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WhHrint täglich «it «uSnahme der Lage rrsch Donn« und Festtag«». Iknahme von Inseraten für die nächster» scheinende Numme» nachmittags 2 Uhr. Der UbonnementSpreiS berrä^t vierteljähr lich 1 Mk. SS Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Tinges. W Pf. «L-edition: Waldenburg, Obergasse 291s. AMd MskiM ssr Mickch M Waidtllömß. Fllislen: i« AMLdiAaldr«S«rg bei He^n Kaufmann Otto Förster; in Penig Herrn Kaufmann Rob. Härtia, Mandelgasse in Rschsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler T. Dietze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. —— Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnuzena«, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Sgidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursirorf, Langen leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrafenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Somiabeud, den 3. August 188S. Witterungsausstchtm für den 3. August: Veränderliche Bewölkung; zeitweise heiter. Temperatur kühler. Barometerstand am 2. August, nachmittags 3 Uhr: 761 mm. Gefallen. "Waldenburg, 2. August 188:1. Der Erbe des zweitgrößten dentschcn Bundesstaates, Prinz Ludwig von Bayern, brachte einen Ausspruch des Kaisers Franz Joseph wieder in Aller Erinnerung, welchen die Politik des Grafen Taaffe schier vergessen gemacht hatte. „Ich bin ein deutscher Fürst", so er klärte Kaiser Franz Joseph gar häufig vor dem Jahre 1866, und auch in einer oft citirten Unterredung mit dem Rechtslehrer Bluntschli, als dieser sich auf dem Juristentage in Wien befand, befindet sich diese Be- theuerung. „Ich bin ein deutscher Fürst," sagte er mit scharfer Betonung, als er die Ansprüche Däne marks auf selbstherrliche Knechtung der Deutschen in den Ostseeländern zurückwies. Graf Taaffe nun hat Alles daran gesetzt, um den vorwiegend deutschen Charakter der ehemaligen Rsichs- lande an der Donau zu verwischen, und es lag.nahe anzunehmen, daß jene drohenden Ansprüche des Kaisers von Oesterreich, welche feiner Zeit der großdeutschen Partei in den Kleinstaaten neues Leben einhauchten, nur gefallen seien zum Zwecke der äußeren Politik Oesterreichs, zum Zwecke der Herrschaft des Hauses Habsburg im deutschen Bunde. Hätten sie wirklich nur solchen macchiavellistischen Zwecken gedient, so könn ten sie vergessen und ihr Inhalt wie eine tönende Schelle bei Seite geworfen werden, als Oesterreich aus dem deutschen Bunde trat und die alten Ansprüche nicht mehr zu beleben waren. Aber der Charakter des Kaisers von Oesterreich, welcher nach den zahl reichen Wandlungen seines Herrscherlebens doch in rei nem und unbeflecktem Lichte dasteht, bürgt dafür, daß er mit jenen von ihm geäußerten Gefühlen gewiß kein i leeres Spiel getrieben hat, und nun, da seine baye- ! rischen Verwandten, mit denen er durch seine Mutter, ! wie durch seine Gattin auf's Nächste verknüpft ist, so warm und herzlich an sein Blut, an sein Stammge fühl mahnen, können solche Worte nicht unbeachtet an ihm vorübergehen. Sie sollten ihn wohl bestim men, etwas schärfer mit den slavenfreundlichen Rath gebern ins Gericht zu gehen, welche sich während der letzten Jahre an ihn herangedrängt haben. Man fühlt sich in der bisherigen slavisch-klerikalen Mehrheit des österreichischen Reichsrathes denn auch unsicher, ob denn die Herrschaft in Oesterreich unter solchen Umständen aufrecht zu erhalten sei. Mißmuthig geben jetzt schon einige der czechischen Politiker die Hoffnung auf, die Majorität im Parlamente zu be haupten, nachdem sich die Jungczechen als störendes Zwischenglied zwischen die verbündeten Fractionen der Rechten gedrängt haben. Mißmuthige traten sogar mit dem Rath hervor, daß die Altczechcn ihre Man date doch lieber niederlegen möchten, welche ihnen vor vier Jahren in einer Stimmung der Wähler über tragen wurden, welche seit jener Zeit in ihr Gegen theil umgeschlagen ist. Da die czechische Bevölkerung durch die letzten Wahlen im böhmischen Landtage ihre oppositionelle Anschauung gegen den Feudalismus, gegen den Grafen Taaffe und gegen das gegenwärtige System ausgedrückt hat, angeblich, weil diese noch immer zu wenig für das Slaventhum leisten, so wäre cs eigent lich consequent, wenn auch die Mitglieder des öster reichischen Reichsrathes aus denselben Wahlbezirken ihre Mandate niederlegten und Männern des Volksver lrauens ihre Spitze überließen. Länger als bis zur Reichstagswahl von 1891 wird sich die Krisis ja doch nicht hinausschieben lassen. Nicht blos aus dem Trinkspruch des Prinzen Lud ¬ wig von Bayern, auch aus anderen zahlreichen An zeichen erhellt mit voller Klarheit, daß man im Deut schen Reiche die Vorgänge in Oesterreich keineswegs mit Befriedigung betrachtet. Die Zeit ist vorbei, in welcher Fürst Bismarck durch sein scharfes Wort von der „Herbstzeitlosen" tiefe Entmuthigung unter den Deutsch-Oesterreichern hervorbrachte, ein Ausspruch, welcher seinerseits von den Czechen, Polen und Kleri kalen mit Jubel ausgenommen wurde. Offenbar ist man in Deutschland zur Erkenntniß gekommen, daß das Anwachsen der slavischen Strömung in Oesterreich doch bedenklicher ist, als man ursprünglich meinte. Vor sechs und acht Jahren war übrigens auch Kaiser Franz Joseph nicht so voll und ganz für das Bündnis; mit Deutschland eingenommen, wie heute. Als er es ab schloß, folgte er dem dringenden Nathe des Grafen Andrassy, fühlte sich aber noch nicht sicher, ob er auch auf den Bundesgenossen unter allen Umständen so un bedingt vertrauen könne, wie sich dies später in den politischen Krisen erwies. Zu jener Zeit also mußte die Empfindlichkeit des Kaisers von Oesterreich vom Fürsten Bismarck geschont werden, und die Loyalität der deutschen Regierung konnte durch nichts klarer bewiesen werden, als indem sie der inneren Politik des Kaisers von Oesterreich auch dort zustimmte, wo sich diese weniger freundlich gegenüber der deutschen Nationalität in Oesterreich zeigte. Diese Rücksicht besteht nicht mehr. Auch nicht ein Schatten von Mißtrauen lagert mehr zwischen Deutsch- j land und Oesterreich, und als ehrlicher und aufrichtiger - Freund vermag Ersteres, wenn auch schonend, seiner Ueberzeugung Ausdruck zu geben, daß die inneren Vor- gänge Oesterreichs nicht ganz zusammenstimmen mit der Gesammtrichtung der europäischen Politik, der Monarchie, welche im Bunde mit dem deutschen Reiche ' ein fester Damm sein soll gegen die panslavistische Sturmfluth. AoMiHche Rundschau. Deutsches Reich. Die Ankunft unseres Kaisers auf der Insel Wight wird heute unter folgendem Ceremoniell erfolgen: Der Prinz von Wales wird auf der Königlichen Dacht Osborne mit seinen beiden ältesten Söhnen und dem Herzog von Cambridge der Hohenzollern entgegenfahren und diese bis Osborne-Bay geleiten. Hier begeben sich die Prinzen mit den Generalen und Admiralen an Bord der Hohenzollern, um den deutschen Kaiser im Angesichte des Jnsellandcs im Namen der Königin zu begrüßen. Die Landung geschieht am Trinity-Pier, wohin englische Staatsboote den Kaiser mit seinem Gefolge bringen. Der Gouverneur der Insel, Prinz Heinrich Battenberg, wird hier den Kaiser mit seinen Begleitern empfangen und den Rapport über die Garnison-Verhältnisse der Insel überreichen. Die Insel Wight hat eine ziemlich starke Garnison. Von dieser wird die Marine eine Ehrenwache von Blau- Jacken mit Musik stellen. Von Trinily Pier bis zum Aufgange wird von der Oxfordshire Leichten Infanterie, einer der besten Regimenter der englischen Armee, eine Ehrenwache gestellt, eine fernere Wache steht direct vor dem Schloß, zu welchem die Fahrt des Kaisers im offenen Vierspänner erfolgt. Die Königin, umgeben von den Prinzessinnen, wird den Kaiser in der großen Schloßhalle empfangen und ihn in seine Gemächer führen. Diese sind zu ebener Erde, und von denselben tritt der Kaiser auf eine Terrasse mit der Aussicht auf das Meer und die beiden Flotten. An das Schloß hat man Zelte angebaut, um Raum für die Festtafeln zu gewinnen. Am Sonnabend findet dann bei Spithead die große Flotten-Jnspection statt. Der Prinz Regent Luitpold von Bayern begiebt sich am 15. August zu viertägigem Aufenthalt nach Bayreuth, wo er mit dem Kaiserpaare zusammentrifft. Am 17. findet eine Parade statt. Die Rede des Prinzen Ludwig beim Turnfest in München fand die vollste Billigung des Prinz-Regenten, welcher erst, nachdem die Rede gehalten war, von derselben Kennt- niß erhielt. In Magdeburg hat am Mittwoch die Ausgrabung des Sarges des General Carnot stattgefundsn, der bekanntlich nach Paris überführt werden soll. Die Arbeiten nahmen 4 Stunden in Anspruch, da der Sarg außergewöhnlich tief, etwa 3'/e Meter, in der Erde lang. Der eichene Außensarg war stark vermo dert, doch gelang es, einen kiefernen, mit Metall ausge- schlagencn Sargeinsatz, welcher die Leiche birgt, voll ständig unversehrt ans Tageslicht zu heben. Alle An wesenden entblößten das Haupt. Der Sargeinsatz mit der Leiche des Generals, welche in mumificirtem Zu stande vollständig erhallen war, wurde hierauf nach der Capelle des Kirchhofes überführt, vor welcher ein Doppel-Ehrenposten aufzog. Der Sargeinsatz wird in einen Prunksarg eingestellt und mit demselben heute Freitag nach Paris befördert werden. Die Kunde von dem Tode des Lieutenant Tappen beck in Kamerun hat sehr überrascht, denn noch vor Kurzem befand sich derselbe ganz wohl. Sein früherer Gefährte Hauptmann Kund, der sofort nach Afrika gereist ist, meint, auch Dysenterie könne den Tod her beigeführt haben. Tappenbeck hatte schon früher daran gelitten und diese Krankheit hatte Spuren zurückge lassen. Durch die Mittheilung aus Ostasrika, nach welcher die Aufständischen die Straße von der Küste bis zur früheren deutschen Station Mpwapwa besetzt halten, bestätigt sich die Annahme, daß der Verkehr mitJnner- f Afrika noch nicht so bald frei sein werde. Einige j Leute der französischen Mission, welche die Linien der Aufständischen zu durchschleichen versuchten, sind er mordet. Buschiri hat sich bei dem Orte Jumbi fest gesetzt; in Mpwapwa hat er Gewehre und Munition erbeutet und damit seine Leute von Neuem ausgerüstet. ! Da Hauptmann Wißman vor Allem die regelmäßigen Karawanenzüge wieder Herstellen will, bleibt ihm nichts übrig, als Buschiri mit Gewalt zu vertreiben. Der Ankunft des Reichskanzlers in Berlin sieht man gegen Ende der nächsten Woche entgegen, zu wel cher Zeit auch die Minister v. Maybach und v. Scholz dort wieder eintresfen werden. Nach dem Besuche des österreichischen Kaisers treten sodann die Minister v. Bötticher, v. Goßler, v. Lucius ihre Urlaubsreisen an. Minister Herrfurth wird verschiedene Hauptplätze der westdeutschen Kohlenreviere besuchen. Man nimmt an, daß die Reise mit den behördlichen Erhebungen über die Ausstandsbewegung im Zusammenhang steht. Das Bevorstehen des Besuches des Czaren in Berlin ist, wie die „Nat.-Ztg." von glaubwürdiger Seite erfährt, auf diplomatischem Wege jetzt angezeigt worden. Einzelheiten werden noch geheim gehalten. Demselben Blatt zufolge wird die Ankunft des Fürsten Bismarck in Berlin am 9. oder 10. August erwartet. Einen Tag später trifft das Kaiserpaar, am 12. August bekanntlich der Kaiser von Oesterreich ein.