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gegen Ende des Monats den entscheidenden Schlag geg-n die Sudanderwische führen wolle. Aus dem MulderrLhaLe. "Waldenbnrg, 25. Juli. Von den in unserer Expedition eingegangenen Beiträgen zur Unterstützung armer durch das Unwetter vom 12. d. beschädigten Einwohner Waldenburgs sind am heutigen Tage 180 Mk. an hiesiger Rathsstelle abgeliesert worden. Wie wir hören, sind daselbst zu gleichen Zwecken von an derer Seite mehrere namhafte Beträge eingegangen, darunter ein solcher anonym aus Döbeln in Höhe von 100 Mk. *— In Altstadtwaldenburg macht sich neuerdings auch der spiritistische Unfug bemerkbar und namentlich soll sich in Folge dieses verwerflichen Treibens eine Beängstigung der Gcmüther bemerkbar machen, die be reits bedenkliche Folgen nach sich gezogen hat; bei einem Einwohner unseres Nachbarortes sollen nämlich in folge dieser spiritistischen Einflüsse geistige Störungen aufgetreten sein. Dem gegenüber möchten wir ganz ausdrücklich darauf Hinweisen, daß die ganze spiri tistische Bewegung nichts als Humbug ist und daß die Spiritisten, soweit sie nicht selbst dupirt sind, meist als Schwindler entlarvt wurden. — Die freiwillige Feuerwehr in Peuifl hatte am 23. d. einen Ehrentag. Herr Hauptmann Vieweg überreichte vor versammelter Compagnie dem Sections- sührer Herrn Kaufmann Schmidt das demselben von Sr. Majestät dem Könige für 25jährige Feuerwehr dienste verliehene Ehrenzeichen, während der mitan wesende Herr Branddirector Förster den Sections- führer Herrn Kaufmann Woldemar Mart, sowie die Feuerwehrleute Badstübner, Ehrlich, Ernst Scheffler und Emil Semper mit der Madaille für 10jährige Feuerwehrdienste decorirte. — Die in Lunzeuan vom 28. September bis 1. October stattfindende landwirtschaftliche Producten- und Geflügelausstellung erweitert sich noch in Folge zahlreicher Anmeldungen zu einer reichbeschickten Aus stellung landwirtschaftlicher Maschinen. Da in diesem Theile unseres Sachsenlandes eine derartige Ausstellung seit langer Zeit nicht stattgefunden, Lunzenau aber für ein derartiges Unternehmen äußerst günstig gelegen, steht guter Erfolg für die Aussteller zu erhoffen und werden daher Interessenten darauf aufmerksam gemacht, daß Anmeldebogen noch vom Ausstellungsausschuß in Lunzenau (R. Schiebold-Arnsdorf bei Rochsburg, Vor sitzender) zu beziehen sino. — Die Lunzenauer sind in großer Aufregung. Der dortige Stadtarzt hat nämlich an den Schulvor stand eine schriftliche Auslassung ergehen lassen, inhalts derer von den Schulkindern in Lunzenau — es sind deren wohl über 700 — 90 Procent mit L behaftet sein sollen. Die Bürgerschaft ist erbost über diese Beschuldigung von Seiten des Arztes, da gerade seit Erbauung der neuen Schule ihre Kinder viel rein licher und anständiger gekleidet zur Schule geschickt werden. — Bei der am Montag erfolgten Durchreise Sr. Maj. des Königs Albert in Zwickau unterhielt sich derselbe mit den zur Begrüßung am Bahnhose Er schienenen, dem Kreishauptmann von Hausen, dem Landgerichtspräsidenten von Mangold, dem Obersten von Mangoldt, dem Bürgermeister Urban. — Der „Sächsische Innungs-Verband", welchem gegenwärtig 211 Innungen mit über 9300 Mitglie dern angehören, hält am 25. und 26. August seinen II. Verbandstag in Zwickau ab. Der vom geschäfts- sührenden Vorstande dieser Tage versandten Einladung zum Verbandstage ist die Tages Ordnung desselben beigefügt, welche u. A. folgende Berathungsgegenstände aufweist: Einführung von Arbeitsbüchern für Arbeiter jeden Alters; möglichste Beschränkung des Hausirhan- dels; Einführung von Fachzeichncn-Unlerricht für Hand- Werker-Lehrlinge in den Fortbildungsschulen; die Füh rung des Meistertitels; die Benachtheiligung des Hand werks durch die Arbeitseinstellungen rc. Wie im Vor jahre, sind auch beim diesjährigen Verbandstage des „Sächsischen Innungs-Verbandes" Festlichkeiten, Fest essen u. s. w. ausgeschlossen und wird am Sonntag eine Vorversammlung stallfinden und am Monlag früh 9 Uhr die Hauptversammlung eröffnet und dieselbe erst nach Erledigung der Tages Ordnung am Nach mittage bez. Abenoe geschlossen werden. — Einen kühnen Sprung that beim Einlaufen des von Leipzig 7 Uhr 42 Minuten in Wurzeu ein- treffendcn Personenzugs am Montag ein Stellmacher- gesclle aus Eulau. Derselbe war in Leipzig ohne Billet eingestiegen, was der Schaffner unterwegs be merkte; um nun das Fahrgeld zu ersparen und einer drohenden Strafe zu entgehen, öffnete er, während der Zug noch im Gange war, in der Nähe des Dehnitzer- weges die Wagenthüre und sprang heraus. Der Ge selle stürzte zu Boden wurde von einem Bahnbedien steten festgenommen und an die Polizei abgeliefert. Atts dem Sachsenlande. — Nächste Woche dürften sich Ihre Majestäten der König und die Königin zu mehrtägigem Aufenthalt nach Schloß Rehefeld begeben. Mit Vorliebe pflegt Ihre Majestät seit Jahren daselbst Ihren Geburtstag in aller Stille zu verleben. Voraussichtlich dürfte dies auch diesen 5. August geschehen, an welchem die hohe Dame das 56. Lebensjahr vollendet. — Von Interesse dürften einige Notizen sein, welche im „Kamerad" enthalten sind. Es ist dies die bis 1. Januar d. I. reichende statistische Uebersicht des sächsischen Militärvereinsbundes, welche Bundessekretär Uhde bearbeitet hat. Es bestehen danach in Sachsen 26 Bundesbezirke mit 1101 einzelnen Vereinen, welche 121,065 active Mitglieder, 1076 außerordentliche Mitglieder und 2714 Ehrenmitglieder, also zusammen 124,855 Mitglieder umfassen. Der Militärbund ge währte im letzten Bereinsjahr 382,456 Mk. an Un terstützungen in Krankheits-, Sterbe- und sonstigen zur Unterstützung geeigneten Fällen; seit ihrer Grün dung aber haben die Vereine 3,683,618 Mk. Unter stützungen gezahlt. Das Vereinsvermögen belief sich am Schluffe des letzten Vereinsjahres auf 1,524,190 Mark. Der Bund verfügt über 761 Fahnen und Standarten. — Die „schwarzen Diamanten", die Kohlen, wer den wohl in dem kommenden Winter mehr als je den Namen „Diamanten" verdienen. Die versprechen näm lich sehr theuer zu werden. Es dürfte daher gerathen sein, sich so schnell wie möglich den Winterbedarf in Kohlen zu bestellen, da für 1. und 15. August ganz bedeutende Kohlenprelssteigerungen angekündigt werden. Die schlesischen Werke haben auf ein bis ein einhalb Jahre so bedeutende Bestellungen, daß die Agenten, welche sich sonst größte Mühe gaben, um Aufträge zu erlangen, kürzlich den Dresdner Kohlenfirmen derartige Bedingungen stellten, daß sie einen Auftrag oder Ab schluß zu Nichte machten. Die Aufträge sind in solchen Massen ergangen, daß sie die schlesischen Kohlenwerke auf ein Jahr hinaus vollständig beschäftigen. Der Preis ist bereits für August um 30 Mk. per Lowry erhöht. Auch die böhmischen Braunkohlenwerksbesitzer haben in einer letzthin stattgehabten Versammlung be schlossen, die Preife um 12 Mk. per 15. August die Lowry (200 Ctr.) zu erhöhen. — In den Tagen vom 24. bis mit 26. August dieses Jahres soll in Dresden ein Congreß der all gemeinen Radfahrer-Union abgehalten werden. — In Leipzig haben die Bäcker am Mittwoch be schlossen, von heute ab zu streiken. — Einem Leipziger Handelsmann und Eierhänd ler wurden dieser Tage von einem Comptoiristen und seinem Markthelfer 1400 Mark aus einem Blechkasten gestohlen. Die beiden Ungetreuen sind bereits zur Haft gebracht. — Am 8. und 9. September feiert die Weber innung in Chemnitz ihr 300jähriges Bestehen. Am Sonntag, 8. September, findet im Gasthaus „zur Linde" mittags halb 12 Uhr Fahnenweihe statt. Ein großer Festzug mit historischen Gruppen und Fest wagen, welcher sich nachmittags von halb 3 Uhr an durch verschiedene Straßen der Stadt bewegen wird, dürfte das Fest wesentlich verschönern. In der „Linde" findet nachmittags von 4 Uhr ab Concert und abends von 8 Uhr ab Ball statt. Nachdem am Monlag, 9. September, vormittags, verschiedene Fabriketablisse ments besichtigt worden sind, wird im Gasthaus „zur Linde" eine Festtafel veranstaltet, an welche sich ein Concert anschließt. Ein Ball in der „Linde" beendet die Feier des Jubiläums. Im Jahre 1611 zählte die Weberinnung zu Chemnitz 244 Meister, 44 Witlwen von Webermeistern und 100 Gesellen. — Am Sonntag fand in Zschopau die 22. Jah resversammlung des Chemnitzer Kreisfeuerwehrverban des statt, zu welcher sich 1307 Mann von den dazu gehörenden Feuerwehren eingefunden hatten. Der Chemnitzer Verband umfaßt überhaupt 112 Feuer wehren mit 5340 dicnstthuenden Mannschaften. — In Bad Elster war der Zustrom von Frem den seit Jahren nicht so groß, als Heuer. Es ist für die Ankommenden, die sich nicht vorher Wohnung be stellt haben, sogar schwer, solche zu bekommen, und mancher Gast mußte sich schon nach Franzensbad wen den, wo indeß Heuer auch die Zahl der Gäste größer ist als gewöhnlich. — Herr Pfarrvicar Max Kleinpaul in Glauchau ist zum Diakonus in Schneeberg gewählt worden. Mit dem Diakonat ist das Pfarramt in Griesbach verbunden. — Am Sonntag Abend gegen 9 Uhr schied uner wartet und sanft in Schandau eine Persönlichkeit aus dem Leben, deren Name weithin Tausenden im Jn- und Auslande geläufig war: Herr Or. Struve 86n., der Sohn des einstigen Erfinders der künstlichen Mi neralwässer, der vietjährige Träger der weltbekannten Fabrik Firma. — Nach den Aufnahmen, welche die Agenten der Hagelversicherungen vergangene Woche hinsichtlich des Unwetters gemacht haben, stellt sich der angerichtete Schaden fast noch höher als bisher angenommen wurde. Ein Agent in Schmölln, der die südöstliche Hälfte des Altenburger Landes in einer Hagelversicherung ver tritt, hat allein den Schaden, welchen seine Gesellschaft ersetzen muß, auf '/« Million Mark geschätzt. Ein Rittergutsbesitzer in dortiger Gegend erhält allein 70,000 Mark Entschädigung. — In Köstritz starb am Montag früh der Kunst- und Handelsgärtner I. Sieckmann im 86. Lebens jahre. Er ist der Nestor der Köstritzer Gärtner und Mitbegründer des Weltrufes der dortigen Gärtnereien. Sieckmann beschäftigte sich hauptsächlich viel mit Dahlien- (Georginen)züchtung. Im Verein mit Christian Deegen und vr. Hercher hat er aus kleinen Anfängen ein Großes geleistet. — Der soeben ausgegebene Jahresbericht des Krie gerwaisenhauses in Römhild bekundet, daß der Deutsche Kriegerbund sich ein Ehrendenkmal mit der Errichtung dieser Anstalt begründet hat. Am Schluffe des Jah res 1888 haben sich bereits 56 Kriegerwaisen treff licher Pflege und Erziehung in dem Hause zu erfreuen gehabt. Die Anstalt ist jetzt so eingerichtet, daß 100 Waisen Aufnahme finden können. Vermischtes. Kritische Tage. Ein Abonnent schreibt der Wie ner „N. Fr. Pr.": Es wird Sie interessiren, zu er fahren, daß die Falb'schen kritischen Tage bei den Hagel-Assecuranz-Gesellschaften bereits eine gefürchtete Bedeutung erlangt haben. Für diese Tage halten sich die Schadenerhebungs-Commissare stets reisefertig, weil die obligaten Telegramme der Agenturen über Hagel schlag nach diesen Tagen regelmäßig einzulaufen pfle gen. Wenn also die Gegner der Falb'schen Theorie sich einstweilen streiten, so fangen die Praktiker bereits an, aus der neuen Lehre die Consequenzen zu ziehen. Vom VII. -eutscheu Turnfest wird aus Mün chen geschrieben: Wenn der Himmel der Turnsache gnädig bleibt, dann wird das VII. deutsche Turnfest glänzend verlaufen und auch die lange Dauer ihm keinen Eintrag thun. Aus drei Tagen sind fünfzehn geworden, und Bäcker, Metzger, Wirthe und Zimmer- vermieiher reiben sich heute schon vergnügt die Hände. Als der erste Turnerzug ankam, war in den Hotels alsbald Alles besetzt. Die Festwiese übt eine ungeheuere Anziehung. Das Arrangement ist einfach, aber zweck entsprechend. Von dem Haupteingang führt eine Kies straße, die aus Steinkohlenruß mit Sand gemischt hergestellt ist, zu der Festhalle, vor welcher sich weit und prächtig der Turnplatz dehnt. Rechts von der Halle liegen die Schänken zur deutschen Eiche und der Krug zum grünen Kranze, Straßenwirthshäuser von origineller Form, links der Vater Jahn und der Taz- zelwurm, ein greulich Thier, das St. Anna-Bräu ver- schänkt, hoffentlich ohne böse Folgen. Neben dem „Jahn" schaut die Ochsenbraterei hervor. In der Halle bedienen Kellner im Fracke, in den Straßen- wirthshäusern fische Dirnen, bei denen sich über nichts streiten läßt, als über den absoluten Mangel an Schön heit, der sie alle ziert oder vielmehr nicht ziert. Von den Dimensionen des Platzes geben folgende Ziffern ein klares Bild. Der umzäunte Naum umfaßt 38 Tagewerk. Die Festhalle ist 86 Pieter lang, 25 Pieter breit, 17 Meter hoch. Sie umfaßt 2000 Personen. Die Plätze daneben auf der Wiese nochmal so viel. Zur Bewirihung der Gäste stehen 10,000 Maßkrüge, 10,000 Teller, 6000 Schüsseln, 200 Tische bereit. 4 Köche, 6 Köchinnen, 120 Kellner warten der Hun- qerncen und Durstenden. Anzemeldet sind bis jetzt 18,000 Turner. Eine amerikanische Setzmaschine. In London ist zur Zeit eine neue Setzmaschine ausgestellt, welche in dortigen Buchdrucker- und Verlegerkreisen eine ge waltige Sensation hervorgerufen hat. Gladstone wurde cingeladen, die Maschine zu besichtigen und er hat sie über alle Maßen gelobt. Eine kurze Rede, die er bei diesem Anlaß hielt, wurde innerhalb 5 Minuten gesetzt und gedruckt. Ein Berichterstatter, - welcher sich d e Maschine angesehen, berichtet darüber: „Die Maschine sieht wie ein aufrechlstehendes Piano aus. Der Setzer hat vier Reihen Tasten vor sich, welche je einen Buchstaben oder ein: Zahl bedeuten. Ich wünschte eine Probe seiner Geschicklichkeit und der Vollkommenheit seiner Maschine zu sehen und überreichte ihm meinen Namen und Adresse. Er berührte eine Taste hier, ein andere dort und im Augenblick der Berührung spazieren aus den sechzig oder achtzig senkrechten Kanälen die Ma trizen nach oben, reihen sich an einander und wenn genügend Lettern beisammen sind, um eine Zeile zu bilden, gleiten sie automatisch zur Linken des Arbeiters; dieser setzt einen Hebel in Bewegung, die Matrizen marschiren gegen die offene Seite eines Gußapparatcs, in welchem ein Feuer Blei in schmelzendem Zustande erhält und eine Sekunde nachher erscheint mein Name und meine Adresse stereolypirt und mir in die Hand gelegt, heiß wie eine Kartoffel aus der Pfanne. Und