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lichen Trinkgelage brachten. Ein Wuthschrei ertönte, , die Damen formirtcn sich und zogen, von dem ausge- ! lassenen Gelächter der Männer begleitet, zum Polizei- i amt, um den Rächer Tom Thomson aus seiner Woh- ' nung zu holen; der gute Mann schlief wahrscheinlich nach den schweren Anstrengungen seines Amtes den ' süßesten Schlaf. Man sah Licht in der Wohnung, und da in der Thür der Schlüssel stak, wurde die Woh nung unverzüglich von zwei resoluten Damen von 45 Jahren geöffnet. Da saß der l ebe Mann schlafend am Tische. Ein allgemeiner Aufschrei! „Es ist vom Schlage getroffen, er ist todt!" Die vielen Medizinflaschen schienen Zeugen seiner Qualen zu sein. Die beiden . Anführerinnen traten an den Lehnstuhl heran, während j die übrigen Damen die Gruppe erwartungsvoll um- j standen. Ein Freudenruf! Er athmcte. „Mr. Thom- ! son!" riefen die beiden Damm, dann der ganze Chor. „Noch ein Glas von der Medezin, Me — di—zin!" s lallte der selige Polizeimeister. Die eine der beiden Anführerinnen ergriff eine der Flaschen und sah sich nach einem Löffel um, doch ihre Collegin wehrte ihr j mit dem Bemerken, zuviel Medizin könne dem theuren ; Manne schaden. Dabei roch sie an der Flasche und kostete. „Was ist das für Medizin?" riefen etwa zwanzig Stimmen. Madame kostete nochmals und trank einen ziemlichen Tropfen. „Ich weiß es wirklich nicht, ver suchen Sie selbst, meine Damen!" Es geschah und endlich rief ein junges Fräulein entsetzt: „Es ist Brandy!" — „Brandy?" fragten die der Damen, welche die Medizin noch nicht gekostet und nahmen gleichfalls einen ganz gehörigen Zug, um zu wieder holen: „Es ist Brandy!" Wohl fünf Minuten hindurch sah man sich entsetzt an, während sämmtliche Medizinflaschen von den Da men geleert wurden, um sich wirklich zu überzeugen, daß man das Teufelsgetränk vor sich habe. Dann aber brach die allgemeine Entrüstung aus. „Er trinkt Brandy! Tod dem Verräther!" Aber das Letztere ging doch nicht an, indessen Strafe muß sein. Drau ßen vor dem Polizeiamt war ein städtischer Brunnen mit einem halbgefüllten Wasscrbassin, dorthin wurde Tom Thomson mit seinem Lehnstuhl von den wüthen- > den Damen gerollt und einfach ins Wasser geworfen, woraus die Rächerinnen verschwanden. Thomson saß mit weit aufgerissenen Augen im seichten Wasser, während John Altbeer und Genossen sühllos um ihn > herumstanden. Tags darauf war der Polizeimeister von Little Town abgereist; aber die Kasse hatte er mit genommen. Berliner Tagesplanderei. Von Georg Paulsen. Nachdruck verboten. Die Schlittschuhbahn beherrscht Berlin! Sie ist zum anderen Ballsaal geworden. Man kann keine zwei, drei Straßen durchschreiten, ohne eine Riesenfahne mit den Riesenlettern: „Rieseneisbahn", oder „Erste Eisbahn der Residenz" und dergleichen Bezeichnungen zu sehen. Und warum denn auch nicht? Wenn man wahrheitsgemäß anschreiben wollte: „hier kann zwischen Bretterzäunen zu ebener Erde Schlittschuh gelaufen werden", so würde das die ganze Poesie zerstören, und Poesie ist doch die Haupt sache bei dem ganzen Vergnügen. Männlein und Weib lein staffiren sich mit Pelz, Barretts und Jaquets so romantisch, wie irgend möglich, heraus, schauen verklärt in die goldene Wintersonne und führen poetische Gespräche. Und wenn sie mitsammen nach Hause wandeln, tauchen die Augen in einander, drücken sich die Finger fest! Alles so poetisch! Aber schreitet sic die Treppe hinan, so denkt sie, „ob er wohl ein paar tausend Mark sicheres Einkommen bat?" und er bedenkt, ob er wohl endlich ein kleines Goldfisch- chcn ergattert bat. Dann ist die Poesie fort, und die Prosa tritt an ihre Stelle. Sie thut's auch sonst. Am Oranienburger Thor hat man auf einem weiten Bauplatz durch Wasser aufgießen eine solche Rieseneisbahn errichtet- Abends clcctrischcs Licht, Conccrt und großes Eisfest. Da schweben die Paare dahin, wie im Ballsaal. Und draußen vor dem Bretterzaun liegt ein armer Teufel, der vor Hunger und Kälte ohnmächtig geworden ist; Beamte schaffen ihn fort. Manche sagt: „Der Kerl ist betrunken!" Aber eine alte Frau meinte schluchzend: „Er sah nach seiner Tochter, die in Herrenbegleitung Abends ausgeht. Sie wohnt schon lange allein, vorhin hat er sie zufällig ge sehen." Da kommt auch ein Mädchen heraus, hübsch, schlank, groß und strebt mit einem jungen Herrn irgend einem Restaurant zu. Vielleicht ist sic's; um ihren Mund zieht sich ein Zug von eigener Art- Die Schlange der Verführung. Sie trinkt ein Glas Echtes und speist in eleganten wobldurchwärmten Räumen, den Vater trägt > eine Droschke zweiter Güte nach dem Hospital. Winter- j pracht in der Millionenstadt. Doch die Eisbahnen zu ebener Erde haben nicht allein Giltigkeit, ihren alten Ruhm bewahrt auch in diesem ! Jahre die Rousseauinsel, das Stelldichein von Berlin IV. : Die vornehme Welt und die, welche es sein will, bewegt i sich dort, stark ist die Finanzwelt in ihren weiblichen i Sprößlingen vertreten- Hier sind Goldfischchen, aber bei ! manchen sind die Schuppen auch von zweifelhafter Güte. ! Die Töchterchen lispeln und wispern von dem nächsten , großen Hausball, und haben keine Ahnung, wie Papa j daheim im stilvollen Salon herumvanthert, weil ihm eine > kühne Spekulation total fehlgeschlagen und es mit dem Bezahlen eines hohen Wechselchens windig aussieht. Und wenn sie dann dahin gehen durch die Alleen des Thier gartens mit ihren Kavalieren, dann schwärmen die Damen nur für Natur, bewundern die großartige Einfachheit des reizumflossenen Parkes und dociren dann mit einer ver blüffenden Erfahrung, daß man unter 12,000 bis 15,000 Mark pro Jahr kaum ein anständiges Haus machen könne. Wer von Beiden nun das nöthige Kapital hat, ist ja gleich, aber auf einer Seite muß es vorhanden sein. Aber dann sind auch die wirklichen Eissportfreunde vor handen, und jene, welche der lieben Bewegung willen hinauspilgern. Sie kommen nicht mit Hintergedanken, und wenn sie die flüsternden Pärchen schauen, so lächeln sie- Vielleicht machten sie es im Beginn ihrer Laufbahn auch nicht anders. Aber für den naturfreudigen Zuschauer behält die Eis bahn immer ihre Poesie, und wenn er sich nur über die hübschen naturrothen Wangen freut. Das Naturroth ist freilich nicht überall hier angesehen, es sieht nicht elegant oder vornehm oder durchgeistigt oder modern genug aus- Man könnte auch an das Kttchcnroth denken, und davor haben viele junge Damen eine heilige Scheu- Weniger poetisch sind die immer so poetisch gepriesenen Bälle: Schminke und Simili-Brillanten spielen in der Großstadt eine außerordentliche Rolle, und das infame electrische Licht zerstört viele poetische Illusionen. Am angenehm sten sind in Berlin noch die gemüthlichen bürgerlichen Vereinsbälle, auf denen Humor und Scherz sein Recht behält, für die nicht prahlerische Ankündigungen gemacht werden, hinter welchen nichts steckt, als die Manie, den Besuchern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und das Schlimmste des Schlimmen sind die sogenannten großen Maskenbälle mit Ballet und allerlei Spcktakelstücken- Das Ganze ist eine Maske für Champagnertrinken und manchmal recht unverschämte Zudringlichkeiten weiblicher Wesen, denen Frau Venus ihre Huld zuzuwenden ver gessen hat. Es ist viel Geldausgeben dabei, aber kein reelles Vergnügen, es ist ein Arrangement für junge Leute und Fremde, die nur „durchgehen" wollen. Ich habe lange überlegt, ob ichS thun sollte, nämlich des neusten Berliner Leib- und Magenliedes erwähnen, des Nachfolgers des glorreichen „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da!", „Siehste wohl, da kommt er!", „Wir brauchen keine Schwiegermama!" u. s- w. Gemüthvoll sind diese schönen Dichtungen bekanntlich nicht, auch nicht von klassischer Schönheit der Verse, wohl aber manchmal recht unsinnig. Und das neueste Volkslied scheint mir so ziemlich den Gipfel des Möglichen erreicht zu haben- Aber trotzdem spielen es alle „Hofmusiker", und Alt und Jung stimmt mit ein in den schönen Refrain, der da lautet: „O du schöne Adelheid, meines Herzens größte Freud'. Du bist mein Ideal, das Mädchen meiner Wahl!" Auf den eigentlichen Text einzugchen, ist mir unmög lich, und wenn ein Leser dieser Zeilen in Berlin oder an derswo die quellenden Töne hören sollte, dann wird er gut thun, ein Stoßgebetlein für die zu sprechen, welche zu öfteren Malen von dieser Poesie heimgesucht werden. Feinsten AlWP-VW empfiehlt billigst ss. MMlIM ZMl kmt empfiehl: Arno Hilpert. Mi Husten, Heiser- keil, Verschleimung, Katarrh und Ws Keuch husten der Kind er, iW sowie bei Hals-, Brust-und Lungen- lciden ist das bewährteste Hous- und Genußmittel Engels Blüthen-Hvnig- Brnst-Saft, wie hervorragende Fachautoritätcn und viele tausend Consumcnten übereinstim mend bestätigen. In FlasLen st Mk. 1.—, 1.50 und 3.— mit Beschreibung allein ächt zu haben in Walden burg bei Beruh. Opitz. Lür gutes Lued. „.... Die Anleitungen des gesandten Buches sind zwar kurz und bündig, aber für den praktischen Gebrauch wie geschaffen; sie haben mir und meiner Familie bei den verschiedensten Krank heitsfällen ganz vorzügliche Dienste geleistet." — So und ähnlich lauten die Dankschreiben, welche Richters Verlags-Anstalt fast täglich für Über sendung des illustrierten Buches „Der Krankenfreund" zugehen. Wie die dem selben beigedruckten Berichte glücklich Geheilter beweisen, haben durch Be folgung der darin enthaltenen Rat schlage selbst noch solche Kranke Hei lung gefunden, welche bereits alle Hoffnung aufgegeben hatten. Dies Buch, in welchem die Ergebnisse lang jähriger Erfahrungen niedergelegt sind, verdient die ernsteste Beachtung jedes Kranken. Niemand sollte versäumen mittelst Postkarte von Richters Bcr- lags-AnstaltinLeipzig oderNew-Dork, 310 Broadway, die 936. Auflage d«S „Krankenfreund" zu verlangen. Die Zusendung erfolgt kostenlos. Per 1. Februar e. suche ein beschei denes, ehrliches und fleißiges Mädchen bei 40 Thaler Lohn. Carl Lauge, Peuig. K<o«ction, Druck und Verlag von L. NLslner in Waldenburg. Geehrten Gastwirthen und Vereinen die ergebene Mittheilung, daß mir von der König!. 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