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Schönburger Tageblatt Krscheint täglich rnit NuSnabme der Tage nach Soun- und Festtagen. Annahme von Inseraten für dis nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. R*r NbonnementSprsiS beträgt vierteljähr lich 1 Ml. S5 Bf. Znferate pro Zeile 10 Pf., Einges. 2g Pf. Äxprdition: Waldenburg, Obsrgaffe 2S1s. Kttd WMeUbmgU ANZeiger. AÄÄlM M des AMrAH z« WLlhmkrz. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, LichtenfLein-CsAnberg und in den Ortschaften Filialen: in AMadiisatdenLkrg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgassr; in Rochsburg bei Herrn Paul Z-Hl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Webe»; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. — der nachstehenden Standesamtsbezirke: Lltstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lrxba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberminkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Rernse, Nochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Sternbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Mittwoch, den 20. Miirz 188S - WittervugsaLsftchten für den 20. März: Unbeständiges, zu Niederschlägen neigendes Wetter bei fortdauernd warmer Temperatur. Barometerstand am 19. März, nachmittags 3 Uhr: 752 mm. Stark gefallen. "Waldenburg, 19. März 1889. Zur Regelung des Arbeiterschutzes durch internatio nale Vereinbarung ist vom Schweizer Bundesrath für den September d. I. eine Conferenz der europäischen Staaten den einzelnen Regierungen in Vorschlag ge bracht worden. Auf Anregung der kleinen Schweiz ist schon manche wichtige Frage durch freundschaftliche Vereinbarungen der verschiedenen Regierungen geregelt worden, und so ist auch dieser jetzige Schritt nur bei fällig aufzunehmen. Die Fragen des Arbeiterschutzes, die auf einer Conferenz zu regeln der Schweizer Bun desrath in Vorschlag bringt, bilden allerdings schon seit mehreren Jahren den Gegenstand eifriger Aus einandersetzungen im deutschen Reichstage. Es sind bereits bestimmte Beschlüsse über die Einschränkung der Frauen- und Kinderarbeit, über die Sonntagsar beit, die Nachtarbeit u. s. w. mit sehr großer Mehr heit gefaßt worden, aber diese Bestimmungen haben die Genehmigung der verbündeten Regierungen nicht gefunden. Herr von Bötticher erklärte im Januar im Reichstage, die verbündeten Regierungen seien stets bereit, auf die Frage einzugehen und den Arbeiterschutz zu fördern, aber sie könnten sich nicht entschließen, Vor schriften zuzustimmen, welche den Verdienst des Arbeiters schmälern würden. Besonders in Sachen der Sonn tagsarbeit erklärte der Staatssekretär, daß eine Neu ordnung hier nicht von Nöthen sei, da die vorhandenen Bestimmungen vollständig genügten. Ist es nun schon schwer, die wirthschaftlichen Ver hältnisse eines Landes wie Deutschland übereinstimmend zu regeln, so daß gemeinsame Bestimmungen über den Arbeiterschutz getroffen werden können, so ist es kaum durchführbar, für ganz Europa einheitliche Paragraphen zu schaffen. Die Zustände in den einzelnen Industrie staaten, die finanzielle Lage der Arbeiter, dieFamilien- und Lebensverhältnisse sind so unendlich verschieden, daß nicht daran zu denken ist, Alles unter einen Hut bringen zu wollen. Darum ist auch nicht anzunehmen, daß die von Bern aus angestrebte Conferenz eine wirkliche Regelung des Arbeiterschutzes beschließen wird. Aber ungeachtet dieser Aussicht kann die Conferenz doch segensreich wirken, indem sie vor Allem reiches Material zur Klärung und Lösung der Frage bringt. Die Ansichten über Einzelheiten des Arbeiterschutzes gehen auch in Deutschland recht weit auseinander, es fehlt eben noch an zuverlässigem Material aus dem Reiche und aus anderen Staaten, auf Grund dessen wir Bestimmungen treffen könnten. Dieses Material kann die Conferenz am besten herbeischaffen und darum ist zu wünschen, daß alle europäischen Staaten sie be schicken. Es handelt sich um ein sociales Friedens- werk, von dem ganz Europa Nutzen hat, es ist ein Werk, welches zu gleicher Zeit auch der Förderung der Volkswohlfahrt und des Nationalwohlstandes dient. Kein Staat kann dem anderen seine guten Dienste auf diesem Gebiete der Reformen verweigern, und vor Allem wird Deutschland im Stande sein, praktische Beiträge zur Herbeiführung einer internationalen Re formpolitik in socialen Fragen zu geben. Es ist gut, daß gerade die kleine und neutrale Schweiz die Anregung zu der Conferenz gegeben. Kein Großstaat kann sich in diesem Falle veranlaßt sehen, in der Einladung ein besonderes Hinterthürchen zu erblicken, denn wer weiß, ob Frankreich einer deutschen Aufforderung gefolgt wäre. In dieser Angelegenheit soll es aber keine politische Feindschaft geben, nur all fettiges Einvernehmen kann wirklich ersprießliche Früchte reifen lassen. Politische MmSschau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm am Montag Vormittag eine Spazierfahrt m den Thiergarten und conferirte nach der Rückkehr von derselben mit dem Kriegsmini ster und hörte dann die Vorträge des Chefs des Ci- vilkabinets, Geh. Rath von Lucanus, des General-In tendanten Grafen Hochberg, des Oberstallmeisters von Rauch und anderer Herren. Am Nachmittage unter nahmen der Kaiser und die Kaiserin eine gemeinsame Ausfahrt. Vor der Tafel hatte der Kaiser noch eine Unterredung mit dem Reichskanzler. Wegen des gehässigen Artikels zum 9. März und anderer ähnlicher Publicationen ist die demokratische Berliner „Volkszeitung" auf Grund des Z 11 des Socialistengesetzes verboten worden. Schon am Sonnabend Nachmittag wurden die Druckereige bäude durch Schutzmannsposten besetzt und in den Re- dactionsräumen Manuscripte und Acten mit Beschlag belegt. Am Montag Vormittag wurden die Posten zurückgezogen, welche bisher jedes Betreten des Gebäu des verwehrt hatten. Das Personal soll später bei Herausgabe einer Zeitung unter anderem Titel ver wendet werden. Man glaubt übrigens, das Verbot werde wieder aufgehoben werden. Die Berliner Volks zeitung hat gegen das Verbot ihres ferneren Erschei nens Berufung an die Reichscommission für das Socialistengesetz eingelegt. Das Blatt besteht seit 37 Jahren, gehörte erst Franz Duncker, dann einer Ak tiengesellschaft und warf 10 Procent Dividende ab. Die politische Leitung befand sich zuletzt in den Hän den des Schriftstellers Franz Mehring. Die an Stelle der „Berliner Volkszeitung" am Montag Abend unter dem Titel „Arbeitsmarkt" herausgegebene neue Zeitung ist gleichfalls confiscirt worden. Die Gräber der am 18. März 1848 gefallenen Barrikadenkämpfer am Berliner Friedrichshain bildeten am Montag Vormittag das Ziel, zu welchem sich die Schritte zahlreicher Arbeitertrupps lenkten. Der kleine Kirchhof, mit Kränzen geschmückt, war von der Polizei derartig abgeschlossen, daß es den Passan ten nur gestattet war, bis an den Kirchhof selbst zu gelangen, um ohne Aufenthalt bei demselben auf dem entgegengesetzten Promenadenwege sich wieoerum der Stadt zuzuwenden. Das Publikum befolgte die An ordnungen der Schutzleute anstandslos. Vormittags erschien eine Deputation, welche einen Kranz mit wei ßer Atlasschleife und der Goldaufschrift: „Gewidmet vom 4. Reichstagswahlkreise" auf dem Kirchhofe nie derlegte. In Ostafrika scheint ein neuer Kampf bevorzustehen. Der britische Consul in Zanzibar hatte alle seine Lands leute in dem auf deutschem Gebiete gelegenen Saadani ausgefordert, diesen Ort zu verlassen, da der deutsche Admiral nach einer amtlichen Kundgebung Saadani zu züchtigen beabsichtige. Hauptmann Wißmann ist von Alexandrien nach Aden abgereist. Vier von ihm angeworbene Compag- nieen Sudanesen sind in Begleitung ihrer Weiber und Kinder nach Suez abgegangen, um daselbst nach Zan zibar eingeschifft zu werden. Die von ihm angewor benen Leute haben ausnahmslos früher der egyptischen Armee angehört und machen den besten Emdruck. Die Budgetcommission des Reichstages hat am Mon tag das Anleihegesetz zum Nachtragsetat genehmigt. Ein Antrag des Abgeordneten Buhl, von der Anleihe von 12 ^/r Millionen 6 Millionen auf die laufenden Ausgaben zu übernehmen, wurde abgelehnt. Die „Nordd. Allg. Ztg.", die eine Zeit lang auf Boulanger recht gut zu sprechen war, hat ihre An sichten über den General geändert. Sie schreibt über die Sonntagsrede desselben: „In Frankreich hat Ge neral Boulanger wieder in seiner bekannten Manier einen neuen Trumpf auszufpielen gesucht, indem er sich auf einem ihm zu Ehren in Tours arrangirten Feste zeigte und sich dort in seinen gewöhnlichen Tiraden von der Begründung einer nationalen Republik erging. Die Aufnahme des Generals Seitens der Bevölkerung sowohl, als Seitens der Festtheilnehmer scheint eine sehr getheilte gewesen zu sein. Jedenfalls hat dieselbe nicht dazu beigetragen, die Niederlage abzuschwächen, welche die Anhänger Boulangers am Sonnabend bei ihrem Sturmlauf in der Kammer gegen den Minister Constans erlitten haben. Das ruhige und entschlossene Auftreten des Ministers wirkte wie ein kalter Strahl dem zelotenhaften Benehmen der als Angreifer gegen die Regierungsposition vorgeschickten Schildträger des Generals." In mlitärischen Kreisen sieht man, wie die „Post" meint, noch in diesem Monat Personal-Ver änderungen in größerem Umfange entgegen. Wie es heißt, soll die Neuanschaffung des klein kalibrigen Repetirgewehres dermaßen beschleunigt werden, daß im Frühjahr 1890 die ganze deutsche Armee mit dem neuen Gewehr ausgerüstet ist. Dem „Rhein. Courier" zufolge erwartet man in der Umgebung des Herzogs von Nassau das Ableben des Königs der Niederlande nicht in nächster Zeit. Die Natur des Kranken soll äußerst widerstandsfähig sein. In jedem Falle sind aber alle Anordnungen ge troffen, daß der Herzog Adolf von Nassau sofort nach dem Tode des Königs Wilhelm zum Großherzog von Luxemburg proclamirt werden kann. Von der deutsch-französischen Grenze kommt die Mittheilung, daß unsere Grenzbehörden in Sachen des Paßzwanoes eine mildere Praxis zu befolgen beginnen. Notorisch harmlosen Persönlichkeiten werden gern Vergünstigungen zugestanden, nur bekannte poli tische Agitatoren sind genau der Strenge der Verord nung unterworfen. Im preußischen Abgeordnetenhaus stand am Montag auf der Tagesordnung die zweite Bcrathung des Gesetzentwurfs über die Theilung des Regierungs bezirks Schleswig. Die Minister von Bötticher und Herrfurth traten für die Vorlage unter Hinweis auf den Beschluß des Schleswig-Holsteinischen Provinzial landtages zu Gunsten derselben ein. Von zahlreichen Abgeordneten wurde aber geltend gemacht, daß die Theilung in der Provinz durchaus nicht gewünscht werde; die herrschende Arbeitsüberbürdung der Beam ten lasse sich auch wohl ohne eine Theilung beseitigen. Schließlich wurde die Vorlage mit 169 gegen 128 Stimmen abgelehnt. Darauf wurden noch die Etats des Abgeordnetenhauses und Herrenhauses genehmigt und dann die Weiterberathung des Etats auf Diens tag 11 Uhr vertagt. In einer geheimen Sitzung der Lübecker Bürger schaft machte der Senat Mittheilung über den Elbe- Trave-Kanal. Preußen schießt angeblich 6 Millio nen zu. Zur Vornahme der Frühjahrsinspicirungen