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ist ihnen der Aufenthalt hier gut bekommen und auch lohnend gewesen. — Die Kreishauptmannschaft Dresden hat die Dir. 141 des laufenden Jahrganges der periodischen Zeitschrift „Sächsisches Wochenblatt", sowie zugleich das fernere Erscheinen des Blattes auf Grund des Socialistengesetzes verboten. — Der Stadt Dresden sind durch letztwillige Verfügung der Wittwe des Commissionsrathcs Klemm, Hie am 27. September d. I. starb, 100,000 Mark -vermacht worden. Diese Summe soll nach dem Tode einer Schwester der Frau Klemm, welche zunächst den Zinsertrag genießt, zur Errichtung einer Stiftung verwendet werden, aus deren Erträgnisse bedürftige und würdige Näherinnen und Stickerinnen, und zwar vorzugsweise solche, welche über fünfzig Jahre alt, augenleidend, unverheiratet und in Dresden heimats- berechtigt sind, unterstützt werden. — In den Dresdener Schulen beginnt jetzt wie der das sogenannte „Suppenessen". Der Verein ge gen Armennoth und Bettelei hat für dieses Jahr zu diesem Zweck 3000 Mk. bewilligt. Von Anfang des Jahres an bis gegen Ostern wurden 20,049 Suppen im Werthe von 1641 Mk. 28 Pf. an etwa 400 Kinder abgegeben. — Herr Reichstazsabg. und Stadtrath Ernst Otto Clauß in Chemnitz ist in der Nacht zum Dienstag gestorben. — Ter Abbruch der alten Jakobikirche zu Freiberg wird noch im Laufe des bevorstehenden Winters vor- genommen werden, um das noch brauchbare Material bei dem im nächsten Frühjahre zu beginnenden Bau der neuen Kirche verwenden zu können. Der Abbruch des Altars erfolgt bereits in dieser Woche. Man hofft, unter demselben den Grundstein der Kirche auf- zufinden, welcher möglicherweise schätzenswerthe Auf schlüsse über die von Herrn Bergamtsdirector vr. Leuthold eingehend behandelte und kürzlich i.n Alter thumsverein erörterte Frage „Wo lag das ehemalige Christiansdors?" geben dürfte. — Wie das Königl. Finanzministerium bekannt giebt, ffindet die Eröffnung des Betriebes auf der normal spurigen Sekundärbahn Annaberg-Schwarzenberg und auf der normalspurigen Zweiglinie Schlettau- Crottendorf am 1. Decemder d. I. statt. An der Linie Annaberg-Schwarzenberg befinden sich außer den Anschlußbahnhöfen Buchholz und Schwarzenberg die Bahnhöfe Schlettau und Grünstädtel, sowie die Halte stellen für Personen- und Güterverkehr Waltersdorf, Scheibenberg, Mittweida-Markersbach und Raschau, ferner an der Zw.-iglmie Schlettau Obercroltendorf außer dem Anschlußbahnhofe Schlettau und dem End bahnhofe Obercroltendorf die Haltestelle für Personen- und Güterverkehr Mittelcrottendorf und der Haltepunkt für Personenverkehr Waltersdorf. — In der Nacht vom 23. zum 24. d. M. zwi- schen 1 und '/-2 Uhr wurden in Brambach zwei Erdstöße wahrgenommen. Die beiden Stöße folgten sich in ungefähr 5 Minuten langer Zwischenpause. Dieselben wurden von fernem, Donnerrollen ähnlichem Geräusche begleitet. Viele Personen sind von dem durch die Erdstöße verursachten Geräusche, dem Fenster klirren, Aneinanderstoßen von Kochgeschirr und Aehn- lichem erwacht und beziehentlich auch aufgestanden. Die Wellenbewegung schien die Richtung von Süd nach Nord zu haben. — Ein unabsehbares Unglück wurde am Donners tag durch die vorsichtige Meldung der den Schnellzug Berlin-Riesa Chemnitz benutzenden Fahrgäste abgewen det. In Ritsa beschwerten sich dieselben über zu große Wärme in einem der Wagen (Durchgangswagen), in Folge dessen man denselben, weil man bemerkte, daß die Feuerung (Holzkohle) nicht in Ordnung war, aus löste. Als man nun die Sache näher untersuchte und die Polster wegnahm, schlugen die Flammen lichterloh empor und wäre der Wagen, hätte man ihn nicht »uS- gewechselt, bez. wäre von den Fahrgästen keine Mit- theilung gemacht worden, zweifellos auf offener Strecke in Brand gerathen und ein großes Unglück jedenfalls unvermeidlich gewesen. — In Vötznitz wird, wie verlautet, noch eine, und zwar die sünfle, mechanische Weberei errichtet. Altenburg, 26. November. Der kurzen telegra- phischen Nachricht über des deutschen Kaisers Theil- uahme an der den 20. December statlftudenden Hum- melshainer Hofjagd lassen wir noch die Ergänzung folgen, daß der kaiserliche Gast auf der Saalbahn an kommen und in Kahla von Sr. Hoheit dem Herzog begrüßt werden dürfte. Am Abend wird wahrschein lich im Jagdschlösse zu Hummelshain eine Anzahl Mitglieder der hiesigen Hofbühne eine Vorstellung geben. In Altenburg hätte man den Kaiser allerdings schon jetzt gern gesehen, freut sich nun aber doch, daß er seinen Besuch am Herzog!. Hofe in einer Zeit in Aussicht gestellt hat, da es geringe Mühe kosten wird, die Stadt festlich zu schmücken. Man hofft nun um fo mehr, daß auch Ihre Majestät die Kaiserin den Kaiser begleiten wird. — Der Redacteur der „Alten ¬ burger Zeitung", Herr Franz Volger, ist von Sr. Hoh. dem Herzog durch Verleihung der Silbernen Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft mit der Krone ausgezeichnet worden. Es ist das eine erfreu liche Anerkennung für verschiedene schriftstellerische Arbeiten, welche Herr Rebacteur Volger in letzter Zeit veröffentlicht hat. — Im Landtage dürften gleich die Wahlprüfungen, welche zuvörderst zur Berathung stehen, zu lebhaften Verhandlungen führen, da wahrscheinlich der Antrag gestellt wird, die Wahl von 5 Abgeordne ten als ungiltig zu erklären, darunter die von 4 Ab geordneten der Städte Schmölln, Ronneburg, Meusel witz, Gößnitz, Lucka. — Ein Zimmerbrand, welcher gestern in einem Hause am Roßplatze auskam, wurde noch rechtzeitig entdeckt und gelöscht. — Im Herzog!. Hoflhealer gelangte gestern vor ausverkauftem Hause „Der Prinzenraub zu Altenburg" von Anschütz zur Aufführung. Die Darsteller setzten sämmtlich ihr bestes Können ein, weshalb das Schauspiel die größten Er folge halte. Deutscher Reichstag. 23. Sitzung vom 26. November. 1*/« Uhr. Das Haus ist etwas besser besetzt. Am Bundesrathstische: Graf Bismarck. Präsident von Lewetzow theilt mit, daß der Abg. Klauß (natlib.) für 16. Sachsen gestorben ist. Das Haus ehrt das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Die zweite Etatsberathung wird fortgesetzt und zwar beim Etat des Reichsamtes des Auswär tigen. Bei dem Titel „Gesandtschaft in Bern" war am Freilag die Berathung wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses abgebrochen worden, nachdem vom Abg. Bock- Minden (cons.) der Schluß der Debatte über die deutsch-schweizerischen Beziehungen und den Fall Wohl gemuth beantragt worden war. Staatssekretär Graf Bismarck: Deutschland ist nicht abgeneigt, mit der Schweiz wegen eines neuen Nieder lassungsvertrages in Unterhandlung zu treten. Das Wei tere wird von den diesbezüglichen Besprechungen abbängen. Die Kündigung des Vertrages war nötbig geworden, weil bekanntlich Zweifel über die Auslegung einzelner Bestim mungen bestanden, es werden also in Zukunft die Ab machungen genauer festgesetzt werden müssen. Unbedingt nöthig erscheint ein Niederlassungsvertrag aber nicht, wir haben ja bis zum Jahre 1877, bis wohin kein solcher Vertrag bestand, recht gut uns mit der Schweiz gestanden. (Durch die Rede des Staatssekretärs ist die Debatte auf's Neue eröffnet worden.) Abg. von Kardoff (freicons.) meint, es wäre wohl nicht nöthig gewesen, die Sache hier nochmals lang und breit zu erörtern. Die freisinnigen Redner hätten mcht das Geringste vorgebracht, was nicht früher schon in frei sinnigen Zeitungen gestanden habe. Em erneuter Schlußanlrag wird angenommen und der Titel bewilligt. Bei Titel 15 „Botschaft in London" meint Abg. Rich ter (srcis.), daß die im letzten Weißbuch näher dargelegten Beschwerden gegen die Zollerhebungen der britischen Niger- Compagnie nicht begründet erscheinen. Die Abgg. Hammacher (natlib.), Woermann (natlib.) vertreten Vie entgegengesetzte Ansicht. Die Zollerhebungen der Niger-Compagnie widersprechen durchaus der Kongo- Acte und waren ganz willkürliche. Die Bemühungen der Reichsregierung, den deutschen Interessen zum Rechte zu verhelfen, waren durchaus begründet. Der Wiederkehr solcher Vorkommnisse werde wohl am besten durch die Errichtung eines neuen Consulates bei den Nigermün dungen vorgebeugt. Staatssekretär Graf Bismarck: Der Frage einer Consulatserrichtung am Niger soll näher getreten werden, wenn der Gouverneur von Kamerun, Herr von Soden, hier angekommen sein wird, von welchem noch Auskunft erbeten werden soll. Abg. Richter (freis.) bleibt bei seiner Ansicht. Die hohen Zölle der Niger-Compagnie sind namentlich bedingt durch den Schnapshandel. Ich finde es ganz richtig, daß von den Leuten, welche die Neger durch Schnaps ruini- rcn, in jedem Fall eine hohe Steuer erhoben wird, gleich viel welcher Nation sie angebören Abgg. von Kardorsf (freicons.) und von Mirbach (cons.) bedauern, daß der Abg. Richter die willkürlichen Maßregeln der englischen Gesellschaft gegen die Deutschen vcrtheidige Herr Richter hat ja aber von jeher Alles angefeindet, was mit unserer Kolonialpolitik irgendwie im Zusammenhänge steht. Abg. Hammacher (natlib.): Herr Richter liebt es so s hr, sich auf englische Verhältnisse zu beziehen. Nun, im englischen Parlament würde sich kein Redner finden, der so gegen eine nationale Kolonialpolitik auftritt, wie er. Wir sollten uns freuen, daß überhaupt in dieser Richtung vorgegangen ist. Abg. Bamberger (freis.): Die Herren nennen Alles national, was ihnen gerade paßt! Glauben Sie doch nicht, daß die Wähler für eine nationale Kolonialpolitik begeistert sind, die viel kostet, aber nichts einbringt. In unseren Augen heißt nationale Politik, dafür zu sorgen, daß das Geld der Steuerzahler nicht nutzlos verschwendet wird. Abg. von Kardorsf (freicons.): Diese Angriffe sind in keiner Weise begründet. Die Wettstettung Deutsch lands erfordert es nun einmal, daß wir bis zum gewissen Sinne Kolonialmacht werden. Sehen Sie doch auf Eng land, dort legt man die Hände nicht in den Schooß. Unsere Reichsregierung geht in manchen Punkten ent schieden zu langsam vor. Wir haben Kolonien, aber nicht einmal Dampferlinien dorthin- Der Zustand ist unbaltbar. Abg. Richter (freis): Wenn wir so viele Millionen übrig haben, die zu Kolonialzwecken verwendet werden, warum wird denn dann nicht mehr für die Besserung der Verhältnisse in Deutschland selbst gethan? Erst wollen wir doch bei uns befriedigende Zustände schaffen, ehe wir an fremde Erdtheile denken. Die kleinen Stände bei uns können Unterstützung recht nothwendig gebrauchen. Abg. von Bennigsen (natlib.): Die freisinnige Partei liebt es allerdings, die Interessen des Auslandes gegen die Interessen deutscher Reichsangeböriger zu vertreten. Sie hat das auch heute wieder gethan, obwohl das Ver halten der Niger-Compagnie keine Vertheidigung verdient. Es wird ihr das nicht von Nutzen bei der Bevölkerung sein. Abg. Windthorst: Mir scheint, die Herren ereifern sich unnütz. Der Enthusiasmus für die Kolonialpolitik ist bei der Bevölkerung sehr stark geschwunden, weil sich unser überseeischer Besitz nicht für die Auswanderung eig net. Ich wünsche dringend, der Herr Reichskanzler möge die Sache fest in der Hand wie bisher behalten und sich von keiner Seite drängen lassen, auch nicht von den Herren von Kardorsf und Graf Mirbach. Namentlich darf die Kolonialpolitik keine Vermehrung der Flotte nothwendig machen. Der Titel wird darauf bewilligt. Bei dem Titel „Consulat in Apia" fragt Abg. Richter (freis), ob die Reichsregierung dem Hause nicht von dem Ergebniß der Samoa-Conferenz, etwa durch ein Weiß buch Kenntniß geben wolle^ Durchaus wenig rentabel sei die Dampferlinie Sidney-Samoa, es empfehle sich über haupt wohl, zu untersuchen, ob die Kosten für das deutsche Consulat in Samoa nicht zu hoch gegriffen seien. Staatssekretär Graf Bismarck: Eine Erörterung die ser Angelegenheit liegt wohl nicht im politischen Interesse. Ich würde mich aus diese Bemerkung beschränken, wenn das nicht möglicher Weise Veranlassung giebt, die Sache erst recht breit zu treten. Deshalb erkläre ich, daß kein Grund vorliegt, dem Hause nicht die Resultate der Samoa- Conferenz mitzutheilen, sobald die Dinge so weit ge diehen sind. Abg. Richter (freis.): Der Herr Staatssekretär hat kein Recht, unsere Partei zu beschuldigen, sie würde die Sache breit treten, wenn dies nicht im politischen In teresse läge. Wir haben das Recht und die Pflicht, Alles zu erörtern, was vorliegt. Staatssekretär Graf Bismarck: Ich verstehe den Aus fall des Herrn Vorredners nicht, ich habe ja vorhin Nie mand genannt. Im klebrigen: Hai s'exeuss, e'aeouss! Abg. Richter (freis.): Nach meiner Ueberzeugung war der Vorwurf gegen meine Partei gerichtet. Was würde der Herr Staatssekretär dazu sagen, wenn ich be haupten wollte, es giebt Minister, die unfähig sind, eine sachliche Debatte zu führen, aber den Herrn Staatssekre tär habe ich nicht genannt. Der Titel wird genehmigt. Bei dem Titel „Consulat in Basel" spricht Abg. Rich ter (freis.) den Wunsch aus, daß der neue Vertrag mit der Schweiz ein Niederlassungs- und kein Ausweisungs- Vertrag sein möge. Der Titel wird genehmigt. Bei dem Titel „Consulat in Zanzibar" fragt Abg. Richter (freis.), wie es mit der neuen Flaggenhissung im Witu-Gebiet stehe. Abg. Hammacher (natlib.) antwortet, es sei das ledig lich ein Act einer Privatgesellschaft, in welchen sich das Reich nicht einzumischen habe. Der Titel wird bewilligt. Bei dem Titel „Gouverneur von Kamerun" regt Abg. Richter (freis.) an, ob es nicht zweckmäßig sei, die Ein nahmen und Ausgaben der Schutzgebiete budgetmäßig festzustellen; er beantragt: Den Herrn Reichskanzler zu erfuchen, im nächsten Etat die Lokal-Etats der Schutzge biete dem Beschluße des Hauses zu unterbreiten. Zugleich nimmt er den im vorigen Jahre vom Abg. Stöckert (cons ) dem Hause unterbreiteten Antrag gegen den Branntwein- Hande! von Neuem auf. Geh. Rath Kraul antwortet, die verbündeten Regie rungen widmeten dem Branntweinhandel ihre ganz be sondere Aufmerksamkeit. Irgend welcher Anlaß zu neuen gesetzgeberischen Maßnahmen sei aber in der That nicht vorhanden. Hierauf wird die Weiterberathung des Etats auf Mittwoch 1 Uhr vertagt. Vermischtes. Allerlei. Der frühere amerikanische Gesandte Pendleton in Berlin ist in Brüssel in Folge eines Schlaganfalles gestorben. — Eine unerwartete Erb schaft ist einem Omnibuskutscher, Namens Georg Chapmann in Leeds, zugefallen. Ein Notar machte ihm kürzlich die Miltheilung, daß ein alter Herr oe- storben sei und ihm 140,000 Mark hinterlassen habe. Chapmann hatte den allen Herrn seit drei Jahren nicht gesehen. Früher pflegte er ihn regelmäßig in einer Kneipe in einem Vororte zu treffen, und wenn der Herr sein Rausch'chen halte, unternahm es Chap mann, ihn nach Hause zu begleiten. — Die Stein- weg'fche Pisnofortefadiik in Hamburg ist von einem großen Brande heimgesucht. Da zahlreiche Instrumente verbrannt sind, ist der Schaden beträchtlich. — Der „Krz.-Ztg." wird aus London berichtet: 16,200 Maschinenarbeiter streiken auf den Clydewerflen, um höheren Lohn zu erlangen. Der Iorkshire Kohlen- arbeilerstreik ist durch Bewilligung von 10 Proc. Lohn erhöhung beigelegt; auch in den Durhamkohlenwerken haben die Besitzer nachgegeben. Neueste Nachrichten. London, 26. November. Ueber die Lage in Bra silien sind hier sehr beunruhigende Gerücht: im Um- s lauf; vom britischen westindischen Geschwader sollen s zwei weitere Kriegsschiffe in Rio beordert worden fein. Börsen- «nd Marktberichte. Leipzig, 26. November. Deutsche Reichsantethe 3'/-pro . 1(2 25bz., do. 4proc- 107.00G. K. Preuß. Consoit S'/-proc- 162,20V, do. cons. 4pro:. 105,30b;. K. S. Renten ritz» (1000/5000) 3proc. 9S,40bz., do. (500) 93 40bz, 5. S. Staats-Bnieche von 1855 (100) 3prvc 97,50G., do.