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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tags nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster» scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 2S1K. AMMM für d» ZtMmitz s» WMeMkg. Filialen: in Nltstadtwaldenburg bei Her-rr Kaufmann Otto Förster; in Langenchurs- dort bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg b.-i Herrn Emil Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. — — Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, L«uze«a», Lichterrftein-Calluberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: KLcst«dt-Waldenburg, Bräunsdorf, Lallenberg, St. Egidien, Ghreuhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Larr^n- ^«vk-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, ObergEenhain, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsbuig, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Lt«. Mittwoch, den 23. Oktober 1839. WitteruugsaussLchten für -en 23. October: Fortdauernd trübes und nebliges Wetter mit Neigung zu Niederschläge». Temperatur unverändert. Barometerstand am 22. October, nachmittags 3 Uhr: 747 wm. Gefallen. Bekanntmachung. Da das am oberen Wege vom Eingänge bis zur Halle liegende Quartier unseres Gottesackers demnächst wieder belegt werden soll, so werden alle Diejeni gen, die ein Grab auf demselben zu erhalten wünschen, aufgefordert, ihre diesbe züglichen Wünsche rechtzeitig binnen vierzehn Tagen bei Herrn Kirchner Prescher anzumelden. Waldenburg, den 22. October 1889. Der Kirchenvorstand. Oberpfarrer Thomas, Vors. *Waldeuburg, 22. Oclober 1889. Der deutsche Reichstag wird heute Dienstag in Berlin seine Arbeiten wieder aufnehmen, die letzte I Session der laufenden Legislaturperiode beginnen. Die Parlamentssession beginnt in diesem Herbste einen vollen Monat früher, als sonst; der Grund dafür ist be kanntlich die Nothwendigkeit, zu einem zeitigen Ab schlusse gelangen zu müssen, weil spätestens im nächsten Februar die allgemeinen Neuwahlen zum Reichstage stattzufinden haben, und die Parlamentssitzungen nicht bis unmittelbar zum Wahltermin ausgedehnt werden können. Daß der Verlauf der Session unter dem Zeichen dieser Neuwahlen stehen wird, ist außer aller - ^cage; in jeder letzten Session vor den Neuwahlen . nalten die Worte der Abgeordneten in erster Reihe ihren Wählern, und diesmal wird es um so mehr der i Fall sein, weil die nächsten Wahlen zum ersten Male ! für fünf Jahre, statt wie bisher für drei Jahre, Gil- f tigkeit haben werden. Unter solchen Umständen ist i auch vorherzusehen, daß die allgemeine wirthschaftliche s und Finanzlage des Reiches den Kernpunkt für die f Debatten abgeben wird. Allerdings wird auch die Frage des Socialistengesetzes zu lösen sein, aber, wie ! die Zusammensetzung des Reichstages ist, wird die j prinzipielle Verlängerung des Ausnahmegesetzes, für s welche die verbündeten Regierungen sich bereits ent- j schieden haben, auch genehmigt werden. Freilich wird j man einer längeren Ausdehnung des Gesetzes schwerlich f zustimmen; es wird also wohl bei der bisher üblichen j Verlängerung um zwei Jahre sein Bewenden haben. Was dem Reichstage sonst an Gesetzen zugehen wird, j wie das neue Bankgesetz, ist doch nicht von hervor- j ragendem Interesse für das gesammte Volk. Es läßt s sich annehmen, daß hierüber eine Einigung leichter er» s folgen wird, als es jetzt scheinen mag. Verwickelter liegen die Verhältnisse beim Etat, und ! diese dürften auch den Reichskanzler Fürsten Bismarck ' veranlassen, von vornherein den Sitzungen des Reichs parlamentes beizuwohnen. Die Steigerung der Aus gaben, welche von der Reichsregierung für nothwendig erachtet werden, ist bekanntlich eine beträchtliche, die Anleihevorlage ist sehr umfangreich, und alle diese Forderungen, ihre Nothwendigkeit selbst vorausgesetzt, sind nicht erfreulich natürlich und erheischen wohl eine ausführliche Begründung durch den leitenden Staats mann. Fürst Bismarck hat bei jeder großen Forderung an den Reichstag dem Letzteren persönlich ein umfang reiches Bild der allgemeinen politischen Lage gegeben. Diese Darlegung wird auch in diesem Jahre nicht ausbleiben, zumal die Monarchenbesuche in Berlin einen besonderen Anlaß dazu schon von vornherein geben, und der Reichskanzler wird sich dieser Pflicht um so bereitwilliger unterziehen, als er viel Ange nehmes sagen kann. Die Finanzen des Reiches werden naturgemäß zu i umfangreichen Erörterungen über Steuerpolitik und wirthschaftliche Fragen führen. Daß die neue Brannt weinsteuer den auf dieselbe gesetzten Erwartungen noch nicht entsprochen hat, die Einnahmen vielmehr wesent lich geringer gewesen sind, als man annahm, ist be ¬ kannt; es wird diese Erscheinung um so wenig w außer Acht gelassen werden können, als schon in diesem Etat die Beiträge der Einzelstaaten zur Reichskasse um mehr als vierzig Millionen erhöht werden müssen. Diese Erhöhung kann nicht so weitergehen, weil da durch die Einzelstaaten in arge Verlegenheiten gebracht werden würden, und ihrerseits zu neuen Steuern oder Anleihen greifen müßten, um die Ansprüche des Reiches zu befriedigen. Es ist die erste Vorbedingung für eine gute Finanzwirthschaft im deutschen Reichs, daß das Reich finanziell aus eigenen Füßen steht. Ein Eingehen auf die Gewerbeverhältnisse im deut schen Reiche, auf die Streiks, auf die Schweinefleisch frage wird schon ganz von selbst .sich finden. Manches sieht heute nicht so schlimm mehr aus, wie im An fänge des Sommers, aber was da war, kann, wenn wir es auch nicht wünschen wollen, wiederkommen. Fürst Bismarck selbst ist ein zu erfahrener Praktikus, als daß er mit gekreuzten Armen, unbekümmert um mögliche neue Streiks, in die Zukunft sähe. Er wird ebenso, wie jeder einzelne Abgeordnete, Vorbeugungs maßnahmen gegen künftige wirthschaftliche Störungen wünschen. Auswärtige Störungen hat der deutsche Reichstag während seiner bevorstehenden Tagung nicht zu be fürchten; mögen seine Arbeiten dem geeinten deutschen herzlicher Verabschiedung begaben sich der Kaiser und die Kaiserin an Bord des Geschwaders. Die Ankunft in Athen soll am Sonnab.nd erfolgen. Das Hissen der deutschen Kaiserflagge wurde von allen Schiffen im Hafen und an den Forts mit Kanonendonner be grüßt. Die Abfahrt erfolgte aus dem großen Kriegshafen. Die Kaiserin Augusta Victoria feiert heute Dienstag auf den Wogen des Mittelmeeres, an Bord der Kaiseryacht „Hohenzollern" ihren 31. Geburtstag (geb. 1858). Die hohe Frau, die so reich mit kör perlichen Vorzügen ausgestattet ist, hat mehr noch durch die Herzensgüte und Milde, welche sie auszeichnct, durch ihr emsiges Bemühen im Dienste der Wohlthätigkeit und im Lindern aller Leiden sich die Zuneigung des ganzen deutschen Volkes im Sturme errungen. Und das gesammte Volk wünscht seiner Kaiserin, die frohen Festtagen in der griechischen Hauptstadt entgegengeht, einen glücklichen Verlauf der Reise und eine frohe Wiederkehr zur Heimat, in welcher es ihr vergönnt sein möge, wie bisher die edelsten Pflichten einer Fürstin mit gleichem Erfolge und nimmermüdem Eifer zu erfüllen. Telegramme der „Frkf. Ztg." aus Stuttgart melden folgende Einzelheiten über das Attentat auf den württembergischen Thronfolger. Der Attentäter hatte sich in unmittelbarer Nähe der Villa Marienwohl als Letzterer kurz nach 9 Uhr morgens mit seiner Politische NunSMzLnr. Deutsches Reich. In Monza haben nicht nur politische Conferenzen zwischen dem Ministerpräsidenten Crispi und dem Grafen Bismarck stattgefunden, auch der österreichische Botschafter in Rom, Baron Nigra, ist zugezogen worden. Kaiser Wilhelm selbst hatte ebenfalls eine längere Unterredung mit Crispi. Am Montag Vor mittag 9 Uhr reisten der Kaiser und die Kaiserin nach Genua ab, auf der Fahrt durch die Straßen von der Bevölkerung auf das Lebhafteste begrüßt. Der Abschied der fürstlichen Herrschaften auf dem Bahnhofe war ein sehr herzlicher, die Kaiserin rief der Königin Margherita aus ihrem Salonwagen wiederholt ein „Auf Wiedersehen!" zu. König Humbert und Crispi begleiteten das deutsche Kaiserpaar bis Genua. Die Fahrt ging über Mailand, Pavia nach der berühmten Handelsstadt am Biittelmeere. Auf allen Stationen waren größere Menschenmengen versammelt und be grüßten die Majestäten mit lebhaften Evvivas. Bei der Ankunft auf dem Bahnhofe in Genua wurden der Kaiser und die Kaiserin von dem Prinzen Heinrich von Preußen, dem Admiral des deutschen Geschwaders, den Spitzen der Behörden begrüßt. Die zum Hafen führenden Straßen waren mit zahlreichen Fahnen ge schmückt, reich dekorirt war besonders der Platz am Bahnhofe, auf welchem sich eine Statue von Christoph Columbus erhebt. Nach kurzem Aufenthalt im italieni schen Königschlosse wurde unter lebhaften Ovationen die Fahrt zum Hafen angetreten, wo Ehrenposten auf gestellt waren. Alle Schiffe waren reich mit Flaggen geschmückt. Unter donnernden „Evvivas" und nach Gemahlin die Villa verließ, um zur Kirche zu fahren, ab. Der Schuß ging fehl, der Thater wurde von der vor der Villa postirten Schildwache festgenommen. Er ist 31 Jahre alt, nennt sich Sattler Hermann Klaiber aus Ulm und will gegenwärtig stellenlos sein. Der Prinz fuhr trotz des Attentates ruhig zur Kirche und wohnte dem Gottesdienste bei. In Ludwigsburg nahm beim Transport des Thäters nach dem Amts- gerichtsgefängniß die Menge eine drohende Haltung an. Der Prinz verhörte später den Menschen, welcher ver sicherte, er habe persönlich nicht das Geringste gegen ihn, er habe ihn nur erschießen wollen, damit bald die katholische Herzogslinie von Württemberg zur Regie rung komme. Später widerrief er die Angaben über seinen Namen, und erklärte, er habe in einem Regens burger Blatte gelesen, das würllembergische Hausgesetz sollte geändert werden. Er wollte den Prinzen er schießen, damit die katholische Thronfolge gesichert werde. In dem sechsläufigen Revolver sind noch 4 Schüsse gefunden. Dem Prinzen Wilyelm wurden in Stutt gart am Sonntag und Montag wiederholt lebhafte Ovationen bereitet. Die Behörden sprachen ihren Glückwunsch zu der Errettung aus. Von außerhalb sind zahlreiche Telegramme einzegangen. Ein weiteres Telegramm aus Stuttgart meldet: Die Angaben, welche der Attentäter über seinen Namen machte, sind thatsächlich falsch, als sicher kann nur angesehen werden, daß er ein religiöser Schwärmer ist, der nicht zu rechnungsfähig ist. Der Thronfolger hatte übrigens in seinem Wagen den Schuß gar nicht bemerkt. Von anderer Seile wird behauptet, der Attentäter sei Mit glied des Anarchistenbundes, welcher beschlossen habe, alle Fürsten aus dem Wege zu räumen. Vaterlande, welches aufmerksam die Reden seiner Ver- aufgestellt und schoß seinen Revolver aus den Prinzen, treter verfolgen wird, zum Heil gereichen. ' r'" * " >- --