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es-Salaam, niederbrannten. Ein Deutscher und sechs Araber wurden verwundet. Der Senatspräsident v. Drenkmann in Leipzig hat bekanntlich die Berufung zum Kammergerichtspräsiden-' len in Berlin abgelehnt. Für das hohe Amt ist jetzt der Minister Or. Falk, z. Z. Oberlandesgerichts- Präsident in Hamm, in Aussicht genommen. Schon der erste Tag der zweiten Berathung der Arbeiter-Altersvorlage hat die Gewißheit gegeben, daß die Vorlage noch in dieser Session Gesetzeskraft erhalten wird. Eine sehr starke Mehrheit, bestehend aus Nationalliberalen, Conservitiven und einem Theil der Centrumspartei, ist für dieselbe. Namens des zu stimmenden Centrumstheiles sprach Herr v. Franken stein rundweg für die Vorlage und für den Reichs zuschuß, während der Abg. v. Hertling für den ab lehnenden Centrumstheil entschieden gegen den Reichs zuschuß sprach. Die Schwenkung eines Flügels von Herrn Windhorsts Partei ist darnach kaum noch zu bezweifeln. Fürst Bismarck beschränkte sich auf einige kurze Worte. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde am Freitag der Gesetzentwurf betr. Abänderung mehrerer Bestimmungen des Stempelsteuergesetzes in zweiter Lesung debattelos nach den Commissionsanträgen an genommen. Die Commission beantragte im Anschluß hieran eine Resolution auf Ermäßigung des Kauf und Tauschvertragstempels in der Richtung, daß bei Berechnung des Grundstückwerkes die eingetragenen Hypothekenschulden abgezogen werden. Die National liberalen beantragen einfach die Ermäßigung des Im- Mobiliarstempels. Die Conservativen wollen die Stempelfreiheit von Stiftungen zu Gunsten armer Familienangehöriger. Abg. Sattler (natlib.) beantragt, nur um eine Ermäßigung der Stempelsteuer bei Ver käufen zu ersuchen. Der Antrag Sattler wird an genommen, ebenso der Antrag Bödicker. Es folgen Wahlprüfungen. Das preußische Herrenhaus genehmigte am Freitag die neue Secundärbahnvorlage nach den Be schlüssen des Abgeordnetenhauses und erledigte den Be richt über die Betriebsergebnisse der Staatsbahnen im Jahre 1887/88 durch Kenntnißnahme. Sonnabend: Kleine Vorlagen. Oesterreich-Ungarn. Die Wehrdebatte im ungarischen Abgeordneten hause dauerte auch am Freitag in ruhiger Weise fort. In der Stadt haben die Demonstrationen völlig ihr Ende erreicht. Tisza ist indessen über die vorgekommenen bedauerlichen Unruhen äußerst verstimmt, und mehr als je ist die Rede davon, er wolle sich nach definitiver Erledigung der Vorlage ins Privatleben zurückziehen. Man hofft aber, der Kaiser, der viel auf Tisza hält, werde ihn zum Bleiben bewegen. Dem Geh. Rath Szögenyi ist das Ministerium des Innern angeboten. Frankreietz. Es verlautet, die Regierung habe beschlossen, in der nächsten Woche von der Kammer die Genehmigung zur Anklage gegen Boulanger zu verlmgen. Boulanger solle wegen Verschwörung gegen die Sicher heit des Staates vor den Senat als höchsten Gerichts hof gestellt werden. Wie die boulangistische „Presse" meldet, begaben sich am Donnerstag die Abgeordneten Clemenceau, Rouvier, Lapierre und Aröne zum Minister des In nern, Constans, um die Verhaftung Boulangers zu beantragen. Zwischen Wollen und Können ist im mer noch ein großer Zwischenraum. Gegen den Berwaltungsrath des Comptor d'Es- comte ist wegen der Kupferkrisis die Untersuchung eingeleitet worden. Die Lecker der Bank von Frank reich sind mit der Liquidirung des Kupfervorraths be auftragt. Das Pariser Handelsgericht ließ alle Guthaben des Comptoir d'Escomte mit Beschlag belegen. Die Regierung läßt alle Gerüchte von Meinungs verschiedenheiten zwischen einzelnen Cabinetsmitgliedern für unbegründet erklären, aber es ist kein Zweifel, daß diese Differenzen wirklich bestehen. Nur liegt kein Anlaß vor, sie in die Oeffentlichkeit treten zu las sen, weil dadurch das Ansehen des Cabinets gewaltig geschädigt würde. Die Kammer respectirt das Mini sterium Tirard, wie verschiedene Abstimmungen zeigen, sehr wenig, nur die Rücksicht auf die nahe Ausstellung verhindert einen offenen Conflict. Die Deputirtenkammer hat eine Vorlage auf Er richtung eines Denkmals zur Erinnerung an die Säkularfeier der großen Revolution angenommen. Holland. Wie aus Holland berichtet wird, haben sich die Aerzte des Königs dahin ausgesprochen, daß der Zu stand des Königs noch sechs Monate fortdauern könne, bevor eine Katastrophe zu erwarten sei. Der Geist sei aber für immer umnachtet. In Haag, der Hauptstadt von Holland, wird am Dienstag die Königin Emma vor den versammelten Generalstaaten zur Regentin der Niederlande prokla- mirt werden. England. Der vom Parlament angenommene Antrag auf Ein berufung einer internationalen Conferenz zur Unter drückung des Sklavenhandels hat einen günstigen Eindruck bei allen Mächten gemacht. Wann die Con ferenz stattfinden wird, läßt sich aber noch nicht ab sehen. Nach einer Depesche aus Bermuda ist die ganze britische Besatzung des Forts Cunningham auf genann ter Insel während der Nacht desertirt und an Bord eines nach Boston unterwegs befindlichen Schiffes ent kommen. Serbien. Mit großer Mühe ist es der serbischen Regentschaft thatsächlich gelungen, die Königin Natalie zu bewegen, daß sie sich für dies Jahr damit begnügt, mit dem Könige Alexander im Auslande zusammenzulreffen. Das thut sie aber keineswegs, um der Regentschaft eine Concession zu machen, kurz und bündig hat sie nach Belgrad geschrieben, sie bleibe in ÄMta, weil es ihr so gefalle, werde sich aber für die Zukunft nicht die geringsten Vorschriften machen lassen. Als Milan Gewißheit hatte, daß Lie Ankunft seiner ehe maligen Gattin noch nicht so bald bevorstehen, ließ er wieder einpacken und ist am Freitag dann wirklich nach Constantinopel abgereist. In dem deutschen Chantant-Theater in Belgrad ha ben arge Excesse ftattgefunden. Am Abend drangen etwa 200 Studenten, pfeifend und johlend, in den Saal, veranlaßten den Schluß der Vorstellung und insul- tirten die Fremden. Die Polizei wurde verständigt, es rückte ein Bataillon Gendarmen heran, ccrnirte das Theater und stellte nach der Verhaftung mehrerer Haupt schreier die Ruhe wieder her. Amerika. Der Senat der Vereinigten Staaten hat die Er nennung Halstaed's zum Gesandten in Berlin wegen eines Artikels in dessen Blatt abgelehnt. Der Prä sident wird die Ernennung zurückziehen. Aus dem MuldeuLhale. ^Waldenburg, 30. März. Gestern Abend traf telegraphisch die Trauernachricht vom Ableben Sr. Erlaucht des Erbgrafen Friedrich von Isenburg-Bü dingen am Fürstlichen Hofe hier ein. Der Erbgraf starb nach längerem Leiden zu Meran in Tyrol, wo selbst er Erholung und Genesung suchte. Erbgraf Friedrich ist geboren am 10. August 1847 und war vermählt mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Marie von Reuß 8. L., einer Schwester der Gemahlin Sr. Durchlaucht des Prinzen Hugo von Schönburg, Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Hermine. Der Verewigte war öfter hier in Waldenburg zum Besuche unserer Fürstlichen Herrschaften und ist in gutem Andenken als ein im hohen Maße freundlicher leutseliger Herr. * — Für die erledigte Organistenstelle hierselbst sind, wie wir hören, 17 Anmeldungen eingegangen. * — Der Durchgangsverkehr von Kalkstein- und Ziegelfuhrwerk auf dem Communicationswege von Gesau über Lipprandis nach Jerisau, beziehentlich nach Wei densdorf wird seitens der kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau bei Geldstrafe bis zu 60 Mk. bez. Haft bis zu 14 Tagen verboten. * — Die kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau und der Bezirksausschuß hat genehmigt, daß im venach- barten Reichenbach die Verkündigung allgemeiner Ver öffentlichungen und Anordnungen in Gemeinde« und ortspolizeilichen Angelegenheiten durch Anschlag an der östlichen Frontseite des der Christiane Erdmuthe vcrw. Winkler daselbst gehörigen Wohnhauses erfolge. * — Nächsten Dienstag wird Herr Or. Hotopf im Saale des Schönburger Hofes hierselbst eine Recita- tion aus Schakespeares „Julius Cäsar", Schillers „Wilhelm Tell" und Lessings „Nathan der Weise" ver anstalten. Herrn Or. Hotopf geht ein guter Rus voraus. So schreibt z. B. das „Lpz. Tgbl." über sein dortiges Auftreten: „Besonderes Interesse haben uns die gewählten Scenen aus Schillers „Wilhelm Tell" bereitet. Herr Or. Hotopf begann mit der Hut- und Apfelschußscene, ließ darauf die Scene der Rettung Tells folgen und schloß mit dem Auftritt in der hohlen Gasse zu Küßnacht und dem Tode Geßlers. Er hatte sich also die hauptsächlichsten Momente des Schauspiels herausgehoben und die Aufgabe war ge wiß keine leichte. Der Recitator wußte jedoch die Cha raktere so scharf zu zeichnen und die Situationen so dramatisch zuzuspitzen, oaß er für die Wiedergabe dieser Scenen volle Anerkennung verdient. Der Wohllaut der Schiller'schen Verse kam bei dem Vortrag vorzüglich zur Geltung, und sie schienen sich zuweilen, um Schillers Wort anzuwenden, auf den Lippen des Declamators in Musik zu verwandeln. An die Schillerscenen schlossen sich Stücke aus Lessing's und Goethes Werken. Lessing war durch „Nathan den Weisen" und zwar mit der Erzählung von den drei Ringen, und Göthe mit Scenen aus seinem „Faust" vertreten. Die Schüler und Kellerscene aus letzterem reihte sich packend an die bereits früher von Hrn. vr. Hotopf recitirten Stücke der Faustdichtung an. Wo das rhetorische Element in Frage kommt, ist Herr vr. Hotopf ein Meister seines Stoffes, und man kann ihm wohl nachrühmen, daß er unter unseren zeitgenössischen Recitatoren mit zu den begabtesten zu zählen ist." — Der Gewerbeverein zu Glaucha« veranstaltet in der Zeit vom 7. bis 14. April in den Räumen des Casino daselbst eine Ausstellung von Lehrlingsar beiten. Die Ausstellung ist während dieser Zeit täg lich von 10 bis 6 Uhr geöffnet. — Premierleutnant a. D. Rühlemann, seither Lei ter der Anstalt Voigtsberg, ist zum stellvertretenden Director der Landesanstalt Zwickau und Assessor Schwarze in Zwickau zum Anstalts-Jnspector ernannt worden. — Bei der ersten Verhandlung der kürzlich begon nenen ersten diesjährigen Quartalssitzung des Schwur gerichts zu Zwickau wurde je ein Posthilfsbote aus Eibenstock und ein Postassistent aus Glauchau wegen Unterschlagung im Amte, und zwar bei Ersterem in einer Gesammthöhe von 40 Mark, bei Letzterem von 5 Mark, Ersterer zu 1 ^ahr 3 Monaten, Letzterer zu 8 Monaten Gefängniß, Beide auch zu je 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Ein weiterer Angeklag ter, der einen Frachtbrief gefälscht und damit nur 50 Pf. Gewinn erreicht haben würde, wurde von der Anklage der Urkundenfälschung freigesprochen und nur wegen versuchten Betrugs zu 6 Tagen Gefängniß ver urtheilt. — Vor dem kgl. Schwurgericht zu Zwickau er folgte am Mittwoch unter ungeheurem Andrang von Hörern die Verhandlung gegen den früheren Gemeinde- Registrator Heß in Schedewitz, eine durch seine Theil- nahme an gemeinnützigen Instituten, wie der Feuer wehr zu Schedewitz, deren Oberführer er war, allge mein bekannte Person. Es wurden dem Heß gegen 200 Fälle der Unterschlagung, wobei es sich aber allent halben nur um geringfügige Beträge handelte, nachge wiesen. Die Geschworenen nahmen mildernde Umstände an. Der Gerichtshof erkannte auf 1 Jahr Gefängniß unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft. Vorher waren schon zwei Gemeindebeamte von Schede witz, ein Expedient und ein Schutzmann, von der Straf kammer wegen Unterschlagung im Amte abgeurtheilt worden. Aus dem Sachfenlanve. — Der Erweiterungsbau des Leipziger Museums hat den Kostenvoranschlag um 70,814 Mk. überstiegen, welche nun von den städtischen Collegien wohl oder übel nachzubewilligen sind. — Der Rath der Stadt Leipzig hat einer süd- deuischen Brauerei, welche in der alten Buchhändler börse einen „Bierpalast" errichten wollte, die Conces sion verweigert, da ein Bedürfniß hierzu nicht vorliege. — Reichsgerichtspräsident Or. v. Simson in Leip zig feiert am 1. Mai d. I. sein 60jähriges Doctor- Jubiläum. — Ein plötzlicher Tod bereitete am Donnerstag Abend dem Leben der Frau W. in Meerane ein Ende. Dieselbe betheiligte sich an dem fröhlichen Tänzchen, welches einem im Gasthof zum „Thüringer Hof" statt gehabten Karpfenschmause folgte, als sie plötzlich unter Krämpfen ohnmächtig zu Boden stürzte und bald darauf eine Leiche war. Man brachte die entseelte Frau in ihre Wohnung, nachdem man ihren Gatten, der wegen einer Unpäßlichkeit zu Hause geblieben war, von dem traurigen Ereigniß in Kenntniß gesetzt hatte. — Ueber das Geschick des seit dem 27. November v. I. vermißten Kindes des Vetterschen Ehepaares in Reicheubach ist noch das tiefste Dunkel gebreitet. Es sind volle vier Monate darüber hingegangen, und auch jetzt bei Aufgang des Winters hat sich keinerlei Spur ausfindig machen lassen, welche irgendwie etwas an die Hand gäbe, was auf irgend welche Entdeckung führen könne. — Bekanntlich sollte der Congreß sächsischer Ge werbevereine am 13. und 14. Mai in Hainichen tagen. Nunmehr aber hat der dortige Gewerbeverein beim Vororte Zittau den Antrag eingebracht, diesen Congreß aus lokalen und geschäftlichen Gründen auf eine spätere Zeit zu verschieben. — Ein ähnliches Unternehmen wie für Zwickau ist auch für Adorf geplant, die Gründung einer Actien- spinnerei. Das Actienkapital beträgt 5 Mill. Mark, Grund und Boden sind bereits erworben. — Herr Heinrich Rätzer in Oberfrohua hat in der Ausstellung in Melbourne den ersten Preis für ausgestellte Handschuh: erhalten. — Ein frecher Schwindler hat am Sonntage einem Geithainer Bäckermeister einen schlechten Streich ge spielt. Ein Mann, welcher sich Müller aus Brandis nannte, machte eine Bestellung von 100 Broten und für 20 Mark Weißwaare, angeblich für seinen Bruder,