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Schönburger Tugebluti Heist täglich «it Uu?nahmk der Lag! MisbM sir den Stadttaitz I» Wsidendsrg. Mias-n: in MiGoi>t»«i>en?nrg ^ei H?»rv Kaufmann Otto FLrstrr; in Penig d?i Herrn Kaufmann Rob. HLrtia, Mandelqaffe in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, L««ze»au, Lichteusteiu-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ^'Lsiadt-Waldenburg, BrLunZdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« '^a-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. nach Sonn- und F-sttagen. von Inseraten für die nächster, lLttNüNdr Nummer b" nachmittags 2 Uhr. B-r NbonnementSprei» belrägt vierteljähr lich » Mk. »ki Pf. Kssrrate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. ^fSedttton: Waldenburg, Obergafse 291e. LNd Waldenbmger Anzeiger 182. Mittwoch, den 7. August 1889. Witterungsansfichteu für de« 7. Angnst: Theilweise bewölkt, vorwiegend heiteres Wetter bei wenig veränderter Temperatur. Barometerstand am 6. August, nachmittags 3 Uhr: 758 mm. Gestiegen. 'Waldenburg, 6. August 188V. Ganz eigenartig sind die Feierlichkeiten gewesen, welche in der vergangenen Woche im deutschen Reiche bei der Ueberführung der Gebeine des Generals Carnot, des französischen Roon, und Latour d'Auvergne's, des «ersten Grenadiers von Frankreich", nach Paris statt gefunden haben. Sowohl die preußische, wie die baye rische Regierung, welche hier in Betracht kommen, haben alle militärischen Ehren angeordnet, die bei dem Begräoniß deutscher Generale üblich sind, und beson- ders bei der Ueberführung der sterblichen Ueberreste des Generals Carnot, des Großvaters des gegenwär tigen Präsidenten der französischen Republik, ist ein ganz besonderer Pomp entwickelt. Damit ist von deutscher Seite aus's Neue der Beweis geliefert, daß die Friedensliebe des Reiches ganz unabhängig von der Nationalität ist, daß spezielle Abneigungen gegen Nach barvölker nicht m dem Maße vorhanden sind, daß darüber vergessen wird, was die Erhabenheit des Todes, die Achtung vor großen Männern erfordert. Diese Feierlichkeiten sind bei uns als ganz selbstverständlich angesehen, es ist nirgends ein Wort über ihre Zweck mäßigkeit verloren worden. Fragen wir nun aber einmal, was wohl im umgekehrten Falle geschehen wäre? ; Mr wollen nicht bezweifeln, daß nicht auch die fran zösische Regierung die Maßnahmen angcordnet hätte, s Welche dem internationalen Gebrauche entsprechen, aber ? es ist ohne Zweifel, daß darüber die Pariser deutsch- i feindliche Presse, deren Lebensaufgabe die Hetze gegen j Deutschland ist, einen gewaltigen Skandal erhoben s hätte. Die jetzt stattgehabten Feierlichkeiten in Deutsch- land haben in Paris einen sehr angenehmen Eindruck ! gemacht, denn es ist weit mehr geschehen, als erwar tet worden war, aber die gehässigen Aeußerungen uns > gegenüber schweigen doch nicht. s Es ist das bedauernSwerth und zeigt, daß wir in i Wahrheit wenig Freundschaft von Frankreich zu er- > warten haben. Die Partei der ruhigen Leute in Paris ! hat nach wie vor ihren Gegensatz in den Unruhestif tern; die Letzteren haben das lautere Wort und die Mäßigung wagt es nicht, diesem Sturm entschieden entgegen zu treten. So ist es denn nur angebracht, daß die Bestrebungen, welche das friedliebende Europa vereinigen sollen, fester und fester geknüpft werden. Viesen Bestrebungen dient auch die Reise unseres Kaisers nach England, und die Wirkung derselben ist in dem Jnselreiche eine viel tiefgehendere gewesen, als vielleicht gehofft worden ist. Die Stimmen in Eng land, welche beständig die knappen Interessen Groß britanniens in einseitiger Weise in den Vordergrund stellten, sind fast verstummt; auch die Söhne John Bull's erkennen, daß die Interessen aller friedlich ge sinnten Nationen Europa's die gleichen sind. Man sieht im britischen Volke ein, daß der nächste Krieg in Europa, wenn er dereinst kommt, kein Krieg zweier Einzelstaaten, sondern eine Auseinandersetzung zwischen den Völkern und Freunden ruhiger Friedensarbeit und den Begünstigern des Nationalitätenhasses und der Un ruhe sein wird. Mit einseitigen Friedensschlüssen wird es im nächsten Kriege nicht abgethan sein, seine Folge wird eine Neugestaltung aller Staaten der alten Welt, eine Vernichtung der Ruhestörer sein. Fürst Bismarck hat einmal gesagt, daß den Zeit verhältnissen entsprechend man regieren muß. Der Ausgang der letzten Kriege hat immer noch eine ver- hältnißmäßig große Milde der Sieger gezeigt; keiner her unterlegenen Staaten ist durch den Krieg ruinirt, alle stehen sie noch heute in flottem Gedeihen. Be' dem nächsten Kriege wird des deutschen Reichskanzlers Wort zweifellos in unbarmherziger Weise zur Geltung kommen, es wird dann nur nach der Erreichung des Zieles gestrebt werden, ein sür alle Male den kriege rischen Gelüsten, der Beunruhigung Europa's ein Ende zu bereiten. Unter den Folgen des Krieges werden die unterlegenen Staaten furchtbar zu tragen haben, aber diese Aussicht wird auch eine allgemeine Bethei ligung am Kriege herbeiführen, und daraus ergiebt sich wieder die Nothwendigkeit für alle Staaten mit gleichen Interessen, fest zu einander zu halten. Daß jener Krieg kommen wird, davon ist wohl ganz Europa überzeugt, aber ganz Europa weiß auch, daß der starke Friedensbund ihn recht wohl noch auf ein Menschen alter und länger hinansschieben kann. Noch tragen alle Völker die Lasten, welche die Kriegsvorbereitung ihnen auferlegt. Zur Verstärkung der kriegsfeindlichen Mächte wird aber die Friedensreise des deutschen Kai sers nach England hoffentlich in hohem Maße bei tragen und in diesem Sinne bereiten sie die besten Wünsche von Alldeutschland und Altengland bis zu ihrem Abschluß. PsMtsche NmnVschtM. DeutsAes Neirir. Der Aufenthalt des Kaisers auf der Insel Wight ist leider durch wenig freundliche Witterung beeinträch tigt worden. Am Sonnabend Nachmittag stattete der Kaiser in der Jnterimsuniform eines britischen Ad mirals dem Prinzen und der Prinzessin von Wales auf der Jacht „Osborne" einen Besuch ab und nahm dort den Thee ein. Von dort kehrte der Kaiser nach Schloß Osborne zurück, wo größere Tafel stattfand, zu welcher 44 Personen geladen waren. Im Laufe des Tages hatten Graf Herbert Bismarck und der Graf Hatzseldt mit Lord Salisbury längere Unter redungen. Am Sonntag Vormittag wohnte der Kai ser dem Gottesdienste in der Schloßkapelle bei, woran auch die Königin Victoria und sämmtliche Mitglieder des englischen Königshauses theilnahmcn. Nach dem Gottesdienst empfing der Kaiser die aus den Herren Schröder, von Ernsthausen, Or. Felix Simon und Professor Lange bestehende Abordnung der Deutschen in London, welche vom Botschafter Grafen Hatzfeldt vorgestellt wurden und dem Kaiser eine prachtvoll aus gestattete Glückwunschadresse überreichten. Der Kaiser dankte für die kundgegebencn loyalen Gesinnungen. Nach dem Frühstück begab sich der Kaiser in englischer Ad mirals-Uniform, begleitet vom Prinzen Christian von Schleswig-Holstein, dem Admiral Schröder und den zur Dienstleistung commandirlen britischen Offizieren an Bord der Dacht „Alberta", woselbst bald darauf der Prinz von Wales mit seinem ältesten Sohn er schien. Die Dachl dampfte darauf nach dem Anker plätze der englischen Flotte ab. Der Kaiser besuchte darauf eine Anzahl von britischen Panzerschiffen, welche die verschiedenen Bauarten der englischen Kriegsflotte darstellten. Der Kaiser nahm die charakteristischen Eigenschaften eines jeden Panzerschiffes eingehend in Augenschein. Der Besuch der Schiffe erfolgte ohne besondere Förmlichkeiten, nur die ausgestellten Ehren wachen salutirten. Abends fand Familientafel im Os borne-Schlosse statt. Am Montag Vormittag stattete der Prinz von Wales der deutschen Flotte, zu welcher sich inzwischen das Schulschiff „Nixe" gesellt hat, einen Besuch ab. Der Kaiser begleitete den Prinzen auf der Fahrt, der seine große Zufriedenheit über die deut schen Schiffe und deren Mannschaft aussprach. Dem Kaiser ist wiederholt der Wunsch der Londoner Bürger schaft ausgedrückt worden, der Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Er lehnte aber für diesmal ab, da der Besuch lediglich ein Familienbesuch sei. Er versprach sicher, bei einem späteren Besuche Englands London aufzusuchen. Bei dem Diner, welches die englische Flotte den deutschen Offizieren gab, wurden sehr herz liche Begrüßungen auszetauscht. Die deutschen Matro sen besuchten am Sonntag Nachmittag die Insel Wight und wurden überall freundlich empfangen. Der Kaiser hat die Königin von England zum Chef des 1. preußischen Garde-Dragoner-Re- gimeutes ernannt und bestimmt, das dasselbe fortan den Namen „1. Garde-Dragoner-Regiment, Königin von England" führen soll. Eine Deputation dieses Regimentes, bestehend aus dem Regimentscommandeur, 1 Rittmeister, 1 Premier- und 1 Secondelieutenant, ist nach London abgercist, um der Königin Victoria den Front-Rapport des Regimentes zu überreichen. Dem Herzoge von Cambridge, dem Höchstcom- mandirenden der englischen Armee, wurde das 28. ! Regiment verliehen, welches einst der Herzog von i Wellington inne hatte. Der Prinz Georg von Wa les hat den Schwarzen Adlerorden erhalten. In allen diesen Auszeichnungen sind bedeutsame Beweise der ge festigten Beziehungen zwischen Deutschland und Eng land zu erblicken. Die Verleihung eines preußischen Gardekavallerie - Regimentes an einen auswärtigen Souverän erfolgt jetzt zum ersten Male, die Kaiser von Rußland und Oesterreich sind nur Inhaber von Infanterie Regimentern. Es scheint in der That eine i engere Annäherung zwischen Deutschland und England ' stattgefunden zu haben. Ueber die englischen Panzer- ! schiffe hat sich der Kaiser mit höchstem Lobe ausge sprochen. Am Montag war das Wetter abermals un- ' freundlich, wenn auch nicht ganz so schlecht, wie am Sonnabend, besserte sich späterhin auch wieder auf. ! Immerhin war der Besuch des Publikums hierdurch i beeinträchtigt worden und verlor das Schauspiel der j Flottenschau etwas von seinem Glanz. Die zwischen ! Wight und der Stadt Portsmouth aufgestellte eng- ! lische Flotte war in drei Linien postirt und zählte im Ganzen etwa 110 Fahrzeuge vom Torpedoboot bis s zum schwersten und neuesten Panzerschiff. Allerdings l läßt die Besatzungsstärke zu wünschen übrig, denn da eine Mobilisirung vermieden werden sollte, ist diese gewaltige Flotte nur mühsam zu bemannen gewesen. Einen besonders imposanten Anblick gewährt das halbe Hundert schwerer Schlachtschiffe, die besonders in das Vordertreffen geführt sind. Im Ganzen können die Engländer stolz auf ihre Leistung sein. Die Abfahrt der gewaltigen SchiffScoloffe wurde durch den Kaiser an Bord der „Victoria und Albert" vorgenommen, auf welcher sich auch der Prinz von Wales und die Mitglieder der Londoner Admiralität befanden. Die englischen Schiffe hißten sämmtlich die deutsche Flagge, während die in den Raacn aufgestellten Matrosen stür mische Hochrufe ausbrachten, die Kapellen die preußische Nationalhymne spielten und die Geschütze den Kaiser salut abgaben. Dem Kaiserschiffe folgten andere Dach ten mit den Mitgliedern des britischen Parlaments, höhere Staatsbehörden und Journalisten an Bord. Die Abfahrt geschah im gemessene» Tempo, während der deutsche Kaiser eingehend die britischen Schiffe musterte. Von den zahlreichen Privatfahrzeugen und