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ordneten-Vorsteher am 20. v. M. abgelegene Begrü ßung in den Wahlkampf zu zerren. Soweit diese Bemerkung das Schönburger Tageblatt betrifft, haben wir hierzu zu bemerken, daß wir lediglich eine Aeuße- rung der „Dresdner Nachrichten" über die Landtags- candidatur des Herrn vr. Meischner unseren Lesern § zur Kenntniß gegeben haben. Dieselben werden hier- s nach den Werth und die Bedeutung der obigen Be- - hauptung völlig selbst ermessen können. * — Auf Fol. 7 des Handelsregisters für Remse ist am 18. d. zufolge Anzeige vom 14. d. verlautbart worden, daß der Sitz der Firma C. Zeitlmann nach Glauchau verlegt worden ist. * — Die prachtvolle Himmelserscheinung (Meteor) am Dienstag Abend ist nach vorliegenden Berichten in einem großen Theile Deutschlands gesehen worden. * — Die diesjährige Herbstcontrolversammlung in Niederwiera findet am 7. November nachmittags 2'/- Uhr statt. * — Die neuen deutschen Postmarken sprechen im Publikum sehr wenig an. Man vermißt die zierliche Ausführung, welche die alten Marken auszeichnete, und fürchtet vielfache Fälschungen. Auffällig bemerkt wird ferner die Inschrift „Reichspost", statt „Deutsche Reichspost", ebenso die Abkürzung für Pfennig. — Seit 15. d. sind, soweit es noch nicht schon ge schehen war, die Zwickauer Kohlenwerke mit einem Preis-Aufschlag von 10 Mk., bez. 4 bis 6 Mk. für die Dovpelladung Stücke, bez. Klarkohlen vorgegangen. — In der Zwickauer Rathsschulbibliothek sind durch Herrn Lic. Or. Buchwald wieder zwei neue Lutherfunde gemacht worden: die Sentenzen des Petrus Lombardus und die Predigten Johann Tauber's. Beide Bücher sind mit zahlreichen Randbemerkungen von Luthsr's Hand versehen. — Entgegen den Wahrnehmungen in anderen Städ- ten hat die Fleischerinnung zu Colditz beschlossen, von Erhöhungen der Fleischpreise z. Z. abzusehen, weil man die künstliche Vertheuerung der Viebpreise nur für eine vorübergehende hält. Die dortigen Fleischer, welche anerkannt nur bestes Vieh zum Schlachten ver wenden, haben schon seit Jahren auch regen Absatz in der Umgebung und den Nachbarstädten. Aus dem SachsLKlEde. — Prinz Friedrich August von Sachsen ist am Donnerstag Vormittag in Wien eingetroffen und be gab sich Abends zum Besuch seiner Schwester, der Erbherzogin Maria Josepha, nach Reichenau. — Dem Gewerbeschulinspector Enke ist vom 1. lau fenden Monats ab die Aussichts- und Geschäftsführung bei den Schisferschulen vom Ministerium des Innern übertragen worden. — Bei der Königlichen Altersrenten Bank zu Dres den (Landhaus, König Johannstraße) sind im Monat September d. I. 257,201 Mk. in 508 Einlagen § eingegangen. Das dritte Vierteljahr 1889 führte der Bank im Ganzen 1649 Einlagen mit 646,350 Mk. zu, während bis zum 30. September überhaupt im laufenden Jahre 2,010,472 Mk. in 4915 Einlagen zur Erwerbung von Alters- und Zeitrenten eingezahlt worden sind. — Geldrollcn, welche mit der Bezeichnung ihres Inhaltes und mit einem zu dieser Bezeichnung in Be ziehung gebrachten Namen versehen worden sind, kön nen nach einer Entscheidung des Reichsgerichts für be- weiserhcbliche Privaturkunden gelten »nd es kann mit hin das Beschreiben einer solchen Geldrolle mit einer wissentlich falschen Inhaltsangabe als Urkundenfälschung angesehen werden. — Die Socialdcmokratie wird im sächsischen Land tage künftig 7 statt bisher 5 Abgeordnete zählen. Ob sie diesen Erfolg maßlos übertreiben wird, ist fraglich. Zunächst beweist die Aufstellung von nur 15 social demokratischen Candidaten in 29 Kreisen, daß sich diese Partei über die Erfolglosigkeit einer Thäligkeit in den übrigen 14 keiner Täuschung hingab; sodann ist in einer Anzahl Kreisen ein Rückgang der socialdemokra tischen Wähler oder em Zurückbleiben in der Zunahme gegenüber den Wählern der Ordnungsparteien zu ver zeichnen gewesen. — Für die Königlich Sächsischen Staatssorsten wurde ein Kapitalwerth von 292 Millionen Mark er mittelt. Legen wir denselben als Wertschätzung für den Wald in allen deutschen Staaten zu Grunde, so erhalten wir die runde Summe von 24 Milliarden Mark, die den Kapitalwerth des deutschen Waldes darstellt. — In Dresden ist ein 2jähriges Kind verbrannt, das allein in der Stube gelassen worden war und eine brennende Spiritnslampe vom Tische gerissen hatte. Es starb nach dreitägiger Qual. — Der Wisner Fiakerkutscher Bratfisch, bekannt durch seine Beziehungen zum Kronprinzen von Oester reich, wollte in Dresden dieser Tage öffentlich auf treten. In Folge besonderer Interventionen ist dies Auftreten polizeilich verboten worden. — Am Mittwoch Abend meldete sich freiwillig auf dem Polizeiamte in Leipzig ein steckbrieflich verfolg ter Handlungscommis aus Baruth, welcher in Ham burg 1700 Mk. unterschlagen und überdies sich noch eines Betrugs und einer Urkundenfälschung schuldig gemacht hat. Derselbe kam selbstverständlich in Haft. — Im Frühjahr d.J. verschwanden aus einem Ritter gut in der Leipziger Gegend zwei kleine werkel und da man von denselben nichts wieder entdeckte, nahm man natürlich an, die Thierchen seien gestohlen. Längst wa ren dieselben vergessen, da war mau eines Tages ge- nöthigt, eine hinter der Scheune hinsührende Schleuse zu öffnen. Wer beschreibt nun das allseitige Erstau nen, als man in der Schleuse zwei muntere, fette Borstenthiere entdeckte. Die schon verloren gegebenen Schweine hatten darin nahezu acht Monate gelebt und sich von den Abfällen, welche die Schleuse durchzieht, genährt. Die Thiere wurden alsbald geschlachtet und untersucht, sie hatten aber so viel Trichinen, daß das Fleisch ganz grau aussah und sofort eingescharrt wer den mußte. — Rath und Stadtverordnete von Leipzig haben gemeinsam beschlossen, die Grabstätte des verewigten Buchhändlers Karl Tauchnitz, der bekanntlich die Stadt zu seiner Umversalerbin einsetzte und jederzeit ein gro ßer, aber stiller Wohlthäter der Leipziger Einwohner schaft war, durch eine monumentale Gestaltung auszu- zeichnm; die Kosten sind auf 19,000 Mk. beziffert. — Die Fleischerinnung von Leipzig hat beschlossen, ein großartiges Jnnungshaus zu erbauen mit einem entsprechend ausgedehnten Restaurant. — In der Nähe von Nvszweiu sind große Lager von besserem Thon, bezw. Porzellanerde gefunden wor den, so daß voraussichtlich in und bei Roßwein sich bald eine rege Thon- und Porzellanindustrie entwickeln wird. — Am 11. October abends gegen 7 Uhr wurde auf der Stollberger Chaussee, im Anbau Nieder würschnitz, der 65 Jahre alte Bahnarbeiter Otto aus Lugau auf der Straße liegend aufgefunden und von den Bewohnern in seine Wohnung getragen. Die ärztliche Untersuchung des Aufgefundenen ergab, daß demselben von der Deichsel eines ihm entgegen gekom menen Geschirres drei Rippen eingestoßen worden sind. Außerdem hatte Otto noch Verletzungen am Kopfe und mag auch innerlich schwer verletzt sein, denn am 14. October ist der Verletzte gestorben. Die Erörterun gen nach dem Geschirr, welches den Verstorbenen am gedachten Abend überfahren hat, sind im Gange. — Unweit der Station Gaschwitz stieß Donners tag früh gegen 6 Uhr eine nach Leipzig zurückkehrende Locomotive mit seiner Bahnmeister-Lowry zusammen. Leider wurde dabei der Streckenabeiter Müller getödtet. — Die der Stadtgemeinde Reichenbach i. B. insgesammt erwachsenden Kosten der durch .das letzte Hochwasser an Bächen, Straßen, Schleusen rc. ver ursachten Schäden werden auf rund 117,000 Mk. ver anschlagt. Seitens der hohen Staatsregierung sind der Stadlgemeinde als Beihilfe hierzu etwas über 88,000 Mk. gewährt wordm. — Als am 14. d. M. ein Personenzug von der Haltestelle Ulberndorf der Hainsberg-Kipsdorfer Bahn abfahren sollte, bemerkte der Locomotivführer, daß sich auf dem vorderen Theile der Locomotive eine hoch betagte Frau mit einem Tragkorbe niedergelassen hatte. Die Frau, welche das erste Mal (!) in einem Eisen bahnzuge fuhr, wurde noch rechtzeitig in einen Wagen untergebracht. — Vor einigen Tagen kamen sieben böhmische Arbeiter wegen Verausgabung falscher Geldstücke zur Hast, welche sich bereits beim Kaiserl. Königl. Kreis- gerrchl in Lcitmeritz in Böhmen in Untersuchung be finden. Zwei der Gefangenen sind Gürtler von Pro fession und dürften die Verfertiger jener falschen Fünf markstücke sein, welche gelegentlich des kürzlich in Olbernhau stattgefundencn Jahrmarktes in Umlauf kamen. Bei den betreffenden Personen wurden noch 110 dergleichen Falsificate vorgefunden, welche eben falls sächsisches, bayerisches, hessisches und hamburgi sches Gepräge haben. — Auf dem Postamte zu Netzschkau langte am vorigen Sonnabend früh ein an einen dortigen Fa brikbesitzer adressirter Geldbrief aus Leipzig im ange gebenen Werthe von 2378,45 Mk. an. Derselbe wurde, da die Firma sämmtliche Postsachen abholen läßt, nach erfolgter Aushändigung des quittirten Schei nes, unverletzt (Stege! sehr gut) dem Boten ausge händigt. Als der Brief vom Adressaten geöffnet wurde, fand derselbe zu seinem Schrecken, daß anstatt des declarirten Geldes 2 Stückchen Packpapier, so groß als das Couvert, dazwischen mit Papierschnitzeln auS- gesüllt, sich vorsandeu. Sofort wurde telegraphisch sowohl beim Absender als auch bei der kaiserl. Ober- Postdirection in Leipzig Anzeige erstattet. Jedenfalls handelt es sich dabei um eine Unterschlagung. Am Sonntag früh langte daher ein anderer Brief mit dem obigen Werthe als Ersatz von der betroffenen Firma beim Empfänger ein. Eine ähnliche Ueber- raschung wurde einem Geschäftshause in Lausigk an demselben Tage bereitet. Es empfing von derselben Leipziger Firma einen mit 1400 Mark declarirten Geldbrief. Beim Erbrechen der bis dahin unverletzt gebliebenen Siegel fand man jedoch als Inhalt des Briefes an Stelle der declarirten Summe Papier späne. Den telegraphisch bei der betr. Firma einge zogenen Erkundigungen folgte ebenfalls sofortige Be richtigung der vermuthlich vorliegenden Unterschlagung. — Burgstädt wird im nächsten Jahre Telephon- Verbindung unter sich bekommen, auch soll es gleich von vornherein an das Stadt - Fernsprechnetz von Chemnitz angeschlossen werden. Erbauer ist das Reichs postamt. — In Altgerittgswalde ließ sich eine Handels- frau von dort Rast haltenden Zigeunerweibern über reden, sich wahrsagen zu lassen. Während nun die eine Zigeunerin aus den Linien der Hand der aber gläubischen Frau alles mögliche vorschwatzte, hatte jedenfalls die Hand der anderen Zigeunerin den Weg zur Baraschaft der Handelsfrau gefunden, denn nach diniger Zeit bemerkte dis Betrogene den Verlust von 12 Akk. Hoffentlich gelingt es, der Diebe habhaft zu werden, die in der Richtung nach Mittweida weiter gefahren sein sollen. Auch auf den Straßen nach Rochlitz und Colditz hat man ziemlich zahlreiche Zigeunerbanden gesehen. Vermischtes. Allerlei. Das Land der Schnapskneipen ist Belgien. Es giebt in dem kleinen Lande gegenwärtig 136,000, sage einhundertsechsunddreißigtausend Schnaps kneipen. Daneben beläuft sich die Zahl der Schulen auf 5500. Ein edles Verhältniß! — In Lübeck hat am Freitag die Enthüllung des dort errichteten Geibel- Denkmals stattgefunden. Die ganze Stadt war reich geschmückt. — Die Mannschaften des Alexander- Regimentes in Berlin haben, Dank der Freigiebigkeit des Czaren, höchst fidele Tage verlebt. Aus der kaiserlichen Privatschatulle waren zur Bewirthung rund 3600 Mark angewiesen worden. Es kam dadurch auf je drei Mann ein Achtel Bier, fünf Cigarren und 1 Mark baar. Die durch die Annenmedaille ausge zeichneten Feldwebel erhielten Jeder noch 20 Mark. — Eine wohl einzig dastehende Nachkommenschaft ist cs, welche eine dieser Tage in dem kleinen Städt chen Parramatta in Neu-Süd-Wales verstorbene hoch betagte Frau hinterlassen hat. An ihrem Grabe trauerten nicht weniger als sechshundert in directer Linie von ihr abstammende Familienglieder. Im Ver hältniß zu dieser zahlreichen Nachkommenschaft stand auch das Lebensalter der Greisin, unter deren Papieren sich noch der wohlerhaltene Taufschein, sowie ein ur kundlich beglaubigtes Geburtsattest vorgefunden hat. Aus beiden Dokumenten geht hervor, daß die Frau im Jahre 1776 in einer englischen Grafschaft geboren wurde und somit an ihrem vor einigen Tagen erfolgten Heimgange des 113. Lebensjahr bereits überschritten hatte. Seit 86 Jahren lebte die ehrwürdige Patriarchin in der Kolonie Neu-Süd-Wales, wohin sie ihrem Gatten, einem englischen Verwaltungsbeamten, gefolgt war. Sie war bis wenige Stunden vor dem Tode im vollständigen Besitze ihrer geistigen Kräfte. — Gustav Freytag hat bekanntlich ein Buch über Kai ser Friedrich als Kronprinz und die Kaiseridee ge schrieben. Die Ausgabe der Schrift wird Ende d. M. erfolgen. Freytag stand dem Kronprinzen sehr nahe und gehörte zu den wenigen Personen, denen ein Einblick in das Kriegstagebuch von 1870 vergönnt war. Kunst und Literatur. Nr. 36t- des praktischen Wochenblattes für alle Hausfrauen „Fürs Haus" (vierteljährlich nur 1 Mark) enthält: Wochenspruch: Frauen sind genannt von Freuen, Weil sich fr usn kann kein Mann, Ohn' ein Weib, das stets von neuem Seel' und Leib erfreuen kann. Sonntag. (Gedicht). Die Frau als Gehilfin im Geschält. Wie locht man am billigsten? Heut schmeckt's. (Schluß.) Unsere Einrichtung — unser Unglück. „Eroßes Reinmachen." Gewöhne Dein Kind an die Pfl cht. Nach sechs Jahren. (Erzählung.) Lehrerin der Kurzschrift. Bewegung im Freien. Gestrickte Schuhs. Beschneiden der Obstbäume. Pflücken und Ausbewahren des Kernobstes. Anweben neuer Füß linge. Wie ich zu einem hübschen Borhange kam. Kein Plätten der Gardinen. Russtecksn der Gardinen. Dis Blumenerde. Gutes Frühstücksbrot. Maulbeeren zu kochen. Traubsnsaft. Tomaten. Blumenkohlgericht. Küchenzettel. Räthsel. Auflösung des Räthssls in Nr. 362. Neue Dichter stimmen. Fernsprecher. Echo. Briefkasten der Schrift- leitung. Fürs kleine Volk. Anzeigen. Das soeben erschienene Heft 3 des „Universum", illu- stlvte Familienzeitschrift, bringt aus Anlaß des Kaiser besuches in Westfalen unter dem Titel „Ein Stückchen rorh-r Erde" eine anziehende Schilderung von Minden und Um gebung, die durch die hübschen Illustrationen besonders ge- , fallen wird. Daran schließt sich dis Fortsetzung der „Reise- l skizzsn aus dem fernen Osten" von Max Buchner, der uns dieses Mal durch das Gewühl der australischen Weltstadt , Melbourne führt, während M. Lortzing in dem Aufsatz ! „Amerikanische Sommernnivsrsitäten" über eine interessante ! Er'cheinung des wissenschaftlichen Amerika berichtet. Der i belletristische Tbeil des Heiles wu'd repräsentier durch eine ! fesselnde Novelle von Ida Boy Ed „Vorbeigeganeen" und t die Fortsetzungen des Romans „Die Falkner vom Falken-