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Wnbmger Tageblatt SrtHeMt »S-Mch E «««Kahme ber Lag« nach Hsun» »Md Fektagsn. S««ah!ns von Inseraten für die nächster» scheinende Nummer bis naKmittagü 2 Uhr. Der ALonnementspreiS beträgt viertsljähr- lich I Mk. «S Pf. ZNsrrate pro Zeile 10 Pf., Ginge?. 20 Pf. Azpeditio«: Waldenburg, OSergasie 291s. —«^» Miaken: in Altfiadtwaldenburq bei Herr» Ksufmsnn Otto Förster; rn Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasst; in Rochsburg Sei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. D'.stzs, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnuzena«, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Msta'ot-Waldenburg, Bräunsdorf, Eallenberg, St. Egidien, Shrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchurs)orf, Langen- lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrafenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Reirlse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^55. Mittwoch, den v. März 1«8S. Witterungsaussichtcn für den 6. März: Ziemlich heiteres und trockenes Wetter bei etwas wärmerer Temperatur. Barometerstand am 5. März, nachmittags 3 Uhr: 764 mm. Gestiegen. "Waldeuburg, 5. März 1889. An! gestrigen Tage, dem 4. März, hat in den Ver- einigten Staaten Nordamerikas der demokratische Prä sident Roger Cleveland dem Republikaner General Benjamin Harrison, dessen feierliche „Inauguration" um die Mittagsstunde in der Bundeshauptstadt Washing ton stattzufinden hat, Platz gemacht. In früherer Zeit ging es bei dieser Inauguration mit republikanischer Einfachheit zu, heute werden diese Festlichkeiten weit Pomphafter veranstaltet. Setzt man sie würdig in Scene, so läßt sich dagegen gewiß nichts einwenden; denn auch in der Republik ziemt es sich, den Amtsan tritt eines neuen Staatsoberhauptes mit einer gewissen äußeren Feierlichkeit zu umgeben. Allzu große Form losigkeit bei solcher Gelegenheit schädigt die Interessen und vor Allem die Autorität des Staates. Trotzdem aber mochte mancher einsichtsvolle amerikanische Patriot am Montag nicht ohne Wehmuth an die durch eine größere republikanische Einfachheit mir charakterisirte alte Zeit zurückdenken, die im Vergleich mit der Gegen wart eine gute oder wenigstens eine in mancher Be ziehung bessere war. Wohl haben in den letzten Jahr zehnten die Vereinigten Staaten an Volkszahl und Reich thum in ungeahntem Maße zugenommen. Wieviel aber haben sie auch in anderer Beziehung verloren! Die Corruption im öffentlichen wie im Privatleben haben in erschreckender Weise zugenommen. „Niemals", so sagt der Amerikaner W. Jüngst, „hat in irgend einem Lande die Begierde nach Gelderwerb mit solcher Rücksichtslosigkeit gewaltet, wie in dem einst gepriesen „Paradies der Arbeiter". Jetzt bietet dieses große Land neben dem wesenlosen Scheine politischer Freiheit ein erschütterndes Bild wirthschaftlicher Unfreiheit und Sklaverei dar. In welchem Lande sind die Familien verhältnisse so lose, tst das Benehmen der Kinder gegen über den Eltern so respectlos, die öffentliche Moral so lax wie bei uns. In unseres Volkes Augen steht die Macht des Geldes jetzt schon über der Macht des Ge setzes, über der unserer Gerichte." Manche werden vielleicht meinen, daß dieses Bild ein allzu düster gefärbtes sei, doch begegnen wir ähn lichen Schilderungen bei fast allen unparteiischen Be- urtheilern der gegenwärtigen amerikanischen Zustände. Nicht fällt es uns ein, deshalb an der Zukunft Nord amerikas zu verzweifeln. Die Nation ist noch jung, sie kann in mannhaftem Ringen noch manches ihrer glücklichen Fortentwickelung entgegenstehende Hinderniß überwinden; aber sie darf die tiefen Schattenseiten ihrer gegenwärtigen Verhältnisse nicht verkennen, und sie darf ferner nicht zögern, an der Beseitigung der selben mit Energie zu arbeiten. Die Aufgabe, welche hier zu lösen ist, liegt in erster Linie nicht dem Staate, sondern dem gesammten Volke, jedem Einzelnen in seiner Sphäre ob. Aber dem Staate, der Regierung, den Beamten und den so mächtigen Politikern des Landes fällt doch auch eine sehr erhebliche Rolle dabei zu. Ihre Pflicht ist es, von oben herab — denn auch in der Republik giebt es ein oben — das gute Beispiel zu geben und ihren weitreichenden Einfluß zur Bekämpfung der allgemeinen Corruption zu ver- werthen. Der gestern aus dem Amte geschiedene Präsident Cleveland hat dies wenigstens bis zu einem gewissen Grade gethan oder doch zu thun versucht. Wohl hat er nicht alle Hoffnungen, die man vor vier Jahren in ihn gesetzt hatte, erfüllt. Immerhin aber hat er, wenigstens tyeilweise, mit dem bisherigen Brauche der ungerechten Aemterverlheilung und der Duldung einer weitgehenden Beamtcncorruption gebrochen. Umsomehr haben es unabhängige Patrioten wie Karl Schurz be dauert, daß statt seiner nunmehr wieder ein Vertreter der das Beamtenwesen und andere Mißbräuche im öffentlichen Leben direct oder indirect begünstigenden Partei der Republikaner an's Ruder gelangt. Noch freilich ist über die Regierungsgrundsätze des neuen Präsidenten Harrison nichts Genaueres bekannt. Noch ist es wenigstens möglich, daß er gewillt ist, sich wie Cleveland, mehr als es sonst in Amerika üblich war, über die einseitigen und persönlichen Interessen seiner Parteigenossen zu erheben. Wahrscheinlich aber ist dies eben nicht, da man bereits weiß, daß der zwar kluge, aber in moralischer Beziehung einigermaßen zweifelhafte Blaine als StaatssecrUär an die Spitze des neuen Kabinets treten wird. Einer Capacität wie Blaine dürfte es leicht gelingen, selbst einem weit be deutenderen Manne als Harrison gegenüber seinen Willen durchzusetzen; ein solcher Staatssecretär wird unter den gegebenen Verhältnissen dir eigentliche Seele der Administration sein. Für die so wünschenswerthe Gesundung seines öffentlichen Lebens dürfte also Nord amerika von dem Präsidenten und seinen Rathgebern > wohl kaum etwas Günstiges zu erwarten haben. PsLMsche Mmwschau. Deutsches Reich. ! Der Kaiser arbeitete am Montag Vormittag zu- ! nächst längere Zeit allein, ertheilte später dem Bild hauer Kruse, welcher eine von ihm gefertigte Büste des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke vorstcllte, die nachgesuchte Audienz und arbeitete darauf mit dem Kriegsminister und dem Chef des Militärcabinets, so wie später auch noch mit dem Geheimen Nath Or. v. Lucanus. Am Sonntag ist auch Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha wieder nach Gotha zurück gekehrt. Der kaiserliche Hof wird in diesem Jahre i noch, nach Ablauf der Trauer, zwei Hochzeitsfeste ! feiern, die Vermählung des Prinzen Friedrich Leopold mit Ihrer Hoh. der Prinzessin Luise zu Schleswig- Holstein und der Prinzessin Sophie, deren Trauung vor der Abreise nach Athen in Berlin durch Procura- tion vollzogen werden wird. Die Stelle des Kron prinzen von Griechenland wird der Bruder der Braut, Prinz Heinrich, einnehmen, der mit Ihrer Maj. der Kaiserin Friedrich die Schwester nach Athen bringen wird, so daß also die Prinzessin Sophie schon als Kronprinzessin von Griechenland den griechischen Boden betreten wird. Die wirkliche Hochzeit findet in Athen statt. Der Besuch des Kaisers Alexander III. von Rußland am kaiserlichen Hofe zu Berlin innerhalb des Monats März scheint nach neueren Nachrichten wieder zweifelhaft geworden zu sein. Der Bundesrath beräth heute Dienstag den Ent wurf des neuen Zuckersteuergesetzes. Derselbe ist be dingt durch die internationale Zuckerprämienconvention. Der Entwurf bietet volle Sicherheit dafür, daß weder bei der Fabrikation noch bei der Ausfuhr des Zuckers eine Prämiengewährung stattfinden kann. Die Mate rialsteuer soll beseitigt, die Zuckersteuer ausschließlich als Verbrauchsabgabe nach einem einheitlichen Steuer sätze erhoben und der zur Ausfuhr gelangende Zucker von der Abgabe nicht getroffen werden, für denselben also eine Vergütung der Steuer nicht Platz greifen. Wenn zwar für den Fall der Ausfuhr zuckerhaltiger Fabrikate eine Steuervergütung vorgesehen ist, so kann doch die letztere zufolge der über ihre Bemessung ge troffenen Bestimmungen niemals in einem die bezahlte Steuer überschreitenden Betrage gewährt werden. Im Uebrigen schließt sich der Gesetzentwurf thunlichst an das geltende Zuckersteuergesetz und die Ausfuhrbestim mungen desselben an. Der österreichische Gesandte in Stuttgart, Baron Herbert-Rathkeal, ist am Sonntag Abend nach kurzem Unwohlsein infolge eines Schlaganfalles ver schieden. Die „Nordd. Allgem." weist auf die deutsch feindliche Haltung der englisch - amerikani schen Presse im Gegensatz zu der deutsch-ameri kanischen hin. Das Blatt führt aus, der Deutsche sei arbeitsamer und genügsamer, darin liege der Grund seiner Unbeliebtheit in Amerika so gut wie in Ruß land. Die Abneigung der Amerikaner gegen die Deut schen sei niemals klarer hervorgetreten, als in der Be handlung der Samoafrage durch die englisch.amerika nische Presse. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Montag die Berathung des Cultusetats fort. Seitens des Centrums wurden mehrfache lokale Kulturkampf klagen kundzegeben. Gegen die Forderungen für die > allkatholische Kirchs stimmte das Centrum wie früher. Bei den Universitäten trat der nationalliberale Abg. s Schmelzer den Klagen über den Unfleiß der Studen- - ten entgegen und entwarf ein rührendes Bild von dem s Eifer der jungen Leute. Windthorst wünscht eine ' katholische Universität, Knörcke einen Lehrstuhl für Pädagogik. Seitens der Commission wurden mehr fache Streichungen beantragt, die Graf Kanitz befür wortete unter Hinweis auf die Ueberproduction von Gelehrten. Minister v. Goßler befürwortete volle Be willigung. Man sei bemüht, eine Ueberproduction zu verhindern. Oesterreich-Ungarn. Die Demonstrationen gegen das Wehrgesetz in Un garn scheinen in der Abnahme begriffen. Am Sonn tag fanden nur in drei Provinzorten Volksversamm lungen gegen § 25 des Wehrgesetzes statt. Schweiz. Bei den am Sonntag in dem Kanton Tessin statt gehabten Wahlen zu dem Großen Rath erhielten die Conservativen 75 und die Liberalen 37 Sitze; Letztere haben somit 10 Sitze gewonnen und 2 ver loren. Bei den in dem Kanton Waadt vorgenomme nen Wahlen haben die Radikal-Demokraten eine große Mehrheit erlangt. Ruhestörungen sind nicht vorge kommen. Frankreich. Aus sicherer Quelle verlautet, aus den in den Bu reaux der Patriotenliga beschlagnahmten Listen und Correspondenzen gehe hervor, daß die Liga in der letz teren Zeit eifrige Propaganda für Boulanger in der Armee gemacht und mehrere Offiziere und Un teroffiziere der activen Armee und Reserve zum Eintritt in die Liga verleitet habe. Dies werde dem Staats anwalt Veranlassung geben, auf Grund des Artikels 208 des eoäs militair« der Anklage gegen den Vor stand der Patriotenliga wegen Verführung von Mili tärpersonen zu erheben. Italien. Die Bildung des neuen italienischen Ministe riums unter Crispi dürfte nunmehr gelungen sein Doda hat das Portefeuille der Finanzen, Lacava das