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skli, und will bis zum 1. Februar k. I. die Erledi gung der Wünsche der Arbeiter abwarlen. Bekannt lich hat die Bergbehörde dies in der allerbestimmtesten Form zugesichert. Am Montag ist daraushin die Thätigkeit allgemein wieder ausgenommen worden. Zum Abschluß der Streikbewegung in West deutschland schreibt die „Post": „Wenn auch dem Wiederausbruch offenen Kampfes zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer heute vorgebeugt ist, so würde man sich einer verhängnißvollen Täuschung hingeben, wenn man die Aera der Wirren auf diesem Gebiete, welche das charakteristische Merkmal des Jahres 1889 für die meisten Zweige der heimischen Industrie waren, für abgeschlossen erachten wollte. Der sorgsame und unbefangene Beobachter wird vielmehr darüber nicht im Zweifel sein, daß die hinter uns liegenden Ereig nisse nur Phasen einer tiefgehenden, die gesammte Ar beiterschaft beherrschenden Bewegung auf Verbesserung der gesammten Lage der Arbeiter und insbesondere des Arbeitsverhältnisses nach allen seinen Richtungen dar stellen. Ihr Ziel mag, was die Arbeitsdauer anbe langt, der achtstündige Arbeitstag wenigstens zur Zeit sein, auf dem Gebiete des Arbeitslohnes Haden ihre Ziele eine feste Grenze aber nicht, sondern werden mit der steigenden Prosperität der Industrie immer höher gesteckt. Ob man diese Bewegung innerhalb der Ar beiterschaft für eine erfreuliche oder eine unerfreuliche Erscheinung ansieht, ist unerheblich; sie ist eine That- sache, mit welcher gerechnet werden muß, wenn anders das Exempel stimmen soll. Das Ziel, welches sich aus Lieser Lage der Dinge für alle Betheiligten klar ergiebt, ist folgendes: Es gilt, Mittel und Wege zu finden, auf friedlichem und geordnetem Wege den nach der jeweiligen Lage der wirthschaftlichen Verhält nisse berechtigten Bestrebungen der Arbeiter Erfüllung zu verschaffen, die unberechtigten aber endgiltig abzu weisen; und zwar in einer Form, welche in den Ar beitern das Bewußtsein gerechter und unparteiischer Behandlung der Materie erweckt. Das Ziel ist frei lich leichter gesteckt, als der richtige Weg zur Er reichung des Zieles gefunden; aber wo der energische Wille vorhanden ist, findet sich bekanntlich auch stets ein Weg. Aber auch die Zeit drängt. Die Bewe gung in der Arbeiterschaft ist in raschem Flusse; ge lingt es nicht bald, sie in feste, geordnete und fried liche Bahnen zu fassen, so steht eine ungleich stärkere und umfassendere Wiederholung der wirthschaftlichen Kämpfe des letzten Frühjahres bevor, und es ist als dann die Gefahr nicht abzuweisen, daß der Boden für eine auf dem Boden gegenseitigen Vertrauens beruhende Ordnung der Materie verloren geht. Wer langsam geht, geht sicher, ist eins schöne Regel, aber es giebt auch Ausnahmezustände, in denen man bei der Be folgung derselben nur zu leicht in das verhängniß volle „zu spät" verfällt. Mag das vermieden werden." Emin Pascha's Leute werden jetzt nach Egypten übergeführt. Ein Dampfer holt dieselben, 99 Män ner und 133 Frauen, aus Mombas ab und bringt sie nach dem Nil. Das Befinden Emins hat sich wei ter gebessert, aber er ist doch noch nicht transport fähig. Auch der schwerkranke Or. Parke befindet sich etwas besser. Die Londoner Blätter suchen mit peinlicher Sorg falt alle Nachrichten zusammen, welche die deutschen Colonialverhältnisse in Ostafrika in ungünstigem Lichte erscheinen lassen. So läßt sich die „Times" aus Zanzibar melden, es erhelle aus den Ausweisen des dortigen Zollamtes, daß sich die Zolleinkünfte an der britischen Küstenlinie im letzten Jahre um 50 Procent vergrößerten, während die Einkünfte an der deutschen Küstenlinie um 75 Procent abnahmen. Italien. Vor acht Tagen machte ein angeblicher Brief des russischen Ministers von Giers an den früheren ita lienischen Botschafter Greppi in Petersburg von sich reden. Der Ex-Botschafter hatte eine Brochüre ver öffentlicht, in welcher er Italien den Austritt aus dem Friedensbunde und seine Vereinigung mit Rußland und Frankreich empfahl. Minister Giers sollte darauf hin dem Verfasser der Schrift seine besonders Aner kennung ausgesprochen haben. Die Sache hat nun ein Nachspiel gehabt, wie folgendes Telegramm aus Rom beweist: „Der „Riforma" zufolge stattete der Mi nister von Giers dem gegenwärtigen italienischen Bot schafter in Petersburg, Baron Marrochetti, einen Be such ab, um sein Bedauern darüber auszusprechen, daß der frühere Botschafter Greppi das an ihn gerichtete Schreiben des Ministers von Giers, welches nur ein einfaches Höflichkeitsschreiben war, zu einer polemischen Waffe, gegen die italienische Regierung benützt habe. Diese freundschaftliche Erklärung, so schreibt die „Ri- sorma" weiter, stimme mit dem Verhalten der italie nischen Regierung durchaus überein, welche den Botschafter Greppi in den Ruhestand treten läßt, weil er es nicht verstanden habe, die italienisch-russischen Beziehungen in dem Geiste jener Herzlichkeit zu pflegen, welche die italienische Regierung beabsichtigt habe. Herr Greppi bekommt also hier einen gewaltigen Nasen- ; stüber, und man wird inne, daß Herr Crispi Jntri- ! guen seiner Diplomaten ebensowenig duldet, wie Fürst ; Bismarck. — Das Journal „Opinione" beschäftigt i sich mit den irredentistischen Kundgebungen, welche Ende ! voriger Woche in Rom stattgefunden haben, und meint, ! diese Demonstrationen hätten nur den Zweck, Italien Verlegenheiten zu bereiten. Es sei aber allgemein bs- i kannt, wie ungemein gering die Zahl dieser Demonstran- ' ten sei, dadurch würden also weder die bestehenden , Bundesverträge, noch die herzlichen Beziehungen Italiens ! zu den übrigen Staaten erschüttert werden. ! In Rom ist es bei dem Begräbniß eines ehemaligen E i Offiziers des garibaldischen Freicorps zu sehr be- j bäuerlichen Scenen gekommen. Achtzehn radikale i Vereine wollten dem Sarge folgen. Als nun der ; monarchische Veteranenverein, dessen Fahne das könig- j liche Wappen trägt, sich ebenfalls dem Trauerzuge an- i schloß, brachten die Radikalen Hochrufe auf die Re- ! publik aus und drohten, den Veteransnvsrein thätlich i anzugreifen. Mit Mühe verhütete die Polizei eine Schlägerei. Die radikalen Vereine machten darauf aber Kehrt, und ließen den Trauerzug im Stiche. Frankreich. In Paris fand am Sonntag eine große boulan- gistische Versammlung statt, welche gegen die Cas- sirung des Mandats des Generals protsstirte. Ruhe störungen kamen nicht vor. Die Brüsseler Anlüsklaverei-Conferenz sieht man in Paris als gescheitert an. Frankreich verweigert England entschieden das Durchsuchungsrecht der unter seiner Flagge fahrenden Schiffe, es gesteht höchstens zu, daß englische Schiffe das Recht haben sollen, im Rothen Meere und im persischen Meerbusen verdächtige Araber- dhau's, die unter französischer Flagge fahren, nach ihren Pap'eren zu fragen und wenn diese nicht in Ordnung sind, dem nächsten französischen Geschwader Anzeige zu machen. Die Influenza gewinnt in Paris ständig an Aus dehnung und zerrüttet in der Festwoche das ganze Ge- sellschafls- und Geschäftsleben. Man stellt jetzt auch die , ersten Todesfälle sep, welche die Krankheit theils unter typhusähnlichen, theils unter Erscheinungen von Lungen- ! krankheit herbeiführt. Belgien. ! Der Streik der Kohlengruben-Arbeiter im i Bezirk von Charleroi hat eine solche Ausdehnung ge wonnen, daß nur wenige Leute thätig sind. In den Gruben von Mambourg, Rochelle, Fleurus, Lambussart ruht die Arbeit völlig, in anderen theilweise. Die Zahl der Streikenden beträgt 7000, es wird noch weitere Ausdehnung des Streiks befürchtet. Die Ruhe ist nicht gestört. England. i Ueber den Zustand des englischen Kronprinzen I werden folgende authentische Mittheilungen verbreitet: ? Ein Dementi, welches der Herzog von Cambridge vor einigen Tagen den im Umlauf befindlichen ungünstigen Gerüchten über den Gesundheitszustand des Prinzen von Wales entgegengestellt hat, entspricht leider nicht den Thatsachen. Allerdings ist seit einigen Wochen eine gewisse Besserung im Befinden des Prinzen ein- getreten, doch hat man es dabei nur mit einer der, bei der betreffenden Krankheit nicht selten vorkommen den Fluctuationen zu thun. Hieran den Schluß zu knüpfen, daß in Zukunft völlige Genesung eintreten werde, wäre höchst gewagt. Thatsache ist, daß der Prinz von Wales an Diabetes leidet. Damit ist für den Mediziner schon genug gesagt, einerseits, um die eingetretene zeitweise Besserung zu erklären, anderer- i seits, um die Hoffnung auf wirkliche Genesung aus« l zuschließen. Erschwerend wirkt noch der Umstand, daß j der Prinz stets das Gegentheil dessen thut, was ihm i die Aerzte anrathen. Diätfehler, und diese sind bei der tückischen Krankheit höchst gefährlich, kommen täg lich vor. Das Rauchen, welches dem Prinzen unter sagt ist, stellt er dann nur ein, wenn ihm die schweren Cigarren, an die er gewöhnt ist, absolutes Mißbehagen verursachen. Endlich weigert er sich schon, die ihm von den Aerzten streng anbefohlene warme Kleidung zu tragen. Ueber die Folgen dieser Halsstarrigkeit geben sich denn auch die behandelnden Aerzte keinen Augenblick einer Täuschung hin, und da die gestörte Blutzirkulation bereits zu Herz-Symptomen geführt hat, so ist, wenngleich das Leben des Prinzen nicht in unmittelbarer Gefahr schwebt, doch auch nur wenig Gutes zu erwarten. Rußland. Der russische Finanzminister wird im Januar von Neuem beginnen fünfprocentige Papiere in vierprocen- ' tige zu convertiren. Er sagt auch, daß das Budget j für 1890 mit bedeutendem Ueberschuß schließt. Trotz dem wird diese Gelegenheit, mit guter Manier alle j „Russen" los zu werden, wahrzunehmen sein. Portugal. Das brasilianische Kaiserpaar hat am Sonn tag Lissabon verlassen und sich nach Coimbra begeben, wo es zunächst zwei Tage bleibt. Dann soll noch Oporto besucht werden. Längeren Aufenthalt wollen l der Kaiser und die Kaiserin in Pau in Südfrankreich ! später nehmen. Das soeben ergangene Edict der bra- s silianischen Regierung, durch welches Dom Pedro für s immer ans dem Lande verbannt und seine Dotation > ihm entzogen wird, wird dem Kaiser verheimlicht. Gerüchtweise heißt es, Portugal und Großbritannien würden den deutschen Kaiser ersuchen, in dem Colonial streit über das Nyassaland dis Schiedsrichterrolle zu übernehmen. Die Meldung ist übrigens noch kei neswegs Thatsache, wird aber in Paris schon als solche aufgefaßt und erregt viel Aufsehen. Aus dem MuL-enthaLe. * Waldenburg, 24. December. Umer den Vor- seiern des diesjährig-n Weihnachtsfestes war von ganz besonderem Glanze die Christfeier, welche der hiesige Kindergarten unter Leitung seiner talentvollen und eifrigen Tante, Fräulein Weickert, im großen Saale des Schönburger Hofes am Sonntag in den frühen Abendstunden abhielt. Den von einem prächtig ge schmückten Christdaum erglänzenden Saal füllten diesmal mehrere Hunderts von Eltern, Gönnern, Damen und Jungfrauen, welche, wie man merkte, mit ganzer Seele und hoher Freude dem Trei ben der kleinen Gesellschaft folgten. Unter den Klängen des von einer Schaar größerer Kinder ausge führten Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht" traten die freudigen Kleinen in tactvollem Tritt und Schritt ein in die freigelassene Mitte des Saales, um zunächst durch Absingen von Wsihnachtsliedern und durch die geschickt mit Fragen verbundene Erzählung der Gsburtsgeschichte des Heilandes in ihrer feier lichen Stimmung erhalten zu bleiben. Hierauf führ ten dieselben nach kurzen, kindlichen Vorbesprechungen der Tante einige höchst regelrecht gehende, die Kin derherzen erfreuende, symbolische Bewegungsspiele über den Winter und das Christfest und die 4 Jahres zeiten aus, dann erschien das symbolisch von einem älteren Mädchen dargestellte Christkind und theilte kleine Gaben aus, wobei die Kleinen beten oder hübsche Gedichtchen sprachen, endlich erschien auch der diesmal durch einen Zögling dargestellte kleine Knecht Rupprecht. Kreisgehen, kleine Deklamationen, lustige und feierliche Gesänge belebten das Ganze und gaben Zeugniß von der Freudigkeit der Kinder und dem Fleiße der Kinder gärtnerin. Zuletzt erhielten auch die Eltern ihre Ga ben in Gestalt der aus den Arbeiten der Kinder, Nähereien und Flechtereien, hergestellten Gegenstände, die Fleiß, Verständniß und Willenskraft der Kinder in hohem Grade bezeugten. Den Schluß bildete der Dank der Erzieherin an die Eltern, die ihre Kinder ihrer Mithilfe in deren Bildung anvertraut haben, der Wunsch derselben um ferneres Wohlwollen und ein herzliches Gebet für Eltern und Kinder bezüglich des Weihnachtsfestes und neuen Jahres. In schönster Vorstimmung für das kommende hohe Fest verließen Jung und Alt den Festsaal. Auch im „Dorisstift" hatte der Stifterder Anstalt, Herr Heinrich Pätzmann, eine Weihnachtsfeier veranstaltet, die am selben Tage nachmittags 4 Uhr in üblicher Weise stattfand. Die kleinen Zöglinge marschirten unter Leitung der Kindergärtnerin, Frl. Steinbach, in den durch einen Weihnachtsbaum hellerleuchteten Saal der Anstalt, in welchem auf lan gen Tafeln die Geschenke, meist nützliche und brauch bare Gegenstände, für die Kleinen ausgebreitet lagen. Für das edelmüthige Streben, in dieser Weise den Kleinen eine gemeinsame Weihnachtsfreude zu bereiten, sei auch an dieser Stelle ein herzlicher Dank zum Aus druck gebracht. * — Am Weihnachtsheiligabend fand im Schönbur ger Hofe von Seiten des Gesangvereins eins Weih- nachtsbescheerung für ältere Arme statt. Nachdem zwei Verse von dem Liede „O daß ich tausend Zungen hätte" gesungen worden waren, hielt Herr Lehrer Schubert eine kurze Ansprache, welcher er die Schluß zeilen des Melodramas „Die Weihnachtsfee" zu Grunde legte: „Ein fühlend Herz für Kummer armer Leute, Das ist des Christtags schönstes Festgeläute." Hierauf wurde zur Vertheilung der Lebensmittel ge schritten. Es wurde an 46 Personen Brod, Fleisch, Gemüse, Kaffee und Zucker abgegeben; 3 Personen er hielten Geldbeträge; außerdem wurde nachträglich für eine vierte Person ein Geldbetrag unter den anwesen den Mitgliedern des Vereins eingesammelt. Der Ge sangverein hat wieder bewiesen, daß er, ohne gerade ein Wohlthätigkeitsverein zu sein, doch ein „fühlend Herz für den Kummer armer Leute" hat. * — Am Sonnabend Abend '/-6 Uhr brach in Falken im Ofengebäude des Ziegeleibesitzers Jahn Feuer aus. Der schnell herbeigeeilten Hilfe gelang es, das Feuer auf das Ofengebäude zu beschränken. * — Im Gehöfte des Gutsbesitzers Berger in Fal ken wurde am Sonnabend Abend ein höchst frecher Diebstahl ausgeführt. Während die Gutsbewohner das Abendessen einnahmen, wurden aus der Gesindestube dem Knecht 3 gute Anzüge und sämmtliche Leibwäsche gestohlen.