaiser und das Vaterland bis zum letzten Augenblick treu ihre Pflicht erfüllenden Dahingeschiedenen Meiner Marine für alle Zeit zum Nacheifern voranleuchten, und sie dadurch befähigen, ihre vielfachen Aufgaben zum Heile und zur Erhöhung des Ruhmes des Vaterlandes mit dem Geiste der Hingabe und Treue, der sie so hoch auszeichnet, auch ferner zu erfüllen. Sie haben diesen Meinen Erlaß zur Kenntniß Meiner Marine zu brin gen. Berlin, den 2. April 1889. Wilhelm. An den Vice-Admiral Frhr. v. d. Goltz." Die Kaiserin Friedrich wurde bei ihrer Rückkehr nach Berlin am Mittwoch Abend von dem Kaiser und seiner Gemahlin persönlich auf dem Bahnhofe empfangen. Wie ein Augenzeuge in der „Kreuztg." versichert, war die gegenseitige Begrüßung eine überaus herzliche und innige. Die Kaiserin und ihre Töchter trugen einfache dunkle Reisekleidung. Der Herzog von Nassau wird mit seinem älte sten Sohne wahrscheinlich am Dienstag zum Antritt der Regentschaft nach Luxemberg reisen und dort vor den Kammern den vorgeschriebenen Eid auf die Ver fassung leisten. Der Bundesrath hat in seiner Plenarsitzung vom Donnerstag die Novelle zum Straf- und Preßgesetz angenommen. Die Vorlage ist sofort an den Reichs tag gegangen. Wie der „Frkft. Ztg." mitgetheilt wird, verlautet, daß nunmehr der Kaiser als Chef des preußischen Königshauses einen Strafantrag gegen die Volks zeitung wegen Verunglimpfung des Andenkens des Kaisers Wilhelm stellen wird, nachdem die dazu Be rechtigten, die Kaiserin Augusta und die Großherzogin von Baden, die Stellung des Strafantrages verweigern. Zu dieser Mittheilung steht aber die Thatsache im Widerspruch, daß das Zeugnißzwangsverfahren, welches gegen mehrere Redacteure der Volksztg. eingelütet war, niedergeschlagen ist. Wie berichtet wird, schickt sich die italienische Re-