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SGi'buiM Tageblatl Erscheint tüglich mit Ausnahme der Tage Filialen: in AliNadiwaldenbura bei Herrn nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 28 Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps Einges. 20 Ps. Expedition: Waldenburg, Obergass« 2S1L. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, L«Nze«K«, Lichteu^eiu-Calluberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstadt-Waldenbur g, BräunSdorf, Esllenberg, SL. Egidien, Ehrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« ^ruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. WMeMrger ANzeiger AAtsSlstt flk Le« MMrath ir MMM» Kaufmann Otto Förster; in Langenchurs- dors bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolksnburg bei Herrn Emil Röschs; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. ^293. Dienstag, den 17. December 18L9. mit Deputirtenkammer ein gar zu unberechenbarer Faktor ! Ferdinand d'Este, welcher zur Theilnahme an der Jagd ist. Aber es ist Alles besser gekommen, wie erwartet wurde: Das Ministerium Tirard-Constans hat einen harten Angriff auszuhalten gehabt, aber doch den Sieg errungen. Die Kammermehrheit für das Kabinet hat sich als eine recht bedeutende gezeigt. Wir würden die Verhältnisse falsch schidern, wenn wir die gegenwärtige französische Regierung eine dem deutschen Reiche geneigte nennen wollten! Dem deut schen Reiche geneigt ist das Ministerium ebensowenig, wie Präsident Carnot; das ergiebt sich schon aus dem Unterlassen der einfachen Höflichkeit der Begrüßung Kaiser Wilhelms II. in Metz, und eine deutschfreund liche Politik wird überhaupt auch kein französisches Ministerium befolgen können. Indessen der Präsident Carnot und seine Minister sind ruhige Männer, welche der Vernunft und dem gesunden Menschenverstand einen weiten Spielraum gönnen und wohl wissen, was auf dem Spiele steht, wenn ein neuer Bruch mit Deutsch land erfolgen sollte. Darum kann jede Befestigung der heutigen französischen Regierung nur als eine weitere Friedensgarantie, als ein Beitrag zurBeruhigung Europas betrachtet werden. Man hat in Paris außerdem noch erkannt, daß die schönen Träume von einem politischen Bündniß mit Rußland wohl zu den unerreichbaren Dingen für im mer gehören werden. Alexander III. wird in seinem ganzen Leben kein Freund der französischen Republik, wenn er auch eine gleiche Haltung äußerlich Frankreich wie allen anderen Staaten gegenüber beobachtet. Aber über die äußere Höflichkeit geht der russische Selbst herrscher nicht hinaus. Sein Besuch in Berlin, der die Franzosen so gewaltig geärgert hat, .wenn sie auch den Groll stillschweigend hinunterwürgten, hat gezeigt, daß der deutsche Kaiser dem russischen Czaren persön lich viel, viel näher steht, als der glühendste Russen freund in Paris. An der Seine hoffte man indessen Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist am Sonnabend Abend geführt werden konnte. Wieder und immer wieder bezogen sich die einlaufenden Berichte auf die Thaten, welche das Regiment im Feldzuge mit der Lanze er fochten hat. Rechnen Sie es sich zum Verdienste an, für die Neubewaffnung Ler Kavallerie den Anhalt ge geben zu haben, und Ihr Regiment kann stolz darauf sein, gewissermaßen als Musterregiment der gesammten Kavallerie zu gelten. In der Hoffnung, daß das Re giment denselben Ruhm und Schneid wie bisher, auch wenn es einmal wieder vor den Feind kommen sollte, bewähren wird, erhebe ich das Glas und rufe: „Mein Regiment lebe hoch, hoch, hoch!" Ueber die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Die günstigen Eindrücke des Czarenbesuches im Herbst waren durch die Nachricht bestärkt worden, daß Kaiser Wilhelm die Einladung zu den russischen Manövern im kommenden Sommer angenommen hatte. Man hörte dann von unterrichteter Stelle, daß noch eine andere Freundschaftsbezeugung der beiden Monar chen bevorstehen solle. Die beiden Kaiser hatten sich nämlich schon damals den Austausch ihrer auf den Achseln der Uniform zu tragenden Namenszeichen ver sprochen, der vor einiger Zeit bekanntlich stattgefunden hat. Bei dirser Gelegenheit wurden, wie verlautet, zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Czaren sehr herzliche Depeschen gewechselt. Man darf wohl hoffen, daß diese Stimmung auch allmählich auf die politischen Kreise in Petersburg znrückwirken und dann wohl auch in der Sprache der russischen Presse bemerkbar sein werde, die bis in die letzte Zeil Deutschland gegenüber sich noch immer wenig freundlich geäußert hat. Kaiser Wilhelm Hal auch die neue Bergarbeiter bewegung sehr eingehend verfolgt. Zur Conferenz mit dem Abg. Hammacher erschien ein persönlicher Adjutant des Monarchen im Reichstage und hatte mit dem genannten Herrn eine lange Unterredung, über dessen Resultat dem Kaiser eingehender Bericht er stattet ist. Friedrichsruhe, der Landsitz des Reichskanzlers, ist in diesen Tagen der Zielpunkt einer Reihe von Besuchen geworden. Nachdem im Laufe der vergan genen Woche der Staatssekretär im Reichs-Justizamt, Herr von Oelschläger, Gast des Fürsten von Bismarck gewesen ist, sind jetzt der Statthalter von Elsaß-Loth- ringen, Fürst Hshenlohe, und der frühere Beamte der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft Lieutenant Giese, dorthin gereist. Fürst Bismarck befindet sich recht wohl. Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern genehmigte Fähnchen für Lanzen zu sofortiger Einführung. Die Mannschaften erhalten blauweise Fähnchen, die Unteroffiziere weiße, mit farbigen bayerischen Wappen. Freiherr von Hammerstein, der Chefredacteur der „Kreuzzeitung", welcher seinen bisherigen Wahlkreis Stolp dem Minister von Puttkamer überlassen hat, ist jetzt von einer conservativen Vertrauensmänner- Versammlung in Biefefeld einstimmig als Reichstags- candidst für Bielefeld-Wiedenbrück aufgestellt worden. Sehr beträchtlich wird allem Anschein nach die Zahl der Abgeordneten werden, welche für die nächste Reichs tagssession kein Mandat wieder übernehmen wollen: "Waldenburg, 16. December I8«r> Die allgemeine Beruhigung in Europa verstärkt sich. Das ist die erfreuliche Thatsache, welche zum Weih nachtsfeste zu constatiren ist. Ist auch das ganze Jahr im Wesentlichen ohne alle ernste Störungen verlaufen, so ist doch erst seit dem Abschluß der französischen Kammerwahlen eine fast völlige Windstille in der Aus wärtigen Politik zu verzeichnen. Man konnte den Ausfall der Neuwahlen in Frankreich nicht vorher be messen, und was geschehen wäre, wenn Boulanger wirklich das Staatsruder der Republik in die Hände bekommen hätte, läßt sich schwer sagen. Die schwere Wahlniederlage, welche die boulangistische Partei erlitten hat, beruhte mehr auf dem energischen Vorgehen der Regierung und aus anderen günstigen Umständen, denn auf der felsenfesten Einigkeit der republikanischen Par teien. Die Gemäßigten und die Radikalen haben zwar alle Maßnahmen gegen Boulanger und Genossen gut geheißen, stehen sich aber im Uebrigen wenig freundlich gegenüber, und in dieser Haltung ist auch heute noch keine Aenderung eingetretcn. Die große Frage war nun, ob der gemeinsame Berührungspunkt, die Be kämpfung der antirepublikanischen Parteien, stark genug sein werde, um die persönlichen Interessen der ehr geizigen Parteiführer in den Hintergrund treten zu lassen. Die Boulangisten rechneten sicher darauf, noch in diesem Jahre eine Ministerkrisis zu erleben, welche ihrer Sache nützen würde, und selbst eifrige Republi kaner blickten etwas besorgt in die Zukunft, weil die nach Hannover gekommen, verbißb am Sonntag als Gast bei den kaiserlichen Majestäten im Neuen Palais. Bei der Jagd in Springe wurden im Ganzen erlegt 235 Stück Schwarzwild, 29 Stück Rothwild und 21 Stück Damwild. Auf der Hinreise nach Springe hatte der Kaiser seinem Leib-Ulanen-Regiment in Han nover einen kurzen Besuch abgestattet uud bei dieser Gelegenheit auch die dortige Garnison allarmirt. Am Sonntag Vormittag statteten Kaiser Wilhelm und der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich dem Leib- Husaren-Regiment in Potsdam einen B.such ab und blieben im Offizier-Casino zum Frühstück. Nachmit tags reiste der Kaiser nach Neugattersleben, bei der Taufe der Tochter des Besitzers dieses Gutes Pathen- stelle zu vertreten. Der Erzherzog Franz Ferdinand stattete der Kaiserin einen Besuch ab und übernachtete im Berliner Schlosse. Bei dem kurzen Besuch, weichender Kaiser vorder Ankunft in Jagdschloß Springe am Freitag dem Leib- Ulanen-Regiment in Hannover abstattete, gedachte er in einem Toast auf dies Regiment auch der Neube- waffnung der Kavallerie mit der Lanze. Der sehr interessante Trinkspruch lautete wörtlich: „Lassen Sie mich das Wort ergreifen und dem Regiment mei nen Dank sagen, daß es den Wunsch geäußert hat, mich eine Stunde in seiner Mitte verweilen zu sehen. Der Einladung bin ich gern gefolgt, habe ich doch, glauben Sie mir, nach langem, reiflichem Ueberlegen und Suchen mich entschlossen, dem Regiment meinen Namen zu geben und mich zum Chef desselben zu er klären, in Anerkennung seiner vortrefflichen Zusammen setzung und seiner hervorragenden Verdienste im letzten Feldzuge. Die heutigen Zeiten erforderten eine Um bewaffnung der Kavallerie; das Regiment hat wesent lich dazu beigetragen, daß die Umbewaffnung und Um« seinem Jagdgefolge aus Springe in Hannover wieder in Potsdam angekommen. Der Erzherzog Franz j Bisher haben sich schon 36 Herren in diesem Sinne - ausgesprochen. Für die zweite Hälfte der Reichstagssession, die am 8. Januar 1890 beginnt, bleibt an Arbeitsstoff, modeüirung der ganzen Kavallerie mit der Lanze aus-^ abgesehen von einer Anzahl Anträge aus dem Hause, noch auf den Besuch des russischen Thronfolgers zur Weltausstellung; man drückte diesen Wunsch nach Peters burg in so flehender Form geradezu aus, daß er nicht überhört werden konnte. Der Czar blieb gefühllos; sein ältester Sohn reiste nach Athen zur griechischen Hochzeit und ließ Paris völlig bei Seite liegen. Das war eine neue Ursache zur Verstimmung. Und jetzt hat nun der Empfang des jungen Prinzen Louis Na poleon durch den Kaiser Alexander den bitteren Kelch bis zum Rande gefüllt. Im Grnnde genommen kann es den Franzosen, wie jedem anderen europäischen Staate, höchst gleich- giltig sein, ob der russische Kaiser den jüngsten Prinzen einer Prätendentenfamilie freundlich empfängt oder nicht, aber der französische Nationalcharakter achtet auf solche Vorkommnisse ungemein, und das weiß am Ende auch wohl der Czar. Er empfängt einen Prinzen, dessen ! Vater und Bruder aus Frankreich verbannt sind, mit ! offenen Armen und begrüßt ihn als „lieber Vetter!" i Ganz fatale Geschichte für die Pariser Chauvinisten, ! und mit Recht kann man sagen, daß in Paris heute j neben der leiblichen Influenza noch eine politische herrscht: ! Die Revanchepartei ist äußerst stark verschnupft. Witterungsbericht, ausgenommen am 16. December, nachm. 3 Uhr. Barometerstand 773 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 1,5 "6. Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 77'7« --- 4 Grad. Thaupunkt — 2,5 Grad. Windrichtung: Nordnordwest. Daher Witterungsausfichteu für den 17. December: Wolkiges bis halbheiteres Wetter ohne erhebliche Niederschläge. Temperatur etwas kälter.