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blzüch mit LuSnahme Tsgk «sch Sonn- und Fefltagrn. Ts-ishme von Inseraten für die nächster» Atmende b'" n-chmittaßs 2 Uhr. «r 8Sonne«entspreiS Lsrrägt vierteljähr lich 1 Mk. LÄ Pf. Keser sie pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Ps. «Wsdition: Waldenburg, Obergaste 2S1s. —e^-»— Md WMmbMWr AKzeigsr. MshlM sm dm AMO M WsldeMrg. Filialen: in UMabts-Udercksrg Lei Hrvre Kaufmann Otto Förster; in Penig den Herrn Kaufmann Rob. HSrtia, Mandelqaffe: in Kochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dretze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein L. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in dm Städten Penig, L««ze»a«, Lichte«ftei»-Callnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Ntftsdt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lanzen« Kuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsmtz i. S., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, WoLLenburg und Ziegelheim. 173. Somiabeiid, den 27. Juli, 188S. Witterungsausfichten für dm 27. Juli: Veränderliches, vorherrschend wolliges Wetter bei wärmerer Temperatur. Barometerstand am 26. Juli, nachmittags 3 Uhr: 752 mm. Gefallen. "Waldenburg, 26. Juli 188». So wird der kommende Monat aller Wahrschein lichkeit nach drei Monarchen-Zusammenkünfte sehen: zuerst die Begrüßung der Königin Victoria von Eng land durch unseren Kaiser, der zu Ende dieser Woche von seiner glücklich verlaufenen Nordlandfahrt zurück kehrt und nach kurzem Aufenthalt in Wilhelmshaven sich nach Osborne, dem Lieblingsschlosse der Königin Victoria einschisft, dann den Besuch des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich in Berlin und endlich die Visite des Czaren in Deutschland. Die Meldungen gehen darüber noch etwas auseinander, ob Kaiser Alexander nach Berlin kommen oder ob die Begrüßung in einem Ostseehafen stattftnden wird, aber daß der schuldige Höflichkeitsbesuch erfolgen wird in naher Zeit, wird nirgends mehr bestritten. Es scheint richtig zu sein, daß in der russischen Hauptstadt von der deutschfeind lichen Klique ganz erhebliche Anstrengungen gemacht worden sind, Alexander III. von der Erwiderung des Besuches des deutschen Kaisers in Petersburg abzuhal ten. Das klingt freilich unglaublich fast, da es sich um eine selbstverständliche Höflichkeit handelte, aber dem kaiserlichen Einsiedler von Gatschina sind ja öfter al lerlei Schwindeleien vorgemacht worden. Wir erinnern nur an die Fälschung der diplomatischen Actenstücke, die Kaiser Alexander so lange für echt hielt, bis ihm der deutsche Reichskanzler bei einer Unterredung unter vier Augen, in welcher sehr deutlich, um uns so aus zudrücken, gesprochen wurde, reinen Wein einschänkte. Ein warmer Freund Deutschlands wird der russische Selbstherrscher wohl schwerlich je werden, aber es ge nügt auch schon, wenn er seine jetzige Friedensliebe bewahrt. Uebrigens sagt man nicht mit Unrecht, daß Alexander III. auf Kaiser Wilhelm II. sehr große Stücke hält, und das fällt ins Gewicht, denn die Zahl der Personen, die sich einer freundschaftlichen Zunei gung des Czaren rühmen können, ist ganz verschwin dend klein. Die phantasievollen Leute, welche das russisch-französische Bündniß schon in nächster Nähe und den „nächsten Krieg" bereits vor Augen sehen, Werden sich also wohl noch ein ganzes Weilchen ge dulden müssen. Hereingekommen ist in einen allgemei nen Krieg leicht, heraus aber unendlich schwer. Der französische Schriftstell.r Simon hat ein Buch über Kaiser Wilhelm II. veröffentlicht, das im Gan zen streng unparteiisch gehalten ist. Sein Urtheil über den Kaiser und sein erstes Regierungsjahr faßt der französische Autor folgendermaßen zusammen: „Dieses Anfangsjahr hat den Besorgnissen nicht entsprochen, welche es an seinem ersten Tage erweckte; es hat eher die Vermuthungen Je ner bestätigt, die, in der Umgebung des künftigen Erben einer Kaiserkrone lebend, von seinen Herrscher eigenschaften günstig geweissagt hatten. Seine Auf gabe war nicht leicht nach einer Regierung, wie der seines Großvaters, dem er, wie Alexander dem König Philipp vorwerfen könnte, daß er ihm nichts zu thun übrig gelassen habe. Hätte er einen Ehrgeiz besessen, der bei einem jungen und von einem derartigen Bei spiele begeisterten Prinzen nicht überrascht hätte, so würde er sich in kriegerische Unternehmungen gestürzt haben, welche das von furchtbaren Erschütterungen kaum zur Ruhe gelangte Europa aufs Neue durcheinander gerüttelt hätten. Man glaubte ihn dessen fähig und leine Thronbesteigung beunruhigte viele Geister. Diese Befürchtungen haben sich glücklicherweise bisher als eitle erwiesen und nichts läßt vorherschen, daß sie nahe daran seien, sich zu verwirklichen. Man hat gesehen, daß er sich im Innern ebensowohl, wie nach Außen hin als der Fortsetzer der Politik Wilhelms I. darstellt, welche sich vollauf mit den errungenen Erfol gen begnügt, den Kriegseifer überall dämpfte, wo er sich kundgab, vie berechtigten Empfindlichkeiten schonte, Streitigkeiten im Keim erstickte und sich um den gesell schaftlichen Frieden besorgt zeigte. Diese Rolle mußte einem Herrscher gefallen, dessen erste Regierungshälfte ganz Bewegung und Thäligkeit gewesen war; sie wird weniger leicht für den jungen Erben, der diese unge heure Erbschaft antritt, in der er Alles in recht guter Ordnung vorfindet. Sie vergrößern zu wollen, ist dann ein gefährliches Unternehmen; sie bewahren zu wollen, eine Aufgabe, welche nickt gewöhnliche Eigen schaften erfordert. Ein Regierunasjahr ist unter sol chen Umständen ein zu kurzer Zeitraum, um das volle Maß der Fähigkeiten eines Herrschers zu geben. Man wird sich von ihnen eine richtige Vorstellung erst bil den können, nachdem man den Herrscher mit großen Schwierigkeiten ringen, große Prüfungen bestehen ge sehen haben wird. Was man aber schon jetzt sagen kann, ist, daß der Kaiser in diesem Anfangsjahre die Fehler, welche man ihn begehen zu sehen erwartete, vermieden und die Hoffnungen gerechtfertigt hat, welche Andere in die Regierung eines begabten und wohl gesinnten Herrschers gesetzt hatten. Der Zukunft ist es Vorbehalten, ihn an der Arbeit zu sehen und ihn nach seinen Werken zu beurtheilen." Das Buch des Herrn Simon ist in der Absicht geschrieben, für Kaiser Wilhelm II. bei französischen Lesern Zuneigung zu erwecken, und wir für unsere Person wollen wünschen, daß die Absicht des Verfassers sich erfülle. Politische Muusschau. DerrtsHes Reick;. Der Kaiser ist am Mittwoch Nachmittag in Bergen an Bord der „Hohenzollern" eingetrosfen. Kurz vor der Einfahrt war leichter Regen eingetreten. Der Kaiser, welchem die Reise vortrefflich bekommen ist, blieb an diesem Tage an Bord. Bei der Abendtasel brachte Se. Majestät das Wohl seiner Schwester, der Erbprinzessin von Meiningen aus, welche an diesem Tage ihren Geburtstag feierte. Donnerstag besuchte der Kaiser die Stadt Bergen, von welcher nunmehr die directe Heimfahrt nach Wilhelmshaven erfolgt. Der deutschen Botschaft in Rom ist die offizielle Mel dung zugegangen, daß das deutsche Kaiserpaar Ende September in Italien einen mehrwöchigen Aufenthalt nehmen werde, ohne jedoch Rom zu berühren. Die Kaiserin Augusta wird am 9. August in Babelsberg eintreffen. Das Befinden derselben ist zur Zeit vor trefflich. Der „Reichsanzeiger" berichtet zur Kaiserreise: Der Kaiser ließ sich im Laufe des Mittwoch an Bord seiner Jacht Vorträge halten und traf um 5 Uhr nachmittags bei schönem Wetter in bestem Wohlsein vor Bergen ein. Am Donnerstag Nachmittag wurde unter Salut der im Hafen liegenden Schiffe die Wei terfahrt nach Wilhelmshaven angelreten. In Wilhelms haven wird der Kaiser nach neuerer Bestimmung auf der Werft empfangen. Die Ehrenwache stellt das Seebataillon. Mit dem Bau von sieben Ehrenpfor ten ist begonnen worden. Diesen Sonnabend wird die Nordlandsreise des Kaisers abschließen und der Monarch am genannten Tage in Wilhelmshaven eintreffen. Am Sonntag kommt die Kaiserin, welche bis zum Mittwoch bet ihrem Gemahl bleibt. Mittwoch früh tritt der Kaiser an Bord der Jacht „Hohenzollern" die Reise nach England an; die beiden deutschen Kriegsgeschwader erwarten den Kaiser in der Außenjahde und schließen sich der „Hohenzollern" an. Während der Anwesen heit des Kaisers in Wilhelmshaven halten Graf Bis marck, der Kriegsminister und andere Herren Vortrag, und werden alle Regierungsqeschäfte dort erledigt. Graf Bismarck wird die Reise mitmachen, möglicher weise auch Graf Waldersee. Mit großer Bestimmtheit wird der „Börsenztg." ver sichert, daß Fürst Bismarck am 11. oder 12. August von Varzin nach Berlin kommen wird, um bei der An wesenheit der Kaiser Franz Joseph und Alexander zu gegen zu sein. Graf Herbert Bismarck ist aus Varzin nach Berlin zurückgekehrt. Falls nicht directe Anordnungen vom Kaiser eine Aenderung der bisyer getroffenen Dispositionen herbeisühren sollten, wird der Staats sekretär sich am Sonntag oder Montag nach Wilhelms haven begeben. Der geschäftssührende Ausschuß des deutschen Emin-Pascha-Comitss hat bekanntlich beim Aus wärtigen Amt in Berlin darüber Beschwerde ge führt, daß der Dampfer „Neära" von dem englischen Admiral beschlagnahmt ist. Das Auswärtige Amt hat diese Beschwerde jetzt dahin beantwortet, daß der deut sche Consul in Zanzibar aufgesordert worden sei, Be richt über das Sachverhältniß und die dabei obwalten den Umstände zu erstatten, um auf Grund desselben ein bestimmtes Urtheil zu gewinnen. Zum Tode des Or. Bernhardt Förster in Para guay wird der „Köln. Volksztg." noch aus Buenos- Ayres geschrieben, daß es in der von Förster gegründe ten Cvlonie Neugermanien zu Unruhen und Kundgebungen gegen denselben gekommen sei, die ihn nöthigten, schleu nigst nach Assuncion sich zu entfernen. Bald darauf gab Förster sich selbst den Tod. Die für das Damaraland in Südwestafrika vom Auswärtigen Amte ausgerüstete Expedition, welche sich unter Lieutenant von Francois am 29. Mai in Liver pool eingeschifft hatte, ist am 24. Juni in Walfischbay glücklich gelandet, nachdem auch ihr Führer, der Haupt mann Francois, in Teneriffa an Bord gegangen war. Ohne Aufenthalt wird diese Reitertruppe den Marsch ins Innere antreten, und zunächst versuchsweise zum Gepäcktransport sich der Kameele bedienen. Die aus Stuttgart gekommene Nachricht, der com- mandirende General des württembergischen Armeecorps, General v. Alvensleben, werde von seinem Posten zurücktreten, ist unbegründet. Frictionen scheinen allerdings bestanden zu haben, aber durch eine Einla dung des Generals zur königlichen Tafel ist wieder volle Klarheit hergestellt. Als Candidaten für das neu zu errichtende deutsch- evangelische Bisthum Jerusalem werden genannt: Generalsuperintendent vr. Trautvetter in Rudolstadt und Pastor Gräber in Mühlheim a. d. Ruhr. Beide waren früher in Kairo als Geistliche lhatig. Wie verschiedentlich mitgetheilt wird, sollen in den Kreisen der Neichsregierung sehr ernste Erwägungen darüber stattfinden, ob es möglich wäre, dem Ueber- handnehmen allgemeiner Arbeitseinstellungen durch gesetzgeberische Maßnahmen entgegenzutreten, ohne das Vereinigungsrecht der Arbeiter zu beeinträchtigen.