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DnsmiM Tageblatt iS-oÄ MU Av.enohmr v^r Tag; »och Sonn« und Festtagen. Maatzme von Inseraten für die nächster- scheinende NuRMr» 5'^ nachmittags 2 Uhr. K»r AbonnementSprsir berrügt vierteljähr« üch 1 Mr. »5 M. ^tMate pro Zeil« 10 Pf., Linges. SO Pi AWrdition: Waldenburg, Ober gaffe SS1L. «Vr »KS KstshtM fir des MMO j» Wilderbirz. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, 8L«zetra«, Lichteufteiu-Calluberg und in den Ortschaften Filialen: in Älnrlldrwaldekd«rg bei Herr» Kaufmann Otto FSrster; m Penig dm Herrn Kaufmann Rob. HLrtia, Mandelaafi?: in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webe«; in Lichtenstein ö. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. -tv-» der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mstrdt-Walderröurg, Bräunsdorf, SaLerräerg, St. Ggidien, Ehrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchurs sorf, Langen» ie^ba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenham, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlazwi;, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wslkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 21. September 1M9. Witterunqsansfichteu für den 21. September: Unbeständige Witterung mit Neigung zu Niederschlägen. Temperatur wenig verändert. Barometerstand am 20. September, nachmittags 3 Uhr: 749 mm. Stark gefallen. Steinbruchs Verpachtung. i Der herrschaftliche Steinbruch auf dem sogenannten Krähenhüttenberge f in Remse soll vom 1. October 1889 ab weiter verpachtet werden. Näheres ist im Rentamte hier zu erfahren. Waldenburg, am 19. September 1889. Fürstlich Schönburg'sche Rentverwaltung. L e tz. "Watdeuvurg, 20. September 1889. Eine unter „Allerlei" gestern von uns gebrachte kleine Notiz, wonach marokkanische Risfpiraten ein spa nisches Handelsfahrzeug geplündert hatten, scheint von größerer Wichtigkeit zu sein, als man anfänglich an nehmen zu müssen glaubte; die gemeldete Thatsache dürfte nämlich auf die Beziehungen Spaniens zu Marokko die schwerwiegendsten Folgen haben. Der spanische Gesandte in Tanger hat außer der sofortigen Freilassung der gefangenen Schiffsbesatzung eine be deutende Schadencrsatzsumine für die betheiligten Schisser und eine strenge Züchtigung der Piraten verlangt, widrigenfalls Spanien sich selbst sein Recht holen werde. Nack authentischen Briefen spanischer Militärs scheint die Plünderung der spanischen Barke keine zufällige gewesen zu sein; es herrscht große Aufregung gegen Spanien unter den Marokkanern, marokkanische Der wische predigen den heiligen Krieg und sagen, man müsse die nach dem Kriege des Jahres 1859 an Spa nien gezahlte Kriegsentschädigung zurückfordern; die marokkanischen Streitkräfte, so heißt es in den erwähn ten Briefen, seien doppelt so stark wie im Jahre 1859, sie seien mit 10,000 Repetirgewehren ausgerüstet, der Krieg erscheine unvermeidlich. Natürlich heißt es auch schon, daß Deutschland die Mauren unterstütze, um Frankreich durch dieselben in Algier Verlegenheiten zu schaffen. Der Gouverneur der auf marokkanischem Gebiet belegenen, in spanischem Besitz befindlichen Veste Centa hat Verstärkungen verlangt, der spanische Mi- nister des Auswärtigen, Marquis Vega de Armijo, kehrt nach Madrid zurück. Diese Schilderung der Sachlage, die aus französi schen Blättern stammt, ist vielleicht in einzelnen Punk ten übertrieben; allein die ganze Angelegenheit behält auch so ihren sehr ernsten Charakter. Der Sultan Von Marokko ist bekanntlich sehr schlecht berathen; er zeigt im Verkehr mit den bei ihm accreditirten euro päischen Vertretern in der Regel geringes Entgegen kommen, und es ist deshalb nicht einmal anzunehmen, daß er alsbald Genugthuung verspricht. Die spanische Regierung aber wird den Vorfall unzweifelhaft zu den ent schiedensten Pressionen benutzen. Es ist heute an der Zeit, daran zu erinnern, daß anläßlich der Abberufung des Grafen Benomar aus Berlin in deutschen offiziösen Bläo tern die Behauptung aufgestellt wurde, Marquis Vega de Armijo gehe von der Ueberzeugung aus, daß Spa nien seine Ansprüche in Nord-Afrika leichter durch eine Verständigung mit Frankreich als durch eine Aus einandersetzung mit Italien, England und den übrigen beiden Friedensmächten zur Geltung bringen könnte. Wenn das sich in der That so verhält, dann dürften wir jetzt alsbald Klarheit darüber gewinnen. lieber die russisch-französischen Beziehungen spricht sich jetzt ein maßgebendes russisches Blatt, der „Grash- danin", in einer Weise aus, die zu den russenfreund lichen Kundgebungen der großen Mehrzahl der fran zösischen Blätter, und auch zu dem Liebäugeln mit Frankreich, das seitens eines Theils der national russischen Presse getrieben wird, nicht recht in Einklang Zu bringen ist. „Die russischen Paris-Reisenden" — so bemerkt der „Grashdanin" — „kehrten jetzt zurück Und wußten gar Vieles zu erzählen und zu berichten, namentlich auch darüber, wie man dort überall die russische Nationalhymne hört im Verein mit der Mar seillaise als Zeichen der Freundschaft zwischen den bei den Nationen. „Glücklicherweise lassen sich," — wie der „Tagebuchschreiber" des russischen Blattes hinzu fügt — „nach Allem, was ich von vielen Russen ver schiedener Standesklassen höre, unsere Landsleute nicht blenden durch so billige Sympathicäußerungen wie Concertnummern von Gartenorchestern- und Dreh orgelrepertoires, die unser „Gott erhalt den Kaiser" an Orten zu Gehör bringen, wo es für unanständig gilt, vom „Gott"- und „Kaiser"-Begrisf zu reden, in einem Lande, wo es im Staate schon längst keinen Gott und in den Köpfen keinen Monarchen giebt. Viele Russen haben eingesehen, wie nun auck aus Paris geschrieben wird, daß die Sympathie der Franzosen in nichts weiter besteht, als in lieblichen Worten, und daß es nicht blos dumm wäre, auf sie zu rechnen, sondern daß, wenn jemals diese Sympathie auf den Boden praktischer Wirklichkeit übertragen werden sollte, das sicher nur dazu geschehen würde, um mit unsern Händen die Kastanien aus dem Feuer zu ho len, oder uns sonst wie auszunutzen. Der Fran zose, zumal der Pariser, kennt nur eine einzige Sorge — das Geld. Alles übrige ist für ihn nur ein Gegenstand des Geschwätzes und sonst weiter nichts. Das Geschwätz von den Sympathien für Rußland aber hat zudem für die Franzosen noch einen praktischen Hintergedanken. Dunkel schwebt es dem einen und anderen Franzosen vor, daß im Falle irgend eines Grundes wegen Rußland mit dem deutschen Popanz (!!) zu kämpfen haben werde, man vorsichtig ausschauen müßte, auf wessen Seite die Chancen sind, um dementsprechend zu handeln: sollten sie gegen Rußland sein, so würde es heißen, sich mäuschenstill zu verhalten, wenn aber gegen Deutschland, so würden sie natürlich sich geltend zu machen suchen .... Das ist die Ueberzeugung, die viele Russen davongetragen, und glaube ich sicher, daß sie eine richtige ist. Wenn für das moderne Frank reich Hciligthum und Tradition, Kirche und Ideale zu existiren aufgehört haben — welch' ernstliche Be deutung können da die Franzosen für Rußland haben?" Politische Aundscharr. Deutsches Reich. Nach eintägigem Ruhetag wurden bei den Kaiser- manövern in Hannover Donnerstag die Uebungen wieder ausgenommen. Der Kaiser traf morgens um 8'/r Uhr zu Wagen in Osterfeld ein und begab sich mit den fremden Fürstlichkeiten zur Avantgarde des 7. (westfälischen) Armeecorps, welches zum Angriff gegen das 10. (hannoversche) Corps vorrückie. Das Corps hatte die Ordre, den Feind aufzusuchen und ihn zu schlagen, wo er gesunden werde. Der Zusam menstoß vollzog sich südöstlich von Coppenbrügge und zeigte ein außerordentliches Gefechtsbild. Nach und nach gelangten alle Streitkräfte beider Corps in das Feuer, das rauchlose Pulver wurde auch hier zur An wendung gebracht. Dem 7. Armeecorps gelang nach hartem Kampfe unter Leitung des Kaisers die Erfül lung seiner Aufgabe. Die Kritik, welche der Monarch abhielt, war im hohen Maße anerkennend. Die Ma- i növer werden Freitag und Sonnabend fortgesetzt und gelangen am letzten Tage zum Abschluß, worauf der Kaiser von Jagdschloß Springe nach Potsdam heimkehrt. Ueber die Unterredung des Kaisers mit den Geistlichen nach dem Feldgottesdienst in Hannover wird folgender zuverlässige Bericht verbreitet: Der Kaiser drückte seine Befriedigung über das Erhebende der stattgehabten kirchlichen Feier aus. Ueberhaupt erwarte er den heilsamsten Einfluß auf die Herzen seiner Unterthemen durch die Pflege der Kirche und Schule. Freilich Gott der Herr könne selbst die Herzen der Menschen am besten packen durch ernste Führungen: so hätten ihm die Leute der „Olga" erzählt, wie mäch tig ihre Erlebnisse sie ergriffen und ihren Sinn nach oben gerichtet hätten. Alsdann kam der Kaiser auf den Unterricht in den Schulen zu sprechen; er führte aus, daß der Geschichts Unterricht mehr Religion und Deutschthum betonen, und auch die neuere Geschichte weit ausführlicher behandeln müsse. Die alten Völker zu kennen, wäre wohl schön, aber für unsere deutschen Sitten und zum Verständniß der Fragen der Gegen wart höchst nölhig, daß wir die Geschichte, namentlich die neuere und neuste Geschichte unseres eigenen Volkes von Grund aus verständen. Daß die grundstürzenden Bestrebungen der Socialdemokratie so viele Köpfe und Herzen verwirrten, käme daher, daß man in hohen, wie niederen Schulen zu wenig die Verirrungen und Greuel der französischen Revolution und die gewaltigen Heldenthaten in den Befreiungskriegen zur Rettung des Vaterlandes den Kindern oorstelle. Er hoffe, daß auf diesem Gebiete die Jugend von früh an besser belehrt werde. Im Beisein der Kaiserin Friedrich soll zum Be ginn October in Berlin ein großes Fest der Ferien colonien abgehallen werden. Die 2000 Kinder, welche im Sommer ausgesandt waren, sollen versam melt und gespeist werden. Die greise Kaiserin Augusta wird am nächsten Montag in Baden-Baden aus Schlangenbad erwartet. Im Berliner Hofmarschallamt ist man mit den Vorbereitungen zum Empfange des Czaren eifrig beschäftigt. Sogar das große Diner, welches zu Ehren des hohen Gastes veranstaltet wird, ist in seinen Gängen bereits festgesetzt und die von Künstlerhand gelieferte und lithographisch vervielfältigte Speisekarte in einer großen Anzahl von Exemplaren, welche die Größe eines Octavbriefbogens besitzen und mit fingerbreitem Gold rande umgeben sind, hergestelll worden. Die „Kreuzztg." theilt Folgendes mit: „In den letzten Manöoerlagen wird rauchloses Pulver ver wendet werden, und zwar zu dem Zwecke, unsere Soldaten im Voraus an die Taktik mit der neuen Waffe, welche ja nächstens in der ganzen Armee ein geführt wird, zu gewöhnen. Diese Maßregel ist um so verständiger, als bekanntlich eine nicht geringe Um wälzung der Kampfweise als Folge der Einführung des rauchlosen Pulvers, welches für unser jetziges Ge wehr schon in großen Mengen beschafft ist, vor sich gehen wird. Die Ausgabe des rauchlosen Pulvers für unsere Herbstmanöoer ist ein erfreuliches Zeichen, daß die deutsche Armee m der Bewaffnungsangeleger- heil nicht zurückgeblieben ist. Ein Kuriosum ist, daß