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Schönburger Tageblat! Erscheint täglich mit Nusnabmi der Tag! nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster« scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf„ Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 2S1L. WMmbUMr Aszeiger. MMM fm Les Mdksth j« WüldtNÄrz. Filialen: in Us!"n^t>va''denb„x-> He-rn Kaufmann Orio Forster; rn Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Psn'g bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsbarg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Emil Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. — Zugleich weit verbreitet in den Städten Pemg, LsLzerrarr, Lichteufteirr-CkÜLberg und in den Ortschaften der nachstehenden Starrdesamtsbezirke: KWsdt-Wsldendurg, BräunSdorf, Callenberg, Sr. Ggidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, GruMsach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« ^«RÄs-Niederhsin, Langenleuba-Oberhain, Niederisicrü, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. K., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonntag, den 17. November 1M9 WitterungsauSstchle» für den 17. November: Meist heiteres und trockenes Wetter bei wenig veränderter Temperatur. Barometerstand am 16. November, nachmittags 3 Uhr: 773 wm. Unverändert. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Ausbreitung der Maul- und Klauen- - seuche werden insbesondere den Besitzern von Gehöften und Stallungen, wie den Besitzern von Gasthöfen die nachstehend abgedruckten Bestimmungen des Reichs- gesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Juni ; 1880, zur genauesten Nachachtung mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß , Zuwiderhandelnde unnachsichtlich bestraft werden müssen. Waldenburg, den 8. November 1889. Der Stadtrat h. Kretschmer, B. Reichsgesetz, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Vieh seuchen, vom SS. Juni 1880. 8 ö. Der Besitzer von Hausthieren ist verpflichtet, von dem Ausbruche einer der f in K 10 angeführten Seuchen unter seinem Viehstande und von allen verdächtigen Erscheinungen bei demselben, welche den Ausbruch einer solchen Krankheit befürchten lassen, sofort der Polizeibehörde Anzeige zu machen, auch das Thier von Orten, an welchen die Gefahr der Ansteckung fremder Thiere besteht, fern zu halten. Die gleichen Pflichten liegen Demjenigen ob, welcher in Vertretung des Be sitzers der Wirthschaft vorsteht, ferner bezüglich der auf dem Transporte befind lichen Thiere dem Begleiter derselben und bezüglich der in fremdem Gewahrsam befindlichen Thiere dem Besitzer der betreffenden Gehöfte, Stallungen, Koppeln oder Weiden. , Zur sofortigen Anzeige sind auch die Thierärzte und alle diejenigen Personen ' verpflichtet, welche sich gewerbsmäßig mit der Ausübung der Thierhsilkunde be schäftigen, ingleichen die Fleischbeschauer, sowie diejenigen, welche gewerbsmäßig mit der Beseitigung, Verwerthung oder Bearbeitung lhierischer Kadaver oder thie- rischer Bestandtheils sich beschäftigen, wenn sie, bevor ein polizeiliches Einschreiten stattgefunden hat, von dem Ausbruche einer der nachbenannten Seuchen oder von Erscheinungen unter dem Viehstande, welche den Verdacht eines Seuchenausbruches begründen, Kennlniß erhallen. 8 10. Die Seuchen, auf welche sich die Anzeigepflicht (K 9) erstreckt, sind folgende: 1. der Milzbrand; 2. die Tollwuth; 3. der Rotz (Wurm) der Pferde, Esel, Maul- thiere und Maulesel; 4. die Maul- und Klauenseuche des Rindviehes, der Schafe, Ziegen und Schweine; 5. die Lungenseuche des Rindviehs; 6. die Pockenseuche Ler Schafe; 7. die Beschälseuche der Pferde und der Bläschenausschlag der Pferde und des Rindviehs; 8. die Räude der Pferde, Esel, Maulthiere, Maulesel und der Schafe. — Der Reichskanzler ist befugt, die Anzeigepflicht vorübergehend auch für andere Seuchen einzuführen. 8 65. Mit Geldstrafe von 10 bis 150 Mark oder mit Haft nicht unter einer Woche wird, sofern nicht nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen eine höhere Strafe verwirkt ist, bestraft, wer der Vorschrift der 9 und 10 zuwider die Anzeige vom Ausbruch der Seuche oder vom Seuchenverdacht unterläßt, oder län ger als 24 Stunden nach erhaltener Kenntniß verzögert, oder es unterläßt, die verdächtigen Thiere von Orten, an welchen die Gefahr der Ansteckung fremder Thiere besteht, fern zu halten. 'Watveuvurg, 16. November 1889. ! Als seinerzeit der Reichstag seine Arbeiten begann, ' wurde verschiedentlich von Zeitungen, von welchen be- t kannt ist, daß sie der Regierung nahe stehen, verkün- ! det, Fürst Bismarck werde den Verhandlungen von j vornherein beiwohnen. Das ist nicht geschehen. Seit- z dem ist nun wiederholt die bevorstehende Ankunft des § leitenden Staatsmannes in Aussicht gestellt worden, ? aber der Reichskanzler ist heute noch in Friedrichsruhe s und cs ist zweifelhaft, ob er überhaupt vor December l nach Berlin heimkehren wird. Fürst Bismarck setzt damit seine seit der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms ' II. eingenommene Haltung fort, nur dann in den z Vordergrund zu treten, wenn eine Nothwendigkeit hier- i für vorliegt. KampfeSmüde ist der Reichskanzler schwer- i lich geworden, aber er sehnt sich in seinem Alter mehr s als bisher nach Ruhe; er Probirt, ob die Reichsmaschine i nicht auch dann geht, wenn er einmal nicht unmittel- - bar daneben steht. Durch kaiserliche Ordres sind be- i kanntlich in allen Verwaltungszweigen Stellvertreter für den Reichskanzler ernannt, und sie hat Fürst Bis- ' marck in jedem Fall mit seiner Verantwortlichkeit zu decken, mag er im Reichstage erscheinen oder nicht, z Der Kanzler steht heute bei dem dritten deutschen Kai- f ser in nicht geringeren Ehren, als bei dem ersten; aber t eine hochbedeutsame Aenderung ist nun einmal durch die Thatsachen eingetreten, und diese erkennt der lei tende Staatsmann selbst am besten. Das sehr hohe Alter Kaiser Wilhelms I. legte dem Fürsten Bismarck ein vollständiges Eintreten auch für alle Punkte der inneren Politik zur Pflicht auf; Kaiser Wilhelm wurde durch die in den letzten Lebensjahren schon häufig auf- tretenoen Schwächeanfälle von allen Kundgebungen fern gehalten. Heute steht an der Spitze des Reiches ein jugendfrischer und thatkräftiger Kaiser, der entschieden seine Gedanken und Ziele zum Ausdruck bringt und von dem der Fürst selbst einmal gesagt hat, der Kai ser werde einmal sein eigener Kanzler sein. So ist es gerecht und klug zugleich, wenn der Reichskanzler den geänderten Verhältnissen Rechnung trägt; derselbe bleibt er darum in jedem Fall, der erste Rathgeber des Herrschers, der leitende Staatsmann im Reiche. Daß Fürst Bismarck vor dem gegenwärtigen Reichs tage erscheinen wird, ist wohl sicher anzunehmen. Mi litär-, Marine- und Colonialforderungen machen eine Auseinandersetzung erwünscht. Anders stehen die Dinge beim Socialistengesetz. An diesen Debatten hat der Kanzler schon lange nicht mehr theilgenommen. Aber daß er mit sensationellen Enthüllungen vor die Volks vertretung hintreten wird, daran ist nicht zu denken. Es liegt Alles so klar in der Politik heute, daß nichts zu enthüllen ist, Fürst Bismarck wird also auch nichts weiter sagen können, als was er früher gesagt hat. Es ist ausgesprochen, daß der Reichskanzler im Ge spräch mit dem russischen Kaiser die Ueberzeugung ge wonnen hat, daß dieser sich nicht mit kriegerischen Ge lüsten trage; dann kann also die deutsche Politik nur darauf gerichtet sein, jede Verstimmung zwischen Ruß land und Oesterreich-Ungarn zu beseitigen und Frank reich in eine Lage zu bringen, welche ihm einen Krieg als aussichtslos erscheinen läßt. Es ist auch kaum zu erwarten, daß Fürst Bismarck sich auf die bekannte Anregung wegen Errichtung eines Reichsfinanzministe riums heute schon eingehend äußern wird; denn wer soll der Reichsfinanzminister sein. Herr von Bennigsen batte, als er einen selbststän digen Leiter der Reichsfinanzen als wünschenswerth bezeichnete, kaum daran gedacht, sich für diesen Posten in Vorschlag zu bringen, denn der heutige Oberprä sident von Hannover ist alles Andere eher, als ein ehrgeiziger Mann. Aber wenn ein Reichskanzler er nannt werden soll, so müßte dieser auch mit einem fertigen Finanzprogrsmm für die Zukunft auftreten, und da muß denn doch gefragt werden, ist ein solches Programm heule aufzustellen möglich? Ein Kunststück wäre es gewiß, denn die heutigen Reichsausgaben sind auch nicht entfernt für alle Zukunft maßgebend, und sagen zu wollen, daß die bisher genehmigten Reichseinnahmen entsprechend steigen werden, ist eine gewagte Geschichte. Unter den neuen Ausgaben, mit welchen wir noch zu rechnen haben werden, stehen obenan die aus der Alters- und Invalidenversicherung dem Reiche erwach senden Lasten, die doch beim besten Willen nicht durch Anleihen gedeckt werden können. Wenn wir im Reiche einmal hören werden, jetzt ist der Höhepunkt der Aus gaben erreicht, dann kommt die Frage der Schulden tilgung, und das wird die Hauptaufgabe für einen Reichsfinanzminister sein. Sehen wir uns die Ver hältnisse einmal bei Licht an und denken wir, wir hät ten heute einen verantwortlichen Leiter der Reichsfinan zen. Der Herr stellte gern die schönsten Reformpläne auf, dann käme die Militärverwaltung mit neuen von ihr als nöthig erachteten Forderungen und zerstörte ihm alle Pläne und der Reichskanzler stände dabei und zuckte die Achseln. Wohin kämen wir dann? Zu einer permanenten Reichsfinanzministerkrisis. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin sind von ihrer Orientreise, nachdem sie am Donnerstag noch kurze herzliche Begegnungen mit dem Kaiser von Oesterreich und dem Prinz-Regenten Luitpold von Bayern gehabt hatten, am Freitag Vormittag kurz vor 8 Uhr auf der Wildparkstation bei Potsdam wieder eingetroffen und begaben sich von dort in Wagen zum Neuen Palais. Beide Majestäten sahen sehr wobl aus. Zur Begrüßung hatten sich die Prinzessin Leopold von Preußen und der Herzog Günther von Holstein, Ge schwister der Kaiserin, eingefunden. Der Kaiser ar beitete im Neuen Palais zunächst allein und hörte später zahlreiche Vorträge. Zur Begrüßung des Kaiser paares sind der Prinz und die Prinzessin Arisugawa Takehito von Japan in Berlin angekommen. Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat, dem „Hamb. Corr." zufolge, seine Rückkehr nach Berlin auf unbe stimmte Zeit verschoben. In dem in Frankfurt a. M. zu errichtenden neuen Postgebäude ist auch ein größeres Absteigequartier